Kräuter für Balkon und Terrasse - Eine Übersicht

Viele Kräuterliebhaber haben ihr eigenes kleines Kräuterparadies auf dem heimischen Balkon. Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer Kräuter für Essen, Tee, Wellness oder Gesundheit anpflanzt, hat bei Bedarf auch frische und aromatische Pflanzen für den Eigenverbrauch. Außerdem verschönern viele Kräuterpflanzen mit der Vielfalt an Blätter den Balkon, betören im Sommer mit aromatischen Düften und bieten vielen nützlichen Insekten einen gedeckten Tisch.

Balkon mit Küchenkräutern
Ein Balkon mit vielen verschiedenen Küchenkräutern (Foto: Scheer Sieglinde / stock.adobe.com)

Wer allerdings Kräuter auf dem Balkon anpflanzen möchte, sollte sich zunächst einige Gedanken über den eigenen Standort machen und wissen, welche Pflanzen überhaupt geeignet sind.

Übersicht von Küchenkräutern für Balkon und Terrasse

Für den Anfang sollte man sich eine Übersicht verschaffen, welche Küchenkräuter überhaupt wo auf dem Balkon angebaut werden können. Es hilft ungemein zu wissen, ob und welche Kräuter sonnige, halbschattige oder schattige Standorte vertragen.

In der folgenden Tabelle geben wir einen kleinen Überblick über Kräuter, die man mühelos auf den Balkon anpflanzen kann. Diese Tabelle gibt Ihnen eine Entscheidungshilfe an die Hand, welche Kräuter wie und wo angebaut werden können.

Krautgeeignet für BalkonseiteWurzeltiefeErde
BärlauchNord, Ostmittelnährstoffreich, locker
BasilikumOst, West, Südmitteleher nährstoffreich, etwas Sand
BorretschOst, West, Südtiefnährstoffarm, feucht, locker
BrunnenkresseNord, Ostmittelnährstoffreich, feucht
BohnenkrautWest, Südmittelnährstoffarm, durchlässig
DillOst, West, Südtiefnährstoffreich, aufgelockert
JiaogulanOst, West, Südmittelnährstoffreich, leicht feucht
KerbelOst, West, Süd (mit Schatten)mitteleher nährstoffreich, durchlässig, humos
Liebstöckel (Maggikraut)Ost, West, Süd (mit Schatten)mitteleher nährstoffreich, lehmig, etwas gekalkt
KnoblauchsraukeNord, Osttiefnährstoffreich, locker
MajoranOst, West, Südflacheher nährstoffarm, locker, kalkhaltig
OdermennigOst, Westtiefnährstoffarm, locker, kalkhaltig
OreganoOst, West, Südflacheher nährstoffarm, locker, kalkhaltig
PetersilieOst, West, Süd (mit Schatten)tiefeher nährstoffreich, locker
RosmarinWest, Südtiefnährstoffarm, durchlässig
SalbeiWest, Südmittelnährstoffarm, durchlässig
SauerampferOst, West, Südflach (bildet Rhizome)nährstoffreich, eher feucht
Shiso (Perilla)West, Süd (etwas schattig)mittelnährstoffreich, durchlässig, feucht
PfefferminzeWest, Südmittelnährstoffreich, mäßig feucht, locker
ThymianOst, West, Südflachnährstoffarm, durchlässig
ZitronenmelisseOst, West, Süd (mit Schatten)flacheher nährstoffreich, locker

Kräuter, die ausgesprochenen Tiefwurzler sind oder sehr ausgeprägte Wurzelstöcke entwickeln, sind eher nicht für den Balkon geeignet. Die meisten Artemisien, u.a. Estragon, Wermut oder Eberraute bringen nicht viel Freude als Balkonkräuter. Auch Pimpinelle, Mädesüß oder das Currykraut eignen sich nur bedingt. Einige Kräuter, wie z.B. Liebstöckel, kann man zwar anbauen. Allerdings ist hier meist nach einer Vegetationsperiode Schluss, da die Begrenzung der Wurzeln ein weiteres Wachstum verhindern.

Kräuter auf dem Balkon
Lavendel ist ein beliebtes Kraut auf Balkon und Terrasse

Diese Kräuter sind optimal für den Balkon

Einige Kräuterpflanzen sind aufgrund ihres Aromas echte Klassiker. Es sind vor allem Kräuter, die gern und häufig in der Küche verwendet werden und sich verhältnismäßig einfach anbauen lassen. Im folgenden erhalten Sie eine Übersicht an Pflanzen, die im heimischen Kräutergarten auf dem Balkon nicht fehlen dürfen.

1. Bärlauch - Das Frühlingskraut für den Schatten

Bärlauch lässt sich sehr einfach anbauen, benötigt wenig Pflege und ist ein wunderbares Küchenkraut im Frühling. In der Küche kann man Kräuterquarks, Frischkäse aber auch ein leckeres Bärlauchpesto zubereiten, das gut mit Pasta oder zu frischem Brot passt.

Das Lauchgewächs bevorzugt schattige Plätze und mag viel Feuchtigkeit. Da es eine sehr ausbreitungsfreudige Pflanze ist, sollte Bärlauch im Topf oder in kleinen Kübeln angepflanzt werden. Da Bärlauch mehrjährig ist, kann der Topf an Ort und Stelle gelassen werden. Die Pflanze treibt im nächsten Jahr für gewöhnlich wieder aus.

2. Basilikum - Der mediterrane Klassiker

Der Basilikum zählt zweifelsohne zu den Klassikern. In der Küche lassen sich die aromatischen Blätter des mediterranen Gewürzkrauts vor allem für Tomatengerichte, Salate oder auch für Mehlspeisen wie Pizza, Teigtaschen oder Nudeln hervorragend nutzen.

Will man langfristig Freude an Basilikum auf dem Balkon haben, lohnt es sich, die Pflanzen aus Samen zu ziehen. Meist sind handelsfertige Töpfe zu schnellwüchsig und nicht immer robust. Der Vorteil der eigenen Kultivierung ist zudem, dass man die Wahl aus einer Vielzahl unterschiedlicher Basilikumsorten hat. Als Standort ist ein sonniger Platz am besten in Südlage zu empfehlen.

Im Gegensatz zu vielen anderen mediterranen Kräutern sollte der Basilikum immer eine leicht feuchte Erde haben. Je nach Topftiefe und Pflanzenhöhe sollten alle 4 bis 6 Wochen zwischen April und September Dünger verabreicht werden. Ein handelsüblicher Kräuterdünger oder ein Depotdünger (Düngestäbchen) genügen hier vollkommen. Basilikum kann sowohl in Balkonkästen, in Einzeltöpfen oder auch in Kräuterampeln kultiviert werden. Weitere Informationen hierzu lesen Sie im Artikel Basilikum im Topf anpflanzen.

Basilikum auf dem Balkon
Basilikum ist eines der beliebtesten Kräuter auf dem Balkon und ist bei richtiger Pflege sehr ergiebig

3. Borretsch - Das beliebte Gurkenkraut

Auch wenn der Borretsch in den letzten Jahren durch seinen Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden in Verruf geraten ist, zählt er nach wie vor als beliebtes Küchenkraut. Menschen mit gesunder Leber brauchen sich bei maßvollem Verzehr kaum Gedanken machen. Das Kraut mit seinem gurkenähnlichem Aroma passt nämlich hervorragend zu Salaten oder als Zutat für Saucen. Die berühmte Frankfurter Grüne Soße kommt ohne Borretsch nicht aus.

Grundsätzlich ist die Aussaat des Dunkelkeimers nicht schwierig, die Pflege kann unter Umständen jedoch etwas aufwändiger werden. Die Wahl sollte auf einen sonnigen Platz fallen. Südlagen sowie teilweise Westlagen sind hier geeignet. Als Substrat sollte eine normale Blumenerde mit etwas erhöhtem Kalkgehalt gewählt werden. Hat die Erde einen zu geringen pH-Wert, kann sich dies schnell durch welke Blätter bemerkbar machen. Beachtet werden sollte, dass Borretsch oft Blattläuse anzieht.

4. Minze - für die Erfrischung im Sommer

Die Minze als Klassiker sollte auf keinem Balkon fehlen. Viele Minzearten wie Ananasminze oder Pfefferminze können als Teekraut, als Gewürz für viele Süßspeisen oder für erfrischende Getränke verwendet werden. Auch als gesunde Nascherei für zwischendurch sind Minzen durchaus beliebt.

Die Kultivierung ist in der Regel leicht zu bewerkstelligen. Es wird ein halbschattiger Platz bevorzugt. Hierzu sind entweder West- oder Ostlagen geeignet oder Südlagen, mit einem schattigen Plätzchen. Pfefferminze oder Marrokanische Minze lieben eine eher feuchte und nährstoffreiche Erde. Es ist daher wichtig, größere Pflanzen in regelmäßigen Abständen sparsam mit einem geeigneten Dünger zu behandeln. Nach Möglichkeit sollte ein größerer Topf oder Kübel gewählt werden, da viele Minzen etwas tiefer wurzeln und somit im Topf selbst Platz benötigen.

5. Oregano - das Küchengewürz schlechthin

Der Oregano mit seinem scharfen, pfeffrigen und würzigem Geschmack zählt zu den am häufigsten verwendeten Gewürzen. Das Kraut mit den kleinen Blättern lässt sich hervorragend für Gemüsegerichte, Fleisch, Pizza oder Salate verwenden. Interessanterweise nimmt das Aroma von getrocknetem Oregano gegenüber der frischen Variante zu.

Oregano auf dem Balkon
Oregano ist ein hervorragendes Gewürzkraut und darf auf dem Balkon nicht fehlen

Auf dem Balkon kann Oregano problemlos kultiviert werden. Durch seine meist nur geringe Wurzeltiefe kann die Pflanze sowohl im Topf, als auch in Kübeln oder Balkonkästen eingearbeitet werden. Er bevorzugt zwingend sonnige Lagen und liebt eher trockene und nährstoffarme Erden. Oregano lässt sich prima mit anderen mediterranen Kräutern wie Thymian, Salbei oder Rosmarin kombinieren.

6. Petersilie - nicht immer leicht zu kultivieren

Die Petersilie ist ohne Frage ein Klassiker unter den Balkonkräutern. Verwendet wird die lieblich und leicht würzig schmeckende Pflanze vor allem in Salaten und Suppen. Sie passt gut zu Kartoffeln oder zu Hülsenfrüchten.

Für Anfänger ist die Petersilie häufig ein Buch mit sieben Siegeln. Tatsächlich ist die Aussaat des Krauts nicht immer ganz einfach, weswegen Anfänger eher vorgezogene Pflanzen kaufen und schließlich umtopfen sollten. Es sollte nach Möglichkeit ein halbschattiger Platz gewählt werden, da sich die Petersilie bei voller Sonne nicht gut entwickeln kann. Die Töpfe oder Kübel sollten etwas tiefer ausgestattet sein, da Petersilienwurzeln durchaus stattliche Wurzeln entwickeln können. Weitere Tipps gibt es im Artikel Petersilie im Topf anbauen.

7. Rosmarin - Gut für Mensch und Insekten

Eigentlich ist der Rosmarin ja ein Halbstrauch. Die aus dem Mittelmeer stammende Pflanze hat oft einen Stammplatz auf vielen sonnendurchfluteten Balkonen. Frische Rosmarinzweige können zum Würzen von Fleisch und Gemüsepfannen oder zur Herstellung eines eigenen Rosmarinöls verwendet werden. Außerdem riechen die Nadeln ganu hervorragend, wenn man drüber streicht.

Rosmarin benötigt neben voller Sonne kaum zusätzliche Nährstoffe. Wichtig ist jedoch, dass die Erde bzw. das Substrat locker und durchlässig ist. Mit staunassen Böden kommt die Pflanze - wie viele andere mediterrane Arten - nicht zurecht. Für ein langfristig üppiges und gesundes Wachstum sollte Rosmarin immer wieder abgeerntet werden. Nicht benötigte Zweige lassen sich leicht trocknen.

8. Schnittlauch - Einfach anzubauen

Schnittlauch wird häufig als Zutat für Quark- und Frischkäse, für Salate, als Zutat für Dips, für Suppen oder für zahlreiche Kartoffelgerichte verwendet. Es ist vor allem deshalb beliebt, da das Lauchgewächs deutlich milder ist, als Zwiebel oder Knoblauch.

Der Anbau von Schnittlauch auf dem Balkon ist sehr einfach. Die Pflanze lässt sich leicht im Topf ziehen und pflegen. Sie bevorzugt eine nährstoffreiche Erde, die immer leicht feucht gehalten werden sollte. Für den Anbau können einfache Töpfe oder auch ein Balkonkasten gewählt werden. Wichtig ist, dass der Schnittlauch möglichst allein wachsen kann, da sie sich nur unzureichend mit anderen Pflanzen verträgt. Als Standort auf dem Balkon kann sowohl eine Südlage als auch eine West- oder Ostlage in Frage kommen.

Schnittlauch auf dem Balkon
Schnittlauch oder auch Schnittknoblauch brauchen nur sehr wenig Zuwendung

9. Thymian - braucht wenig Pflege

Thymian gehört zu den klassischen Balkonkräutern und und wird bevorzugt als Gewürz für z.B. Kartoffelgerichte, Quarks, Salate oder Fischgerichte verwenden. Alternativ kann frischer Thymian jedoch als Hausmittel bei grippalen Infekte oder bei Bronchitis genutzt werden. Auch andere Thymianarten können angebaut werden. Sie eignen sich oft auch als sehr gute Küchen- und Gewürzpflanze. Eine besondere Empfehlung von uns ist der Zitronenthymian, der vor allem mit seinem zitrusartigen und herben Aroma überzeugt.

Als Balkonpflanze ist Thymian einfach zu kultivieren, vorausgesetzt er wächst auf einem sonnigen Südbalkon. Das mediterrane Würzkraut kann zwar auch an Ost- oder Westlagen wachsen. Allerdings wird er nur selten einen üppigen Blattwuchs sowie genügend ätherische Öle bilden. Thymian mag eher trockenere Erden und eher sandigere Substrate. Wichtig ist, den Thymian regelmäßig zu schneiden, damit die Stängel nicht zu sehr verholzen.

Thymian auf dem Balkon
Thymian ist eine pflegeleichte Balkonpflanze, die eher sonnige Südlagen bevorzugt

10. Zitronenmelisse - ein perfektes Kraut für Anfänger

Die Zitronenmelisse ist ein ideales Sommerkraut. Sie eignet sich für erfrischende Getränke wie Limonaden oder Eistee, aber auch als Gewürz für Fisch oder Gemüsegerichte. Wer übrigens schlecht einschlafen kann, kann sich frischen Melissentee mit selbst geernteten Blättern schnell und einfach zubereiten.

Zitronenmelisse auf dem Balkon
Zitronenmelisse wächst problemlos, insofern sie nicht voller Sonne ausgesetzt ist

Das Schöne an der Zitronenmelisse ist, dass sie kaum Pflege benötigt. Sie ist eine sehr genügsame mehrjährige Pflanze, die zwar sonnige Plätze mag, aber von Vollsonne gern verschont wird. Sie neigt bei optimalen Bedingungen zu üppigen Wuchs, weswegen ein regelmäßiges Ernten der Zitronenmelisse empfehlenswert ist.

Hinweise und Tipps für den Anbau von Kräutern auf dem Balkon

Es gibt viele Kräuter, die sich einfach und ohne großen Zeitaufwand auf dem Balkon oder auf der Terrasse anpflanzen lassen. Damit der Anbau auch ein Erfolg wird, benötigt man Wissen über die Standortvorlieben und den Nährstoffbedarf der würzigen Pflanzen. Um Sie zu motivieren, möchten wir Ihnen vorab einige Vorteile zeigen, warum sich der Anbau der aromatischen Pflanzen lohnt:

  1. Sie haben immer frische Kräuter im Sommer für die Küche
  2. Frische und selbst angepflanzte Kräuter schmecken deutlich besser
  3. Sie tun etwas für die biologische Vielfalt und bieten Insekten eine wertvolle Nahrungsquelle
  4. Sie verschönern Ihren Balkon und erfreuen sich an den Düften und an den Blüten
Pflanzkasten für Balkonkräuter - Basilikum
Küchenkräuter wie Basilikum lassen sich bei gutem Standort leicht anpflanzen

Lage und Standort des Balkons

Bevor überhaupt geplant wird, welche Kräuter angebaut werden sollen, muss geklärt sein, welche Lage der Balkon hat, welche Sonnenverhältnisse herrschen und wie der kleine Kräutergarten angeordnet werden soll.

  • Südbalkon: Geeignet für sonnenhungrige Kräuter. Hierzu gehören u.a. viele mediterrane Kräuter wie Thymian, Oregano oder Rosmarin.
  • Ostbalkon: Balkone in östlichen Lagen werden meist morgens bis zur Mittagszeit von der Sonne bestrahlt. Hier eignen sich viele Kräuter, die Halbschatten und Sonne gleichzeitig vertragen. Hierzu gehören z.B. Dill, Borretsch oder Kümmel.
  • Nordbalkon: Nördliche Lagen werden kaum von der Sonne beschienen. Hier eignen sich vor allem Schattenkräuter wie Bärlauch, Brunnenkresse oder Knoblauchsrauke.
  • Westbalkon: In westlichen Lagen sind die Sonnenstunden vor allem nachmittags zu erwarten. Hier können tolerierende Kräuter wie Zitronenmelisse, Pfefferminze sowie viele mediterrane Kräuter wachsen.

Die klassische Südausrichtung dürfte bei den meisten ganz oben im Kurs stehen. In der Regel versprechen Balkone auf der Südseite die besten Sonnenverhältnisse, insofern die Sonne nicht durch andere Gebäude oder größere und dichte Bäume verdeckt bleibt. Die Südseite heißt für den Balkongärtner, dass zwar viele Pflanzen angebaut werden können, diese aber häufig auch durch vermehrtes Gießen und Düngen einen erhöhten Pflegebedarf haben. Grundsätzlich sollten jedoch auch einige schattige Seiten geschaffen werden, da vor allem im Sommer die Mittagssonne dafür sorgen kann, dass einige Pflanzen verbrennen.

Im krassen Gegensatz verspricht ein Balkon mit Nordausrichtung die geringste Sonnenausbeute. Doch auch Besitzer eines Nordbalkons müssen nicht zwangsweise auf Kräuter verzichtet, auch wenn sie sich deutlich einschränken müssen. Wasser verdunstet hier meistens bedeutend langsamer, weswegen das Gießen auf die Morgenstunden gelegt werden sollte, damit die Erde in den späten Abend- und Nachtstunden nicht zu nass ist und Staunässe fördert.

Balkone auf West- oder Ostseite sind bei relativ freier Bebauung ideal für viele Kräuterpflanzen. Besitzer von Westbalkonen haben im Gegensatz zur ostseitigen Variante die Sonneneinstrahlung in den Nachmittags- und Abendstunden. Hier besteht meist ein gutes Schatten- und Sonnenverhältnis, wobei die Westbalkone etwas intensivere Sonnenstrahlung haben. Die Verdunstungsleistung ist etwas geringer als auf Südbalkonen, wodurch die Kräuter nicht ganz so häufig gegossen werden müssen. Auf solchen Balkonen gedeihen vor allem Kräuter, die halbschattige Standorte lieben, aber auch sonnige Standorte tolerieren. Mediterrane Kräuter können hier zwar angebaut werden, wachsen aber meist nicht so üppig wie auf Südbalkonen.

Pflanzgefäße für Balkonkräuter

Für den eigenen Kräutergarten auf dem Balkon werden auch entsprechende Pflanzgefäße benötigt. Neben den üblichen viereckigen Balkonkästen kommen auch verschiedene Pflanztöpfe zur Anwendung. Zu beachten ist die Tiefe der Töpfe und Kästen. Einige Kräuter wie Dill und Liebstöckel wurzeln beispielsweise relativ tief. Hier würden relativ flache Pflanztöpfe dafür sorgen, dass diese Kräuter nicht optimal wachsen oder aber einen größeren Pflegeaufwand (Gießen, Düngen) zur Folge haben.

Einige Hersteller bieten für Besitzer größerer Balkons und Terrassen auch spezielle Kräuterspiralen an. Diese sind vor allem für diejenigen geeignet, die viele Kräuter mit unterschiedlichen Anbaubedingungen auf engem Raum anpflanzen wollen. Wer mit dem Gedanken spielt sich eine zu beschaffen, sollte sich über Aufbau der Kräuterspirale, Pflanzzonen und Pflege auseinandersetzen.

Neben Töpfen, Kübeln und Kästen gibt es auch ausgefallene Ideen, wie die frischen Kräuter präsentiert werden können. Gute Beispiele hierfür sind spezielle Kräuterregale oder Kräuterampeln. Vor allem Letztere eignen sich hervorragend für eher kleinere Balkone, da sie die Oberfläche bzw. Nutzfläche deutlich vergrößern.

Tipps zur Auswahl passender Pflanzgefäße für Kräuter

  • Pflanzkästen können hervorragend an Brüstungen angebracht werden. Dort erhalten sie meist Regen und Wind, was den Pflegeaufwand häufig erleichtert.
  • Töpfe und Kübel sind meist für das Balkoninnere oder für Stellflächen auf äußeren Fensterbänken geeignet. Diese lassen sich universell einsetzen.
  • Kräuterampeln bestehen meist aus Plastik oder ton und enthalten mehrere Öffnungen. Sie sind für kleinere Balkone geeignet und bieten viel Platz.
  • Kleinere Kräuterspiralen bieten Platz für Kräuter mit unterschiedlichen Ansprüchen. Diese sind jedoch eher etwas für größere Balkone.
  • Hochbeete für Balkone sind deutlich kleiner als normale Hochbeete, bieten aber dennoch genug Platz, um mehrere Kräuterarten anzupflanzen. Sie sind ausreichend tief und können auf kleinem Raum mit unterschiedlichen Substraten versehen werden.

Geeignete Erden und Substrate für Balkonkräuter

Im Gegensatz zum eigenen Garten stehen Kompost und Mutterboden nicht zur Verfügung. Meist werden normale Blumenerden oder handelsfertige Kräutererden für die Balkonkräuter verwendet, die meist aus Torf und einigen beigemischten Düngern bestehen. Für viele Blühpflanzen mögen solche Erden nutzbar sein, viele Kräuter stellen jedoch einige Ansprüche an das Substrat. Mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Lavendel oder Bohnenkraut benötigen eher sandige und durchlässige Böden und sollten daher auch nicht in solchen Erden wachsen. Kräuter, die für den Nordbalkon geeignet sind (z.B. Pfefferminze, Knoblauchsrauke), haben allerdings mit solchen Erden meist keine Probleme.

Wer unbedingt torfhaltige Blumenerde verwenden will, sollte diese mit einigen Zuschlagstoffen vermischen, um Drainage und Belüftung des Substrats zu verbessern. Gut geeignete Substratzuschläge sind Sand, Bims, Lavakies, Blähton oder Zeolith. Bims und Lava bieten zudem noch eine gute Versorgung mit einigen wichtigen Elementen (z.B. Eisen, Magnesium). Das Mischungsverhältnis der Erde hängt immer vom Kraut selbst ab. Rosmarin, Salbei oder Thymian sollten bis zu 35 Prozent solcher Zuschlagstoffe enthalten. BeI Kräutern wie Dill, Estragon oder Melisse sollte es weniger sein (etwa 15 bis 20 Prozent).

Blähton als Substrat für Balkonkästen
Blähton liefert eine gute Durchlüftung sowie Wasserversorgung und verbessert die Durchwurzelung im Topf. Es lässt sich problemlos im Blumentopf untermischen.

Wenn möglich, können und sollten auch torffreie Erden für den Anbau auf dem Balkon genutzt werden. Sie sind nicht nur deutlich umweltfreundlicher, sondern bieten auch einige Vorteile. Torf ist von Natur aus nährstoffarm und neigt dazu schnell auszutrocknen. Torffreie Erden bestehen hingegen meist aus Rindenhumus, Kompost sowie einigen Zuschlagstoffe wie Sand. Vor allem für Balkone, wo die Erde im Kübel schnell durch Sonne austrocknet, könnten torffreie Erden viel Stress ersparen.

Düngen und Gießen der Kräuter

Um das Beste aus Ihren Kräutern herauszuholen, müssen die Pflanzen natürlich auch optimal mit Düngern und Nährstoffen versorgt werden. Gegenüber einem Kräutergarten müssen Balkonkräuter meist öfter und intensiver versorgt werden. Der Hintergrund ist, dass Nährstoffe und Wasser aus Töpfen und Kübeln stärker ausgewaschen werden.

Beim Gießen der Balkonkräuter sollte strikt darauf geachtet werden, welcher Kräutertyp angebaut wird. Viele mediterrane Kräuter wie Lavendel, Thymian oder Rosmarin sind an trockene Standorte angepasst und können mitunter, je nachdem wie alt die Pflanzen sind, auch längere Trockenphasen überdauern. Kräuter die an schattige Standorte angepasst sind, reagieren hingegen schon nach kürzeren Trockenphasen mit Stress und verkümmern schnell. Kräuter wie Bärlauch, Pimpinelle oder Knoblauchrauke zeigen dies schnell durch herunterhängende Blätter.

Beachtet werden sollte auch, dass zu häufiges Gießen bei eher trockenheitsliebenden Kräuter wie z.B. Salbei schnell zu Falschem Mehltau führen kann. Zeitgleich kann zu weniges Gießen oder Engstände zwischen den einzelnen Pflanzen zu Echtem Mehltau führen. Werden Balkonpflanzen befallen, lässt sich Mehltau natürlich behandeln.

Wie oft die Balkonkräuter gedüngt werden müssen, hängt ebenfalls vom Kräutertyp ab. Auch hier ist es meistens so, dass Pflanzen die an eher sonnigen Standorten wachsen, deutlich weniger Nährstoffe benötigen als schattige Kräuter. Allerdings gibt es hier durchaus einige Ausnahmen. Beliebte Kräuter wie Basilikum, Sauerampfer oder Zitronenmelisse haben eher einen hohen Nährstoffbedarf. Je nach Topfgröße kann in zwischen Spätfrühling und Sommer etwa alle vier bis acht Wochen ein handelsüblicher Kräuterdünger verarbeitet werden. Meist danken es diese Pflanzen mit üppigen Wachstum. Kürzere Zeiträume sollten eher unterbleiben. Wird nämlich zu oft gedüngt, wird das Säuremileu in der Erde verändert wodurch Wurzelbrand auftreten kann. Die Folge wäre ein schnelles Ende des Krauts.

Tipps zum Düngen und Gießen von Kräutern:

  • Standortvorlieben der Kräuter unbedingt beachten - Hierzu sollten unbedingt die Hinweise auf der Aussaatanleitung oder bei frischen Pflanzen am Etikett beachten
  • Viele mediterrane Kräuter wie Bohnenkraut, Thymian, Oregano, Rosmarin, Salbei oder Ysop benötigen verhältnismäßig wenig Wasser und wenig Dünger
  • Gewürzkräuter aus der Familie der Doldenblütler, z.B. Anis, Dill, Fenchel, Kümmel oder Petersilie sollten niemals vollständig austrocknen
  • Typische heimische Kräuter wie Bärlauch, Brunnenkresse, Löwenzahn, Spitzwegerich oder Sauerampfer haben einen höheren Nährstoffbedarf

Balkonkräuter und ihr ökologischer Nutzen

Vor allem in Städten leidet die ökologische Vielfalt, vor allem die von Insekten und Vögeln. Hintergrund ist, dass durch eine zu stringente Grünpflege viele nektarreiche Kräuter und Stauden schnell entfernt werden. Beispielsweise sorgt das Entfernen von Brennnesseln zu einem spürbaren Rückgang bekannter Schmetterlingsarten wie Tagpfauenauge oder KLeiner Admiral. Auch Bienen und Hummeln verlieren durch frühzeitiges und zu häufiges Mähen von städtischen Wiesen schnell ihre Nahrungsgrundlage.

Als Balkongärtner hat man die Möglichkeit, einen kleinen aber wichtigen Teil zum Erhalt der biologischen Vielfalt beizutragen. Zahlreiche bekannte Balkonkräuter sind wichtige Kräuterpflanzen für Bienen und Schmetterlinge, die reichhaltig Nahrung bieten. Von Vorteil ist auch, dass meist weitere Nutzinsekten wie z.B. Marienkäfer angelockt werden, die zum Beispiel eine natürliche Bekämpfung für Blattläuse darstellen können.

Gundermann auf dem Balkon
Als Frühjahrspflanze hilft Gundermann auf dem Balkon vor allem Bienen, Hummeln und Schmetterlinge mit Nahrung zu versorgen. Das Wildkraut ist auch ein sehr gutes Gewürzkraut.

Überwintern von Balkonkräutern

Zur Pflege der Kräuter gehört auch das fachgerechte Überwintern. Einige Kräuterpflanzen, die eher wärmere Klimate gewohnt sind, benötigen einen frostfreien Platz. Hierzu gehören u.a. mediterrane Pflanzen oder solche, die in tropischen oder subtropischen Regionen zuhause sind.

Viele einheimische Kräuter sowie Pflanzen, die an kalte Klimate gewohnt sind, brauchen in dem Fall keine Unterstützung. Die oberirdischen Pflanzenteile sterben zum Winter hin zunächst ab. Im kommenden Frühjahr treiben Blätter und neue Pflanzenteile dann wieder aus.

Kräuterpflanzen, die nur eine geringe Frosttoleranz aufweisen, müssen entweder ins Haus, in den frostfreien Keller, ins Treppenhaus (wenn erlaubt) oder in einem geschützten Bereich im Balkon überwintert werden. Einen geschützten Bereich kann man schaffen, in dem man eine Ecke herauspickt, wo die Töpfe bequem mit Gartenvlies und Jutesäcke eingehüllt werden können. Wichtig ist, dass die Kräuter im Winter auch von Zeit zu Zeit gegossen werden. Übrigens: Die Töpfe sollten relativ dicht an der nächsten Wand stehen. Durch Heizungswärme sind diese Bereiche, je nach Dämmung, in der Regel etwas wärmer als die Umgebungstemperatur. Weitere Informationen zum Überwintern von Kräutern erhalten sie in unserem Artikel Kräuter winterfest machen.

In der folgenden Übersicht zeigen wir Ihnen, welche Ihrer Balkonkräuter winterhart sind.

Winterharte Kräuter - Übersicht

  • Bärlauch
  • Currykraut (bis -8 °C)
  • Estragon
  • Goldmelisse
  • Jiaogulan
  • Lavendel (ältere Pflanzen)
  • Löwenzahn
  • Oregano
  • Petersilie
  • Pfefferminze
  • Salbei (je nach Sorte)
  • Sauerampfer
  • Schnittlauch
  • Thymian
  • Waldmeister
  • Winterbohnenkraut
  • Zitronenmelisse

Häufig gestellte Fragen

Welche Kräuter für den Balkon sind pflegeleicht?

Wenig Pflege benötigen vor allem mediterrane Kräuter wie Oregano, Thymian, Rosmarin, Salbei oder Zitronenmelisse. Aber auch Schnittlauch, Kapuzinerkresse oder Brunnenkresse sind sehr einfach in der Pflege.

Kann man auch Wildkräuter auf dem Balkon pflanzen?

Das hängt vom jeweiligen Kraut ab. Kräuter mit geringer Wurzeltiefe stellen meist kein Problem dar. Hierzu gehören z.B. Taubnessel, Gundermann, Franzosenkraut oder Bärlauch. Wildkräuter mit tiefer Wurzel (z.B. Brennnessel, Giersch) eignen sich nur bedingt.

Wann können Kräuter auf dem Balkon?

Das hängt stark vom Wetter ab. Junge Kräuter sollten erst auf dem Balkon, wenn keine Fröste mehr zu erwarten sind. Das ist meist das späte Frühjahr. Ältere winterfeste Arten können jedoch auf dem Balkon auf überwintern.

       

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Kommentare zum Thema

Nora Schleich hat am 04.08.2022 um 14:41 Uhr geschrieben

Guten Tag,

ich würde jetzt gerne Kräuter anbauen und habe mir einige Samen zugelegt. Kann ich sie auch jetzt, im August, noch anpflanzen, im Topf, oder muss dies tatsächlich immer im Frühjahr erfolgen?

LG Nora

moni hat am 08.08.2021 um 07:24 Uhr geschrieben

Wir haben in diesem Jahr unheimlich viel Mehltau auf dem Balkon. Fast alle Kräuter haben diesen komischen weißen Überzug an den Blättern. Wir fragen uns, ob wir etwas falsch gemacht haben, oder ob es vielleicht an dem Wetter liegt? Unser Balkon ist überdacht.

kraeuter-buch.de hat am 08.08.2021 um 09:49 Uhr geschrieben

Das lässt sich leider aus der Ferne nicht feststellen. Tatsächlich kann das nasskalte und feuchte Wetter einen Einfluss haben, dass z.B. der Falsche Mehltau entsteht. Begünstigt werden kann das, wenn dann noch öfter gegossen wird oder mit einem Pflanzensprüher die Blätter oft mit Wasser benetzt werden.

Viel Glück mit Ihren Kräutern!

Helmut Scholz hat am 02.03.2021 um 19:35 Uhr geschrieben

Welche Kräuter wachsen schnell nach? (nach der Ernte). Basilikum wächst z.B. sehr gut nach, Schnittlauch überhaupt nicht. Und so groß ist unser Balkon nicht so dass wir nicht sehr viele Töpfe aufstellen können.

Jule hat am 27.06.2020 um 19:12 Uhr geschrieben

Vielen Dank für diesen umfangreichen Artikel. Wir haben dieses Jahr einige Wildkräuter ausgegraben und auf den Balkon verpflanzt. Die Bienen lieben es. Wir haben nur ein Problem mit unseren Kamillen, die einfach nicht anwachsen wollen. Haben Sie hierfür vielleicht einen Tipp?

kraeuter-buch.de hat am 28.06.2020 um 10:42 Uhr geschrieben

Hallo Jule. Eine schöne Idee, wie ich finde. Für das nächste Jahr empfehle ich jedoch eher eine Wildsamenmischung, die viele Wildpflanzen (darunter auch Kamille) enthalten.

Wenn die Kamille nicht richtig anwachsen will, liegt es meist an der Erde. Sie wächst in ihrer natürlichen Umgebung meist in lockerem Boden. Versuchen Sie mal den Topf in der die Pflanze wächst, etwas Sand zuzufügen. Das kann gern 25 Prozent vom Topfvolumen sein.

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