Bohnenkraut
Satureja spec.Kaum ein anderes Kraut wird häufiger mit Bohnen verwendet als Bohnenkraut. Die Gattung der Bohnenkräuter umfasst zahlreiche Arten, von denen das Sommerbohnenkraut (Satureja hortensis) und das Winterbohnenkraut (Satureja montana) am häufigsten im Handel zu finden sind. Geschmacklich unterscheiden sich beide Bohnenkrautarten nur geringfügig voneinander, doch in der Pflege und Lebensdauer gibt es einige Unterschiede.
Botanischer Name | Satureja spec. |
Pflanzenfamilie | Lippenblütler |
Weitere Namen | Winterbohenkraut, Saturei, Pfefferkraut, |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | April-Mai |
Blütezeit | Juni-Oktober |
Erntezeit | April-Juni |
Standort | vollsonnig bis sonnig; trockene, eher sandige und nährstoffarme Böden |
Verwendung als Heilkraut | Husten, Bronchitis, Hautirritationen, Pickel, Durchfall, Candida-Befall |
Verwendung als Gewürzkraut | Bohnensalat, Fleischgerichte, Fisch, Saucen, Kartoffeln |
Der Name Bohnenkraut
Auch wenn man meinen könnte, der Name Bohnenkraut wäre selbsterklärend und Bohnenkraut würde nach Bohnen riechen, ist die Bedeutung des Namens Bohnenkraut eine andere. Dennoch steht der Name Bohnenkraut in direktem Zusammenhang mit Bohnen, "weil man es in die Bohnen wirft um der Speise einen guten Geruch und Geschmack zu geben", meinte der Naturhistoriker Heinrich Sander (1754 bis 1782). Tatsächlich ergänzen sich Bohnen und Bohnenkraut bestens, da das grüne Gemüse durch das Bohnenkraut einen intensiveren Geschmack erhält.
Die Bedeutung des botanischen Namens Satureja montana hingegen ist in Teilen ungeklärt. Während der Zusatz montana aus dem Lateinischen mit bergig übersetzt wird und auf die ursprüngliche Herkunft von Bohnenkraut anspielt, liegt der etymologische Hintergrund des Wortes Satureja im Verborgenen. Tatsache ist, dass schon der römische Universalgelehrte Plinius der Ältere (23 bis 79 n.Chr.) Satureia erwähnte. Der Begriff wurde auch in den folgenden Jahrhunderten übernommen, in Satureja abgewandelt oder in historischen Kräuterbüchern als Saturei übernommen.
Der Wortstamm von Satureja könnte sich allerdings von der lateinischen Vokabel saturitas ableiten, die mit Sättigung oder Fülle übersetzt wird. In Bezug auf Bohnenkraut ist die Interpretation vielgesichtig. Zum einen könnten es die Fülle an ätherischen Ölen sein, die bei bei sättigenden Gerichten, die mit Bohnenkraut gewürzt wurden, die Verdauung positiv unterstützen. Andererseits könnte auch der üppige Blütenstand zur namengebenden Fülle beigetragen haben.
Pflanzenmerkmale und Systematik des Bohnenkrauts
Herkunft und Vorkommen des Bohnenkrauts
Die bei uns erhältlichen und kultivierten Bohnenkräuter haben unterschiedliche Herkunfts- und Verbreitungsgebiete. Das Sommer-Bohnenkraut stammt beispielsweise aus dem östlichen Mittelmeergebiet, wohingegen das Winter-Bohnenkraut (auch Bergbohnenkraut, Bergsaturei oder Wintersaturei genannt) in Südeuropa beheimatet ist. Da jedoch beide Bohnenkrautarten lange kultiviert und transportiert werden, findet man beide Arten heute verwildert in den Mittelmeerländern sowie in Balkanländern.
Die Pflanzen ist heute auch in einigen Teilen Deutschlands sowie in Österreich und einigen Teilen Tirols verwildert anzutreffen. Meist finden sich Bohnenkräuter an Bahndämmen, auf Äckern und auf kargen Böden. Seit dem 9. und 10. Jahrhundert wurde vor allem das Sommerbohnenkraut von Mönchen eingeschleppt und in Klöstergärten angebaut.
Systematik des Bohnenkrauts
Bohnenkrautarten zählen zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) bzw. genauer zur botanischen Unterfamilie Nepetoideae. Sie sind damit verwandt mit anderen, meist mediterranen Kräutern, wie Salbei, Rosmarin oder Thymian.
Die Gattung Bohnenkraut (Satureja) umfasst etwa 40 Arten, wobei das Sommer-Bohnenkraut (Satureja hortensis) und das Winter-Bohnenkraut (Satureja montana) die wohl bekanntesten sein dürften. Eine andere Bohnenkrautart, die gelegentlich im Handel anzutreffen ist, ist die indianische Minze (Satureja douglasii).
Bohnenkraut erkennen und bestimmen
Das Sommer-Bohnenkraut ist eine einjährige, krautige Pflanze, gegenüber dem Winter-Bohnenkraut, welches zwei- und mehrjährig sein kann. Das Winter-Bohnenkraut wird mit maximal 70 cm meist etwas größer als das Sommer-Bohnenkraut, welches Wuchshöhen um die 55 cm erreicht. Die Wurzeln sind meist dünn, bräunlich und meist wenig bis mittelmäßig verästerlt.
Blätter
Die Blätter der beiden Bohnenkrautarten ähneln sich ziemlich. Die Blätter werden bis zu 3 cm lang und haben eine lanzettliche Form. Die Blätter sind kurz gestielt und gegenständig angeordnet. Beim Winterbohnenkraut sind die Blätter meist ledrig, "steif glänzend, stachelspitzig" (Geiger et al., 1839), wohingegen sie beim Sommerbohnenkraut meist eher flaumig und etwas behaart sind. Die Sprossachse (bzw. der Stängel) kann von unten verholzen.
Blüten
Zur Blütezeit, die meist zwischen Juni bis Anfang Oktober andauert, bilden sowohl das Winter- als auch das Sommerbohnenkraut weiße, blauviolette bis zartrosa Blüten aus. Als Blüten sind typische zweigeteilte Lippenblüten. Jede Blüte enthält immer vier Staubblätter, die eine unterschiedliche Länge haben. Die Blüten selbst sitzen auf einem traubigen Blütenstand.
Die Blüten von Bohnenkraut sind aufgrund ihres Pollen- und Nektargehaltes beliebt bei Bienen und Insekten.
Früchte und Samen
Zur Fruchtreife entwickeln sich die meist dunkelbraunen Samen, die in Klausenfrüchten eingeschlossen sind. Die Früchte selbst haben eine ründliche Form und sind ebenfalls dunkelbraun gefärbt.
Bohnenkraut aussäen, pflanzen und pflegen
Standort und Boden
Bohnenkraut ist an warme und helle Standorte angepasst. Wichtig ist es daher, dass Bohnenkraut sonnig steht und der Boden wasserdurchlässig und leicht kalkhaltig ist. Staunässe wirkt sich ungünstig auf das Wachstum aus und sollte vermieden werden. Bei dichten bzw. lehmhaltigen Böden sollten daher Zuschlagstoffe wie Quarzsand, Bims oder Zeolith eingearbeitet werden, um den Wasserabfluss zu unterstützen. Zusätzlich empfehlenswert sind gelegentliche Kalkgaben.
Aussaat
Bohnenkraut ist ein Lichtkeimer. Für die Anzucht, werden die Bohnenkrautsamen nur leicht auf die Anzuchterde gedrückt und an einen hellen Platz gestellt. Optimal ist die Fensterbank, wo am besten mit der Aussaat im April begonnen wird. Im Freien wartet man die Eisheiligen ab und sät Bohnenkraut ab Ende Mai direkt auf die Erde aus. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass zwischen den Pflanzen genügend Abstand eingehalten wird, da Bohnenkraut voluminös wächst. Die Erfahrung zeigt, dass 20 cm Entfernung zur nächsten Pflanze ausreichen.
Anpflanzen und Pflanzorte
Beide Bohnenkrautarten eignen sich sowohl für den Anbau im Kräutergarten wie auch für die Topfkultur in Blumenkästen oder größeren Pflanztrögen.
Vermehrung
Die Vermehrung des Krauts geschieht am besten über Stecklinge oder durch Teilung der Pflanze am Wurzelballen. Allerdings gilt dieser Schritt nur für das mehrjährige Winterbohnenkraut alias Bergbohnenkraut (Satureja montana). Sommerbohnenkraut - auch Sommersatureja genannt - ist einjährig und lässt sich ausschließlich über Samen vermehren.
Pflege
Auch wenn das mehrjährige Bergbohnenkraut immergrün ist, empfiehlt es sich, im Frühjahr einen Rückschnitt vorzunehmen, um das buschige Wachstum zu fördern. Siehe hierzu auch Kräuter schneiden.
Düngen
Bohnenkraut hat einen eher geringen Nährstoffbedarf. Gedüngt werden mehrjährige Bohnenkrautarten lediglich zu Beginn der Vegetationsperiode im Frühjahr. Überdüngung sollte unbedingt vermieden werden, da dies zum Stress und zu Pflanzenkrankheiten führen kann. Topfkulturen dürfen vor der Blühphase mit mäßigen Düngergaben versorgt werden. Hierfür eignen sich pflanzliche organische Pressdünger sehr gut.
Gießen
Auch beim Wasserbedarf ist das Bohnenkraut genügsam. Trockene Phasen übersteht die Pflanze einfacher als zu feuchte Erde. Ist die oberflächlich trockene Erde auch in etwa 2 cm Tiefe trocken, wird mäßig gewässert. An sehr heißen Tagen kann abends ebenfalls einmal kräftig gegossen werden. Ansonsten übersteht Bohnenkraut auch mittlere Trockenphasen sehr gut.
Überwinterung
Berg-Bohnenkraut, das in Topfkultur wächst, wird im Winter in den Wintergarten oder ins kühle Treppenhaus geholt. Das gilt vor allem für jüngere Exemplare. Ältere Arten sind in der Regel winterfest. Pflanzen die draißen überwintern sollten mit etwas Mulch bedeckt werden.
Bohnenkraut und dessen Verwendung
Bohnenkraut ist ein vielseitiges Würzkraut, das aber auch bei Bauchschmerzen und Hautproblemen hilft, wobei der Mediziner Jacob Reinbold Spielmann (1722 bis 1783) meinte, dass Bohnenkraut mehr zum Würzen als zum Heilen geeignet sei.
Bohnenkraut in der Küche
Bohnenkraut ist ein Klassiker im Gewürzschrank. Verwendet wird das beliebte Küchenkraut sowohl frisch wie auch getrocknet. Anders als es bei vielen anderen Kräutern ist Bohnenkraut auch getrocknete sehr aromatisch und kann bei guter Qualität sein Aroma sogar intensiveren. Der beste Zeitpunkt, um besonders geschmacksintensives Bohnenkraut zu ernten, ist die Phase unmittelbar vor der Blüte.
Der Geschmack von Bohnenkraut ist kräftig und herb mit einer leicht scharfen Note – entfernt vergleichbar mit einer Mischung aus Rosmarin und Thymian. In historischen Kräuterbüchern ist deshalb mitunter auch die Rede vom Bergpfefferkraut. Winterbohnenkraut schmeckt meist intesiver als das Sommerbohnenkraut. Verantwortlich für den recht intensiven Geschmack sind die enthaltenden ätherischen Öle, allem voran Thymol und Carvacrol.
Dafür verwendet man Bohnenkraut in der Küche:
- als Gewürz für Bohnen und andere Hülsenfrüchtler, z.B. für eine cremige Bohnensuppe in Verbindung mit Kartoffeln
- für Saucen und Marinaden
- für spezielle Gewürz- und Kräutermischungen: Bohnenkraut ist z.B. Hauptbestandteil der Kräuter der Provence
- als Gewürz für Fisch und Meeresfrüchte: Bohnenkraut passt sehr gut zu Garnelen oder weißen Fischen wie Pangasius, Barsch oder Zander
- als Gewürz für Fleischgerichte wie Hühnchen, aber auch Wildgerichte
- als Zutat für Frischkäse oder Quarkgerichte
- zum Würzen von Pastagerichten oder Gnocchi
Nach Bohnen schmeckt Bohnenkraut nicht, harmoniert aber perfekt zu Bohnen in jedweder Version: egal, ob als Bohnensalat oder Bohnengemüse. Doch auch anderes Gemüse wird durch Bohnenkraut fein aromatisiert, allen voran Erbsen und Linsen sowie Kartoffel- und Kohlgerichte. Hervorragend macht sich Bohnenkraut ebenso zu Lammfleisch und Fischgerichten, insbesondere wenn man die zitronenfrische Varietät Satureja citridona verwendet.
Eine weitere Verwendung von Bohnenkraut ist die Zubereitung herzhafter Quark- und Buttergerichte. Ausgezeichnet schmeckt Bohnenkraut beispielsweise in selbstgemachter Kräuterbutter, die zu gegrilltem Gemüse oder Fleisch passt. Lohnenswert kann auch die Verfeinerung von Kräuterquark oder Frischkäsespezialitäten sein. Bohnenkraut harmoniert im übrigen sehr gut mit anderen mediterranen Kräutern wie Lavendel, Oregano oder Salbei.
In der Küche findet meist das Sommer-Bohnenkraut Verwendung, welches insgesamt etwas milder schmeckt als das Winter-Bohnenkraut. Grundsätzlich können allerdings beide Arten verwendet werden; letztere passen mitunter zu deftigen Gerichten.
Da Bohnenkraut ein recht kräftiges Aroma hat, sollte es als Gewürz immer nur sehr sparsam verwendet werden. Bohnenkraut sollte nicht erst zum Schluss beigefügt werden. Beim Mitkochen gehen die Aromen nicht verloren sondern werden gut verteilt.
Bohnenkraut als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
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Schon im Mittelalter war Bohnenkraut ein bekanntes Heilkraut, welches vor allem unterstützend zu Speisen oder allgemein für Verdauungsbeschwerden verwendet wurde. So finden sich im Kräuterbuch von P. A. Mattioli Anweisungen, Bohnenkraut (welches dort als Saturey bezeichnet wurde) z.B. als Tee oder mit Honigwasser zuzubereiten. Weiterhin wurde Bohnenkraut gegen Kopfschmerzen und gegen Schlafbeschwerden verwendet.
Bohnen als Vertreter der Hülsenfrüchte sind nicht immer leicht verdaulich. Durch das Verfeinern mit Bohnenkraut werden Blähungen und Krämpfen in Magen und Darm zeitgleich vorgebeugt. Ein Tee, zubereitet aus dem frischen oder getrockneten Kraut (Ziehzeit frisches Bohnenkraut ca. 10 min und getrocknet ca. 5 min) hat den gleichen krampflösenden Effekt und hilft durch den Gerbstoffanteil im Bohnenkraut auch gegen Durchfall. Ebenso wirksam ist Bohnenkraut bei Husten – hierfür wird mit abgekühlten Tee gegurgelt. Bewährt hat sich Bohnenkraut auch in der Pflege fettiger, unreiner Haut. Ein Gesichtsdampfbad mit Bohnenkraut reguliert die Sebumproduktion (Sebum = Hautfett, Talg) und hilft, entzündliche Unreinheiten zu behandeln.
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Literaturnachweiseiallen, Gummi, vnd gestandenen Säfften.
- Salmon, W. (1710): Of Savory. IN: Botanologia, the English Herbal
- Zwinger, T. (1744): Saturey. Satureia. IN: Vollkommenes Kräuter-Buch, worinnen allerhand Erdgewächse, Bäume, Stauden und Kräuter, welche in allen vier Theilen der Welt, sonderlich aber in Europa, hervorkommen beschrieben
- Nemnich, P. A. (1793): Satureia. IN: Allgemeines polyglotten Lexicon der Naturgeschichte
- Spielman, J. R. (1775): Satureja. IN: Anleitung zur Kenntniss der Arzneymittel zu akademischen Vorlesungen eingerichtet
- Sander, H. (1784): Ueber die Kunstsprache der Naturforscher. IN:Kleine Schriften
- Geiger, P. L., Nees von Esenbeck, C. G. und Dierbach, J. H. (1839): Gattung Saturja. IN: Pharmaceutische Botanik
- Winkler, E. (1842): Satureja montana. IN: Vollständiges Real-Lexicon der medicinisch-pharmaceutischen Naturgeschichte und Rohwaarenkunde
Häufige Fragen
Kann man Bohnenkraut noch verwenden, wenn es blüht?
Ja, das ist kein Problem. Allerdings wird das Aroma mit Ausbildung der Blüte etwas schwächer. Empfehlenswert ist daher ein kräftiger Rückschnitt, falls man größere Mengen Bohnenkraut verarbeiten möchte.
Was ist der Unterschied zwischen Sommer-Bohnenkraut und Berg-Bohnenkraut?
Das Sommer-Bohnenkraut ist eine einjährige Pflanze aus der Gattung der Bohnenkräuter, während das Berg-Bohnenkraut mehrjährig ist. In der Küche entwickelt das Berg-Bohnenkraut meist ein intensiveres Aroma.
Was kann mit Bohnenkraut würzen?
Bohnenkraut ist sehr vielseitig verwendbar. Oft werden Suppen, Hülsenfrüchte, Saucen aber auch Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte mit dem Kraut gewürzt. Als Zutat kann man es auch für Kräuterquarks, Kräuterbutter oder sogar als Grundlage für Gewürzmischungen verwenden.