Wildkräuter für Bienen und Schmetterlinge

Mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling wird es wieder bunt. Nicht nur zahlreiche Frühblüher erstrahlen in vielen Farben, auch farbenfrohe Insekten sind wieder unterwegs – freuen sich über die ersten Nektarpflanzen und erfreuen uns mit ihrem Anblick. Denn Insekten – im Speziellen Bienen und Schmetterlinge – sind ein Indikator für ein intaktes Ökosystem und ein wichtiger Bestäuber.

Die Bedeutung von Bienen und Schmetterlingen für die Natur

Insekten wie Bienen und Schmetterlinge sind klein, aber umso größer ist ihre Bedeutung für unsere Umwelt. Mit dem täglichen Flug von Blüte zu Blüte tragen Schmetterlinge und Bienen Pollen umher und sorgen auf diese Weisen für die Bestäubung zahlreicher Nutz- und Zierfpflanzen wie Apfel, Pflaume, Kirsche, Erdbeere, Tomate, Zucchini oder Bohnen, die erst so Samen und Früchte bilden können.

Ohne den Beitrag von Bienen und Schmetterlingen käme es zu Ernteinbrüchen, denn etwa 80 Prozent der heimischen Pflanzen sind auf Fluginsekten als Bestäuber angewiesen. Mit dem Bienensterben und Populationsrückgang der Schmetterlinge einhergehend ist mit weitreichenden negativen Folgen für das Ökosystem – lokal, regional und global – zu rechnen, im Besonderen, was die Pflanzenvielfalt und Versorgung mit Lebensmitteln angeht, die von der Befruchtung durch Bienen und Schmetterlinge abhängig sind.

Schmetterling an einer Wilden Karde
Ein Schmetterling (hier ein Monarch) trinkt Nektar an einer Wilden Karde

Gefährdete Bienen und Schmetterlinge

In ganz Europa gibt es ca. 10.600 verschiedene Schmetterlinge, von denen 3.700 Arten durch Deutschland flattern. Viele davon sieht man allerdings nicht, denn der Großteil aller heimischen Schmetterlinge ist nachtaktiv, die sog. Nachtfalter wie Frostspanner, Taubenschwänzchen, Nachtpfauenauge, Schönbär und Birkenspanner. Tagaktiv sind etwa 190 Schmetterlingsarten, darunter Großer Schillerfalter, C-Falter, Goldene Acht, Brauner Waldvogel, Aurorafalter, Großer und Kleiner Fuchs, Schwalbenschwanz, Baumweißling, Schneckenfalter, Admiral, Zitronenfalter, Landkärtchen, Tagpfauenauge, Schachbrett, Kohlweißling, Ochsenauge oder Brombeer-Zipfelfalter – der Schmetterling des Jahres 2020.

Auch wenn Schmetterlinge aktuell noch vielerorts durch die Luft schweben, gelten mittlerweile 50 % der in Deutschland vorkommenden Schmetterlinge als gefährdet. Zwei Prozent der heimischen Schmetterlinge sind bereits ausgestorben.

Ähnlich verhält es sich mit den Bienen. Das Bienensterben ist ein internationales Problem, wobei in Deutschland die Hälfte aller Wildbienenarten auf der Roten Liste steht, d.h., als vom Aussterben bedroht gilt.

Dass zunehmend immer mehr Bienen und Schmetterlinge gefährdet sind, ist ein hausgemachtes Problem. Die Population von Bienen wird zwar von Zeit zu Zeit von Parasiten befallen, die meisten Gründe für das Insektensterben sind jedoch auf die Menschheit zurückzuführen.

Der Mensch verdrängt Schmetterlinge und Insekten, indem die natürlichen Lebensräume umgestaltet werden. Die folgenden Beispiele sollen kurz und prägnant aufzeigen, inwiefern viele Insekten durch den Eingriff des Menschen betroffen sind:

  • Monokulturen auf den Feldern sorgen dafür, dass Bienen und Schmetterlinge weniger Pollen und Nektar finden.
  • Der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in der Landwirtschaft sowie aber auch in privaten Gärten und Vorhöfen unterscheidet nicht zwischen Schadinsekten und Bienen sowie Schmetterlingen. Alle Insekten werden angegriffen.
  • Betonierte Wege und Plätze: die Versiegelung des Bodens verdrängt Wiesen, Weiden und Brachen, die einst die Speisekarte von Bienen und Schmetterlingen dienten.
  • Überzogene Grünflächenkultur in Städten, bei denen Wildkräuter und andere insektenfreundliche Pflanzen aus ästhetischen Gründen abgemäht werden, führen zum Wegfall wichtiger Nahrungsquellen

Nahrung für Bienen und Schmetterlinge

Während Bienen auf der Suche nach Futter bzw. Pollen ausschließlich blühende Pflanzen anfliegen, ist die Nahrungspalette der Schmetterlinge breiter. Diese ernähren sich ebenfalls von Pollen und Nektar, seltener von Aas wie der Schillerfalter. Die Raupen der Schmetterlinge bevorzugen dahingegen of Blätter von Wildkräutern. Oft kann man das an Brennnesseln beobachten, wenn die schwarzen Raupen des Tagpfauenauges sich über die Blätter hermachen.

Dass nicht jede blühende Pflanze gleichzeitig eine schmetterlings- oder bienenfreundliche Pflanze ist, begründet die Anatomie der Insekten und die Pflanze an sich. Lediglich pollenproduzierende Pflanzen, an denen Tiere mit ihren Saugrüsseln herankommen, sind insektenfreundlich. Es gibt hier zum Beispiel einige Schmetterlingsarten, die an bestimmte Pflanzenarten oder -gattungen angepasst sind. Fehlen diese Pflanze, führt dies unweigerlich zur Zurückdrängung dieser Schmetterlinge.

Schmetterlinge gelten deshalb gegenüber Bienen als Gourmets und sind wählerischer. So erfreut sich der Dukatenfalter über Ampfer. Das Tagpfauenauge fliegt wortwörtlich auf Hopfen. Kohlweißling und Aurorafalter lieben Ackersenf, Distelfalter bevorzugen Natternkopf. Kaisermantel und Perlmuttfalter haben eine Vorliebe für Duftveilchen. Blühender Thymian zieht Bläulinge an. Doldenblütler wie Wilde Möhre, Dill und Fenchel sind beim Schwalbenschwanz beliebt.

Man sieht: Eine hohe Diversität an blühenden Wildkräutern und Pflanzen sowie eine weitestgehende Nichtpflege nicht kritischer Grünflächen sorgt für eine Vielfalt an Schmetterlingen und anderen Insekten. Wer aufmerksam in der Natur umherstreift, wird bemerken, dass eine intakte Wildwiese ein regelrechtes Insektenparadies ist.

Intakte Wildwiese für Insekten
Eine intakte Wildwiese beheimatet zahlreiche Pflanzenarten, die eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge darstellen

Bienen- und Schmetterlingskräuter

Um einen Beitrag zum Erhalt von Bienen und Schmetterlingen zu leisten, braucht es nicht viel. Zahlreiche Kräuter bieten die perfekten Voraussetzungen für Fluginsekten und sind eine Augenweide. Kräuterbeete in Kombination mit Wildblumen wären optimal, aber blühende Kräuter lassen sich auch auf dem Balkon ziehen.

Viele Pflanzen, die als Ruderalpflanzen Wiesen und Brachen besiedeln, sind perfekt auf die Bedürfnisse von Bienen und Schmetterlingen abgestimmt: Löwenzahn, Gänseblümchen, Storchenschnabel, Wilde Möhre, Disteln, Bartblumen, Prachtscharten, Quendel, Malve, Lavendel, Nachtkerzen, Königskerzen sowie Brennnesseln, die oft als Unkraut definiert und deshalb entfernt werden.

Brennnesseln und Schmetterlinge

Am Beispiel der Brennnessel lässt sich sehr gut ableiten, welchen Stellenwert bestimmte Pflanzenarten auf die Schmetterlingsvielfalt haben. In vielen Städten, Dörfern und Parkanlagen gilt die Brennnessel als lästige und unästhetische Pflanze, die oft mit vielen Mitteln bekämpft wird.

Die Folge der unerbittlichen Bekämpfung der Brennnessel ist, dass viele bekannte Schmetterlingsarten wie Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder Kleiner Admiral nur noch sehr selten in Städten und anderen Siedlungen angetroffen werden. Diese Schmetterlinge legen ihre Eier auf Brennesselblätter ab. Sowie die Raupen aus den Eiern schlüpfen, ernähren diese sich ausschließlich von den Blättern.

Raupe von Kleiner Fuchs auf Brennnessel
Eine Raupe des Kleinen Fuchses auf einem Brennnesselblatt

Wer im eigenen Garten oder auf dem Balkon einen Beitrag zum Erhalt der Bienen und Schmetterlinge leisten möchte, muss auch nicht auf Farbe verzichten. Es gibt zum Teil richtige Anbauanleitungen für spezielle Bienenweiden.

Blühende Kräuter präsentieren sich in abwechslungsreichen Farben und erfüllen als Duftkräuter die Luft zudem mit intensiven Aromen, die zugleich wie ein Magnet für Schmetterlinge und Bienen dienen. Und nicht zuletzt kann die Vielfalt der Blüten mit der Schönheit von Zierpflanzen mithalten; denke man nur an die violett-blauen Sterne von Borretsch, die Blütenkörbchen der Schafgarbe in weiß, rosa und gelb, die freundliche „Sonne“ der Ringelblume oder die filigranen Blüten von Salbei, Thymian und Oregano.

Vor allem viele Kräuter und Halbsträucher aus der Familie der Lippenblütler sind hervorragende Bienen- und Schmetterlingskräuter. In der folgenden Tabelle geben wir einen Überblick über wichtige Bienen- und Schmetterlingskräuter.

allgemeine Futterpflanze für Wildbienen und Schmetterlinge

PflanzeBotanischer NamePflanzenfamilieBesonderheiten
AnisPimpinella anisumDoldenblütler
BärwurzMeum athamanticumDoldenblütlerwichtige Futterpflanze für Schwalbenschwanz
BasilikumOcimum basilicumLippenblütlernektarreiche Futterpflanze für viele Insekten
BrennnesselUrtica dioicaBrennesselgewächseessentielle Futterpflanze für Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Kleiner Admiral
BeifußArtemisia vulgarisKorbblütlerwichtige Nektarpflanze für Bienen, essentiell für Beifuß-Mönch
BeinwellSymphytum officinaleRauhblattgewächsenektarreiche Futterpflanze für viele Bienen, Hummeln und Schmetterlinge
BohnenkrautSatureja spec.Lippenblütlerallgemeine nektarreiche Futterpflanze
BorretschBorago officinalisRauhblattgewächsenektarreiche Futterpflanze für viele Bienen, Hummeln und Schmetterlinge
EngelwurzAngelica archangelicaDoldenblütlerwichtige Futterpflanze für Landkärtchen und Schwalbenschwanz
GundermannGlechoma hederaceaLippenblütlerwichtige allgemeine Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge
HauhechelOnonis spinosaHülsenfrüchtlerwichtige Nahrungsquelle, u.a. wichtig für Hauhechel-Bläuling
KamilleMatricaria chamomillaKorbblütleressentiell für Kamillen-Mönch, wichtige Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln
KnoblauchsraukeAlliaria petiolataKreuzblütlerwichtige Futterpflanze für Schmetterlingsraupen, gute Nektarquelle für Bienen, sehr wichtig für Waldbrettspiel und Aurorafalter
LavendelLavandula angustifoliaLippenblütlerwichtige allgemeine Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge
LöwenzahnTaraxacum officinaleKorbblütlersehr wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge (u.a. Tagpfauenauge), essentiell für Löwenzahnspinner
MädesüßFilipendula ulmariaRosengewächseessentiell für Mädesüß-Perlmuttfalter, wichtige Duft- und Nahrungspflanze für Insekten aller Art
NatternkopfEchium vulgareRaublattgewächsesehr beliebte Nektar- und Pollenpflanze für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge aller Art
OreganoOriganum vulgareLippenblütlerwichtige Bienenweide und Nektarpflanze
PimpinelleSanguisorba minorRosengewächsewichtig für Ameisenbläuling, beliebte Nektarpflanze für Wildbienen
RingelblumeCalendula officinalisKorbblütlersehr wichtige Nektarpflanze für viele Zweiflügler
RosmarinRosmarinus officinalisLippenblütlerbeliebte Bienenstaude
SalbeiSalvia officinalisLippenblütlerbeliebte Bienenstaude, wertvolle Nektarpflanze auch für Schmetterlinge
WaldmeisterGalium odoratumRötegewächsewichtig für einige Blattspanner, gute Nektarquelle für Bienen
ZitronenmelisseMelissa officinalisLippenblütlerbeliebte Bienenstaude, wertvolle Nektarpflanze auch für Schmetterlinge

Zusätzlicher Tipp: im heißen Sommer auch eine Schale mit Wasser zur Verfügung stellen, denn Bienen und Schmetterlinge benötigen auch Flüssigkeit. Steht ein Garten zur Verfügung, kann auch über ein Insektenhotel nachgedacht werden. Dadurch schafft man eine zusätzliche Nist- und Überwinterungshilfe, die nicht selten durch eine rasche Bevölkerung vieler nützlicher Insekten belohnt wird.

Exkurs: Das große Summen und der Natternkopf

Sie ist eine wunderschöne Wildpflanze mit blauen bis violetten Blüten und ein regelrechter Magnet für Wildbienen und Schmetterlinge: Der Natternkopf. Die von Botanikern als Echium vulgare bezeichnete Pflanze wächst vor allem an Ruderalstandorten, Brachflächen sowie in ausgedehnten Trockenwiesen. Dort nimmt sie in der Natur auch einen wichtigen Platz als Bodenaufbereiter ein.

Natternkopf und Biene
Der Natternkopf (Echium vulgare) ist eine hervorragende Insektenpflanze

Der Natternkopf ist sehr beliebt bei Schmetterlingen wie Weißlingen, verschiedenen Bläulingen, Dickkopffaltern oder Schwalbenschwanz. Bei den Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören, ist das Spektrum noch größer. Sowohl Bienen, Hummeln und Schmetterlinge haben großes Interesse an der pollen- und nektarreichen Pflanze. Wer in freier Natur einem Natternkopf begegnet, sollte diese Pflanze für ein paar Minuten beobachten. Sie wird fast immer angeflogen und regelrecht abgegrast.

       

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Kommentare zum Thema

Buckow hat am 11.04.2022 um 22:26 Uhr geschrieben

Es hat mir sehr geholfen,mein Wissen über Kräuter im Garten zu ergänzen.

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