Mehltau bei Kräutern

Mehltau ist eine der häufigsten Pflanzenkrankheiten bei Kräutern. Die Parasiten vermehren sich unter feuchtwarmen Bedingungen rasant und greifen auch auf andere Pflanzen über. Neben vielen Zierpflanzen können natürlich auch Kräuter vom Mehltau betroffen sein und die Qualität der Pflanze stark beeinträchtigen. Mit einigen Tricks und Kniffen kann man Mehltau effizient vorbeugen und im akuten Fall auch bekämpfen.

Mehltau – Unterscheiden, Bekämpfen und Vorbeugen

Was ist Mehltau?

Es sieht aus wie eine Schicht feinsten, weißen Mehls, das aus auf die Blätter zahlreicher Pflanzen gestäubt wurde. Nicht nur Erbsen, Wicken, Rosen und andere Zier- und Nutzgewächse sind vom Mehltau betroffen, auch vor Kräutern macht Mehltau nicht halt.

Biologisch betrachtet handelt sich bei Mehltau um einen Pilz, der in Echten und Falschen Mehltau unterschieden wird.

Echter und Falscher Mehltau

Echter und Falscher Mehltau sind nicht nur zwei verschiedene Pilze, beide unterscheiden sich auch in ihrem Erscheinungsbild an den Blättern von Kräutern. Außerdem unterscheiden sich Echter und Falscher Mehltau anhand der Witterungsverhältnissen unter denen sie entstehen.

MerkmalEchter MehltauFalscher Mehltau
Blattunterseitemehliger Belag, anfangs weiß später braun-gräulichweißlich graue Verfärbung
Blattoberseitemehliger Belagerst helle, dann dunkle Flecke
VerfärbungBlätter werden flächig braunmeist keine flächige Ausbreitung
Vertrocknungja, zunehmendnicht unbedingt
Entstehungvorwiegend durch Trockenheitvorwiegend durch Feuchtigkeit

Echter Mehltau (Erysiphaceae) entsteht bei warm-trockenen Temperaturen am Tag und geringer Feuchtigkeit in der Nacht, was dem Pilz den Namen Schönwetterpilz einbrachte. Der Echte Mehltau macht sich sowohl auf den Stängeln wie auch auf den Blättern breit – allerdings nur auf der Blattoberseite; das wesentliche Merkmal, das den Echten Mehltau charakterisiert und dass sich jener mehlartige, oberflächliche Belag mit den Fingern entfernen lässt. Besonders häufig kommt Mehltau bei Salbei, Zitronenmelisse, Petersilie, Pfefferminze, Oregano und Rosmarin vor.

Echter Mehltau an Blätter und Stengel von Pfefferminze

Falscher Mehltau (Peronospora) hingegen tritt zunächst auf der Blattunterseite auf und zeigt sich durch einen weißlich graue Belag. Dieser kann zum Teil bis zur Blattoberseite durchdringen. Die Blattoberseite ist mit zunehmendem Verlauf zunächst mit hellen, später mit dunklen Flecken übersät. Der Pilz findet optimale Wachstumsbedingungen bei langanhaltend feuchtem Wetter und durchregneten Sommern. Der Falsche Mehltau lässt sich meist hartnäckiger beseitigen, da er bis in das Gewebe der Kräuter vordringt.

Falscher Mehltau befällt Giersch (Foto: © kazakovmaksim /stock.adobe.com)

Mehltau natürlich bekämpfen

Der erste Schritt zur Bekämpfung von Mehltau ist das Entfernen der mehltaubehafteten Blätter. Auch wenn Mehltau zur Ausbreitung einen Wirt – hier: das Blatt – benötigt, sollten befallene Blätter nicht auf dem Kompost entsorgt werden. Die Sporen des Mehltaupilzes könnten durch den Wind aufgewirbelt werden und mit der Luft auf gesunde Pflanzen übertragen werden. Besser ist es, die kranken Pflanzenteile zu verbrennen oder über den Hausmüll zu entsorgen.

Ein einfaches und günstiges Hausmittel im Kampf gegen den Pilz ist Milch. 100 ml Milch werden in einer Sprühfläche mit 900 ml Wasser aufgefüllt und direkt auf die befallenen Kräuter gesprüht. Bewährt hat sich diese Behandlung, wenn sie alle zwei Tage vorgenommen wird.

Eine Alternative sind Aufgüsse aus gelbem Rainfarn oder Knoblauch. Für den „Mehltautee“ aus Rainfarn werden 5 bis 6 Rainfarne und 2 Liter Wasser benötigt. Das aufgekochte Wasser wird über den zerkleinerten Rainfarn gegossen und 2 Stunden ziehen gelassen. Nach dem Abseihen wird der „Tee“ täglich direkt auf das Blatt mit dem Mehltau gesprüht. Ähnlich funktioniert der Knoblauchtee gegen Mehltau; verwendet wird eine zerdrückte Knoblauchezehe, die mit kochendem Wasser übergossen wird und ca. 1 Stunde im Wasser zieht.

Ebenfalls natürlichen Ursprungs sind Anti-Mehltauprodukte, die auf Niemöl basieren. Das Öl wird aus den Früchten des Niem- oder Neembaumes gewonnen. Ihnen wird eine antifungizide Wirkung nachgewiesen; Behandlungen mit NIemprodukten sind daher erfolgreich in der Beseitigung von Mehltau.

Immer weiter auf dem Vormarsch sind Nützlinge als natürliche Form der Mehltaubekämpfung. Nützlinge sind im Prinzip Nutzinsekten, die auch als Larven angeboten werden. Diese Nützlinge verzehren u.a. Blattläuse, Pilze und andere Fraßschädlinge und können so zur Behandlung von parasitenbedingten Pflanzenkrankheiten beitragen. Im Fall des Mehltaus kommen zwei Vertreter aus der Familie der Marienkäfer in Betracht: Der 16-fleckige Marienkäfer sowie der 22-Punkt-Marienkäfer. Optisch unterscheiden sich beide Käfer deutlich von den bekannten heimischen roten Marienkäfern mit den typischen schwarzen Punkten. Während der 22-Punkt-Marienkäfer (Psyllobora vigintiduopunctata) nicht einmal einen halben Zentimeter groß wird und von gelber Farbe, durchsetzt von schwarzen Punkten, ist, wird der 16-fleckige Marienkäfer (Halyzia sedecimguttata) nur 2 mm größer, ist orange-braun gefärbt und mit weißen Flecken überzogen. Wichtig ist, dass Sie im Kampf gegen Mehltau Larven kaufen.

Daneben gibt es im Gartenfachhandel Präparate, die rein chemisch wirken und den Mehltau somit konventionell bekämpfen. Einige Antifungizide gegen Mehltau enthalten Kupfer, das auf den Organismus von Mehltaupilzen toxisch wirkt, genau wie Mittel mit Schwefel (z.B. Schwefelleber), bei denen es die im Kontakt mit Sauerstoff entstehenden Schwefeloxide sind, die giftig auf den Echten Mehltau wirken.

Vorsicht bei Chemischer Bekämpfung

Grundsätzlich sollte auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden, wenn die Küchenkräuter oder Heilkräuter später auch verwendet bzw. verzehrt werden sollen. Einige Mittel enthalten toxische Bestandteile, die bei unsachgemäßer Verwendung bioverfügbar sein können. Auch kann der übermäßige Gebrauch von Pflanzenschutzmittel dazu führen, dass Bodenorganismen und indirekt sogar Nützlinge absterben und die Bodenfruchtbarkeit negativ beeinflussen.

Soll auf chemische Mittel nicht verzichtet werden, sollten die Kräuter wenigstens mit kaltem Wasser abgewaschen werden, bevor sie verzehrt werden. Andererseits besteht ein hohes Risiko, dass Rückstände von Pflanzenschutzmittel eingenommen werden und in den Verdauungstrakt gelangen.


Mehltau vorbeugen

Mit einigen Tipps und Maßnahmen kann man die Entstehung und Ausbreitung von Mehltau verhindern und/oder beschränken.

Kräuter und andere Pflanzen profitieren von Pflanzvergesellschaftungen mit Schnittlauch und Knoblauch. Die Zwiebelgewächse enthalten sowohl ätherische Öle wie auch Schwefelverbindungen, die gegen den Pilzbefall mit Mehltau wirksam sind. Zwischen mehltauanfällige Kräuter, Nutz- und Zierpflanzen gesetzt, verhindern Schnittlauch und Knoblauch in gewissem Maße die Bildung von Mehltau.

Ferner kann man Kräuter vorab stärken, indem man regelmäßige Behandlungen mit einem Aufguß aus Ackerschachtelhalm vornimmt. Eine Brühe gekocht aus dem Kraut ist reich an Kieselsäure, die wiederum die Kräuter im Gewebe kräftigt, und so den Befall mit Falschem Mehltau erschwert.

Mehltau entsteht häufig auch durch zu dichte Bepflanzungen. Die Folge: nach Regen und/oder Tau kann die Feuchtigkeit nicht verdunsten und bleibt zwischen den Kräutern „hängen“. Optimalerweise werden Kräuter mit luftigem Abstand zueinander gepflanzt, so dass eine Zirkulation der Luft und die Verdunstung von mehltaufördernder Nässe unterstützt werden. Besonders wichtig der richtige Pflanzabstand auch bei der Planung einer Kräuterspirale, wo viele Kräuter auf begrenztem Raum Platz finden.

Eine nicht minder bedeutende Rolle spielt auch das Gießen. Gießt man die Kräuter von unten, kann das Wasser im Boden versickern. Durch das Gießen von oben lagert sich Wasser auf den Blättern ab, was dem Mehltau ein optimales Milieu zur Entstehung bietet.

Zusammenfassung

Auch wenn Mehltau sich zu einer regelrechten Plage entwickeln kann, gibt es schonende Mittel und Möglichkeiten, Mehltau erfolgreich zu bekämpfen. Die Wahl der optimalen Standortverhältnisse, die Beachtung richtiger Pflanzabstände sowie die Schaffung von sinnvollen Pflanzengesellschaften kann viel dazu beitragen, Mehltau überhaupt entstehen zu lassen. Sollte Mehltau vorhanden sein, so gibt es einige interessante biologische Methoden wie Nützlinge oder Knoblauchtee, um Mehltau effizient zu bekämpfen.

       

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Kommentare zum Thema

Margret Kandlbauer hat am 11.10.2020 um 08:56 Uhr geschrieben

Kann man sie von Mehltau befallenen Blätter noch verwenden?

kraeuter-buch.de hat am 13.11.2020 um 16:07 Uhr geschrieben

Hallo Frau Kandlbauer,

von Mehltau befallene Blätter sollten besser nicht mehr verzehrt werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass durch den Verzehr von mehltaubefallenen Blättern Magenverstimmungen auftreten können.

Elfie Stubbe hat am 03.08.2020 um 11:33 Uhr geschrieben

Kann man die noch nicht befallenen Blätter der Zitronenmelisse noch verzehrenß

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