Bärlauch

Allium ursinum
Bärlauch - Pflanze

Wenn es im Frühling in den Wäldern nach Knoblauch duftet, ist die Hochzeit eines der bekanntesten heimischen Wildkräuter: der Bärlauch. Das leckere Lauchgewächs zählt zu den beliebtesten Küchenkräuter im zeitigen Frühjahr. Dann verwendet man vor allem die Blätter und die Zwiebeln der Pflanze für Pestos, Aufstriche, Wildkräutersalate und Saucen. In der Naturheilkunde wird die auch als Hexenzwiebel oder Waldknoblauch bezeichnete Pflanze vor allem bei Verdauungsstörungen genutzt.

Steckbrief von Bärlauch
Botanischer NameAllium ursinum
PflanzenfamilieLauchgewächse
Weitere Namenwilder Knoblauch, Waldknoblauch, Hexenzwiebel, Wurmlauch
Aussaatzeit / PflanzzeitSeptember-Oktober
BlütezeitApril-Mai
ErntezeitMärz-Juni
Standortschattig, nährstoffreiche und feuchte Böden
Verwendung als HeilkrautVerdauungsstörungen, Erkältung, Bronchitis, Cholesterin, Bluthochdruck
Verwendung als GewürzkrautSaucen, Suppen, Salate, Kartoffelgerichte, Pastagerichte, Fisch, Fleisch, Pesto

Vorkommen und Systematik des Bärlauchs

Herkunft und Vorkommen des Bärlauchs

Der Bärlauch ist eine heimsiche Wildpflanze, die ihren Ursprung in Europa hat und bis weit nach Nordasien zu finden ist. Aufgrund der für Kräuter eher unüblichen Standortanforderungen, die Bärlauch stellt, ist das Knoblauchgewächs vor allem in feucht-schattigen Auenwäldern, schattigen Buchenwäldern1 und entlang von Flussniederungen und Bächen anzutreffen. Da sich Bärlauch sehr schnell über Wurzeln und Samen vermehrt, wächst er mittlerweile auch wild in vielen Gärten und Parks.

Kultiviert wird der Bärlauch heute u.a. in Osteuropa, z.B. in Tschechien und der Slowakei. Viele Bärlauchpflanzen, die wir jedoch in Supermärkten oder Marktständen kaufen, stammen jedoch aus kontrollierten Wildsammlungen.

Bärlauch in der Botanik - Systematik und Taxonomie

Der Bärlauch (Allium ursinum) ist ein Vertreter der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidacea) und gehört ferner zur Gattung der Lauche (Allium). Diese Gattung ist mit mehr als 300 Arten sehr artenreich. Bekannte Vertreter der Lauchgewächse sind u.a. der Knoblauch, der Knoblauch-Schnittlauch sowie der Schnittlauch.

In der wissenschaftlichen Botanik werden außerdem noch Untergattungen und Sektionen unterschieden, wobei der Bärlauch hier der Sektion Arctoprasum zugehörig ist. Zu dieser Sektion zählt u.a. der nahe Verwandte Wunderlauch (Allium paradoxum), der im Norddeutschen Raum auch als Berliner Bärlauch bekannt ist.

Bärlauch erkennen und bestimmen - Merkmale

Der Bärlauch ist eine ausdauernde, krautige und mehrjährige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 cm bis zu einem halben Meter erreicht. Während der Vegatationsperiode, die von Frühjahr von März bis Ende Mai/Anfang Juni stattfindet, verströmt der Bärlauch sein intensives knoblauchartiges Aroma.

Wie sehen Bärlauchblätter aus?

Die Blätter vom Bärlauch sind lanzettenförmig und wachsen auf einem dreikantigen, leicht rundlichen Stiel, dessen Länge zwischen fünf und 20 mm misst. Die Blätter selber sind bis zu 25 cm lang und zwischen zwei und fünf Zentimeter breit, fühlen sich dabei leicht wachsartig und kühl an. Auffällig bei Bärlauchblättern ist die matte dunkelgrüne Blattoberseite bei einer gleichzeitig helleren Blattunterseite.Ein weiteres markantes Zeichen sind die länglichen Blattnerven, die in Richtung Blattspitze verlaufen.

Nicht sichtbar an der Erdoberfläche ist die unterirdisch wachsende Bärlauchzwiebel. Die Zwiebel wird bis zu fünf Zentimeter lang, ist weiß und von länglich-schlanker Form.

Blätter von Bärlauch (Allium ursinum)
Die lanzettlichen und aromatischen Blätter von Bärlauch (Allium ursinum)

EXKURS: Unterscheidung von Bärlauch und Maiglöckchen


Das wesentliche und einfachste Merkmal, um die zum Verwechseln ähnlich aussehenden Blätter von Bärlauch und Maiglöckchen zu unterscheiden, ist der Duft. Zerreibt man Bärlauchblätter zwischen den Händen, kann man sofort den Knoblauchduft riechen. Die Blätter von Maiglöckchen und Herbstzeitlosen hingegen fehlt der bärlaucheigene Duft. Auch die Blattoberfläche gibt einen entscheidenden Hinweis: Bärlauchblätter haben eine matte Blattunterseite, während Maiglöckchenblätter glänzend sind, oder mit den Worten des Botanikers und Mediziners Ferdinand Bernhard Vietz (1772 bis 1815), demnach die Blätter vom Bärlauch "weder so glänzend noch so dick (sind), und riechen zwischen den Fingern gerieben oder gequetscht, wie Ackerknoblauch"2.


Ein weiterer Unterschied zwischen Bärlauch und Maiglöckchen ist die Blüte. Zum einen blüht Bärlauch etwa zwei Monate früher als das Maiglöckchen. Andererseits ist die Form der Blüte grundverschieden: Maiglöckchenblüten sind glöckchenartig, während die Bärlauch filigrane sternenförmige Blüten aufweist.

Siehe: Bärlauch erkennen und von anderen Giftpflanzen unterscheiden sowie Wildkräuter richtig bestimmen

Bärlauch hat markante Blüten

Blüten
Blütenfarbe weiß
Blütenfarbe: weiß
Blütenstand Scheindolde
Blütenstand: Scheindolde

Bärlauch ist ein typisches Wildkraut des Frühlings. Während der Blütezeit von Ende März bis Ende Mai entspringt aus der Blattrosette die Blüte, die einem ca. 20 cm langen Stengel aufsitzt. Zunächst werden die Blüten von einer weißen Hülle umgeben, die sich schon bald öffnet und 20 Einzelblüten bestehend aus jeweils sechs schneeweißen, sternförmig angeordneten Blüten in Form einer Scheindolde präsentiert. Die Blüten verströmen teils einen leicht lieblichen Duft mit einer lauchigen Note.

Blüten von Bärlauch (Allium ursinum)

Die weißen und angenehm duftenden Blüten des Bärlauchs

Früchte und Samen

Nach der Blütezeit entwickeln sich die für Lauchgewächse typischen Kapselfrüchte. Sie enthalten kugelförmige und eher kleine Samen enthalten. Bärlauchsamen sind ebenfalls rund und haben eine schwarze bis dunkelgraue Färbung.

Bärlauch für Garten und Balkon - Tipps zum Anbau

Als eines unserer beliebten Wild- und Gewürzkräuter kommt der Bärlauch heute in vielen Gärten, aber auch auf vielen Balkonen vor. Im zeitigen Frühjahr ist das Lauchgewächs eines der am häufigsten verkauftesten Würzkräuter. Der Anbau ist relativ einfach, insofern man dem Bärlauch den Standort gibt, den er benötigt.

Bärlauch ist eine sehr ausbreitungsfreudige Pflanze. Eine Zwiebel im Boden kann bei günstigen Bedingungen genügen, damit im darauffolgenden Jahr ein Teppich aus Bärlauch entstehen kann.

Vietz sprach im Jahr 1806 sogar die Empfehlung aus, Bärlauch im heimischen Garten anzubauen, da das Aroma der ganzen Pflanze helfe, den Garten von "Maulwürfen zu befreyen, und das Haus von Ratten rein zu halten"2.

Bärlauch anbauen
Bärlauch benötigt schattige Plätze um optimal zu gedeihen

Standort und Boden

Bärlauch zählt zu den Kräutern, die schattige und halbschattige Standorte bevorzugen. Außerdem benötigt die Pflanze feuchte, kalkhaltige, nährstoffreiche und humose Böden. Der Boden sollte jedoch so gut Wasser leiten können, so dass keine Staunässe entsteht. Entsprechend häufig findet man Bärlauchkolonien unter schattenspendenden Laubwäldern (daher auch der andere Name Waldknoblauch) und in grundwassernahen Gebieten wie Auen.

Aussaat

Bärlauch lässt sich über die Zwiebeln als auch über Samen kultivieren. Die Anzucht mit Samen sollte am besten zum Herbstanfang durchgeführt werden. Bärlauch zählt zu den Kaltkeimern, die für eine kurze Zeit Frösten ausgesetzt sein müssen, damit die Samen zu keimen beginnen. Die Aussaat mit Samen kann jedoch unter Umständen ein Geduldsspiel werden, da die Keimrate bei Bärlauchsamen durchaus niedrig sein kann und die Samen meistens länger als ein Jahr zum Keimen benötigen. Da die Samen zudem Dunkelkeimer sind, sollten die Körner etwa 2 bis 3 cm in den Boden eingedrückt werden.

Zwischen den einzelnen Bärlauchsamen sollte ein Abstand von 20 bis 25 cm eingehalten werden, um spätere Nährstoffkonkurrenz möglichst zu vermeiden.

Eine Kultivierung auf dem Balkon ist unter Umständen möglich. Voraussetzungen sind Balkone, die sich in Schattenlage befinden. Nord- und Ostlagen sind hierfür optimal. Als Pflanzgefäße eignen sich längliche Kübel und Töpfe mit einer Tiefe von mindestens 20 Zentimetern, so dass die Bärlauchpflanzen sich selbst ausbreiten können. Es ist unbedingt erforderlich, dass die Erde niemals austrocknet. Der Bärlauch darf niemals längere Zeit direkter Sonne ausgesetzt sein.

Bärlauch lässt sich hervorragend auch im Topf kultivieren. Weitere Tipps und Informationen finden Sie im Artikel Bärlauch im Topf - Anleitung zum Kultivieren.

Anbau per Zwiebelpflanzung oder Jungpflanzen

Schneller und effizienter ist die Kultivierung mit Zwiebeln oder jungen Bärlauchpflanzen. Stehen Bärlauchzwiebeln zur Verfügung, so können diese im Abstand von 15 bis 25 cm zueinander in den Boden eingearbeitet werden. Die Zwiebeln sollten nicht zu Zeiten gesteckt werden, die Fröste erwarten lassen. Beim Einpflanzen sollte darauf geachtet werden, dass die Spitze nach oben zeigt.

Eine umfassende Kulturanleitung für Bärlauch im Garten gibt es im Artikel Bärlauch im Garten - pflanzen und pflegen.

Düngen

Eine spezielle Düngung des Krauts ist meist nicht erforderlich. Als hilfreich erweist sich, das Eindecken mit Laub zur Herbstzeit. Die Laubblätter zersetzen mit der Zeit und liefern ausreichend Nährstoffe für die Folgeperiode. Ausnahmen sind Topfkulturen auf Balkon oder Gärten. In den Regel genügt eine schonende Düngung mit einem organischen N-P-K Dünger.

Gießen

Bärlauchpflanzen sind an Feuchtigkeit angepasst. Die Erde darf niemals vollständig austrocknen, da dies schnell zum Absterben der Pflanze führt. Die Oberfläche der Erde bzw. des Bodens sollte immer leicht feucht sein. Sowie hängende Blätter festgestellt werden, sollte die Erde kräftig bewässert werden.

Pflege

Da die genießbaren Blätter des Bärlauchs nur im zeitigen Frühling erscheinen, anschließend verwelken und eingehen, benötigt Bärlauch keine besondere Pflege. Wächst Bärlauch im Garten ist die Pflege des Wildkrauts mit wenig Aufwand verbunden, insofern der Boden zu dieser Jahreszeit ausreichend feucht ist.

Gut zu wissen: Allelopathie beim Bärlauch

Unter dem Begriff Allelopathie verstehen Biologen und Biochemiker einen Prozess, bei dem ein Organismus bestimmte Stoffe produziert und freilässt, um Organismen andere daran zu hindern sich dort anzusiedeln.

Wissenschaftler haben 2004 herausgefunden, dass Bärlauch solche Stoffe produziert. Hierzu zählen v.a. Cumarine, Hydroxybenzsäure sowie bestimmte Phenole, die in der Wurzel gebildet und freigelassen werden. Der Bärlauch kann also andere Pflanzen daran hindern, dort zu wachsen wo er selber wächst.

Überwinterung

Im Pflanzjahr sind kaum Pflegemaßnahmen notwendig, da die Blätter nach der Welke eingezogen werden und erst im nächsten Frühjahr wieder austreiben. Eine möglicherweise notwendiger Schritt kann die Begrenzung des Wuchsgebiets sein. Will man verhindern, dass sich Bärlauch unkontrolliert im Garten ausbreitet, bieten sich unter in den Boden eingebrachte Begrenzungen an, bspw. Kunststofffolie um die Zwiebel. Im Handel sind solche Begrenzungen häufig unter dem Namen Rhizomsperre zu bekommen.

Verwendung von Bärlauch

In erster Linie wird Bärlauch in der Küche verwendet. Bärlauch hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Kraut etabliert und wird mit Beginn der Saison im Frühling in vielen Supermärkten oder auf Wochenmärkten angeboten. Daneben kann man Bärlauch vereinzelt als getrockenetes Kraut kaufen – allerdings verbunden mit Einbußen das Aroma und der gesundheitsunterstützenden Wirkung.

Bärlauch als Küchenpflanze

Bärlauch ist eines der beliebtesten essbaren Wildkräuter, das dem Mediziner Johann Hermann Becker (1770 bis 1848) zufolge vor allem in Osteuropa als traditionelles Frühlingsgemüse serviert wurde. Neben den Blättern wurden aber auch die Zwiebeln verwendet, die für die Zubereitung von Fischsuppen genutzt wurden3.Einfache Gerichte erhalten durch das mild knoblauchartige Aroma eine interessante Note, die prägnant, aber nicht so intensiv wie die von Zwiebeln und Knoblauch ist. Ein weiterer Vorteil von Bärlauch ist, dass man im Gegenteil zu anderen Zwiebelgewächsen keinen unangenehmen Mundgeruch bekommt.

Immer häufiger bekommt man im Handel Produkte, die mit Bärlauch verfeinert wurden. Bärlauchkäse, Frischkäse mit Bärlauch, Bärlauchsuppe, Bärlauchtofu sind nur wenige Beispiele für das Wildkraut, das den Kräuterfrühling einläutet.

Bärlauch harmoniert perfekt zu Fischgerichten, Suppen, Salaten, Kartoffelgerichten, hellen Soßen, bspw. in Form einer Bärlauch-Käsesoße zu Nudeln. Vorsicht ist allerdings bei Fertigprodukten zum Anrühren geboten. Diese enthalten oft nur wenig Bärlauch; das Aroma kommt unter Umständen durch zugesetzen Knoblauch oder künstliche Aromen zustande. Wichtig ist auch, dass Bärlauch erst zum Ende der Zubereitung von Gerichten hinzugefügt wird, da das Aroma durch Hitze an Intensität verliert.

Im Frühjahr ist Bärlauchsuppe eine willkommene Abwechslung in der Küche. Mit wenigen Zutaten wie Schalotten, etwas Sahne (oder einer pflanzlichen Cuisine), Gemüsebrühe sowie Salz und Pfeffer, lässt sich schnell und einfach eine köstliche Suppe kochen.

Bärlauchsuppe

Bärlauchsuppe ist schnell gemacht und ein perfektes Frühjahrsgericht (Foto: Brebca / stock.adobe.com)

Neben der mitgegarten Variante kann Bärlauch auch roh verzehrt werden. Feine Streifen der Blätter schmecken auf einem simplen Butterbrot ebenso gut wie als Wildgemüse in frischen Salaten oder als Quark- oder Frischkäsedip in Kombination mit anderen frühlingsfrischen Kräutern. Darüber hinaus können Bärlauchblätter auch für Kräutersalz und Kräuterbutter verwendet werden.

Bärlauch ist gesund

Vor allem frischer Bärlauch ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Für die Frühlingsküche ist das gesunde Wildkraut daher eine willkommene Abwechslung. Die Blätter enthalten in etwas folgende Vitalstoffe:

Vitamin- und Mineralstoffgehalte für frischen Bärlauch
VitalstoffMenge pro 100 g Frischpflanze
Vitamin Aca. 200 µg
Vitamin B1ca. 130 µg
Vitamin B2ca. 60 µg
Vitamin Cca. 150 mg
Calciumca. 75 mg
Eisenca. 3 mg
Magnesiumca. 20 mg
Kaliumca. 335 mg
Natriumca. 15 mg
Phosphorca. 50 mg

Eine besondere Spezialität ist Bärlauchpesto, das vor allem im Frühjahr beliebt ist. Das ursprüngliche Pestorezept baut auf Basilikum als Kräuterzutat. Die übrigen Zutaten unterscheiden sich nicht. Ein einfaches Rezept für ein Kräuterpesto besteht lediglich aus einem Bund Bärlauch, das gründlich mit Wasser angespült und vorsichtig trocken getupft wird. Anschließend werden die Blätter mit gerösteten Pinienkernen (alternativ Cashewnüsse oder Sonnenblumenkerne) mit ausreichend Olivenöl in einer Küchenmaschine zerkleinert, bis eine pestoartige Konsistenz entsteht. Zum Schluss wird mit Salz und Pfeffer nach Gusto abgeschmeckt.

frisches Bärlauchpesto

Ein frisches Pesto aus Bärlauch passt gut zu Nudeln und Brot (Foto: s_karau / stock.adobe.com)

Auch wenn Bärlauch vorwiegend frisch verwendet wird und sich nur eher nicht zu einer langfristigen Lagerung eignet, kann man es dennoch haltbar machen. Bärlauch lässt sich problemlos einfrieren. Dazu werden die frischen gewaschenen und trocken getupften Blätter am besten bereits zerkleinert und dann ein Gefrierbeuteln oder entsprechenden Dosen eingefrostet. Weniger empfehlenswert ist das Trocknen von Bärlauch (siehe Artikel Kräuter richtig trocknen). Häufig wird empfohlen, Bärlauch im Backofen zu trocknen. Hier gehen allerdings viele der Aroma- und auch Mineralstoffe verloren. Will man dennoch Bärlauchblätter trocknen, ist die Verarbeitung in einem Dörrautomat empfehlenswert. Nach dem Trocknen sollten die Blätter lichtgeschützt und aromadicht aufbewahrt werden.

Weitere Informationen zum Ernten und Haltbarmachen gibt es im Artikel Bärlauch ernten, sammeln und haltbar machen..

Bärlauch als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Bärlauch ist den meisten nur als Gewürzkraut ein Begriff. Dennoch hat der aromatische Frühblüher zahlreiche Inhalts- und Wirkstoffe, die eine naturheilkundliche Anwendung möglich machen. Das Kraut hat viele positive Eigenschaften für die Gesundheit und wurde bereits in der Antike und im Mittelalter rege verwendet. Für heilkundliche Anwendungen werden sowohl die Zwiebel (Allii ursini bulbus) als auch die Blätter des Bärlauchs (Allii ursini herba) verwendet.

In der Antike und im Mittelalter war der Bärlauch eine häufig verwendete Heilpflanze. Im Mittelalter wurde das Kraut in vielen Klostergärten kultiviert. Hildegard von Bingen, eine der bekanntesten Kräuterkundigen des frühen 12. Jahrhunderts, empfahl das Kraut bei Verdauungsstörungen sowie als gutes Mittel zur Blutreinigung. In den alten Kräuterbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts wurde die Heilwirkung des Bärlauchs, dort übrigens als wilder Knoblauch bezeichnet, analog zum Knoblauch beschrieben. Demnach wurde Bärlauch u.a. bei Blähungen, Bauchschmerzen, bei Einschlafproblemen, zum Auslösen von Wehen bei Schwangeren oder bei Stimmproblemen verwendet. Eingenommen wurde der Bärlauch entweder pur, in Wein gesotten, gekocht oder als Sud. In Essig eingelegter Bärlauch wurde zudem bei Zahnproblemen empfohlen. Gepresste Bärlauchzwiebeln kamen als Mittel gegen Läuse zum Einsatz.

Bärlauch im mittelalterlichen Kräuterbuch

Bärlauch und dessen medizinische Anwendung im Mittelalter

Die in den Blättern und Wurzeln enthaltenen Schwefelverbindungen, die für den typischen Bärlauchduft verantwortlich sind, aktivieren die Tätigkeit von Galle und Leber und fördern so die Verdauung von schweren Gerichten in Magen und Darm. Aus diesem Grund und auch, um den Appetit anzuregen, wurde Bärlauch in der Vergangenheit auch Nutztieren unter das Futter gemischt. Vietz schildert, dass Pferden sogar die Zähne mit Bärlauch eingegrieben wurden, um die appetitanregende Wirkung zu erzielen. Becker gab 1818 allerdings zu bedenken, dass Bärlauch als Zusatz in Tierfutter nicht ganz unbedenklich sei, da "Milch, Butter und Käse" als Produkte bärlauchgefütterter Ziegen und Kühe "einen widrigen Geschmack" bekämen.

Daneben wirkt Bärlauch aufgrund der schwefeligen Verbindungen, Allicin, Allinin und Flavonoide förderlich bei Bluthochdruck und senkt den Cholesterinspiegel.

Außerdem wirken die Inhaltsstoffe im Bärlauch leicht antibiotisch, unterstützen die Schleimlösung bei Erkältungen und Bronchitis, regen den Harnfluß an. Studien konnten sogar pilzhemmende und pilztötende Eigenschaften beim Schwarzschimmel feststellen [4].

Volksmedizinisch wird die Bärlauchzwiebel in Form von Zwiebelpresssaft oder roh u.a. bei Bluthochdruck und Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verwendet. Die Blätter hingegen werden bei Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, Blähungen, Bluthochdruck bzw. Kreislaufbeschwerden sowie bei Hautunreinheiten und einigen Hauterkrankungen. Frische Bärlauchblätter können heute auch noch als Blutstiller bei kleineren blutenden Wunden verwendet werden.

In einigen medizinischen Studien finden sich sogar mögliche Anwendungsansätze für Krebstherapien. Wässrige Auszüge aus pulverisierten Bärlauchpflanzen konnten in Zellkulturen, den Zelltod von Magenkrebszellen auslösen [5]. Die Schwefelverbindungen im Bärlauch, wie auch anderen Lauchgewächsen, haben krebsvorbeugende Eigenschaften.

Nebenwirkungen: Bärlauch ist im Allgemeinen sehr gut verträglich. Zu hohe Dosen des Krauts können zu Magenreizungen führen. In sehr seltenen Fällen kann Bärlauch Allergien auslösen, die sich u.a. durch Pickel, Exkzeme oder Luftnot zeigen.

Bärlauch sammeln und finden

Sammeln und Sammelhinweise

Bärlauch ist in Mitteleuropa wieder häufig vertreten und kann an vielen Orten gefunden werden. Erfolgversprechend sind vor allem Laubwälder und Auwälder, die im Frühling ausreichend Feuchtigkeit speichern können. Bärlauch bildet in der Regel große Pflanzenteppiche aus.

Beim Sammeln dürfen nach aktuellen Naturschutzgesetzen immer nur kleinere Mengen mitgenommen werden. Als Faustregel sollte nicht mehr als eine Handvoll der aromatischen Blätter gepflückt werden. Für größere Mengen wird in der Regel eine spezielle Sammelgenehmigung benötigt, die jeweils in der unteren Naturschutzbehörde des Ortes eingeholt werden kann.

Ein Sammeln von Bärlauch in Naturschutzgebieten ist generell verboten. In den nördlichen Bundesländern (Brandenburg, Hamburg, Bremen) wird der Bärlauch auf der Roten Liste der gefährdeten Arten geführt und darf folglich ebenfalls nicht abgeerntet werden.

Verwechslungsgefahren

Wir haben es weiter oben bereits kurz angerissen: Bärlauch sieht einigen anderen giftigen Doppelgängern sehr ähnlich. Daher sollte man - gerade als Anfänger - alle Sinne beisamen nehmen und prüfen, welche Pflanze man vor sich hat.

Es ist vor allem das Maiglöckchen mit dem der Bärlauch oft verwechselt wird, aber auch die Herbstzeitlose und seltener der Aronstab. Letztere wird man selten in freier Natur finden. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass sich auch im oder in der Nähe von Gärten einige Exemplare in einen Bärlauchteppich eingeschlichen haben.

Unterscheidungsmerkmale zu bekannten Doppelgängern gibt es in unserem Artikel Bärlauch erkennen und von Giftpflanzen unterscheiden.

Ökologie und Pflanzengeographie

Die auch Waldknoblauch bekannte Pflanze zählt zu den Frühblühern und spielt eine wichtige Rolle in intakten Waldökosystemen. Das Lauchgewächs sorgt nämlich für eine Verbesserung der Bodenqualität in den oberen Bodenschichten und liefert dem Boden nach der Blütezeit wertvolle Nährstoffe.

Eine bedeutende Rolle spielt Bärlauch auch für Ameisen, da diese den Samen transportieren und an andere Stelle verfrachten. Die Ameisen ernähren sich von dem proteinreichen Anhängel der Samen, während der Bärlauch selbst dadurch ausgebreitet wird. Ein Win-Win-Situation für beide.

Auch für Fluginsekten wie Bienen und einige Schwebfliegen ist Bärlauch wichtig. Einige Wildbienen finden im Frühjahr dringend benötigte Nahrung. Für die Bärlauch-Erzschwebfliege sind die Blätter sogar überlebenswichtig. Sie liegt ihre Eier an der Unterseite der Blätter ab. Die Larven dieses Insekts ernähren sich schließlich von den Blättern.

Weiterführende Literatur und verwendete Quellen

  1. Geiger, P. L. (1843): Allium ursinum. In: Pharmaceutische Botanik. Zum Gebrauche bei Vorlesungen und zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker und Droguisten. Ergänzungsheft. 3
  2. Vietz, F. B. (1806): Allium.In: Abbildungen aller medicinisch-ökonomisch-technischen Gewächse mit der Beschreibung ihres Gebrauches
  3. Becker, J. H. (1818): Allium ursinum.In: Versuch einer allgemeinen und besondern Nahrungsmittelkunde. Darstellung der Nahrungsmittel der Menschen nach alphabetischer Ordnung. A - Az · Band2, Ausgabe1
  4. Parvu, M. und Parvu, A.E. (2011): Antifungal Plant Extracts. In: Mendez-Vilas [Hrsg]: Science against microbial pathogens: communicating current research and technological advances.
  5. Xu, X. et al. (2013): Apoptosis and G2/M arrest induced by Allium ursinum (ramson) watery extracts in an AGS gastric cancer cell line. In: OncoTargets and Therapy, Vol. 6, S. 779-783, DOI: 10.2147/OTT.S45865
  6. Djurdjevic, L. et al. (2004): Allelopathic potential of Allium ursinum L. In: Biochemical Systematics and Ecology, Vol. 32, S. 533-544, DOI: 10.1016/j.bse.2003.10.001
  7. Lecker.de - Die besten Bärlauch-Rezepte
  8. Hahnemann, S. (1793): Bärlauch.In: Apothekerlexicon. Band 1

Fotos und Bilder

Häufige Fragen

Ist Bärlauch gesund?

Tatsächlich ist frischer Bärlauch gesund. Die Blätter und die Zwiebeln enthalten Schwefelverbindungen, die u.a. entzündungshemmend und antibakteriell wirken. Außerdem enthalten die Blätter höhere Mengen an Vitamin C (ca. 150 mg pro 100 g), Kalzium, Magnesium und Eisen.

Wie wird Bärlauch am besten verwendet?

Bärlauch wird am besten frisch verwendet. Dort enthält er das beste Aroma. Mit dem Vertrocknen der Blätter, verflüchtigen sich zunehmend auch die geschmackstragenden Schwefelverbindungen. Ein Mitkochen der Blätter ist daher nicht zu empfehlen.

Wieviel Bärlauch darf man essen?

Eine genaue Empfehlung, wieviel Bärlauch man essen sollte, gibt es nicht. Es wird aber empfohlen, nicht mehr als 10 Blätter täglich zu essen. Menschen mit sensiblen Mägen können in einigen Fällen bei übermäßigem Konsum Reizungen erleiden.

       

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