Die Bedeutung von officinalis bei Kräutern
Aktualisiert am:
02.04.2025
Von der Natur in die Apotheke: Huflattich gegen hartnäckigen Husten, Löwenzahn zur Anregung der Verdauung, Mädesüß bei Kopfschmerzen, Nachtkerze bei Hautproblemen oder Brennnesseln bei Blasenerkrankungen. Die Liste der pharmakologisch einsetzbaren Kräuter ist lang. Viele Kräuter werden seit Jahrhunderten traditionell bei bestimmten Krankheitsbildern und Symptomen mit Erfolg eingesetzt.
Historischer Hintergrund von officinalis
Die medizinische Bedeutung vieler Heilkräuter lässt sich anhand des botanischen bzw. lateinischen Namens der Kräuter erkennen. Der Zusatz officinalis weist eine auf eine arzneilich fundierte Wirkung der Pflanze im Rahmen der Phytotherapie hin.
Der Begriff officinalis wiederum stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und wird mit Apotheke übersetzt. Officinalis-Kräuter sind der Definition nach Kräuter, die in verschiedener Form apothekenfähig bzw. medizinisch verwendbar sind, oder mit den Worten des Arztes Johann Woyt (1671 bis 1709): Officinalia sind Arzneyen, sowohl die einfachen, simplicia, als zusammengesetzten, oder composita genennet, welche jederzeit in den Apotheken zu finden seyn sollen.
Bis eine Pflanze den Titel officinalis erhält, muss die Wirksamkeit pharmazeutisch belegt sein und eine Monographie zur jeweiligen Pflanze im Deutschen Arzneibuch, in Österreich im Österreichischen Arzneibuch, veröffentlicht werden.
Medizinisch bedeutende Inhaltsstoffe
Offincalis-Kräuter enthalten bioaktive Verbindungen – im Konkreten: ätherische Öle, Gerbstoffe, Harze, Alkaloide, Schleimstoffe, Bitterstoffe, usw., die abhängig von der einzelnen Pflanze adstringieren, antibakteriell/antimikrobiell, antiviral, beruhigend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend, gallenflussfördernd, krampflösend, schleimlösend, schmerzlindernd, tonisierend, verdauungsfördernd, wundheilungsfördernd oder wassertreibend sind.
Je nach Pflanze konzentrieren sich diese Verbindungen in unterschiedlichen Pflanzenteilen, wobei die arzneilichen Bestandteile sowohl in den Blüten wie auch Blätter oder in den Samen, in der Rinde oder in den Wurzeln vorkommen, die in der historischen Literatur als pars officinalis beschrieben werden. Teile der apothekenfähigen Kräuter, die auch Drogen genannt werden. Das Wort Droge ist ursprünglich im Niederländischen verwurzelt und wurde ab dem 16. Jahrhundert in den deutschen Wortschatz aufgenommen, wobei hinter dem Wort die Bedeutung trocknen steht und auf eine der ältesten Formen der Haltbarmachung von Heilkräutern anspielt.
Ebenso unterschiedlich wie die pars officinalis ist die Darreichungsform von Heilkräutern: ob als Auszug oder Tee, Pulver zum Einrühren in Getränke (Stichwort Medizinalwein), zu Salben oder Pastillen verarbeitet.
Officinalis-Kräuter
Liste ist nicht vollständig
- Beinwell (Symphytum officinale)
- Echter Baldrian (Valeriana officinalis)
- Echter Ehrenpreis (Veronica officinalis)
- Echter Eibisch (Altaea officinalis)
- Echter Galgant (Alpinia officinarium)
- Erdrauch (Fumaria offinalis)
- Gelber (Steinklee Meliotus officinalis)
- Eisenkraut (Verbena officinalis)
- Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
- Ringelblume (Calendula officinalis)
- Seifenkraut (Saponaria officinalis)
- Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
- Ysop (Hyssopus officinalis)
- Zitronenmelisse (Melissa officinalis)
Quellen und weiterführende Literatur:
- Quincy, J. (1784): Unterricht in der Apotheke. IN: Pharmacopeia officinalis et extemporanea, Oder: Vollständiges englisches Apothekerbuch
- Ernsting, A. C. (1784): Officinalia, Officinalium, Officinalis. IN: Nucleus Totius Medicinae Quinque Partitus oder der vollkommene und allezeit fertige Apotheker
- Woyt, J. J. (1767): Officina. IN: Gazophylacium Medico-Physicum, oder Schatz-Kammer Medicinisch- und natürlicher Dinge, in welcher Alle Medicinische Kunst-Wörter, inn- und äusserliche Kranckheiten, nebst dererselben Genesmitteln, alle Mineralien, Metalle, Ertze, Erden, zur Medizicin gehörige fremde und einheimische Thiere, Kräuter, Blumen, Saamen, Säfte, Oele, Hartze ec. alle rare Specereyen und Materialien, in einer richtigen Lateinischen Alphabet-Ordnung auf das deutlichste erkläret, vorgestellt, und mit einem nöthigen Register versehen sind
- Hecker, J. (1734): Pars officinalis. IN: Einleitung in die Botanic, worinnen die nöthigste Stücke dieser Wissenschaft kürtzlich abgehandelt werden
- Sennert, D. (1636): Medicamenta officinalia praecipua tum Galenica tum Chymica Tabulis disposita. Quas ad tabulas institutionum medicinae Dan. Sennerti a se concinnatas appendicis loco adjecit Christian. Winckelmannus
- Mattioli, P. A. (1559): Petri Andreae Matthioli medici Senensis Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Adiectis quàm plurimis plantarum et animalium imaginibus, eodem authore
- Ziegler, L. (1845): Die officinellen Gewächse in tabellarischer Übersicht nach dem Künstlichen und natürlichen Systeme geordnet. Für angehende Mediciner und Pharmaceuten
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Arzneibuch >