Kräuter und Bienenweiden
Aktualisiert am:
18.05.2020
Seit Jahren ist es Tatsache, dass immer mehr Honig- und Wildbienen aus verschiedenen Gründen sterben und in einigen Regionen sogar vom Aussterben bedroht sind. Mit wenig Aufwand lassen sich im Garten oder auf dem Balkon Bienenweiden mit Kräuterpflanzen kultivieren. Dadurch lässt sich selbst auf kleinem Raum ein für Bienen wichtiges Ökosystem schaffen.
Bedeutung von Bienen und Gefahren durch Bienensterben
Bedeutung von Honigbienen für Pflanzen, Tiere und Menschen
Welche Rolle Bienen für das Überleben von Mensch, Tier und Pflanze spielt, dürfte mittlerweile bekannt sein. Ohne die Bestäubung durch Fluginsekten können sich aus den Blüten der meisten Nutz- und Zierpflanzen keine Samen oder Früchte bilden. Folglich bliebe die Verbreitung bzw. der Ernteertrag aus oder würde stark gemindert. Etwa 80 Prozent unserer heimischen Pflanzen benötigen Bienen als Bestäuber. Darunter sind die meisten Obstbäume wie Apfel, Birne und Kirsche sowie beliebte Gemüsepflanzen wie Tomaten oder Bohnen.
Honig- und Wildbienen tragen einen entscheidenden Anteil an der Gesundheit unserer Ökosysteme. Viele Pflanzen könnten nicht mehr oder mit erheblichen Einschränkungen befruchtet werden. Das würde zu extremen Verwerfungen in der Pflanzenvielfalt und Pflanzensoziologie führen. Da es Insekten und Wirbeltiere gibt, die auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind, würden Nahrungsmittelengpässe entstehen, die wiederum auch zum Aussterben oder zur Verdrängung bestimmter Tiere führen würde.
Was führt zum Bienensterben?
Es gibt viele Ursachen, die zum Aussterben von ganzen Bienenvölkern führt. Die wichtigsten stellen wir kurz vor.
Monokulturen
Die Gründe für das Bienensterben in Deutschland sind vielfältig und meist durch den Menschen bzw. verursacht. Der zunehmende einseitige Ackerbau mit Monokulturen bedingt, dass Bienen nicht die Vielfalt an Pollen und Nektar zur Verfügung steht, wie sie es einst gewohnt waren. Tatsächlich ist aber auch so, dass die Vielfalt an Bienentrachtpflanzen, wie Bienenweiden auch genannt werden, mittlerweile in der Stadt teilweise größer ist als auf dem Land. Die Wildwiesen auf dem Land sind meist nur noch Rodungswiesen und weisen längst nicht mehr die Abwechslung an bienenfreundlichen Wildkräutern und -blumen auf wie in der Vergangenheit. Kurzum: Der Lebensraum für die Bienen wird zunehmend eingeschränkt.
Überzogene Rasenpflege
Das auch eine übereifrige Rasenpflege ein Teil des Bienensterbens darstellt, wird leider kaum diskutiert. Wenn im Frühjahr die ersten blühenden Wildkräuter von Wiesen abgemäht werden, fehlt vielen Bienen und anderen Insekten die erste wichtige Nahrungsgrundlage im Jahr. Es wäre wünschenswert, wenn viele Gärtner, Hausbesitzer und auch städtische Grünflächenämter hier reagieren würden. Häufig genügen auch kleine Refugien bzw. Inseln, die übrig gelassen werden, um den Zweiflüglern einen reich gedeckten Tisch zu bieten.
Schädlingsbekämpfungsmittel
Ebenso problematisch ist der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in der Landwirtschaft, der nicht zwischen Schädlingen und Nützlingen wie Honigbienen unterscheidet und allen Insekten den Garaus macht. Gut bekannt sind noch die so genannten Neonikotinoide, die die Nervenzellen der Bienen so drastisch gestört haben, das Krämpfe und schließlich der Tod eintraten.
Versiegelung
Nicht zuletzt trägt auch die zunehmende Versiegelung von Boden dazu bei, dass immer weniger Bienenpflanzen auf einstigen Wiesen, Weiden oder Brachflächen gedeihen. Viele grüne Flecken in Großstädten müssen teils dem Bagger weichen, wodurch wertvolle Rückzugsräume für Wildbienen verloren gehen.
Krankheiten
Ferner sind es Krankheiten oder Parasiten, die den Bienen zutragen; vor allem die Varroamilbe ist in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus geraten, Bienenvölker zu befallen und auszurotten. Die Milbe stammt aus dem asiatischen Raum und konnte auf dem europäischen Kontinent immer mehr Fuß fassen. Die Bekämpfung der Milbe ist recht schwierig.
Deutschland summt.
Die Notwendigkeit, auf das Bienensterben aufmerksam zu machen und einen aktiven Beitrag dagegen zu leisten, hat sich die Initiative „Deutschland summt“ zur Aufgabe gemacht.
Ein Teil der Arbeit von „Deutschland summt“ ist die Begrünung von Dächern mit Bienenpflanzen in einigen Städten Deutschlands. Hoch über den Dächern von Berlin, Hamburg, Hannover, Frankfurt am Main, München, Stuttgart und Osterholz-Scharmbeck wurden Bienenweiden angelegt. Vorreiter der bienenfreundlichen Stadt ist Berlin. Hier wurde im Jahr 2010 mit der Bepflanzung beispielsweise des Berliner Doms, der Staatsoper im Schiller-Theater, dem Technik- und Deutsch-Russischen Museum, dem Rathaus Marzahn-Hellersdorf und auch dem Klärwerk in Ruhleben begonnen.
In den folgenden Jahren zogen weitere Metropolen nach, so dass heute zum Beispiel auf den Dächern der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt/Main, im Ministeriumsgarten und dem Kinderwald in Hannover, dem Haus der Architektur sowie der St. Maximilians-Kirchen in München, auf den Dächern des Waldorfschule Silberwald und dem Stadtacker Wagenhallen in Stuttgart oder dem Harburger Rathaus in Hamburg Bienentrachtpflanzen gedeihen.
Bienenfreundliche Kräuter
Die Auswahl bienenfreundlicher Pflanzen ist groß. So werden unter anderem Bäume wie Robinien, Kirschen, Ahorn, Haselnuss, Linden oder Weiden von den Bienen ebenso gerne angeflogen wie Beerensträucher und Zierpflanzen wie Rosen. Doch auch viele Kräuter stehen weit oben in der Gunst von Honig- und Wildbienen.
Geeignete Kräuter für Bienenweiden
Kräuter bieten eine breite Palette an verschiedenen Aromen, weshalb sie nicht nur in der Küche beliebt sind, sondern auch hervorragend als Bienenweide geeignet sind. Zu den Kräutern, die bei Bienen beliebt sind, zählen zum Beispiel
- Wilde Möhre
- Mauerpfeffer
- Blutweiderich
- Eisenkraut
- Huflattich
- Quendel (Wilder Thymian)
- Löwenzahn
- Malve
- Lavendel
- Katzenminze
- Schnittlauch
- Natternkopf
- Bohnenkraut
- Hundskamille
- Ackersenf
- Ysop
- Zitronenmelisse
- Thymian
- Oregano
- Ringelblume
- Kapuzinerkresse
- Baldrian
- Borretsch
- Herzgespann
- Duftsteinrich
- Gundermann
- Schafgarbe
- Färberkamille
- Echte Kamille
- Königskerze
- Lungenkraut
- Veilchen
- Majoran
- Kümmel
- Salbei
- Diptam-Dost
- Rosmarin
- Lungenkraut
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Die eigene Kräuterbienenweide – Auswahl nach Blütenfarbe
Damit die Bienen von Kräutern profitieren können, müssen sie natürlich auch Blüten entwickeln. Auch wenn einige Kräuter vor der Blütezeit vollständig geerntet werden, um diese für Salate oder andere Speisen zu verarbeiten, kann es sich durchaus lohnen einen Teil dieser Pflanzen zur Blüte zu bringen. Die Bienen erhalten Nahrung, viele Blüten geben einen hervorragenden Duft ab, sind optisch ansprechend und wenn sich die Blüten in Früchte verwandeln, steht auch gleich noch Samen für die Folgesaison zur Verfügung. Eine Situation in der Bienen und Menschen gewinnen.
Viele Gärtner, die naturnah gärtnern, schaffen regelrechte Kräuterparadise. Dabei kommen Beete, Kräuterspiralen oder auch einzeln verteilte Töpfe vor, indem Blüten unterschiedlicher Farben zum Vorschein kommen. In unserer nachfolgenden Tabelle haben wir bekannte Kräuter mit den entsprechenden Blütenfarben zusammengefasst.
weiß | Salbei, Majoran, Basilikum, Wilde Möhre, Schafgarbe, Echte Kamille |
gelb | Ringelblume, Färberkamille, Löwenzahn, Huflattich |
orange | Kapuzinerkresse, Ringelblume |
rosa | Rosmarin, Salbei, rosa Schafgarbe, Schnittlauch |
rot | Salbei, Kapuzinerkresse |
violett | Gundermann, Lavendel, Ysop, Salbei, Katzenminze |
blau | Gundermann, Natternkopf, Salbei |
Da Kräuter zu unterschiedlichen Zeiten blühen, kann man sich beinahe das ganze Jahr über an der Blütenvielfalt und summenden Besuch freuen. Viele Kräuter lassen sich hervorragend miteinander kombinieren, wodurch zahlreiche Weidenkompositionen entstehen können. Einen Überblick, in welchem Monat welche Bienenkräuter blühen, finden Sie nachfolgend in unserem Blühkalender.
Fertige Bienenweiden im Handel
Viele Anbieter von Pflanzensamen haben die Thematik Bienensterben erkannt und bieten spezielle Samenmischungen an, die Bienenpflanzen enthalten. Diese sind besonders nektar- sowie pollenreich und werden bevorzugt von Bienen angeflogen. Erhältlich ist das Saatgut für Bienen online sowie vor Ort in Gartencenter bzw. im Pflanzenfachmarkt. Mitunter führen aber auch einige (Bio-)Supermärkte entsprechendes Saatgut.
Neu ist seit diesem Jahr, dass im Pflanzenhandel bienenfreundliche Pflanzen als solche gekennzeichnet werden. Wer sich dennoch nicht sicher ist, ob bestimmte Pflanzen einen Beitrag zur Ernährung von Honigbienen leisten, kann auf die „Bienen-App: Bienen füttern mit bienenfreundlichen Pflanzen“ des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zurückgreifen.