Echte Kamille
Matricaria recutitaDie Kamille (Matricaria recutita) mit ihren charakteristischen Korbblüten zählt zu den bekanntesten Wildkräutern. Die Blüten der Kamille werden seit Jahrhunderten in der Heilkunde geschätzt. Auch heute noch findet sich Kamillentee in jeder Hausapotheke bzw. im heimischen Teevorrat wieder. Dem Arzt David Rosenthal (1821 bis 1875) zufolge ist die Kamille "die am häufigsten arzneilich gebrauchte Pflanze"1, die u.a. bei Magen- und Darmbeschwerden oder bei Hautproblemen verwendet wird. Doch auch in der Küche lassen sich die Blätter und jungen Blüten der Echten Kamille nutzen.
Botanischer Name | Matricaria recutita |
Pflanzenfamilie | Korbblütler |
Weitere Namen | Feldkamille, Hermel, Garmille, Mägdeblume, Kummerblume |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | März-Mai |
Blütezeit | Mai-Oktober |
Erntezeit | Mai-Oktober |
Standort | sonnig bis halbschattig, nährstoffreiche und lehmig bis sandige Böden mit mäßiger Feuchte |
Verwendung als Heilkraut | Magenschleimhautentzündung, Magengeschwüre, Erkältung, Wundheilung, Mund- und Rachenentzündungen, Beschwerden der Nasennebenhöhlen |
Verwendung als Gewürzkraut | Wildkräutersalate, Süßspeisen |
Der Name Kamille
Das Wort Kamille stammt ursprünglich aus dem Griechischen. Chamaímêlon wird mit ´am Boden wachsender Apfel´ übersetzt, da Botaniker vergangener Epochen fanden, dass der Duft von Kamille entfernt an Äpfel erinnert. Bis aus der griechischen Vokabel das heutige Wort Kamille entspringen sollte, verging noch einige Zeit. Zunächst wurde das Wort vom lateinschen Sprachschatz als Camomilla übernommen, bis sich daraus schließlich der mittelhochdeutsche Begriff Gamille entwickelte, der letztlich zu Kamille wurde.
Der botanische Name Matricaria hingegen spielt auf die medizinische Verwendung der Kamille an. Wie der Lexikograph Matthias Lexer (1830 bis 1895) im Jahr 1872 schreibt, wird die Silbe Matri von der lateinischen Vokabel matrix = Gebärmutter abgeleitet, da Kamille in der Vergangenheit vor allem als Hausmittel für diverse Frauenleiden bekannt geworden war2. Daher verwundert es auch nicht, dass unter dem Eintrag Kamille im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm auch die Rede von der "Mutterkamille" ist3. Caria wiederum geht auf die Vokabel cara, die mit lieb oder teuer übersetzt wird, zurück.
Pflanzenmerkmale und Systematik der Echten Kamille
Herkunft und Vorkommen der Echten Kamille
Die Echte Kamille stammt vermutlich ursprünglich aus Süd- und Osteuropa sowie Vorderasie. Die Kamille ist in viele Länder eingeschleppt worden und ist daher oft in freier Natur zu finden. Somit kommt sie heute in den meisten Ländern Europas sowie auch in Asien, Nordamerika und sogar Australien verwildert vor.
Unseren bekannten Korbblütler finden wir vor allem auf nährstoffreichen Äckern, Wildwiesen aber auch Brachflächen. Meist ist sie ein Lehmanzeiger. In hügeligen Regionen bzw. Gebirgslandschaften ist die Pflanze bis in die montane Höhenstufe anzutreffen, was im Gebirge Höhenlagen zwischen 1200 bis 1700 Meter bedeutet.
Systematik von Matricaria recutita
Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) zählt zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist mit anderen bekannten Wilkräutern wie dem Löwenzahn, der Ringelblume oder dem Beifuß verwandt. Die Gattung der Kamillen (Matricaria) umfasst lediglich drei Arten. Bekanntheit hat hier noch die Strahlenlose Kamille.
In der älteren Literatur findet sich häufig statt dem heute geläufigem botanischen Namen Matricaria recutita auch Chamomilla recutita.
Andere Arten wie Hundskamille, Geruchlose Kamille oder Strandkamille gehören zwar auch zur Familie der Korbblütler, sind aber im engeren Sinne nicht mit der Echten Kamille verwandt. All diese Pflanze verfügen auch über eine andere chemische Zusammensetzung an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen.
Merkmale der Kamille
Die Echte Kamille weist typische Merkmale von Korbblütern auf. Der Korbblütler ist grundsätzlich einjährig und erreicht, je nach Standortsituation, Wuchshöhen zwischen 20 und 60 cm. Die Echte Kamille verströmt einen charakteristischen Geruch, den der Botaniker Johannes Leunis (1802 bis 1873) als "stark-balsamisch riechend" beschreibt4, der sie relativ einfach von unechten Kamillen unterscheidet. Die Pflanze bildet relativ dünne Wurzeln aus, die meistens blassbraun bis gelblich gefärbt sind.
Die Blätter der Echten Kamille sind meist zwischen 3 und 8 cm lang, stehen sich wechselständig gegenüber und sind deutlich verästelt. Die Blattform lässt sich als zierlich, zwei- bis dreifach gefiedert und spitz zulaufend beschreiben. Der Stängel ist aufrecht wachsend und mehrfach verzweigt.
Die Blütezeit der Echten Kamille findet meist zwischen Mitte Mai und Anfang Oktober statt. Die Pflanze bildet dann jeweils einzelne, gelbe Blütenköpfchen aus, die zusammen im Blütenkorb sitzen. Pro Blütenkorb können bis zu 900 einzelne Blütenköpfchen ausgebildet werden, wobei es in der Regel deutlich weniger sind (durchschnittlich etwa 100). Der Blütenkorb wird umgeben von etwa 26 bis 48 Hüllblätter, die weiß gefärbt sind. Die weißen Hüllblätter zeigen in der Regel Richtung Boden.
Zur Fruchtreife bilden sich aus den Blütenköpfchen typische Achänen (spezielle Nussfrüchte bei Korbblütlern) die bis zu 2 mm lang sind und eine bräunlich bis graubräunlich Färbung aufweisen.
Exkurs: Echte und Falsche Kamille unterscheiden
Häufig wird die Echte Kamille mit der Unechten Kamille (Matricaria inodora) verwechselt, da sich beide zum Verwechseln ähnlich sehen. Letztere ist jedoch deutlich größere. Während die Matriacaria recutita samt Blütenstand maximal einen halben Meter groß wird, erreicht die Unechte Kamille ein Wuchshöhe von bis zu 80 cm. Auch die Größe der Blütenköpfchen unterscheidet sich voneinander: Die der Falschen Kamille sind mit ca. 4 cm nahezu doppelt so groß.
Einfacher für die Bestimmung beider Kamillenarten ist der Geruchstest: Die Echte Kamille verströmt ein intensives, kräftiges Aroma, wie man es vom Kamillentee kennt. Die Falsche Art hingegen ist fast geruchslos und duftet, wenn nur sehr schwach - daher auch die botanische Artbezeicnung inodora = geruchslos bzw. Geruchslose Kamille. Ein weiterer Anhaltspunkt zur Identifizierung ist der Aufbau der Blütenköpfchen: die von Matricaria recutita sind immer innen hohl.
Aussaat, Anbau und Pflege im Garten
Standort
Kamillen sind verhältnismäßig anspruchslos. In der Natur sind sie sowohl auf Brachflächen als auch auf Wildwiesen anzutreffen. Als optimaler Standort gelten jedoch sonnenexponierte Flächen mit nährstoffreichen und mäßig feuchten Mischböden. Optimal erscheinen lehmige Böden, die sandige Anteile enthalten. Die Kamille toleriert sowohl schwach saure bis alkalische Böden.
Im Garten eignen sich lehmige bis schluffige Böden am besten. Rein sandige Böden sind eher nicht geeignet und sollten zunächst mit Humus oder Bentonit etwas dichter gemacht werden. Insofern die Kamille im Topf wachsen soll, eignen sich Universalerden am besten. Diese können nach Möglichkeit noch, wenn vorhanden, mit etwa 10 bis 20 Prozent Sand durchmischt werden.
Aussaat
Der richtige Zeitpunkt der Aussaat richtet sich nach dem Anzuchtort. Kamille, die im Haus vorgezogen wird, kann ab Ende März ausgesät werden. Die Direktsaat im Freiland bzw. im Garten erfolgt ab Anfang Mai. Grundsätzlich ist eine Vorkultur jedoch meist nicht notwendig. Die Kamille zählt zu den Lichtkeimern, die nach der Aussaat nicht mit Erde bedeckt werden müssen. Die Samen werden lose auf die Erde gestreut und vorsichtig angedrückt, um zu verhindern, dass der Wind die Kamillensamen ausbläst.
Kamille lässt sich auch problemlos auf dem Balkon anbauen. Geeignet sind sowohl Südlagen, wie auch West- und Ostlagen. Als Pflanzgefäße genügen relativ flache Töpfe, da es sich um einen Flachwurzler handelt und die Pflanze ohnehin nur einjährig gedeiht.
Dünger
Insofern die Kamille in handelsüblicher Blumenerde oder in einem nährstoffreichen Gartenböden wächst, ist eine zusätzliche Düngung während der Vegetationsperiode nicht nötig. Ausnahme bilden sandige Böden, die meist eine hohe Nährstoffauswaschung aufweisen. In solchem Fall kann mit leichten organischen Dünger bzw. Langzeitdüngern wie Rinderdungpellets gedüngt werden. Wichtiger kann ein zusätzliches Düngen bei Topfkulturen sein. Zeigen die Blätter erste Vergilbungen oder eine zunehmende Verblassung des Blattgrüns ist dies meist ein deutliches Zeichen für einen Nährstoffmangel. Häufig tritt eher Kaliummangel als Stickstoffmangel auf.
Gießen
Die beste Pflege ist, dass die Erde nicht austrocknet und gleichmäßig feucht gehalten wird. Gelegentliche Trockenphasen machen der Pflanze jedoch in der Regel nichts aus.
Krankheiten und Schädlinge
Trotz des verhältnismäßig anspruchslosen Pflegeaufwandes kann es vorkommen, dass Kamillen von Schädlingen befallen werden. Oft wird die Pflanze Opfer von Blattläuse und Mehltau. Da Kamillen wichtige Nutzpflanzen sind, genügen meist ökologisch vertretbare Lösungen wie ein Schachtelhalmsud oder verschiedene Insektenlarven. Die Larven der Florfliege, aber auch Gallmücken sowie die Larven des Zweipunktmarienkäfer fressen die Blattläuse und sorgen so für eine pflanzenunschädliche Bekämpfung (Tipp: Nützlinge gibt es im Gartenfachmarkt, Onlineshops sowie teilweise in Bioläden zu kaufen). Alternativ können die Pflanzen mit einer Jauche aus Brennnesseln oder Ackerschachtelhalm behandelt werden.
Die Bekämpfung von Mehltau ist etwas aufwändiger. Man unterscheidet zwischen Echtem und Falschem Mehltau: Während der echte Mehltau auf der Blattoberseite als weißer, fein zerstäubter und mehlartiger Belage zu Tage tritt und sich mit den Fingern abreiben lässt, ist der Falsche Mehltau an der Blattunterseite, als nicht zu entfernender Belag zu erkennen. Beim Befall von Falschem Mehltau bleibt meist nur das Entfernen der ganzen Pflanze, um die Ansteckungen anderer Kräuter nicht zu provozieren. Echter Mehltau ist meist etwas einfacher zu entfernen.
Verwendung von Kamille
Verwendung in der Küche
Kamille wird eher selten als Gewürz- oder Küchenkraut verwendet. Dennoch sind sowohl die Blätter als auch die Blütenknospen essbar und auch empfehlenswert.
Kamillenblätter können als Gewürz für herzhafte Suppen, Eierspeisen oder für Kräuterquarks verwendet werden. Die Blätter haben einen feinwürzigen, mitunter dezent salzigen bis "ziemlich bitteren Geschmack"5 und sollten ausschließlich frisch verwendet werden.
Die jungen Blütenknopsen können als Gemüse zubereitet werden. Hierzu legt man sich etwa 20 Minuten in Wasser ein und brät sie auf leichter Stufe mit einem geschmackvollen Öl (z.B. Olivenöl) an.
Frische und meist junge Kamillenblüten, lassen sich gut als vitaminreiche Beilage in Wildkräutersalaten verarbeiten. Die Blüten schmecken deutlich mild und erinnern an den Geschmacklich von Kamillentee. Gelegentlich werden Kamillenblüten auch zur Dekoration von Süßspeisen verwendet.
Eine delikate und kalte Süßspeise für den Sommer ist Kamilleneis. Hierfür werden frische Kamillenblüten, gern in Verbindung in frischen Malvenblüten zunächst schonen in einem Wasserbad gekcoht. Der Sud wird mit Honig und schließlich mit Joghurt oder Sahne vermischt. Abgeschmeckt werden kann mit Zitronen- oder Limettensaft, bevor die Masse in den Eisschrank gestellt wird.
Verwendung als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
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Die Kamille gilt sicherlich als eines unserer am häufigsten genutzten Hausmittel. Hier kommt der Korbblütler meist bei leichteren Magen- und Darmbeschwerden zum Einsatz. Verschiedene Verbände haben die Echte Kamille als Heilpflanze sowie als Arzneipflanze des Jahres ausgezeichnet.
Als Arzneipflanze hat die Kamille schon seit dem Mittelalter Bedeutung. In alten Kräuterbüchern (z.B. Gart der Gesundheit, Kräuterbuch von P.A. Mattioli) lässt sich herauslesen, dass die Pflanze bereits rege verwendet wurde. Die Kamille wurde damals, wie auch heute, für die Behandlung von Magen- und Darmbeschwerden benutzt. Übliche Darreichungsformen waren früher Medizinalweine oder ein Sud aus den Blüten. Auch wurde sie scheinbar für die Behandlung von „Lungengeschwüren“ und Fallsucht genutzt, was heute jedoch medizinisch nicht mehr zu vertreten ist. Äußerlich wurde die Kamille bei Blässe, schmerzenden Hautblasen oder bei Entzündungen der Haut verwendet.
Der Arzt Johann Schröder (1600 bis 1664) war seinerzeit bereits von der Kamille begeistert: Die Kamille "hat viel herrlichen Nutzen, getruncken ist gut wider die Magenschmerzen, Darm-Gicht, (...), treibet den Stein, (...), reinigt die Mutter, mildert das Fieber"6.
Die Kamille enthält zahlreiche Inhaltsstoffe, die für eine Vielzahl von Beschwerden nützlich sein können. Es sind hier vor allem die ätherischen Öle, Flavonoide, Cumarine und Bitterstoffe, die eine heilkundliche Nutzung begründen [9]. Die entzündungshemmende Wirkung des Korbblütlers wird durch die Stoffe Bisabolol, Matricin, Umbelliferon und Chamazulen bewirkt. Insgesamt kann die Kamille gemäß Kommission E folgende Wirkungen auf unseren Organismus haben:
- entzündungshemmend
- krampflösend
- wundheilungsfördernd
- antibakteriell
- hautregenerierend
Heute wird die Kamille u.a. für die folgenden Krankheiten und Beschwerden verwendet:
- Angina tonsillaris (unterstüztend)
- Blähungen
- diverse Entzündungen der Haut
- Erkältungen bzw. grippale Infekte
- Hämorrhoiden
- Magenkrämpfe
- Magenschleimhautreizung
- Magen- und Darmentzündungen
- Nasenschleimhautentzündung
- Reizdarm
- Rachenentzündung
- Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischreizungen
- Zahnschmerzen
Die relevanten Wirkstoffe der Kamille sind sowohl in den Blüten, als auch in den Blättern zu finden. Verwendung finden sowohl die getrockneten als auch die frischen Blüten, wobei aus Dosierungsgründen immer die trockenen bevorzugt werden sollten.
Die üblichen Darreichungsformen sind Tees, Tinkturen, Salben oder Sitzbäder. Kamillentee kann durch den Gehalt an Bitterstoffen und Gerbsäuren Verstimmungen im Magen-Darm-Bereich (Magenkrämpfe, Koliken, Durchfall, Reizdarm, Reizmagen) lindern und bei Halsschmerzen und Menstruationsschmerzen helfen.
Einige Untersuchungen und Studien [7] konnten sogar nachweisen, dass Kamille Bakterien wie Heliobacter pylori und Campylobacter jejuni am Wachstum sowie an der Teilung hindern können.
Die Echte Kamille kommt auch in der naturheilkundlichen Behandlung einiger Augenerkrankungen zum Einsatz. Größere Bedeutung hat die Kamille vor allem bei bakteriell verursachten Bindehautentzündungen. Mitunter wird die Kamille auch bei der Therapie von Gerstenkörnern verwendet. Dort wird sie vor allem als Umschlag verwendet, wobei darauf geachtet werden sollte, dass die Umschläge steril sind und keine weiteren bakteriellen Infektionen verursachen.
Ein weiteres Anwendungsfeld der Kamille sind äußere Beschwerden. Hier werden vor allem die entzündungshemmenden und hautregenerierenden Eigenschaften in Hautpflegeprodukten wie Gesichtswasser, Cremes und Salben genutzt. Daneben wird Kamillenextrakt in Apotheken verkauft, der beispielsweise bei Entzündungen im Mundbereich oder am Zahnfleisch als Gurgellösung und bei Hautunreinheiten Linderung verschaffen kann. Meist wird die Kamille dabei auf die betreffenden Stellen aufgetupft oder als Zutat für Gesichtsdampfbäder verwendet. Kamillendampfbad wird unterstützend bei Nasennebenhöhlenentzündungen empfohlen, da sich die im Wasserdampf befindlichen ätherischen Öle wohltuend auf die Befeuchtung der Schleimhäute auswirken können. Ferner kann Kamillenextrakt ins Badewasser hinzugegeben werden. Sitzbäder mit Kamille werden verwendet, wenn Menschen z.B. an Hämorrhoiden oder behandelten Fisteln leiden.
Nebenwirkungen: Die Echte Kamille ist im Allgemeinen eine sehr gut verträgliche Heilpflanze. Beschwerden verursacht die Kamille bei bekannter Allergie gegenüber Korbblütler. Auch kann ein Dauergebrauch der Kamille mit höheren Dosen zu Beschwerden wie Schwindel und Unruhe führen.
Kamille in Kosmetik- und Hygieneartikeln
Außerdem hat sich Kamille einen Namen in der Haarpflege gemacht. Spülungen aus starkem Kamillentee (4 Teebeutel auf einen Liter kochendes Wasser) verleihen als letztem Guss nach dem Haare waschen Glanz und - auf blondem Haar - einen goldenen Schimmer. Die aufhellende Wirkung der Kamille ist jedoch bei der echten Kamille nicht so ausgeprägt und intensiv wie bei der Römischen Kamille (Chamaemelum nobile).
Einige Hersteller von Naturpflegeprodukten verwenden gezielt Kamillenextrakt.
Kamille kaufen - Was gibt es zu beachten?
Echte Kamille gibt es im Handel in verschiedenen Formen und Arten zu kaufen. Frische Pflanzen finden sich in vielen Pflanzenfachmärkten und teilweise in Baumärkten. Hier sollte der botanische Namen abgeglichen werden, da mitunter auch die römische Kamille verkauft wird. Ebenfalls sollte die Kamille auf Pflanzenkrankheiten wie echter und falscher Mehltau begutachtet werden, die durchaus häufig vorkommen können. Beachten Sie, dass die Kamille eine einjährige Pflanze ist.
Neben frischen Pflanzen können in den meisten Pflanzencentern sowie im Onlinehandel Samen der echten Kamille erworben werden. Da die Pflanze keine Rarität ist, sind die Preise für Kamillensamen in der Regel auch sehr günstig. Samenpackungen von Markenherstellern liegen meist, je nach Verpackungsgewicht, zwischen 0,50 und 1,00 EUR. Ab und an werden bestimmte Unterarten oder Züchtungen angeboten, die direkt für die Nutzung als Heilkraut abzielen. Zu nennen ist hier beispielsweise Bodegold, eine Züchtung, die durch besonders hohe Gehalte ätherischer Öle auffällt.
Im Onlinehandel sowie in einigen Supermärktern bzw. Discoutern werden auch getrocknete Kamillenblüten angeboten, die direkt für die Zubereitung von Kamillentees oder Badezusätzen verwendet werden können. Verbraucher, die viel Kamille im Jahr nutzen, sollten gleich auf die günstigen Kilopacks umsteigen. Da das Aroma der getrockneten Kamille lange anhält, kann sie entsprechend gut gelagert, auch mehrere Monate bis einige Jahre gehalten werden. Auch hier sind die Preis in der Regel sehr moderat. Unterschiede gibt es jedoch bei Kamillenblüten aus biologischem Anbau.
Quellennachweise und weiterführende Literatur
- Rosenthal, D. (1861): Matricaria Chamomilla. In: Synopsis Plantarum diaphoricarum. Systematische Uebersicht der Heil-, Nutz- und Giftpflanzen aller Länder
- Lexer, M. (1872): Matere. In: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch
- Grimm, J., Grimm, W., Heyne, M. Hildebrand, R., Lexer, M. und Weigand, F. L. K. (1854): Mutterkraut. In: Deutsches Wörterbuch, Band 6
- Leunis, J. (1855): Matricaria chamomilla. In: Schul-Naturgeschichte. Zweiter Theil Botanik
- Bosing, J. und Schosulan, J. N. (1796): Matricaria chamomilla.In: Physisch-therapeutische Erläuterung aller jener Arzneymittel welche in der neuen verbesserten österreichischen Provincial-Pharmakopöe enthalten sind
- Schröder, J. (1718): Chamomilla. In: Vollständige und nutzreiche Apotheke. Oder: Trefflich versehener Medicin-Chymischer höchst-kostbarer Artzney-Schatz
- Cwikla, C. et al. (2010): Investigations into the antibacterial activities of phytotherapeutics against Helicobacter pylori and Campylobacter jejuni. In: Phytotherapy Research, Vol. 24, S. 649-56, doi: 10.1002/ptr.2933
- Murti, K. et al. (2012): Pharmacological Properties of Matricaria recutita: A Review. In: Pharmacologia, Vol. 3, S. 348-351, doi: 10.5567/pharmacologia.2012.348.351
- Europäische Arzneimittel-Agentur (2014): European Union herbal monograph on Matricaria recutita L., flos, In: Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), EMA/HMPC/55810/2011
- World Health Organization (WHO) (2010): Flos Chamomillae. In: WHO Monographs on medicinal plants commonly used in the Newly Independent States (NIS). ISBN: 978 92 4 159772 2
- Ardakani, M. T. et al. (2016): Evaluating the effect of Matricaria recutita and Mentha piperita herbal mouthwash on management of oral mucositis in patients undergoing hematopoietic stem cell transplantation: A randomized, double blind, placebo controlled clinical trial. In: Complementary Therapies in Medicine, Vol. 29, S. 29-34, doi: 10.1016/j.ctim.2016.08.001