Augentrost

Euphrasia officinalis

Augentrost Foto

Der Gemeine Augentrost, der in alten Büchern über Heilpflanzen manchmal auch Augenkraut oder Augustinuskraut genannt wird, ist eine altbewährtes Heilkraut. Wie es der Name schon erahnen lässt, wurde und wird der Augentrost bereits seit dem Mittelalter bei vielerlei Augenbeschwerden und Augenkrankheiten eingesetzt.

Steckbrief von Augentrost
Botanischer NameEuphrasia officinalis / Euphrasia rostkoviana
PflanzenfamilieSommerwurzgewächse
Weitere NamenAugustinuskraut, Wegleuchte, Milchschelen, Augendank
Aussaatzeit / PflanzzeitOktober-April
BlütezeitJuli-September
ErntezeitMai-Juni
Standortsonnige Standorte mit mageren, nährstoffarmen und eher sandigen Böden
Verwendung als HeilkrautAugenentzündungen, Erkrankungen der Bindhaut, Lidrandentzündung, Augenringe, Lichtscheuheit, Schnupfen, Husten
Verwendung als Gewürzkrautnicht bekannt

Pflanzenmerkmale und Systematik des gemeinen Augentrosts

Herkunft und Vorkommen des Augentrosts

Der Augentrost ist in den Ländern Mitteleuropas, Westeuropas und in einigen Teilen Südeuropas heimisch. Das in der Volksmedizin beliebte Heilkraut bevorzugt oft landwirtschaftlich genutzte Flächen in Hügel- und Hochgebirgslagen mit trockenen und eher nährstoffarmen Böden. Euphrasia kann dabei häufig bis in 2.400 Meter Höhe gefunden werden. Die Pflanze wird heute in einigen Gärten kultiviert und als Zierpflanze verwendet.

Systematik von Euphrasia officinalis

Der Gemeine Augentrost (Euphrasia officinalis) gehört zur Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae) sowie zur Ordnung der Lippenblüterartigen (Lamiales). Letzteres wird durch die zweigeteilte, lippenartige Blüte deutlich. Kräuter, die zur gleichen Familie gehören, sind u.a. der Zahntrost oder der Klappertopf. Die Gattung Augentrost zählt derzeit 12 Arten, die sich untereinander nur durch ausreichend botanische Kenntnisse voneinander unterscheiden lassen. Der hier beschriebene Gemeine Augentrost kann sich regional noch in einige Unterarten aufteilen.

Merkmale des Augentrosts

Der deutlich krautige und einjährig wachsende Augentrost erreicht je nach Standort- und Bodenbedingungen Wuchshöhen zwischen 10 und 30 cm. Euphrasia ist ein typischer Halbschmarotzer, der sich durch Nährsalze und Wasser von den benachbarten Pflanzen, meistens Gräser, versorgt. Das Kraut verfügt hierfür über so genannte Saugwurzeln. Unabhängig davon ist die Pflanze dennoch in der Lage selbständig Photosynthese zu betreiben und Nährstoffe zu assimilieren.

Die kleinen, eher hellgrünen Blätter des Augentrosts sind elliptisch geformt und am Rand etwas gezackt. Die Unterseite der Augentrostblätter ist genau wie die Sprossachse der Pflanze kurz und dicht mit Drüsenhaaren besetzt, die besonders nachts aktiv sind. Die ründlichen Stängel des Sommerwurzgewächses sind in der Regel auffällig verzweigt. Die Blätter sitzen jeweils stiellos an den Stängeln.

Blätter von Euphrasia
Die Blätter des Augentrosts sind deutlich gezackt

Die Blüten des gemeinen Augentrosts sind wohl das charakteristischste Merkmal der Pflanze. Die zweilippige Blüte ist grundsätzlich weiß und verfügt in der Regel über violette Adern. Die unteren Blütenblätter zeigen einen auffallenden gelben Fleck auf. Die gesamte Zeichnung der Blüte ist mit etwas Phantasie wie ein Auge gezeichnet, was der Pflanze letztlich auch ihren Namen gegeben hat. Der gemeine Augentrost blüht von etwa Anfang Juli bis Mitte September.

Blüte vom Augentrost
Eine typische Augentrostblüte inklusive Vergrößerung

Nach der Blüte bildet der Augentrost bis etwa Mitte Oktober flache Kapselfrüchte aus, die in zwei Klappen unterteilt sind. Jede Kapsel enthält mehrere Samen.

Augentrost aussäen und pflanzen

Euphrasia hat in einigen Gärten aufgrund seiner Blütenpracht durchaus Bewunderer. Daher besteht oft der Wunsch, die Pflanze im Garten oder auf dem Balkon anzupflanzen. Grundsätzlich ist eine Kultivierung möglich, allerdings ist hierfür Erfahrung beim Anbau von Pflanzen von Vorteil.

Standort: Die Standortbedingungen des Augentrosts sind eher gering. Das Kraut wächst in der Natur auf Magerwiesen. Diese enthalten nur wenig Nährstoffe, sind meist sehr locker bis sandig und damit gut durchlässig. Für die Anpflanzung verwenden Sie am besten nur schwach gedüngte Blumenerden (z.B. Aufzuchterde). Diese sollten Sie zudem im Verhältnis 1:2 mit Sand oder falls möglich mit gröberen Bestandteilen wie Bims oder Lava (Körnung 1-3 mm oder 2-6 mm) mischen.

Aussaat: Bei der Aussaat von Augentrostsamen ist stets zu beachten, dass das Kraut ein Halbschmarotzer ist und auf andere Pflanzen, allem voran Gräser, zwingend angewiesen ist. Im eigenen Garten lässt sich Augentrost gut in Kombination mit bestehenden Grasflächen einarbeiten. In bestehende Grasschichten müssen die Stellen vorher etwas aufgelockert werden. Auch ist es möglich, ein kleines Areal zu schaffen, wo einfache Grassorten zusammen mit dem Augentrost wachsen können. Eine Alternative ist zudem die Anpflanzung von Gräsern und Augentrost in etwas größeren Schalen.

Augentrost ist ein Lichtkeimer. Die Samen sollten daher nur leicht in den Boden eingedrückt und nicht eingearbeitet werden, da sonst die Keimung ausbleibt. Außerdem ist die Pflanze ein Kaltkeimer. Die beste Zeit zur Aussaat sind die mittleren Herbstmonate (Mitte Oktober bis Anfang November) oder die frühen Frühjahrsmonate (Ende März, Anfang April). Die Samen benötigen zur Keimung unbedingt Frost (Frostkeimer). Bis zum Erscheinen der ersten Keimlinge können durchaus mehrere Wochen vergehen. Geduld ist folglich unheimlich wichtig. Es ist durchaus möglich, dass einige Samen auch erst im Folgejahr beginnen zu keimen.

Düngung: Eine zusätzliche Düngung ist in der Regel nicht notwendig und sollte nach Möglichkeit auch unterbleiben. Ein zu hoher Nährstoffbedarf beflügelt die Konkurrenzsituation mit anderen Pflanzen, erhöht den Stress und führt häufig zum Absterben oder Verkümmern der Pflanze.

Gießen: Augentrost ist an trockene Standorte angepasst. Insofern die Wirtspflanzen (meistens Gräser) gut mit Wasser versorgt sind, benötigt der Augentrost keine Extrabehandlung. Die Pflanze ist ein an Trockenheit angepasster Spezialist.

Überwinterung: Da Euphrasia eine einjährige Pflanze ist, sind keine Überwinterungsmaßnahmen erforderlich.

Verwendung von Augentrost

Der Augentrost findet ausschließlich als Heilkraut Verwendung. Hinweise auf eine kulinarische Verwendung der Pflanze sind nicht bekannt.

Der Augentrost als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Geschichtlich ist der Augentrost etwa seit dem späten Mittelalter bekannt. In den antiken Ländern Griechenlands, Roms und Ägyptens ist Euphrasia als Pflanze nicht überliefert. Der Grund hierfür liegt wohl darin, dass die Pflanze in diesen Ländern nicht vorkommt. Erwähnt wurde der Gemeine Augentrost jedoch in einem als Hortus Sanitatis (Gart der Gesundheit) bezeichnetem Heilpflanzenbuch des späten 15. Jahrhunderts (Mainz 1485). In diesem für seine Zeit sehr bekanntem Werk, wurde der Augentrost als Augenmittel beschrieben, welches die klar und schön macht. In vielen späteren Werken (z.B. Mattioli) wurde die Pflanze standardmäßig beschrieben.

Augentrost im alten Kräuterbuch
Darstellung des Augentrosts als Heilkraut (Quelle: Gart der Gesundheit / Hortus Sanitatis)

Die krautigen Bestandteile des Augentrosts wurden im späteren Verlauf zur Behandlung zahlreicher Augenbeschwerden empfohlen. Hierzu zählten allgemeine Augenschwäche, Minderung der Sehkraft bei älteren Leuten oder allgemeine Augenbeschwerden. Mattioli beispielsweise empfahl das Kraut pur zu essen oder pulverisiert zu den Speisen zu geben. Auch wurde erwähnt, dass das Kraut zerstoßen wurde und über die Augen gelegt wurde.

Euphrasia wurde jedoch nicht nur bei Augenkrankheiten angewendet, sondern auch bei Erkältungsbeschwerden und Verdauungsstörungen. In der älteren Naturheilkunde, teilweise auch noch heute, wird Augentrost auch gegen Heuschnupfen verwendet. Tatsächlich können die im Augentrost enthaltenden Bitterstoffe (Glykoside) die Verdauung anregen und leichte Magen-Darm-Beschwerden lindern. Auch wird davon berichtet, dass das Kraut entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken soll. Allerdings stehen heute deutlich wirkungsvollere Heilpflanzen zur Verfügung, so dass Euphrasia bei diesen Krankheitsbildern heute keine Verwendung mehr findet.

In der heutigen Naturheilkunde wird Augentrost vorrangig und unterstützend für folgende Beschwerden und Krankheiten verwendet:

  • Entzündungen der Augen
  • Lidrandentzündung (Blepharitis)
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
  • Schwellungen des Augenlids
  • Hornhautgeschwüre
  • Gerstenkorn (Hordeolum)
  • Augenringe

Der Augentrost wird in der Homoöopathie, in der traditionellen Naturheilkunde, in der traditionellen chinesischen Medizin aber auch vereinzelt in der konventionellen Medizin angewendet. Meist kommen Tees, Kompressen, Salben, Topfen oder Augenbäder als typische Darreichungsformen zur Anwendung. Für die Herstellung von Kompressen oder Augenspülungen werden wenige Mengen Augentrost mit Wasser vermischt, kurz aufgekocht und für kurze Zeit ziehen gelassen. Die Tücher werden dann in den Tee gegeben, etwas ausgewrungen und schließlich auf die Augen gelegt. Zur Herstellung dieser Tees wird fast ausschließlich das Kraut und niemals die Wurzel verwendet.

Augentrostextrakt wird mitunter in speziellen Augenlösungen, Augencremes oder Augentropfen verwendet. Diese sollen vor allem überanstrengte Augen beruhigen und die Beschwerden bei juckenden oder tränenden Augen lindern. Welche Inhaltsstoffe für den heilenden Effekt verantwortlich sind, kann heute abschließend nicht geklärt werden. Womöglich liegt ein synergetischer Effekt mehrerer Inhaltsstoffe vor. Eine gewisse Bedeutung wird dem im Kraut von Euphrasia enthaltenen Iridoidglykosiden (z.B. Aucubin) zugeschrieben. Aucubin hat u.a. entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften.

Augentrost kommt auch in der naturheilkundlichen Tiermedizin zum Einsatz. Gereizte Augen, die z.B. durch kleinere Insekten verursacht werden und übermäßigen Tränenfluss hervorrufen, sollen mit Augentrosttropfen oder Wickel behandelt werden können.

Bei der Herstellung eigener Augentrostextrakte ist stets zu beachten, dass die Auszüge, Augenbäder und alle weiteren Anwendungen am Auge stets keimfrei sein müssen. Eine strikte Hygiene ist also erforderlich, um eventuelle Folgekrankheiten durch Keime zu verhindern. Bei Unkenntnis wird immer empfohlen Sachverständige (Ärzte, Apotheker etc.) zu befragen.

Nebenwirkungen: Es sind derzeit keine Nebenwirkungen bekannt.

Augentrost kaufen - Was gibt es zu beachten?

Erwachsene bzw. ausgewachsene Pflanzen wird man aufgrund der Natur der Pflanze nirgendwo finden. Viel wahrscheinlicher ist daher, die Anzucht über Samen zu versuchen, da eine Reihe an Saatguthersteller Augentrost in ihren Sortimenten führen. Der Augentrost wird meist unter der Unterart Euphrasia officinalis ssp. rostkoviana angeboten, der auch die jeweiligen gewünschten Inhaltsstoffe in medizinischer Hinsicht enthalten.

Einige Händler bieten auch geschnittenes und getrocknetes Augentrostkraut zur Herstellung eigener Tees und Tinkturen an. Augentrost lässt sich durchaus getrocknet verwenden. Achten Sie jedoch darauf, dass die Behälter oder Verpackungen luftdicht und bestenfalls aromaversiegelt sind. 100 Gramm der getrockneten Kräuter kosten zwischen 3,50 und 7,00 EUR.

Augentrost bzw. Augentrostextrakt ist ansonsten in vielen Pflegeprodukten enthalten, die übermüdete oder strapazierte Augen bzw. die Bindehaut regenerieren sollen. Das Angebot reicht von Gelees über Tropfen bis hin zur Pflegecreme. Das Preissegment variiert hier je nach Marke und weiterer Zusammensetzung sehr stark.

       

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