Bitterstoffe

Bitterstoffe sind wichtige sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die medizinisch einen sehr hohen Stellenwert haben. Sie spielen besonders in der Behandlung bzw. Linderung von Magenbeschwerden sowie bei Gallen- und Verdauungsbeschwerden eine große Rolle.

Eigenschaften, Wirkung und Vorkommen von Bitterstoffen

Einteilung und chemische Eigenschaften von Bitterstoffen

Bitterstoffe sind eine unklassifizierte Gruppe an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, die ausschließlich durch ihren bitteren Geschmack charakterisiert sind. Meist bilden andere bekannte Gruppen wie die Glycoside, die Flavonoide oder die Alkaloide auch bekannte Bitterstoffe.

Die chemische Zusammensetzung der Bitterstoffe kann sehr variieren, so dass keine einheitlichen chemischen Verbindungen vorliegen. Meistens sind es jedoch so genannte Monoterpene, Sesquiterpene und Triterpene.

Um die verschiedenen Bitterstoffe untereinander abzugrenzen, wurde der Bitterwert als Maßzahl festgelegt. Dieser beschreibt wie stark oder wie schwach bitter ein Stoff geschmacklich wahrgenommen werden kann. Ermittelt wird der Wert durch Verdünnung eines Extrakts mit Wasser, bis der Wert nur noch schwach bitter schmeckt. Als Referenzwert gilt der Stoff Chininhydrochlorid.

Vorkommen von Bitterstoffen in Kräutern bzw. Heilpflanzen

Es sind zahlreiche Heilpflanzen bekannt, die nennenswerte Anteile an Bitterstoffen enthalten und natürlich auch in der Naturheilkunde bzw. Phyotherapie zur Anwendung kommen. In der folgenden Tabelle geben wir eine kurze Übersicht über bekannte Bitterstoffpflanzen.

Übersicht bekannter Bitterstoffpflanzen mit den jeweils verantwortlichen Einzelwirkstoffen und Wirkstoffen
Heilpflanzebotanischer NameEinzelstoffeWirkstoffgruppeBitterwert
AndornMarrubium vulgareMarrubiinDiterpenoidlaktone3000
EnzianGentiana luteaGentiopikrosid, Amarogentin, AmaropaninSecoiridoidglykoside, Iridoideca. 10000
FieberkleeMenyanthes trifoliataDihydrofoliamenthin, Menthiafolin, LoganinSecoiridoidglykosideca. 10000
LöwenzahnTaraxacum officinaleLactupicrin, LactucupikrinSesquiterpenlactoneca. 100
Schafgarbe, gemeineAchillea millefoliumAchelleinPyrollodin-Alkaloideca. 3000
TausendgüldenkrautCentaurea erythraeaSwertiamarin, Swerosid, Gentiopikrosid, CentaurosidSecoiridoidglykoside200 - 3500
Teufelskralle, afrik.Harpagophytum procumbensHarpagosidIridoidglykoside5000 - 12000
WermutArtemisia absinthiumAbsinthinSesquiterpenlactone10000

Kräuter, deren Inhaltsstoffe hohe Gehälter an Bitterstoffen aufweisen, sind u.a. Tausengüldenkraut, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Wermut, Liebstöckel, Löwenzahn, Dill, Koriander, Schöllkraut oder Galgant.

Bekannte Bitterstoffe sind das Absinthin vom Wermut oder das Amarogentin vom Enzian. Diese beiden Bitterstoffe zählen zu den bittersten die in der Natur vorkommen. Als Maßeinheit bzw. zum Vergleich der Bitterwirkung wird der so genannte Bitterwert herangezogen, der das Verhältnis zu Droge zu Wasser beschreibt. Weitere bekannte Bitterstoffe mit medizinischer Bedeutung sind das Ibamarin der bitteren Schleifenblume oder das Marrubiin des Andorns.

Wirkung von Bitterstoffen und medizinische Verwendung

Bitterstoffe können in erster Linie die Produktion von Speichel und Magensäften anregen. Die Produktion dieser Verdauungssäfte wird bereits bei Kontakt dieser Stoffe mit der Zunge in Gang gesetzt. Die Rezeptoren in der Zunge registrieren das Vorhandensein der Bitterstoffe, wodurch bestimmte Nerven in bestimmten Teilen des Gehirns angeregt werden. Besondere Bedeutung hat hier der Nervus vagus, der für die Steuerung des Parasympathikus verantwortlich ist.

Bitterstoffe sind imstande, die Verdauung direkt und reflektorisch (durch einen Reflex bedingt) anzuregen. Dabei wird die gesamte Verdauungstätigkeit verbessert und die Leistungsfähigkeit der Verdauungsorgane oder Hilfsorgane (Magen, Gallenblase) erhöht. Auch wird die Durchblutung des Magen-Darm-Trakts verbessert, wodurch die einzelnen Nährstoffe letztendlich besser aufgenommen und verwertet werden können. Viele Bitterstoffe sind beispielsweise dadurch in der Lage bei Völlegefühl die Verdauung zu beschleunigen. Deshalb werden mitunter Kräuter dem Essen beigefügt oder als Digestif in Form von Magenbitter getrunken. Ein bekanntes Getränk mit Kräutern, die jede Menge Bitterstoffe aufweisen sind die so genannten Schwedenkräuter, die auch als Schwedenbitter bezeichnet werden.

Durch die gesteigerte Produktion von Verdauungssäften haben Bitterstoffe v.a. die folgende Wirkung:

  • appetitanregend
  • verdauungsfördernd
  • blähungswidrig (karminativ)
  • sekretionsfördernd
  • pH-Wert senkend
  • reinigend
  • kräfitgend (tonisierend)

In der Naturheilkunde aber auch in der Wissenschaftlichen Medizin werden bitterstoffhaltige Drogen vor allem bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Verdauungsschwäche, Gallenfluss- und Gallengangsbeschwerden sowie bei Erschöpfungszuständen angewendet. In der Naturheilkunde gelten Bitterstoffe darüberhinaus als probates Mittel zur Darmsanierung sowie als begleitendes Mittel bei Pilzbefall (z.B. Candida) eingesetzt.


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