Rainfarn
Tanacetum vulgareDer Rainfarn (Tanacetum vulgare) ist eine bei uns häufig vorkommende Wildpflanze, die eine bedeutende Rolle im Ökosystem spielt. Früher wurden die Blätter der Pflanze als Heilpflanze verwendet, worauf ihr alternativer Name Wurmkraut heute noch hinweist. Auch als Gewürz hat man die Pflanze bis ins 19. Jahrhundert noch genutzt. Da die Pflanze jedoch in vielen Teilen Thujon enthält und dadurch giftig ist, wird sie kaum noch verwendet.
Das Wichtigste in Kürze
- Rainfarn kann bis zu 180 cm hoch wachsen, wird jedoch meist deutlich kleiner
- Pflanze zählt zu den Korbblütengewächsen
- ab Juli bildet Rainfarn leuchtgelbe Blütenköpfe aus
- beim Zerreiben der Blätter entsteht ein aromatischer Geruch
- Rainfarn ist in allen Pflanzenteilen giftig
- als Heilpflanze wurde sie früher gegen Würmer verwendet (daher auch der Name Wurmkraut)
- wurde früher als Gewürz für Süßspeisen, Liköre, Eiergerichte und Fleischgerichte verwendet
- Rainfarn wird oft verwendet, um bestimmte Insekten zu vertreiben
- wichtige Wildpflanze für bestäubende Insekten
Rainfarn erkennen und bestimmen - Merkmale
Als aufrecht wachsende und typisch krautige Pflanze erreicht der Rainfarn Wuchshöhen zwischen 50 und 180 cm. Der oft zum Wuchern neigende Korbblütler ist ausdauernd bzw. mehrjährig. Man schätzt das Rainfarnpflanzen bis zu 10 Jahre alt werden können.
Im Boden entwickelt der Rainfarn Kriechwurzeln, mit derer sich die Pflanze vegetativ vermehrt.
Blätter
Rainfarn bildet fiederige und fein unterteilte Blätter aus, die farnartig wachsen. Die Ränder der einzelnen Blattsegmente sind stets auffällig gesägt bzw. gezähnt. Ein einzelnen Rainfarnblatt setzt sich aus etwa 4 bis 10 Blattpärchen zusammen und kann eine Länge von bis zu 25 cm erreichen. Die Blätter selbst sind ungestielt, haarlos und zeigen meist kleine weißliche Punkte (Öldrüsen).
Geruch beim Zerreiben: Beim Zerreiben der Pflanze entsteht ein etwas unangenehmer, stechender Geruch, mit dem die Pflanze meist zweifelsfrei bestimmt werden kann.
Die Blätter sind wechselständig am aufrecht wachsenden und gerippten, kantigen Stängel angeordnet. Am Stängel sind oftmals keine oder nur wenige Drüsenhaare zu finden. Der Stängel ist an der Basis oftmals verholzt. Die Stängelfarbe ist meist bräunlich.
Exkurs: Rainfarn ist eine Kompasspflanze
Wenn die volle Sonne auf eine Rainfarnpflanze trifft, richten sich die Blätter senkrecht nach Süden. Dies macht die Pflanze, um vom Sonnenlicht nicht geschädigt zu werden. Durch diese Drehung werden nur die Blattränder besonnt, nicht aber die komplette Blattoberfläche. Pflanzen, mit einem solchen Verhalten, nennt man Kompasspflanzen.
Blüten
Rainfarn blüht meist eher spät im Laufe des Jahres. Die Blütezeit erfolgt meist von Juli bis spät in den September rein. Dann bildet die Wucherblume leuchtgelbe Blütenköpfe aus. Die einzelnen Blütenköpfe sind bis zu 1,4 cm breit und können bis zu 100 Einzelblüten enthalten. Rainfarnblüten bilden nur sehr selten reduzierte Zungenblüten aus.
Die Blütenköpfe sind einer Rispe angeordnet, die von oben wie ein Schirm aussehen. Ältere und gesunde Rainfarne können bis zu 200 Blütenköpfe bilden. Sind die Blüten vollständig ausgebildet, verbreiten sie meist einen leichten aromatischen, kampferartigen Geruch.
Früchte und Samen
Ab Mitte September bilden sich aus den einzelnen Blüten etwa 1 bis 1,5 mm lange Achänen, die Früchte der Korbblütler. Die Achänen können, müssen aber nicht, mit einen Pappus (Flugschirmchen) ausgestattet sind, der oft fünfzähnig ist. Die Samen haben eine längliche, leicht kantige Form und zeigen eine hellbraune Färbung.
Vorkommen und Systematik des Rainfarns
Herkunft und Vorkommen von Rainfarn
Woher der Rainfarn ursprünglich her stammt, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Bekannt ist, dass seine Heimat im Bereich des heutigen Mittel- und Osteuropa liegt. Der giftige Korbblütler ist heute in ganz Europa, in Asien und teils in Nordafrika verbreitet. Man findet die Pflanze heute außerdem in weiten Teilen Amerikas, wo sie als teils invasiver Neophyt gilt.
In der Natur findet man den Rainfarn oft an vielen Stellen. Bekannte Fundorte sind Wegränder, Halbtrockenwiesen, Brachflächen, Bahndämme sowie die Ufernähe von Seen und Flüssen.
Systematik von Tanacetum vulgare
Rainfarn wird in der Botanik als Tanacetum vulgare bezeichnet und zählt zur Familie der Korbblütengewächse. Die Pflanze ist verwandt mit bekannten Wildkräutern wie dem Löwenzahn oder dem Gänseblümchen.
In der engeren Zuordnung gehört Rainfarn zur Gattung der Wucherblumen (Tanacetum). Wichtige Mitglieder dieser Gattung sind u.a. das Mutterkraut, das vor allem als Heilpflanze verwendet wird, die Frauenminze oder die Dalmatinische Insektenblume.
Aus dieser Gattung ist übrigens auch der Blaue Rainfarn (Tanacetum annuum) bekannt, der blaue Blüten ausbildet. Er ist jedoch keine Unterart sondern gilt als eigenständige Art.
Verwendung von Rainfarn
Verwendung in der Küche
Rainfarn ist in allen Pflanzenteilen leicht bis mittel giftig und wird heute nicht mehr als Gewürz oder Küchenkraut eingesetzt oder empfohlen.
Früher nutzte man Rainfarn als Aroma für Süßspeisen wie Puddings, Kekse und Grützen sowie für Eierspeisen. Außerdem nutzte man Rainfarn als Gewürz für eine irische Blutwurstspezialität, die Drisheen genannt wird. In Einzelfällen wird das auch heute noch gemacht, allerdings wird Rainfarn meist durch Thymian oder Salbei ersetzt.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden Rainfarnblätter auch zum Aromatisieren von Kräuterlikören und anderen Spirituosen wie Whisky gebraucht. Aufgrund der hohen Anteile an Thujon und gelegentlichen Vergiftungen wird dies jedoch heute nicht mehr praktiziert.
Verwendung als Heilpflanze
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Rainfarn spielt heute als Heilpflanze nur noch untergeordnet eine Rolle.
Früher wurde Rainfarn in der Naturheilkunde weitaus häufiger eingesetzt. Vor allem als Entwurmungsmittel wurde es häufig empfohlen, weswegen die Pflanze auch als Wurmkraut bekannt ist. In älteren Kräuterbüchern bestanden solche Mittel meist aus dem Saft von Rainfarn, der mit Wein oder Milch versetzt wurde. Außerdem wurde Rainfarn zusammen mit Wegwarte gegen Harnbeschwerden und Fieber eingesetzt.
Äußerlich stellte man Salben und Öle aus Rainfarn her, die man u.a. gegen Fußschmerzen oder Belastungsschmerzen nutzte.
In einigen Ländern, z.B. Irland und England, wird Rainfarn als Hausmittel bei Gelenkbeschwerden verwendet. Hierfür werden Rainfarnblätter zusammen mit Salz in Lösung gegeben, die dann z.B. für ein Bad aufbereitet werden.
Die oberirdischen Pflanzenteile enthalten v.a. Thujon, das eines der Hauptbestandteile des ätherischen Öls ist. Außerdem sind verschiedene Bitterstoffe, Pflanzenharze, Inulin sowie Sesquiterpenlactone wie Parthenolid enthalten. Die Inhaltsstoffe haben u.a. die folgenden Wirkungen auf unseren Organismus:
- durchblutungsfördernd
- wurmtreibend (antihelmintisch)
- krampflösend
- schmerzlösend
- toxisch (Thujon ist ein Nervengift)
Giftpotenzial: Rainfarn darf unter keinen Umständen selbst verarbeitet oder unsachgemäß verwendet werden. Durch die hohen Anteile des Thujons können starke Vergiftungssymptome wie Erbrechen, Benommenheit bis hin zum Kreislaufstillstand auftreten. Bei Allergien gegen Korbblütler besteht zusätzlich das Risiko für schwere Kontaktallergien.
Verwendung als biologischer Pflanzenschutz
Den Sud von Rainfarnblättern nutzt man heute als biologisches Pflanzenschutzmittel. Durch enthaltenen ätherischen Öle und Bitterstoffe lassen sich u.a. ungeliebte Schädlinge wie Blattläuse, Thripsen und Raupen entfernen. Bei geringem Befall können sogar Beläge von Falschem Mehltau behandelt werden.
Um einen Rainfarnsud herzustellen, sind folgende Schritte nötig:
- Sammeln von frischer Rainfarnpflanzen
- Blüten entfernen
- Blätter und Stängel des Rainfarns trocknen
- 100 Gramm getrockneten Rainfarn mit 1 Liter kaltem Wasser versetzen
- Mischung etwa 30 Minuten kochen lassen
- die festen Bestandteile absieben
- Sud in Gläser abfüllen und möglichst schnell verbrauchen
Der Sud wird immer verdünnt auf die befallenen Pflanzen aufgetragen (ca. 1:8). Die Verdünnung gibt man am besten in eine Sprühflasche und verteilt sich großzügig auf die entsprechenden Stellen.
Rainfarn in Natur und Landschaft
Standort und Boden
Rainfarn mag vor allem mäßig feuchte und sonnige Standorte. Bevorzugt werden Böden, die Feuchtigkeit halten können, nährstoffreich und gut durchlässig sind. Im Halbschatten und auf sandigen Böden findet man die Wucherblume nur sehr selten.
Ökologie
In der Natur spielt der Rainfarn eine sehr wichtige Rolle, sowohl für die Qualität des Bodens als auch für die Artenvielfalt. Sie ist eine recht verlässliche Zeigerpflanze für frische und kalkhaltige Böden.
Tanacetum vulgare ist eine wichtige Wirtspflanze für einige Eulen- und Nachtfalter. Die Schmetterlinge legen ihre Eier auf den Blättern ab. Die dann schlüpfenden Raupen ernähren sich von diesen.
Rainfarn ist außerdem eine wichtige Nahrungspflanze für einige Weichwanzen, Schildkäfer und Blattwanzen. Die Insekten sind an die Pflanze angepasst, ernähren sich von den Blättern und tolerieren die giftigen Inhaltsstoffe.
Die Blüten des Rainfarns sind eine wertvolle Nektar- und Pollenquelle für zahlreiche Wildbienen.
Sammeln und Sammelhinweise
Rainfarn ist in Mitteleuropa weit verbreitet und lässt sich vor allem auf mäßig trockenen bis mäßig feuchten Wiesen und Wegrändern finden. Der Korbblütler ist nicht im Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht.
In freier Natur ist Tanacetum vulgare oft mit anderen Wildkräutern wie Beifuß, Wilder Möhre und einigen Königskerzenarten vergesellschaftet.
Blühende Exemplare werden heute oft für Wildblumensträuße oder zum Vertreiben von Schädlingen gesammelt.
Familie: | Korbblütler |
Gattung: | Wucherblumen |
Name der Art: | Tanacetum vulgare |