Allicin

Chemische Eigenschaften, Wirkung und Vorkommen

Kräuter und Nutzpflanzen wie Bärlauch und Knoblauch enthalten höhere Anteile des schwefelhaltigen Stoffes Allicin. Dieser Stoff ist nicht nur für den unverwechselbaren Knoblauchgeruch verantwortlich, sondern auch für viele der bekannten gesundheitsfördernden Wirkungen.

Chemische Eigenschaften von Allicin

Allicin, chemisch oft als Diallythiosulfinat bezeichnet, ist organische und schwefelhaltige Verbindung, die durch den Abbau von Alliin entsteht. Alliin als Ausgangsstoff wiederum ist eine Aminosäure, die über viele Umwege letztendlich zu Allicin umgebaut wird. Die Summenformel des Stoffs lautet C6H10OS2.

Damit Allicin entstehen kann, ist es zunächst notwendig, dass der Stoff Alliin durch das Enzym Alliinase umgewandelt werden. Auf diesem Zwischenweg entstehen u.a. die Stoffe Brenztraubensäure und Ammoniak. Das dann entstehende Allicin ist eine eher instabile Verbindung, die dann wiederum volatile Schwefelverbindungen umgewandelt wird. Allicin selber ist u.a. die Ursache für den bekannten Geruch verantwortlich, der entsteht, wenn Knoblauch frisch geschnitten wird.

Bildung und Entstehung von Allicin
Entstehung und Bildung von Allicin (vereinfachtes Schema)

Wirkung von Allicin auf den Organismus

Das Interesse von Allicin ist in der medizinischen Forschung in den letzten Jahren gestiegen, so dass sich heute erste wissenschaftlich untersuchte Tendenzen zur Wirkung des Stoffes auf den menschlichen Organismus ableiten lassen.

Allicin ist insgesamt gut bioverfügbar und resorbierbar, d.h. dass der Stoff im Organismus verstoffwechselt und somit in andere Stoffe umgebaut werden kann. Die vorwiegenden Abbauwege des Allicins sind das Blut selbst sowie die Lungen.

Bekannt ist, dass Allicin einen Einfluss auf die Bildung, Stabilisierung sowie zum Teil auf die Reparatur von Blutgefäßen hat. In einigen ersten Studien konnte z.B. festgestellt werden, dass Allicin die Blutgefäße elastisch hält und Schäden, die z.B. durch diabetische Angiopathie (einer durch Diabetes schleichend entstehenden Schädigung der Gefäße) gehemmt werden kann.

Allicin zeigt jedoch zahlreiche weitere Eigenschaften, die wie folgt zusammengefasst werden können:

  • antibakteriell
  • entzündungshemmend
  • immunmodulierend
  • antioxidativ
  • nierenschützend
  • teilweise tumorhemmend
  • kardioprotektiv (herzschützend)
  • neuroprotektiv (schützt Nerven bzw. Nervenfasern)

Allicin zeigt positive Effekte auf die Funktion der Mitochondrien, deren Aufgabe es ist, die Zellen mit Energie zu versorgen, Stoffe zu speichern und zum Teil umzuwandeln sowie den programmierten Zelltod mit auszulösen. Hierzu scheint Allicin besonders auf das Hitzeschockprotein Hsp70 sowie das Protein Nrf2 einzuwirken, wodurch oxidativer Stress reduziert und die Immunsystem gestärkt wird 1.

Gut untersucht ist die antibakterielle Wirkung von Allicin. Diese Wirkung wird höchstwahrscheinlich durch den Umstand hervorgerufen, dass Allicin die ausschließlich in Bakterien vorkommende Gyrase hemmen kann, wodurch diese sich nicht mehr vermehren kann 2. Als Gyrase bezeichnet man ein Enzym in Bakterien, dass u.a. für die Handhabung der DNA (Entdrillung) verantwortlich ist. Obwohl Allicin verhältnismäßíg starke antibiotische Eigenschaften besitzt, ist der Stoff für sich allein bei vielen Erkrankungen (z.B. Lungenentzündungen) womöglich nicht ausreichend, um bakterielle Infektionen in Schach zu halten 3.

Vorkommen von Allicin

Allicin ist ein eher selten vorkommender Inhaltsstoff, der ausschließlich in Pflanzen innerhalb der Familie der Lauchgewächse vorkommt. Bekannte Gewürz- und Heilpflanzen bzw. Nahrungsmittel sind:

Grundsätzlich ist Allicin in höheren Anteilen eher in den Knollen enthalten, wobei Knoblauch die wohl reichhaltigste Quelle ist. Frischer Knoblauch kann ungefähr bis zu 1,2 % Allicin bezogen auf die Frischmasse enthalten. Insofern Knoblauch schonend getrocknet wird, kann das Pulver aufgrund des hohen Wasserverlusts immerhin bis zu 4 Prozent bezogen auf die Trockenmasse enthalten.

Knoblauch und Allicin
Frische Knoblauchzehen enthalten hohe Anteile an Allicin

Kräuter wie Bärlauch oder Schnittlauch enthalten meist deutlich geringere Anteile an Allicin. Beim Bärlauch sind die Gehalte in den Bulbillen (Zwiebel) deutlich höher als in den Blättern. Um also einen gesundheitlichen Effekt beim Verzehr von Bärlauch zu erhalten, wird die Nutzung der unteren Pflanzenteile durchaus empfohlen.

Verwendete Quellen und weiterführende Literatur

  1. Maron, F. J. M. (2020): : Allicin pharmacology: Common molecular mechanisms against neuroinflammation and cardiovascular diseases. In: Life Sciences, Vol. 249, 117514, DOI: 10.1016/j.lfs.2020.117513
  2. Reiter, J. et al. (2020): Allicin, a natural antimicrobial defence substance from garlic, inhibits DNA gyrase activity in bacteria. In: International Journal of Medical Microbiology, Vol. 310, 151359, https://doi.org/10.1016/j.ijmm.2019.151359
  3. Reiter, J. et al. (2027): Diallylthiosulfinate (Allicin), a Volatile Antimicrobial from Garlic (Allium sativum), Kills Human Lung Pathogenic Bacteria, Including MDR Strains, as a Vapor. In: molecules, Vol. 22, 1711, https://doi.org/10.3390/molecules22101711


Übersicht Inhaltsstoffe