Kräutertee - Ein beliebtes Getränk für viele Gelegenheiten

"Es ist wohl gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen, nur nicht gegen den Tod" (Carl Friedrich Göschel, 1838), sodass mit der "Anwendung des Wassers und einfacher Kräuter die verlorene Gesundheit wieder gewonnen werden könnte" (Sebastian Kneipp, 1889).

Ein Blick auf den heimischen Teevorrat oder die Hausapotheke zeigt: in vielen Haushalten stehen Kräutertees alle Coleur. Viele Kräutertees schmecken nicht nur gut, sondern enthalten auch wertvolle Inhaltsstoffe, die zahlreiche Beschwerden wie Husten, Heiserkeit oder Verdauungsproblemen lindern können und einer jahrhundertealten Tradition folgen. Grund genug, einen kleinen Blick hinter die Kulissen zu werfen, welche Teesorten beliebt sind und häufig getrunken werden.

Bekannte Kräuter für Tees und Teesorten

Übersicht bekannter Teekräuter

KrautGeschmackVerwendung
Anislakritzartige, leicht süßlichVerdauungstees, Magentees, Beruhigungstees
Brennnesselleicht bitter, dezent süß, krautigBlasentees, Wellnesstees
FenchelsüßlichVerdauungstees, Magentees, Erfrischungsgetränk
Goldmelissezitrusartig, leicht minzigErfrischungsgetränk, Anti-Stresstee
Jiaogulansüßlich, leicht bitterErfrischungsgetränk, Anti-Stresstee
Kümmelherb, leicht süßlich, leicht bitterMagentees, Verdauungstees
Pfefferminzeleicht scharf, frischMagentees, Erfrischungsgetränk
Salbeileicht scharf, sehr aromatischMund- und Rachentee, Schwitzen, Erfrischung
Schafgarbekrautig, leicht bitterWildkräutertees, Immunschutz
Thymianleicht scharf, herb, aromatischErkältungstees, Immunschutz
Tulsileicht pfeffrig, aromatisch, anisartigAnti-Stresstee, Wellnesstees
Wilde Malvemild, nussartig, leicht schleimigErkältungstees, Erfrischungsgetränke
Zitronenmelissezitrusartig, frisch, aromatischEinschlaftees, Erfrischungsgetränke
Zitronenverbenezitrusartig, fruchtigErfrischungsgetränk

Pfefferminztee

Der Pfefferminztee ist der Klassiker schlechthin. Viele Menschen mögen den vollmundigen Geschmack von Minze, der auf die zahlreichen ätherischen Öle im Tee zurückzuführen ist. Die Qualität hängt dabei sehr stark vom Anbaugebiet sowie von der Art der Verarbeitung (z.B. Erntezeitpunkt, Trocknung) ab.

Kräutertee mit Pfefferminze
Pfefferminze kann pur oder als einzelne Zutat in Kräutertees verwendet werden

Neben seinem vorzüglichen Geschmack, hilft er auch, viele Beschwerden zu lindern. Beispielsweise hilft Pfefferminztee bei zahlreichen kleineren Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Gallenproblemen, Übelkeit, Blähungen oder Durchfall. Das ätherische Öl Menthol sorgt zudem für eine kühlende Wirkung, weswegen er auch zur Unterstützung bei Fieber eingesetzt wird.

Eine Überdosierung mit dieser Teesorte sollte allerdings vermieden werden, da die Pfefferminze in hohen Mengen auch abführend wirken kann. Mehr als drei Tassen täglich gelten im Allgemeinen allerdings als unbedenklich. Wer häufig unter Sodbrennen leidet, sollte Pfefferminztee ebenfalls nur mit Bedacht trinken.

Salbeitee

Salbeitee ist einer der beliebtesten Arzneitees, der häufig von Menschen mit krankhaftem Schwitzen oder in der kalten Jahreszeit bei Erkältungskrankheiten verwendet wird. Die zahlreichen Inhaltsstoffe des Heilkrauts wirken antibakteriell und entzündungshemmend und können somit wirksam bei der Behandlung leichter Hals- und Rachenkrankheiten sein. Auch bei Menschen, die häufig mit Schwitzanfällen zu kämpfen haben, kann er Linderung verschaffen.

Salbeitee hat ebenfalls einen sehr markanten Geschmack. Die meisten, die Salbei auch als Gewürz nutzen, mögen den Geschmack des Getränks. Mehr als drei Tassen täglich sollte man jedoch ebenfalls nicht trinken. In der Schwangerschaft sollte Salbei nur mit Bedacht und nach Rücksprache mit dem Frauenarzt und/oder der Hebamme konsumiert werden.

Kamillentee

Kamillentee zählt genau wie der Pfefferminztee zu den beliebtesten Kräutertees. Er ist recht mild im Geschmack und duftet angenehm aromatisch. Im Gegensatz zu vielen anderen Kräutertees werden jedoch ausschließlich die Blütenkopfe, und nicht die Blätter oder Wurzeln, verarbeitet.

Kräutertee mit Kamille

Kamillenblüten haben ein sehr mildes Aroma und schmecken sehr angenehm in Tees

Die Kamille ist ein altes Heilkraut, das als Hausmittel für viele kleinere Beschwerden getrunken wird. Ihr werden antibakterielle, entzündungshemmende, harntreibende und sogar antivirale Eigenschaften zugeschrieben. Kamillentee wird häufig bei kleineren Verdauungs- und Magenproblemen, bei leichter Nierenschwäche, bei Beschwerden des Hals- und Rachenraums, bei Zahnfleischerkrankungen sowie als Heilkraut bei allgemeinen Erkältungsbeschwerden getrunken.

Fenchel, Kümmel und Anis

Das Heilkräuter-Trio für Groß und Klein!

Ein Tee aus Fenchel, Kümmel und Anis gilt als der klassische Bauchtee, der Blähungen, Völlegefühl, Magenkrämpfe und anderen leichteren bis mittleren Beschwerden im Verdauungstrakt schnell und effektiv entgegenwirken kann. Diese Kräutermischung wird häufig bei Säuglingen und Kleinkindern verwendet, die an Bauchweh leiden und auf sanfte Weise Abhilfe schaffen soll. Allerdings sollte der Tee bei Kindern mit etwas warmen Wasser verdünnt werden. Auch bei Erwachsenen wird diese Teemischung häufig bei Magenkrämpfen, Blähungen und leichteren Verdauungsbeschwerden getrunken.

Bei diesem Kräutertee werden ausschließlich die Samen bzw. Früchte der jeweiligen Pflanzen verwendet, die dem Tee ein mildes, leicht süßliches Aroma verleihen. Der Geschmack dieser Kräuterteemischung hängt sehr vom Mischungsverhältnis der einzelnen Bestandteile und von der Qualität der Samen ab.

Beruhigungs- und Schlaftees

Im Handel gibt es eine Vielzahl an Kräutertees, die der Entspannung, Beruhigung sowie dem Entgegenwirken nervöser Unruhezustände dienen sollen. Solche Tees bestehen meistens aus Kräutern wie Lavendel, Baldrian, Hopfen, Johanniskraut, Melisse oder dem Kraut der Passionsblume. Sie werden oft als Beruhigungs- oder Schlaftees bezeichnet. Häufig werden auch Teemischungen angeboten, die geschmacklich attraktive Kräuter wie z.B, Pfefferminze beifügen, um den Tee bekömmlicher und lieblicher im Geschmack zu machen.

Tatsächlich können solche Tees, insofern die Zutaten eine hohe Qualität haben, bei der Entspannung und Beruhigung helfen. Häufig müssen solche Tees jedoch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, bis eine nachhaltige Wirkung erreicht werden kann.

Brennnesseltee

Vielen gilt die Brennnessel als Unkraut, welches bei Berührung ein unangenehmes Brennen verursacht. Dass die jungen Blätter des Brennnesselkrauts jedoch auch viele wirksame Inhaltsstoffe haben, die gegen Harnprobleme, Kopfschmerzen und Müdigkeit helfen können, ist in der Naturmedizin kein Geheimnis. Diese Eigenschaften machen das Kraut bei vielen, die nach medikamentfreien bzw. schonenden Lösungen suchen, wiederum beliebt.

Der Geschmack von Brennnesseltee ist besser als sein Ruf. Es hat eine auffällig krautige, leicht bittere aber auch frische und leicht süßliche Note. Oft werden dem Brennnesseltee zitrusartige Noten wie Zitrone, Eisenkraut, Melisse oder Zitronenverbene beigefügt, um den Tee sanfter im Geschmack zu machen. Der Tee sollte in Maßen getrunken werden, da er entwässernd wirkt.

Thymiantee

Als pure Zutat wird Thymian oft in Erkältungstees zur kalten Jahreszeit getrunken. Verwendung finden vor allem die würzigen kleinen Blätter, die meist vor oder kurz nach der Blüte geerntet werden. Thymianblätter enthalten hohe Anteile an ätherischen Ölen, allem voran den Bestanteil Thymol. Dieser Stoff wirkt vor allem entzündungshemmend, teilweise antiviral und immunsystemstärkend.

Thymiantee selbst ist ein beliebtes Hausmittel. Das Getränk hilft unterstützend bei hartnäckigem Husten. Außerdem wirken einige Inhaltsstoffe entzündungshemmend, so dass Thymiantee auch bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum verwendet wird. Mehr als drei Tassen täglich sollten jedoch nicht getrunken werden. Der Geschmack von Thymiantee ist typisch herb, leicht pfeffrig und sehr aromatisch. Vor dem Verzehr sollte darauf geachtet werden, dass sich auf der Oberfläche ein typischer Ölfilm bildet.

Melissentee

Die Zitronenmelisse, oder kurz Melisse, wird oft als Beimischung von Kräutertees verwendet, kann aber auch pur genossen werden. In Kräutermischungen verschaffen Melissenblätter einen angenehm fruchtigen, leicht zitrusartigen und angenehmen Geschmack. Sie enthalten ebenfalls höhere Anteile an ätherischen Ölen, die eine beruhigende, teilweise antivirale und entzündungshemmende Wirkung haben können.

Kräutertee aus Melisse

Kamillenblüten haben ein sehr mildes Aroma und schmecken sehr angenehm in Tees

Ein Melissentee wird oft getrunken, wenn Menschen angespannt, nervös oder gestresst sind. Der Tee wirkt einschlaffördernd und leicht angstlösend. Beim Trinken des Tees sollte das berücksichtigt werden. Werden nämlich in kurzer Zeit mehrere Tassen hintereinander getrunken, kann das die Müdigkeit stark fördern.

Schafgarbentee

Die Schafgarbe ist ein bei uns häufig zu findendes Wildkraut, das eine lange Tradition als Hausmittel und Heilkraut hat. Das Kraut der Schafgarbe enthält vor allem Bitterstoffe, Gerbstoffe sowie einige ätherische Öle. Diese Inhaltsstoffe unterstützen u.a. die Verdauung, Frauenbeschwerden wie Unterleibskrämpfe und Übelkeit während der Menstruation sowie Appetitlosigkeit.

Schafgarbentee wird aufgrund seines leicht bitteren, balsamischen Geschmacks oft nur als Heiltee getrunken. Oft wird der Tee in Verbindung mit anderen Kräutern wie Fenchel, Kamille oder Frauenmantel gemischt. Bei der Zubereitung ist es wichtig, dass kochend heißes Wasser verwendet wird, um die Inhaltsstoffe bestmöglich heraus zu extrahieren. Täglich sollten nich mehr als drei Tassen getrunken werden. In seltenen Fällen kann eine Überdosierung Schwindel und Übelkeit hervorrufen.

Angebot und Nachfrage von Kräutertees

Kräutertee in Glastasse
Kräutertee - hier mit Tulsi (Foto: vm2002 / fotolia.com)

Kräutertee im Handel

Die Hersteller reagieren auf den riesigen Teeverbrauch und den zahlreichen Vorlieben mit verschiedenen Teesorten. Die Wahl reicht dabei von eher unbekannten Kräutersorten in ausgewählten Kräuterfachgeschäften oder Apotheken bis hin zu vielen Kräuterteemischungen im Supermarkt oder Discounter. Die beliebtesten Sorten dürften dabei wohl Pfefferminztee, Kamillentee und ein Tee aus Fenchel, Kümmel und Anis sein. So genannte Monosorten, d.h. Kräutertees, die nur aus einem Kraut bestehen, haben den größten Absatz. Diese werden von zahlreichen Herstellern im Handel angeboten und haben laut Angaben der Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee e.V. einen Anteil von über 50 %.

Neben diesen Monosorten werden auch Kräutermischungen zunehmend beliebter. Neben klassischen Teesorten besteht das Sortiment auch aus verschiedenen Teemischungen, die u.a. aus Kräutern wie Kamille, Melisse, Brombeerblättern, Eisenkraut oder Fenchel bestehen. Daneben gibt es auch viele weitere Hersteller, die bestimmte Teekompositionen für bestimmte Anlässe bereitstellen. Neben Teesorten, die für die Behandlung leichter Beschwerden verwendet werden, werden z.B. auch Beruhigungstees, Stilltees oder Entspannungstees angeboten.

Spezialfall Arzneitees

Im Handel gibt es eine Unterscheidung zwischen freiverkäuflichen Kräutertees und Arzneitees. Freiverkäufliche Kräutertees werden in erster Linie zu Genusszwecken verkauft und erheben keinen Anspruch auf eine Heilwirkung. Arzneitees hingegen, benötigen zunächst eine Zulassung, bevor das Heilkraut oder die Heilkrautmischung als Arznei deklariert werden darf. Dazu gehören explizite Angaben zu Dosierung, Anwendungsgebiet und Nebenwirkungen. Die Herstellung von Arzneitees unterliegt in der Regel höheren qualitativen Anforderungen an Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung.

Für den Handel bedeutet das, dass nur Hersteller von Arzneitees mit den gesundheitsfördernden Eigenschaften bestimmter Heilkräuter werben dürfen. Herstellern von Kräutertees ist es demnach verboten, auch wenn deren Sorten Heilkräuter enthalten, damit zu werben. Rechtlich gesehen handelt es sich bei letzterem nämlich um ein Lebensmittel.

Krebsrisiko von Kräutertees? Keine Panik!

In den Medien werden ab und an Pressemeldungen veröffentlicht, die vor einem gesteigerten Krebsrisiko bei diversen Kräutertees warnen. Auch werden gelegentlich bestimmte Inhaltsstoffe genannt (z. B. Estragol), bei denen in Tierversuchen ein Krebsrisiko identifiziert wurde. Relativ aktuell ist die Diskussion um so genannte Pyrrolizidinalkaloide in Kräutertees, die in vielen Medien leider sehr unsachlich geführt wurde.

Grundsätzlich sollte man Meldungen, die von Bundesinstituten kommen, zwar ernst nehmen, aber auch mit gesundem Menschenverstand überdenken. Viele wissenschaftliche Untersuchungen sind erstens nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar, noch werden dort Mengen verwendet, die im Alltag üblich sind. In Tierversuchen werden deutlich gesteigerte Dosen bestimmter Inhaltsstoffe verabreicht, die immer nur einen Effekt untersuchen.

Beim bewussten Umgang mit Kräutertees sind schädliche Effekte eigentlich auszuschließen. Unter bewussten Umgang verstehen wir, dass nicht mehr als drei bis vier Tassen täglich von einem Kraut oder Kräutermischung eingenommen werden sollten. Bei bestimmten Arzneitees können sogar geringere Mengen notwendig sein (hier auf die Dosierungsanleitung achten).

Kräutertee bzw. –aufgüsse werden seit der Antike erfolgreich gegen allerlei Beschwerden verwendet und haben auch heute in der Naturmedizin große Bedeutung. Die Alternative zu Kräutertees wären synthetische Medikamente, bei denen es auch Risiken durch Nebenwirkungen bis hin zu Langzeitschäden gibt.

Quellen

  1. Göschel, C. F. (1838): Unterhaltungen zur Schilderung Göthescher Dicht- und Denkweise
  2. Kneipp, S. (1889): So sollt ihr leben! Winke und Rathschläge für Gesunde und Kranke zu einer einfachen, vernünftigen Lebensweise und einer naturgemäßen Heilmethode
  3. Kneipp, S. (1896): Vorträge über Heilkräuter. IN: Oeffentliche Vorträge zu seinen Kurgästen in der Wandelbahn zu Wörrishofen
  4. Der Schweizer Kräutersammler. Ausführliche Beschreibung aller in der Schweiz und den angrenzenden Ländern, auf den Bergen und in den Thälern wild wachsenden Pflanzen und Kräuter nebst genauer Angabe ihres Gebrauches, Nutzens, ihrer Anwendung und Wirkung, ihres Anbaues, ihrer Einsammlung, Aufbewahrung und Verwerthung ; mit deutlicher anleitung zur Bereitung aller möglichen Kräutersäfte, Arzneien &c. &c., vieler Geheim- und Hausmittel (1879)
  5. Schneller, J. (1857): Arzneimittellehrein ihrer Anwendung auf die Krankheiten des kindlichen Alters

       

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