Zitronenmelisse

Melissa officinalis

Foto MelisseDie Zitronenmelisse ist eines der klassischen Küchen- und Heilkräuter, die in keinem Garten oder auf dem Balkon fehlen darf. Das milde, zart nach Zitronen duftende Aroma, macht die Zitronenmelisse zu einem der beliebtesten und vielseitigsten Gewürzkräuter. Die in der Melisse enthaltenden Inhaltsstoffe helfen außerdem bei nervöser Unruhe oder bei Magenbeschwerden.

Steckbrief von Zitronenmelisse
Botanischer NameMelissa officinalis
PflanzenfamilieLippenblütler (Lamiaceae)
Weitere NamenMelisse, Zitronenkraut, Gartenmelisse, Wanzenkraut, Citronella
Aussaatzeit / PflanzzeitEnde April-Mai
BlütezeitJuni-August
ErntezeitJuni-September
Standortvollsonnig bis sonnig mit humosen und lockeren Böden
Verwendung als HeilkrautSchlafstörungen, nervöse Unruhe, Krämpfe, Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit
Verwendung als GewürzkrautFisch, Süßspeisen, Getränke, Salate, Dressings, Saucen

Der Name Melisse

Man könnte meinen, der Name Zitronenmelisse wäre selbsterklärend. Ein Kraut, das nach Zitronen duftet. Doch welche Bedeutung versteckt sich hinter dem Wort Melisse?

Die Vokabel Melisse stammt aus dem Altgriechischen und wird mit Biene übersetzt6.Im Laufe vieler Jahre wurde das Wort Μελίσσα in den lateinischen Wortschatz übernommen, bis es im 16. Jahrhundert als Melisse eingedeutscht wurde7. Dass die Zitronenmelisse mit Bienen – nicht nur namentlich – verknüpft ist, kann man zur Blütezeit der Zitronenmelisse beobachten, denn: die Pflanze ist eine Bienenweide und glaubt man dem Pharmakologen Ferdinand Ludwig Strumpf, „liefert (Zitronenmelisse) eine der besten Honigsorten“.

Pflanzenmerkmale und Systematik der Zitronenmelisse

Herkunft und Vorkommen der Zitronenmelisse

Die Zitronenmelisse stammt ursprünglich aus dem warmen Süden und Südosten von Europa. Mittlerweile wird die einstige Wildpflanze kultiviert und ist deshalb auch in Mittel- und Westeuropa bis nach Westasien und im Mittelmeerraum anzutreffen. In diesen Gebieten kommt die Melisse teilweise auch wild wachsend vor, da sie relativ geringe Ansprüche an den Standort hat und sich durch unterirdische Wurzelausläufer und Selbstaussaat leicht ausbreitet.

Systematik der Zitronenmelisse

Die Zitronenmelisse oder auch einfach nur Melisse (Melissa officinalis) ist zählt zu den Lippenblütern (Lamiaceae) sowie der botanischen Unterfamilie Nepetoidaea. Die Melisse ist damit Angehöriger einer Familie, die sehr viele bekannte Nutz- bzw. Heilkräuter wie Salbei, Rosmarin oder Thymian beinhalten.

In der näheren Verwandtschaft ist die Melisse Leitart der gleichnamigen Gattung der Melissen (Melissa). Diese Gattung hat lediglich vier Arten. Melissa officinalis ist gleichzeitig der bekannteste Vertreter. Die auch bei uns bekannte Goldmelisse Monarda didyma zählt nicht zu dieser Gattung.

Unterarten und Sorten der Zitronenmelisse

Von der Melisse gibt es noch zwei Unterarten, die sich in ihrer Wuchshöhe sowie im Duft unterscheiden.

Die angenehm duftende und nicht so hoch wachsende Art ist Melissa officinalis ssp. officinalis, die unangenehm duftende wird als Melissa officinalis ssp. altissima bezeichnet.

Synonyme Namen der Zitronenmelisse sind: Melisse, Zitronenkraut, Bienenkraut, Citronella, Gartenmelisse, Frauenwohl oder Wanzenkraut.

Merkmale der Zitronenmelisse

Die Zitronenmelisse ist eine ausdauernde bzw. mehrjährige krautige Pflanze. Die Wuchshöhe von Zitronenmelissen ist abhängig von der Art der Kultivierung und der jeweiligen Unterart. Pflanzen in Kübelkultur werden meist nur 30 bis 60 cm hoch, wohingegen freiwachsende Zitronenmelissen im Garten bis zu 1,20 m hoch werden können.

Die Blätter der Melisse weisen eine eiförmige bis herzförmige Form auf, sind dabei am Rand gezahnt und in der am Blattende leicht gespitzt. Optisch sind die saftig grünen bzw. "freudiggrünen" Blätter8 der Zitronenmelisse denen von Brennnesseln sehr ähnlich, können aber auch leicht mit Katzenminze verwechselt werden. Nichtsdestotrotz sind die bis zu fünf cm langen und drei cm breiten Blätter leicht behaart. Die Blätter sitzen an dem vierkantigen und aufrecht wachsenden Stängel, der leicht behaart oder kahl sein kann.

Blatt einer Zitronenmelisse
Melissenblätter haben eine strukturierte Oberfläche und sind am Rand leicht behaart

Unterhalb des Bodens bildet die Melisse ein ausgedehntes Wurzelwerk, welches Rhizom genannt wird. Auf diese Weise vermehrt sich die Zitronenmelisse neben der Selbstaussaat von allein. Die Wurzeln liegen flach und haben eine leicht bräunliche bis weißliche Färbung.

Die Blütezeit der Zitronenmelisse ist meist zwischen Anfang Juni bis Ende August zu erwarten. Dort zeigen sich die typisch filigranen Lippenblüten. Die Farbe der bis zu sieben quirlständigen, zwischen den Blattachsen erscheinenden Blüten ist meist weiß, kann jedoch auch violette, rosa oder blaue Farbtöne enthalten. Nach der Blütezeit bilden sich kleine eiförmige Nussfrüchte, die die deutlich braunen Samen enthalten.

Blüte der Melisse
Die kleinen weißen Lippenblüten einer Zitronenmelisse (Melissa officinalis

Nach erfolgreicher Befruchtung, insbesondere durch Bienen - der Name Melisse stammt übrigens aus dem griechischen Wortschatz und wird mit Honigbiene (griech: melitta) übersetzt - bilden sich Samenfrüchte. Die Melisse, die auch den volkstümlichen Namen Bienenkraut trägt, ist also eine gut besuchte Bienenweide.

Verschiedene Unterarten - verschiedene Düfte

Charakteristisch für die Zitronenmelisse ist der zitronenartige Duft der Blätter, der wahrgenommen werden kann, wenn man vorsichtig die Blätter entlang streift oder die Blätter zwischen den Fingern zerreibt. Bei der Unterart Melissa officinalis ssp. altissima ist der Duft jedoch weniger angenehm ausgeprägt. Verantwortlich für den Duft sind mikroskopisch kleine Öldrüsen, die die ätherischen Öle enthalten und entsprechend absondern.

Aussaat, Anbau und Pflege

Die Zitronenmelisse ist eine pflegeleichte Pflanze, die nur wenige Ansprüche stellt. Sie kann gut in einem Kräutergarten integriert werden oder einfach auf Balkon oder Terrasse kultiviert werden.

Standort und Boden

Das Kraut gedeiht sowohl an halbschattigen Standorten wie auch an vollsonnigen, wobei das namensgebende Zitronenaroma an Plätzen in der Sonne stärker ausgebildet wird. Der Boden sollte locker und humusreich sein.

Aussaat

Bereits im Spätwinter können die Samen der Zitronenmelisse in die Erde gebracht werden. Allerdings nur in Pflanzschalen im warmen Haus. Wichtig ist, dass die Samen nicht mit Erde bedeckt werden. Da Melisse ein Lichtkeimer ist, genügt es, die Melissensamen leicht in die Erde reinzudrücken. Bis sich die erste Sprößlinge zeigen, vergehen mitunter zwei bis drei Wochen. Im Freiland oder auf dem Balkon können die Samen bis Ende Mai ausgesät werden. Im Freiland sollten Pflanzabstände von wenigstens 20 x 20 cm eingehalten werden.

Melisse kann auch hervorragend in Kräuterspiralen angebaut werden. Die Pflanze sollte hier in einer Zone mit nährstoffreicher, humoser Erde gepflanzt werden. Das Kraut ist ein guter Nachbar zu den meisten anderen Kräuter, mit Ausnahme des Wermuts.

Düngung

In normaler, fruchtbarer Gartenerde wird für gewöhnlich kein zusätzlicher Dünger benötigt. Wächst die Pflanze mehrere Jahre am selben Ort, können kleine Gaben Kompost oder Hornspäne eingearbeitet werden. Topfkulturen können bei entsprechender Vordüngung und ausreichend Platz im Topf durchaus ein Jahr ohne Dünger auskommen.

Gießen

Die Erde bzw. der Boden sollten immer leicht und ausreichend feucht gehalten werden. Kurze Trockenheitsphasen übersteht der Lippenblütler jedoch problemlos. An heißen Sommertagen kann es bei jüngeren Pflanzen notwendig sein, sowohl morgens und abends zu gießen. Allerdings sollte nur soviel gegossen werden, dass die oberen 10 bis 15 cm feucht sind. Zu viel Wasser im Boden kann zu Wurzelfäule führen.

Vermehrung

Im Frühjahr kann man, wenn bereits vorhandene Pflanzen großzügig zurückgeschnitten worden sind, aus dem Rückschnitt Stecklinge ziehen. Die Stecklinge werden bis auf die obersten grünen Blätter von anderen Blättern entfernt und in Anzuchterde gepflanzt. Ansonsten sät sich die Melisse in der Regel oft selber zur Genüge aus.

Eine andere Art der Vermehrung ist die Teilung. Zitronenmelisse bildet ähnlich wie Schnittlauch ganze Horsten, die man mühelos verjüngen kann, indem man die Pflanze ausgräbt und den Wurzelstock teilt und anderenorts wieder einpflanzt.

Pflege und Überwinterung

Viel Pflege benötigt die Zitronenmelisse über das Jahr gesehen kaum. Regelmäßig gießen, im Frühjahr und Herbst mit Kompost düngen sind die wesentlichen Maßnahmen. Auch im Winter sind keine weiteren Vorkehrungen notwendig. Lediglich Pflanzen, die in Töpfen und nicht direkt im Garten in der Erde wachsen, sollten abgedeckt werden oder zum Überwintern an einen kühlen, hellen Platz im Haus untergebracht werden. Außerdem ist die Zitronenmelisse eine wachstumsfreudige Pflanze, die ohne Weiteres bis zu drei Mal im Jahr kräftig gestutzt werden kann und immer wieder neu austreibt.

Krankheiten und Schädlinge

Mögliche Krankheiten, von denen die Melisse befallen werden kann, sind der Mehltau sowie der Rost. Beim Mehltau zeigen sich auf den Blätter die typischen weißen Beläge. Braunrote Flecken auf Zitronenmelissen deuten hingegen auf Rost, eine Pilzerkrankung, die zahlreiche Kräuter betrifft, vor allem in sehr feuchten Sommern. Im Fall vom Rost helfen meist keine Hausmittel, sondern nur ein großzügiger Schnitt der Pflanze. Bei häufigem Befall kann ein Auswechseln der Erde bzw. des Bodens hilfreich sein. Mitunter sind auch ein zu dichter Bewuchs oder zu viel Feuchte verantwortlich für den Befall.

Ernte

Der Rückschnitt kann entweder als Steckling verwendet werden oder für die Verwendung als Küchen- oder Teekraut getrocknet werden (siehe Kräuter richtig trocknen). Optimal für den Rückschnitt ist der Zeitpunkt vor der Blüte, die Blätter sind am aromatischsten, weil die Pflanze ihre Energie noch nicht in die Blüten übergegangen ist.

Verwendung von Melisse

Vielen ist die Zitronenmelisse vor allem als Tee bekannt – pur oder gemischt mit anderen Kräutern. Aber auch als schmackhafte Zutat mit einer dezenten frischen Note ist die Zitronenmelisse in zahlreichen Gerichten nicht zu verachten.

Verwendung als Küchen- und Gewürzkraut

Die Melisse gilt in der Küche als hervorragendes Gewürzkraut. Das Kraut mit ihrem zart herben, leicht zitronigen und frischen Geschmack ist eine Bereichung für viele Speisen. Sie ist sowohl für Süßspeisen als auch für deftige und herzhafte Gerichte geeignet.

Wofür kann Melisse in der Küche verwendet werden?

  • Herstellung von Sirup
  • für Bowle und Cocktails
  • fruchtige Kräuterlimonaden
  • für Kuchen und Torten
  • Eis und Sorbet
  • als Gewürzkraut für Fisch und Kartoffeln
  • Pesto
  • Salate
  • Marinaden

Siehe auch: Erfrischende Rezepte mit Zitronenmelisse

Eine hervorragende Möglichkeit Melisse zu nutzen und haltbar zu machen, ist die Herstellung eines Zitronenmelissen-Sirups. Hierzu benötigt man lediglich Zucker, Wasser, Zitronensäure und frische Zitronen.

Zitronenmelisse ist ein ausgezeichnetes Kraut für Fisch. Am besten kommt das Aroma der Zitronenmelisse zur Geltung, wenn die Blätter schonend verarbeitet werden, indem sie z.B. in einem Päckchen zusammen mit dem Fisch im Ofen gegart werden. Wesentlich kräftiger kommt das Aroma zum Tragen, wenn die zerkleinerten Blätter erst kurz vor dem Servieren zum Essen dazugegeben werden.

Ebenso harmoniert Zitronenmelisse zu frisch zubereiteten Salaten - egal, ob Blattsalate oder fruchtige Obstsalate. Hier sind jedoch zugunsten des Aromas frisch von der Pflanze gezupfte Blätter dem getrockneten Kraut vorzuziehen. Getrocknete Melisse büßt einiges an Aroma ein.

Immer mehr im Kommen sind zudem Rezepte für Marmeladen, Gelees und Konfitüren, die Zitronenmelisse als Zutat einsetzen. Auch für andere Süßspeisen wie Melissen-Sorbet oder Melisseneis ist das Kraut ganz hervorragend geeignet.

Da sich die Melisse, bis auf Ausnahmen, zum Trocknen relativ gut eignet, kann man das Kraut ganzjährig nutzen. Die Stängel werden nach Abschneiden in kleinen Sträußchen zusammengebunden und „kopfüber“ an einem dunklen, luftigen Ort aufgehängt. Schon nach wenigen Wochen sind die Blätter durchgetrocknet und können genutzt werden. Allerdings ist das Aroma etwas weniger intensiv als frische Blätter.

Verwendung als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Große Aufmerksamkeit genießt die Zitronenmelisse seit Jahrhunderten als Heilkraut. Bereits Ärzte in der Antike wussten um die beruhigende, stimmungsaufhellende Heilwirkung der Zitronenmelisse. So behandelte der griechische Arzt Dioskurides (1. Jahrhundert n. Chr.) "chronische Magenleiden" mit Zitronenmelisse, genau wie sein ebenfalls im Altertum praktizierender Kollege Serapion von Alexandria Zitronenmelisse eine "erheiternde Kraft (...) in Nervenkrankheiten, bei Hypochondrie und Hysterie"6 zuschrieb. Populär war die Zitronenmelisse auch bei Hildegard von Bingen. Auch bei "Kolikschmerzen, Menstruationsfehlern, gegen Insekten-, selbst Schlangenbisse"6 wurde Zitronenmelisse verabreicht. Die positive Wirkung auf den Verdauungstrakt wurde auch in späteren Lehrbüchern über Medizinalpflanzen betont, sodass Zitronenmelisse als hilfreich bei "Blähungen, Koliken, Durchfällen, mangelnder Menstruation, gehemmter Wochenreinigung"9hilfreich war. Auch heute noch ist Zitronenmelisse in vielen Teemischungen enthalten, die an Frauen gerichtet sind, die im Speziellen die Milchbildung unterstützen, bei Menstruationsbeschwerden und in puncto Wochenfluss nach der Geburt Linderung verschaffen.

Melisse im Kräuterbuch
Beschreibung der Zitronenmelisse (Melissa officinalis) im Kräuterbuch von P.A. Mattioli

Die Melisse ist auch in der Medizin ein wichtiges Phytotherapeutikum. Die Blätter und Blüten der Pflanzen enthalten vor allem ätherische Öle wie Citral, Geraniol und Nerol sowie einige therapeutisch wirksame Gerbstoffe wie die Rosmarinsäure. Weitere Inhaltsstoffe der Pflanze sind Flavonoide (v.a. Luteolin und Apigenin) sowie Kaffeesäure [2]. Diese Stoffe begründen u.a. die folgenden Wirkungen auf unseren Organismus:

  • stresslindernd
  • angstlösend
  • einschlaffördernd
  • krampflösend
  • blähungswidrig
  • antibakteriell
  • teilweise pilzhemmend
  • teilweise antiviral
  • choleretisch (regt die Produktion von Gallenflüssigkeit an)

Vor allem in Form von Melissentee wird die Pflanze als Hausmittel verwendet. Einsatz findet die Zitronenmelisse bei

  • Angststörungen
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfungszustände
  • Nervosität
  • psychisch bedingte Herzbeschwerden
  • allgemeinen Magen-Darm-Problemen
  • Appetitlosigkeit
  • Krämpfen
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Übelkeit in der Schwangerschaft
  • Insektenstiche
  • Menstruationsstörungen

Ein weitere Eigenschaft ist die beruhigende bzw. sedative Wirkung der Zitronenmelisse, weshalb sie bei Schlafstörungen und nervöser Unruhe hilfreich sein kann. Das getrocknete Kraut kann pur oder in Kombination mit anderen schlaffördernden bzw. sedativen Kräutern wie Baldrian oder Lavendel verwendet werden. Bekannt sind hierbei vor allem die einschlaffördernden Eigenschaften. Darüberhinaus kann Melisse die Auswirkungen sowie die Intensität von chronischem Stress lindern. Dies wird ermöglicht, da bestimmte Inhaltsstoffe der Pflanze auf den so genannten GABA-Transmitter einwirkt [3]. Diese Neurotransmitter werden vor allem bei chronischem Stress vermehrt ausgeschütttet.

Info: Melisse in klinischer Studie

In einer Doppelblindstudie von Soltanpour et al. (2019) wurden 80 Patienten, die an der koronaren Herzkrankheit erkrankten, mit Melissenextrakten versorgt. Hintergrund der Studie war, zu überprüfen, ob sich die prä- und postoperativen Angstsymptome sowie die Schlafqualität der Patienten mit einem Melissenpräparat verbessern lässt. Das Melissenpräparat bestand aus 500 mg Trockenextrakt, die in jeweils einer Kapsel eingefüllt wurden. Im Ergebnis wurden bei jener Gruppe, die mit Melissenextrakten versorgt waren, eine verringerte Angst sowie eine verbesserte Schlafqualität gegenüber der Placebogruppe festgestellt.

Ein Melissentee ist zudem ein altes und bekanntes Mittel gegen krampfartige Menstruationsbeschwerden oder wenn sich eine Erkältung mit leichtem Fieber und Husten ankündigt.

Bekannt ist zudem die zum Teil antivirale Wirkung der Zitronenmelisse. In wissenschaftlichen Studien konnten vor allem die ätherischen Öle der Melisse eine Wirkung gegen Herpes simplex Viren erzielen [1].

Ebenso probat ist Melissentee in der äußerlichen Anwendung bei Insektenstichen. Dazu wird eine Mullwindel in den Tee getunkt und um die Einstichstelle gewickelt. Einreibungen mit dem Tee sind ebenfalls wirksam bei Muskelverspannungen, bestehendem Muskelkater oder zur Vorbeugung selbigens.

Im Handel werden zudem Wannenbäder – vor allem Entspannungsbäder, die Zitronenmelisse enthalten. Allerdings lohnt sich hier ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe, denn aufgrund des hohen Preises für reines Melissenöl werden oft auf synthetische Inhaltsstoffe verwendet.

Nebenwirkungen: Bei der Einnahme von Melissentee oder Melissenpräparaten sind in der Regel keine Nebenwirkungen zu erwarten. Vor längeren Autofahrten sollte allerdings auf die Einnahme höherer Dosen verzichtet werden, da dies zu Schläfrigkeit führen kann.

Zitronenmelisse kaufen - Was gibt es zu beachten?

Zitronenmelissenpflanzen sollten beim Kauf kräftig gewachsen sein. Viele schnell hochgezogene Pflanzen weisen kraftlose, hängende Stengel auf, die im Normalfall aufrecht stehend und stabil sein sollten. Achten Sie auch darauf, dass die Blätter keine weißen oder rostbraunen Stellen zeigen, die ein Hinweis auf bereits bestehende Pflanzenkrankheiten sein können. Auch sollte das typische Aroma der Zitronenmelisse zu duften sein.

Getrocknete Melissenblätter finden sich eignentlich in allen guten Kräuterläden, Apotheken und Onlineshops. Da der Anbau von Melisse nicht sonderlich aufwändig ist, sind die Preise für die Blätter meist auch recht niedrig. Getrocknete Melissenblätter werden meist für Teezubereitungen oder als Badezusatz verwendet.

Verwendete Literatur und weiterführende Quellen

  1. Astani, A. et al. (2012): Melissa officinalis Extract Inhibits Attachment of Herpes Simplex Virus in vitro. In: Chemotherapy, Vol. 58, S. 70-77, doi: 10.1159/000335590
  2. Europäische Arzneimittelagentur (2013): Assessment report on Melissa officinalis L., folium, EMA/HMPC/196746/2012
  3. Scaglione, F. und Zangara, A. (2017): Valeriana Officinalis and Melissa Officinalis Extracts Normalize Brain Levels of GABA and Glutamate Altered by Chronic Stress. In: Journal of Sleep Disorders and Management, Vol. 3, S. 1-7, doi: 10.23937/2572-4053.1510016
  4. Soltanpour, A. et al. (2019): Effects of Melissa officinalis on anxiety and sleep quality in patients undergoing coronary artery bypass surgery: A double-blind randomized placebo controlled trial. In: European Journal of Integrative Medicine, Vol. 28, S. 27-37, https://doi.org/10.1016/j.eujim.2019.01.010
  5. Stojanovic, M. A. et al. (2019): Toxic essential oils, part VI: Acute oral toxicity of lemon balm (Melissa officinalis L.) essential oil in BALB/c mice. In: Food and Chemical Toxicology, Vol. 133, https://doi.org/10.1016/j.fct.2019.110794
  6. Strumpf, F. L. (1848): Melissa. In: Systematisches Handbuch der Arzneimittellehre
  7. Grimm, J., Grimm, W., Heyne, M., Hildebrand, R., Lexer, M. und Weigand, F. L. K. (1854): Melisse. In: Deutsches Wörterbuch. Band 6
  8. Döbereiner, J. W. (1842): Herba Melissae. In: Döbereiner's Deutsches Apothekerbuch. Band 1
  9. Blancard, S. (1788): Melissa. In: Arzneiwissenschaftliches Wörterbuch, worin nicht nur die zur Heilkunde gehörigen Kunstwörter, sondern auch die in der Zergliederungskunst, Wundarzneikunst, Apothekerkunst, Scheidekunst, Gewächskunde u. f. w. gebräuchlichen Ausdrüke deutlich, bestimt und kurz erklärt werden. Nebstdem ist die Abstammung ursprünglich griechischer Wörter faßlich auseinander gesezt, und die Holländische, Französische, Englische und andere Benennungen beigefügt, womit überdies noch die vollständigsten Register verbunden sind · Band1
  10. Christ, J. L. (1814): Melisse. Gartenmelisse. Zitronenmelisse. In: Allgemein-practisches Gartenbuch für den Bürger und Landmann über den Küchen- und Obstgarten
  11. Hahnemann, S. (1798): Zitronenmelisse. In: Apothekerlexicon. Band 2

       

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