Weiße Taubnessel
Lamium albumDie Weiße Taubnessel (Lamium album) ist eines der bekanntesten Wildkräuter und vielen Menschen durch ihre süßen Blüten bekannt. Der Lippenblütler hat einen festen Platz in der Naturheilkunde und wird vor allem bei Beschwerden der oberen Luftwege oder bei Magen- und Darmerkrankungen genutzt. Mit den Blättern und Blüten der Taubnessel lassen sich jedoch auch viele köstliche Gerichte zaubern.
Botanischer Name | Lamium album |
Pflanzenfamilie | Lippenblütler |
Weitere Namen | Blumennessel, Honigblume, Tote Nessel |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | Oktober - März |
Blütezeit | Ende April - Oktober |
Erntezeit | Mai - September |
Standort | halbschattig bis schattig |
Verwendung als Heilkraut | Verdauungsstörungen, Magen- und Darmbeschwerden, Rachenentzündung, Kehlkopfentzündung, Seitenstrangangina |
Verwendung als Gewürzkraut | Blüten als Snack, Blätter als Gemüse (wie Spinat) |
Pflanzenmerkmale und Systematik der Weißen Taubnessel
Herkunft und Vorkommen der Weißen Taubnessel
Ursprünglich stammt die Weiße Taubnessel aus Nord- und Mitteleuropa. Sie ist zusammen mit der Purpurroten Taubnessel in Deutschland an vielen Orten anzutreffen und gilt als typische einheimisches Wildpflanze. Ihr heutiges Vorkommen erstreckt sich vom westlichen Europa bis hin nach Asien. Durch den Mensch wurde die Taubnessel weltweit verbreitet, so dass viele Taubnesselarten heute auch in den USA und Kanada vertreten sind.
Bevorzugte Standorte auf denen die weiße Taubnessel zu finden ist, sind Wegränder, Straßenränder, Hecken, Brachflächen, Waldränder und Ödland. Die Pflanze hat sich gut an den Menschen angepasst und zeigt eine hohe Toleranz an den Standort.
Systematik von Lamium album
Die Weiße Taubnessel gehört zur großen Pflanzenfamilie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die Art ist verwandt mit zahlreichen bekannten Kräutern wie Pfefferminze, Oregano oder Thymian. Die Gattung der Taubnesseln (Lamium) umfasst etwa 30 Arten. Bekannte weitere Vertreter dieser Gattung sind u.a.:
- Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum)
- Gewöhnliche Goldnessel (Lamium galeobdolon)
- Riesen-Taubnessel (Lamium orvala)
Es existieren mehrere Unterarten (Varietäten) von der Pflanze:
- Lamium album subsp. album - vorrangig in Europa beheimatete Unterart
- Lamium album subsp. barbatum - vorrangig in Asien (v.a. Japan) beheimatete Unterart
- Lamium album subsp. crinitum - vorrangig in Anatolien und Westasien beheimatet
- Lamium album subsp. sempervirens - vorrangig in Südeuropa vorkommener Subtyp
Synonyme Namen der Weißen Taubnessel sind: Blumennessel, Honigblume oder Tote Nessel.
Merkmale der Weißen Taubnessel
Die Weiße Taubnessel ist eine mehrjährige, ausdauernde krautige Pflanze, die unter optimalen Wachstumsbedingungen Wuchshöhen bis zu einem Meter erreichen kann. Im Boden entwickelt die Taubnessel einen kriechenden, verästelten, meist dunkelbraunen Wurzelstock aus, der in den Wintermonaten als Überdauerungsorgan dient.
Weiße Taubnesseln bilden mintgrüne bis dunkelgrüne Blätter aus, die am Blattrand stark gesägt und meist bis zu 5 cm lang sind. Alle Blätter sind behaart und besitzen ein dichtes Netz an Drüsenhaaren, die reich an ätherischen Ölen sind. Optisch erinnert die Blattform sehr stark an Brennnesseln. Der Stängel der weißen Taubnessel ist vierkantig. Die Blätter sind jeweils gegenständig am Stängel positioniert.
Die Blütezeit der Pflanze ist zwischen Ende April und Anfang Oktober zu erwarten. Dann bildet die Taubnessel die in Scheinquirlen angeordneten Lippenblüten aus. Jede Blüte besteht aus zwei Lippen mit jeweils weißen Kronblättern, die bis zu 30 mm lang werden können. Es sind außerdem fünf Kelchblätter, die vollständig mit Drüsenhaaren durchsetzt sind, sowie ein viergeteilter Fruchtknoten. Die Blüten werden gern von bestäubenden Insekten wie Bienen und Schmetterlingen besucht.
Ab Oktober bilden sich aus den Lippenblüten vierteilige Spaltfrüchte. Jede Teilfrucht enthält mehrere kantige und grau bis hellbraun gefärbte Samen. Am Ende des Samen befindet sich ein nährstoffreiches, dunkelgefärbtes Anhängel, welches als Elaisom bezeichnet wird. Diese Elaisomen locken bevorzugt Ameisen an, die die Samen dann verbreiten.
Weiße Taubnessel - Anbau und Pflege
Auch wenn die Weiße Taubnessel ein häufig anzutreffendes Wildkraut ist, wird sie gelegentlich in Privatgärten angebaut. Da die Pflanze viele Bestäuber anlockt, dient sie auch zur Verbesserung der Mikroökologie des Gartens.
Standort
Lamium album hat eine große ökologische Toleranz und wächst sowohl an halbschattigen bis schattigen Standorten. Optimal sind nährstoffreiche, lehmige und feuchte Böden. Die Pflanze kommt aber auch mit durchgelockerten Böden gut zurecht. Soll die Taubnessel auf dem Balkon oder Terrasse kultiviert werden, eignen sich vor allem West- und Nordlagen.
Aussaat
Taubnesseln sind recht einfach anzubauen. Die Samen der Pflanze können ab Mitte Oktober bis Anfang März direkt ins Freiland gesät werden. Eine Vorkultur ab Februar ist zwar möglich, aber nicht notwendig. Die Samen benötigen eine gewisse Zeit niedrige Temperaturen, um zu keimen (Kaltkeimer). Im Beet sollten Pflanzabstände von etwa 25 bis 30 cm je Pflanze eingehalten werden, da die Taubnessel einen kriechenden Wurzelstock entwickelt und somit etwas Platz zum Entfalten benötigt. Zu enge Pflanzabstände können den Befall von Schädlingen begünstigen. Die Samen nur oberflächlich auf die Erde legen und knapp bedecken (Lichtkeimer!).
Düngen
Weiße Taubnesseln sind Stickstoffanzeiger und haben einen verhältnismäßig hohen Nährstoffbedarf. Insofern die Pflanze jedoch in einer nährstoffreichen Erde wächst, genügen einige Gaben Kompost. Steht kein Kompost zur Verfügung, lässt sich auch ein organomineralischer und stickstoffbezogener Dünger verwenden. Topfkulturen benötigen aufgrund der erhöhten Nährstoffauswaschung häufigere Gaben an Nährstoffen. Zur Vegetationszeit sollte alle fünf bis sechs Wochen mit einem handelsüblichen flüssigen Kräuterdünger gearbeitet werden.
Gießen
Eine kontinuierliche Feuchtigkeit im Boden oder Erde ist notwendig, damit die Taubnessel optimal gedeihen kann. Das Wildkraut benötigt relativ viel Wasser. Nach Möglichkeit sollte der Boden in 3 bis 4 cm Tiefe immer feucht sein (aber nicht nass).
Überwinterung
Bei der Taubnessel handelt es sich um eine winterharte Art, die eine hohe Frosttoleranz hat. Die oberirdischen Pflanzenbestandteile sterben zum Spätherbst ab. Die Pflanze überdauert den Winter in ihrem Wurzelstock und treibt im Frühjahr wieder aus. An frostfreien und länger andauernden trockenen Tagen sollte gelegentlich gegossen werden.
Krankheiten und Schädlinge
Gelegentlich wird die weiße Taubnessel von Blattläusen heimgesucht. Außerdem kann bei ungünstigen Standort- oder Pflegebedingungen Grauschimmel auftreten, der sich durch einen gräulichen, dichten Filz auf den Blättern bemerkbar macht. Die betroffenen Pflanzenbestandteile sollten dann großflächig abgeschnitten werden. In dem Fall sollte auch geprüft werden, ob die Pflanzen zu dicht stehen und ob die Erde qualitativ minderwertig ist.
Verwendung von Weißer Taubnessel
Verwendung als Küchenkraut
Taubnesseln zählen zu den essbaren Wildkräutern. Von der Pflanze können u.a. folgende Teile verwendet werden:
- Blätter: Junge Blätter, am besten vor der Blüte, haben ein nussig, teils champagnerartigen Geschmack und können in Salaten, Quarks, Wildkräuterpestos und als gedünstetes Gemüse verarbeitet werden.
- Blüten: Taubnesseln bilden leckere und süße essbare Blüten aus, die sich u.a. als Dekoration für Backwaren, Obstsalate aber auch fruchtige Quarks verwendet werden.
- Samen: Die Samen selbst haben zwar keinen Eigengeschmack, werden aber oft im späten Herbst gesammelt, um vitaminreiche Sprossen zu ziehen.
- Wurzeln: Können als Gemüse oder Kaffeeersatz verarbeitet werden
Taubnesselblüten sind oft eine beliebte Köstlichkeit bei Wildkräuterliebhabern, die oft pur an Ort und Stelle genascht werden. Dabei wird der Blütenboden an den Mund gelegt und eingezogen. Mit ihrem süßlich-angenehmen Geschmack können die Blüten auch für Desserts wie Obstsalate oder Fruchtquarkspeisen verwendet werden.
Taubnesselblätter können ähnlich wie Brennnesselblätter oder Spinat verarbeitet werden. Die Blätter haben einen leicht nussig-milden und teils champagnerartigen Geschmack und können in Aufläufen oder Pfannengerichten gut verwendet werden. Ein solches Gemüse harmoniert sehr gut zu weißen Fleischgerichten wie Hühnchen, aber auch zu Fischgerichten. Außerdem können die Blätter als Zutat auch für die Gründonnerstagssuppe verarbeitet werden. Diese Suppe besteht aus mehreren Wildkräutern, u.a. Gänseblümchen, Löwenzahn, Bärlauch und Spitzwegerich und wird vor Ostern als immunstärkende und kräftigende Mahlzeit gegessen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verarbeitung der Blätter in Kräuterquarks oder Kräuterbutter zu verarbeiten.
Seltener wird auch die Wurzel der Taubnessel gegessen. Diese ist grundsätzlich essbar und kann als Gemüse gegart werden. Geröstet wurden Taubnesselwurzeln in der Vergangenheit auch als Kaffeeersatz verarbeitet.
Verwendung als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Taubnesseln haben in der heutigen Pflanzenheilkunde einen festen Platz und eignen sich für verschiedene Beschwerden. Bevorzugte Anwendungsbereiche sind der Magen- und Darmbereich, Hautbeschwerden und Gicht.
Im Mittelalter wurde der Taubnessel keine besondere Bedeutung zugeschrieben. Sie galt als Verwandte der Brennnessel (Urtica dioica) und wurde für die gleichen Beschwerden und Krankheiten verwendet. Unter anderem waren dies Lungenbeschwerden, Erkältungen, innere Wunden und Gliederschmerzen.
Etwa zur gleichen Zeit bezeichnete der deutsche Botaniker und Arzt Adam Lonitzer die Taubnessel als hervorragendes Frauenkraut und empfahl die Pflanze bei Wurmbefall. Dargereicht wurde ein so genanntes Taubnesselwasser, das in ein Leinentuch getränkt werden soll, mit man sich jeweils morgens und abends waschen sollte.
Die Weiße wie die Rote Taubnessel sind in der Pflanzenheilkunde bekannte Heilpflanzen, die vor allem bei Katarrhen der oberen Luftwege, Menstruationsbeschwerden sowie bei Magen- und Darmbeschwerden empfohlen werden. In den meisten Fällen werden die Blüten heilkundlich genutzt, vereinzelt auch die Wurzeln oder das Kraut.
Die in der Taubnessel enthaltenden Inhaltsstoffe bekräftigen die heilkundliche Verwendung der Pflanze. Vor allem die Blüten enthalten ein breites Spektrum an ätherische Ölen, Iridoidglykoside, Flavonoide oder Phenolsäuren. Diese Stoffe bedingen u.a. folgende Wirkungen:
- entzündungshemmend
- entkrampfend
- antioxidativ
- gallenflussfördernd (choleretisch)
- immunprotektiv
- krampflösend
- antibakteriell
In der Naturheilkunde sowie in der Volksmedizin wird die Weiße Taubnessel vor allem bei folgenden Beschwerden und Krankheiten verwendet:
- allgemeine Oberbauchbeschwerden
- leichte Fettverdauungsstörungen
- Menstruationsbeschwerden
- Rachenentzündung (Pharyngitis)
- Kehlkopfentzündung
- Seitenstrangangina
- Nasennebenhöhlenentzündungen
- Magenkrämpfe
- Durchfall
- Nagelbettentzündung
Die üblichen Darreichungsformen sind die Herstellung eines Taubnesseltees oder einer -tinktur.
Taubnesseltee selber machen
Für einen Taubnesseltee (250 ml) werden etwa 2 Teelöffel Taubnesselblüten benötigt. Auf das Gefäß oder Tasse wird heißes (nicht kochend heiß!) Wasser gegeossen. Die Ziehzeit sollte 6 Minuten nicht überschreiten, da sonst einige der wertvollen Inhaltsstoffe zerstört werden. Pro Tag - am besten 20 Minuten vor den Mahlzeiten - kann jeweils eine Tasse getrunken werden.
Bei bekannten Magen- und Darmbeschwerden kann der Tee auch mit Schafgarbe gemischt werden, wodurch ein breiteres Anwendungsspektrum entsteht. Vor allem bei begleitenden Krämpfen im Magen- und Darmbereich lassen sich beide Kräuter gut kombinieren.
Nebenwirkungen und Anwenungsbeschränkungen: Derzeit sind keine Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen bekannt.
Weiße Taubnessel kaufen - Was gibt es zu beachten?
Da die Weiße Taubnessel ein bei uns häufig anzutreffendes Wildkraut ist, gibt es nur wenige Händler, die entsprechende Produkte anbieten. Die auf dem Markt verfügbaren Produkte beschränken sich auf Taubnesselkraut und Taubnesselblüten, welches meist zur Linderung leichter Magen- und Darmbeschwerden verwendet wird oder spezielle Züchtungen, die für Gärtner interessant sind.
Für eine heilkundliche Verwendung empfehlen wir den Blüten den Vorrang zu geben, da sie schlicht deutlich mehr wirksame Inhaltsstoffe in sich tragen, als die Blätter bzw. das Kraut. Die Blüten sind etwas teurer als das Kraut und liegen im Durchschnitt bei 5 EUR je 100 Gramm.
Literaturhinweise und verwendete Quellen
- Paduch, R. und Wozniak, A. (2015): The Effect of Lamium album Extract on Cultivated Human Corneal Epithelial Cells (10.014 pRSV‑T). In: Journal of ophthalmic and Vision research, Vol. 10, Nr. 3, S. 229-237, doi: 10.4103/2008‑322X.170349
- Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung (2018): Taubnessel in der Küche. Online-Version, aufgerufen am 23.06.2020