Schädlinge an Kräutern
Aktualisiert am:
04.07.2021
Viele unserer bekannten Heil- und Küchenkräuter sind zwar relativ robust gegen Pflanzenkrankheiten und Fressfeinde. Dennoch kommt es nicht selten vor, dass sich Schädlinge an Blättern, Blüten oder gar Wurzeln der Kräuter hermachen. Unterschieden werden universelle und spezialisierte Schädlinge. Während erstere eine Vielzahl unterschiedlicher Kräuterpflanzen befallen können, sind letztere oft auf einzelne Pflanzen oder Pflanzengattungen beschränkt. Die bekanntesten Plagegeister möchten wir kurz und bündig vorstellen.
Von welchen Schädlingen werden Kräuter befallen?
Schädlinge sind fast immer Insekten oder kleinere Weichtiere
Der Begriff Schädling ist bei uns nicht eindeutig definiert. Oft sehen wir als Schädling dann ein Tier an, wenn eine Pflanze dauerhaft Schaden nehmen kann und sie dadurch eingeht oder nicht mehr verwendet werden kann. Meist sind es Insekten, die entweder die Blätter fressen oder Pflanzensäfte aus den Stängeln saugen.
Nur weil ein Insekt jedoch ein paar Löcher in ein Blatt frisst, entsteht für die Pflanze noch lange kein Schaden. Viele Pflanzen bzw. Kräuter sind es gewohnt, dass sie angeknabbert werden. Sie können darauf schnell reagieren und ihre Wunden heilen, ohne, dass die Pflanzen davon Schaden nehmen.
Blattläuse
Sie zählen wohl zu den häufigsten Schädlingen - die Blattläuse. Sie verfügen über einen Säugrüssel, mit dem sie Pflanzensäfte aus Stängeln und Blättern saugen. In Mitteleuropa ist vor allem die Gattung der Röhrenblattläuse vorherrschend, die entweder eine grüne oder schwarze Färbung haben. Als Abfallprodukt produzieren Blattläuse den Honigtau, der u.a. von Nutznießern wie Ameisen verspeist wird.

Insofern nur wenige Blattläuse an einer Pflanze anhaften, gibt es in der Regel kein Grund zur Sorge. Befallen jedoch größere Kolonien die Stängel der Pflanzen, sind Maßnahmen erforderlich. Zu viele Blattläuse sorgen dafür, dass die Kräuter anfällig für Infektionen durch Viren und Pilze werden. Andererseits hungern die Pflanzen aus, da ein großer Teil der Pflanzensäfte nicht mehr zur Verfügung steht.
Ein intaktes ökologisches Umfeld mit Fraßfeinden sorgt für gewöhnlich für eine gute Regulierung von Blattläusen. Solche Nützlinge können z. B. Schwebfliegen, Marienkäfer, Schlupfwespen aber auch Vögel sein. Eine gute und ökologisch verantwortungsbewusste Maßnahme gegen Blattläuse kann die Bekämpfung mit Marienkäferlarven sein. Eine einzige Larve vertilgt pro Tag etwa 100 Blattläuse. Schnelle Maßnahmen kann aber auch das Abbrausen von Pflanzen oder spezielle Brühen wie Schachtelhalmsud oder Brennnesselbrühe sein.
Bestimmte Kräuter sind oft besonders betroffen
Die Schwarze Bohnenlaus ist zwar nicht besonders wählerisch, was die Art ihrer Wirtspflanze betrifft. Wenn sie jedoch die Wahl hat, befällt sie besonders gern Kräuter aus der Familie der Raublattgewächse. Hierzu gehören u.a. der Borretsch oder der Beinwell. Auch einige Vertreter der Kreuz- und Korbblütler wie Hirtentäschelkraut oder Kamille sind oft das Ziel.
Spinnmilben
Vor allem an warmen und trockenen Tagen steigt die Gefahr, dass Pflanzen von Spinnmilben befallen werden. Spinnmilben bilden eine eigene Insektenfamilie, die aus mehr als 1000 verschiedenen Arten besteht. Sie sind mit bloßem Auge nur als Punkt wahrzunehmen. Gefürchtet ist vor allem die Rote Spinnmilbe. Ähnlich wie Blattläuse saugen auch sie Pflanzensäfte aus den Blättern.
Pflanzen, die von Spinnmilben befallen werden, zeigen oft auffällige dunkle Einstichstellen, die meist mit leichter Blattwelke oder gehemmten Wachstum einhergehen. Ebenfalls möglich ist ein Geflecht an Gespinsten oder weiße kleine Punkte auf der Ober- oder Unterseite von Blättern. Ein größerer Befall führt nicht selten dazu, dass Blätter und Triebe abfallen. Diese kleinen Milben vermehren sich oft ziemlich schnell, so dass bei einem Befall die Pflanze gut beobachtet werden sollte.

Viele mediterrane Kräuterpflanzen wie Oregano, Thymian oder Rosmarin werden kaum von der Spinnmilbe befallen, da deren ätherische Öle einen wirksamen Schutz bieten. Kräuter aus der Familie der Rosengewächse, wie z.B. Pimpinelle sowie viele Jungpflanzen (junger Basilikum) bieten da schon ein höheres Risiko.
Bei starkem Befall hilft oftmals nur ein starker Rückschnitt, insofern die Pflanze mehrjährig und keine Jungpflanze ist. Chemische Mittel sollten bei Kräutern, die später verzehrt werden sollen, grundsätzlich gemieden werden.
Schnecken
Sie kommen in jedem Kräutergarten vor und sind oft nicht sonderlich wählerisch. Hierzu zählen vor allem Nacktschnecken bzw. Wegschnecken. Sie haben einen großen Appetit und können, je nachdem wie viele vorkommen, großen Schaden anrichten. Allerdings sind nicht alle Schnecken automatisch Schädlinge. Viele Schnecken mit Gehäuse, so z.B. die Weinberg- oder Tigerschnecke sind durchaus Nützlinge und sollten nicht bekämpft werden.
Nacktschnecken treten vor allem dort auf, wo es viel Feuchtigkeit gibt. Ein frisch gegossenes Beet ist daher besonders verlockend. Anfällig sind neben vielen Gemüsepflanzen auch Kräuter wie Löwenzahn oder Doldenblütler wie Anis, Dill oder Petersilie.
Schnelle Abhilfe schafft vor allem das Absammeln der Schnecken und das Wegtransportieren. Ein einfaches Mittel ist, um die Beete eine kleine Schicht aus besonders trockenem und rauem Material zu legen. Hierzu eignen sich beispielsweise Holzmehl, Sägespäne oder auch Gartenkalk.
Weiße Fliegen
Die bei uns als Weiße Fliege bekannte Gewächshausmottenschildlaus sind noch weit weniger wählerisch als Nacktschnecken. Sie können eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenfamilien befallen und schädigen. Große Schadwirkung haben vor allem die geschlüpften Nymphen. Auch wenn diese zwar Pflanzensäfte saugen, sind es vorwiegend die Ausscheidungen der Weißen Fliege, die Gemüsepflanzen und Kräuter schwächen.
Weiße Fliegen treten dort vermehrt auf, wo es warm und luftfeucht ist. Daher sind diese unliebsamen Gäste oft in Gewächshäusern oder auch auf überdachten Balkonen zu finden. Auch halbschattige Kräutergärten können betroffen sein. Ein geringer Befall ist meist aber nicht besorgniserregend. Im Freiland sorgen meist Nützlinge wie Schlupfwespen oder Marienkäfer für eine natürliche Regulierung. Sind Kübel- oder Topfkräuter befallen, können meist spezielle Schädlingstafeln oder Sticker helfen, den Befall einzudämmen.

Weitere Schädlinge bei Kräutern
Neben Blattläusen, Schnecken, Spinnmilben und Weißen Läusen kommen noch ein paar weitere Schädlinge vor. Hierzu zählen vor allem:
- Erdraupen: Hierunter teilt man verschiedene Raupen aus der Familie Eulenfalter ein, die zu den Schmetterlingen zählen. Sie halten sich meist in Bodennähe auf und ernähren sich ausschließlich von Blättern. Neben Gemüse werden teils auch aromatische Kräuter wie Majoran befallen.
- Japankäfer: Das aus Japan stammende invasive Insekt aus der Familie der Blatthornkäfer vergnügt sich gelegentlich an Obstbäumen aber auch einigen Kräutern. Wie hoch das Schadpotenzial tatsächlich ist, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Japankäfer greifen vor allem Wurzeln an, weshalb der Schädling oft schlicht nicht erkannt wird.
- Thripsen: Diese schlanken, flugfähigen Insekten sind auch als Fransenflügler bekannt. Einige von ihnen ernähren sich von den oberen Blattschichten und saugen dort Säfte aus. Dabei bilden sie oft so genannten Gallen, die als kleine Erhebungen an den Blättern zu sehen sind. Größere Frassschäden können zudem die Larven der Thripsen zeigen.
Typische Kräuter und mögliche Schädlinge
Kraut | Mögliche Schädlinge |
---|---|
Anis | Nacktschnecken, Weiße Fliegen, Wanzen, Wühlmäuse |
Basilikum | Weiße Fliege, Blattläuse |
Borretsch | Blattläuse, Spinnmilben, Weiße Fliegen, Thripsen |
Dill | Nacktschnecken, Wühlmäuse, Erdraupen, Wanzen, Weiße Fliegen |
Majoran | Blattläuse, Erdraupen, Japankäfer, Miniermotten |
Oregano | Blattläuse (jüngere Pflanzen), Japankäfer, Miniermotten |
Thymian | Blattläuse (jüngere Pflanzen), Zikaden |
Petersilie | Nacktschnecken, Miniermotten, Wühlmäuse, Japankäfer, Drahtwürmer |
Rosmarin | Schnecken, Weiße Fliege, Wühlmaus |
Zitronenmelisse | Weiße Fliege |