Gänseblümchen
Bellis perennisEs gibt vermutlich keine Pflanze, die man häufiger an den unterschiedlichsten Standorten antrifft und die jeder kennt: das Gänseblümchen. Dass die Blüten des zierlichen Gänseblümchen essbar sind, wissen viele, die Wildkräutergerichte mögen. Die auch als Maßliebchen bezeichnete Heilpflanze wird jedoch auch bei Husten, Gelenkbeschwerden und Hautproblemen verwendet.
Botanischer Name | Bellis perennis |
Pflanzenfamilie | Korbblütler |
Weitere Namen | Tausenschön, Maßliebchen, Maiblume, Regenblume |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | Frühjahr |
Blütezeit | März-November |
Erntezeit | März-November |
Standort | vollsonnig bis sonnig; mäßig feuchte und eher nährstoffreiche Böden |
Verwendung als Heilkraut | Erkältung, Verstauchungen, Quetschungen, Hautbeschwerden, Wundbehandlung |
Verwendung als Gewürzkraut | essbare Blüten, Salate, Kräuterbutter, Kräuterquark, Kräuterpesto |
Von Gänsen, Maria, Goethe und der Sprache der Blumen
Das Gänseblümchen zählt zu den Wildkräutern, das seit Menschengedenken schier unendlich viele Namen trägt. Namen, die mit dem Aussehen des Gänseblümchens verknüpft sind, oder Sagen, die sich im Zusammenhang mit Gänseblümchen erzählt werden, genau wie auf das entzückende, liebliche Wesen des Gänseblümchens angespielt wird.
Mit der Frage, woher der Name Gänseblümchen kommt und was Gänse mit der allseits bekannten zierlichen Blume zu tun haben, befasste sich 1880 der Schriftsteller Theodor Berthold (1841 bis 1909). Ihm zufolge leitet sich der Name Gänseblümchen von der Form der Pflanze ab, da „das Blümchen auf seinem einen Stengel wie die Gans auf einem Beine“ aussieht[4].
Emma Zimmerer (1858 bis 1941) meinte 1896, dass das Gänseblümchen „da wächst, wo Gänse sich am liebsten aufhalten“, fügt aber noch hinzu, dass Gänse Gänseblümchen gerne essen[6].
Der Name Maßliebchen hingegen stammt laut Berthold aus dem keltischen Wortschatz, insofern Mas die Vokabel für Feld oder Wiese ist – einer der bevorzugten Standorte des Gänseblümchens[4].
Das Gänseblümchen ist aber auch mit kirchlichen Gedanken verknüpft. Der Begriff Priesterkragen deutet auf die Ähnlichkeit der „runden, weißen Halskrausen“ der Ordenstracht von Priesternhin, die sich in den weißen Blütenblättern des Gänseblümchens wiederfindet[4].
Der Ursprung der Bezeichnung Marienblümchen wird unterschiedlich interpretiert. Geht es nach Berthold, sind Gänseblümchen das Werk von Maria, der Mutter von Jesus. Der Legende nach wollte Maria ihrem Sohn im Winter weiße Blüten zum Spielen schenken und ließ aus weißem Leinen kleine Blüten schneidern. Jesus war erfreut und verstreute die Blüten überall auf der Erde[4]. Bei dem Sprachwissenschaftler Hermann Reling war es Maria selbst, die aus einer Leinwand kleine Flicken in Gänseblümchen verwandelte[7].
Das Magazin Jugendlust aus dem Jahr 1885 geht noch detaillierter auf die Geschichte um Maria und das Gänseblümchen ein. Danach wollte Maria Jesus zum 3. Geburtstag einen Kranz aus Gänseblümchen schenken. Da der Geburtstag auf Weihnachten fiel und das Gänseblümchen zu dieser Zeit nicht blüht, fertigte Maria aus „weißer und goldgelber Seide“ kleine Blüten an. Dabei stach sie sich versehentlich mit der Nadel in den Finger, wobei das Blut symbolisch anhand der zartroten Blütenränder erhalten geblieben ist[5].
Dass Gänseblümchen vor allem zur Osterzeit den Tisch schmücken, wird mit der nordischen Mythologie begründet. Das Gänseblümchen steht hier für Ostara, die Göttin der Auferstehung{4].
Die Bedeutung hinter dem englischen Wort Daisy für Gänseblümchen dagegen geht auf die Beobachtung der Blüte im Tagesverlauf zurück. Daisy – zusammengesetzt aus Day´s Eye: Tagesauge – schließt wie viele andere Blühpflanzen zur Dämmerung hin den Blütenkopf und öffnet selbigen erst wieder bei Sonnenschein[4].
Der botanische Name Bellis perennis wiederum würdigt die Schönheit und Langlebigkeit von Gänseblümchen, da der aus dem Lateinischen stammende Terminus mit die ausdauernde Schöne übersetzt wird.
Nicht zuletzt ist das Gänseblümchen vielen aus Kindertagen bekannt. Wie viele Gänseblümchen wurden wohl gepflückt, um „Er liebt mich, er liebt mich nicht“ bzw. „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht“ zu spielen? Der Spruch wird seit dem frühen 19. Jahrhundert als vermeintliche „Blumenwahrsagung“ verwendet[8]. Ringsum werden die einzelnen weißen Blütenblätter abgezupft und auf die Liebe als Ergebnis gehofft. Erfinder dieses Spruchs ist übrigens der Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832), der die Worte erstmals 1808 in seinem Werk „Faust“ niederschrieb, als Margarete die Blüten von „Sternblüten“ abzupfte und dabei immer wieder „Er liebt mich, liebt mich nicht“ murmelte[9]. Welche Blume Goethe mit der Sternblume aus der Familie der Astraceae meinte, ist allerdings nicht überliefert.
Botanik und Herkunft des Gänseblümchens
Herkunft und Vorkommen der Gänseblümchen
Das Gänseblümchen kommt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet und hat sich von dort bis nach Nordeuropa auf natürlichem Wege ausgebreitet. Der Korbblütler gehört heute einheimischen Vegetation in Mitteleuropa.
An den Boden stellt das Gänseblümchen nur geringe Ansprüche, weshalb sich das Wildkraut oft und in großer Anzahl an vielen unterschiedlichen Stellen finden lässt. Typische Fundorte sind Wiesen, Bahndämme, gepflasterte Wege, bewirtschaftetes Grünland und gepflegte Parkanlagen. Im Bergland wird die Pflanze auf Höhen von bis zu 2.500 Metern angetroffen.
Systematik des Gänseblümchens
Das Wiesen-Gänseblümchen (Bellis perennis) zählt zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Es ist verwandt mit Kräutern wie dem Löwenzahn, der Schafgarbe oder der Echten Kamille. Im engeren Sinne zählt die Pflanze zur gleichnamigen Gattung Gänseblümchen (Bellis), die mit etwa 10 Arten recht artenarm ist. Bekanntheit dürfte noch das Einjährige Gänseblümchen (Bellis annua) haben, welches vor allem im Mittelmeerraum anzutreffen ist.
Im Laufe der Jahre hat das Ganseblümchen viele volkstümliche Namen erhalten. Hierzu zählen u.a.: Tausendschön, Tausendschönchen, Maßliebchen, Marienblümchen, Frühblume, Gänsblümel, Himmelsblume, Grasblume, Sonnenblümchen.
Merkmale des Gänseblümchens
Gänseblümchen sind mehrjährige und ausdauernd wachsende Pflanzen. Im Winter zieht sich die Pflanze samt Blattgrün zurück, um im darauf folgenden Frühjahr erneut auszutreiben. Das Gänseblümchen erreicht Wuchshöhen von maximal 15 cm und ist damit ein Bodendecker. Die beigefarbenen bis dunkelbraunen Wurzeln der Pflanze sind meist nicht länger als 20 cm. Die Wurzeln des Gänseblümchensind von geringer Länge und faserig-verzweigt - vergleichbar mit den Wurzeln von Feldsalat.
Blätter
Die Blätter von Gänseblümchen haben eine ovale bis spatelartige, länglich gestreckte Form auf. Sie haben meist eine sattgrüne Farbe und können eine Länge von bis zu vier Zentimetern sowie eine Breite von zwei Zentimetern erreichen.
Angeordnet sind die Blätter als grundständige Rosette, wobei die Blätter aufrecht stehend in die Höhe wachsen. Der Stängel der Pflanze sind selten behaart und grundsätzlich blattlos.
Blüten
Das bekannteste Merkmal sind die weiß-gelben Blüten des Gänseblümchens, die sich am oberen Ende des Stängels bilden. Diese besteht genaugenommen aus weißen Blütenblättern, die sich kreisförmig in einer Lage um das butterblumengelbe Zentrum anordnen. Tatsächlich handelt es bei den weißen bis zartrosa angehauchten Blütenblättern um weibliche Zungenblüten.
Der gelbe Teil der Gänseblümchenblüte besteht aus etwa 100 einzelnen Blüten, die als Trichterblüten charakterisiert sind.
Die Blütezeit des Gänseblümchens reicht von März bis in den November hinein. Die lange Blühperiode hatte bereits der Botaniker Carl von Linné beobachtet, der der Pflanze daher den Namen Bellis perenne, also die ausdauernde Schöne gegeben hat.
Eine Besonderheit der Gänseblümchen ist ihre heliotrope Eigenschaft. Unter heliotrop versteht man, dass die Pflanze immer der Sonne zu gewendet ist. Das Gänseblümchen richtet demnach ihre Blütenköpfchen nach dem Stand der Sonne und schließt sich bei Regen und zur Nacht.
Entgegen vielen anderen, aromatisch duftenden Kräutern ist das Gänseblümchen geruchslos.
Gänseblümchen und Kamille
Die Kamille wird mit einer Wuchshöhe von 20 bis 60 cm cirka dreimal so hoch wie das Gänseblümchen. Im Gegensatz zu den ovalen, glattrandigen Blättern des Gänseblümchens sind die Blätter der Kamille auffällig gefiedert. Eindeutig wird der Unterschied zwischen Kamille und Gänseblümchen bei genauerer Betrachtung der Blüten. Auch wenn die Blütenfarbe beider Pflanzen gleich ist, zeigen die weißen Hüllblätter der Kamille gen Boden. Schneidet man die Blüte längs auf, ist die Kamillenblüte innen hohl, das Gänseblümchen nicht. Typisch für die Echte Kamille ist auch das intensive Aroma, das diese Heilpflanze im Vergleich zum duftlosen Gänseblümchen verströmt.
Gänseblümchen und Margerite
Schwieriger ist die Unterscheidung zwischen Margeriten und Gänseblümchen. Aufgrund der sehr ähnlichen Blüten können beide Pflanzen leicht miteinander verwechselt werden. Ein erster Anhaltspunkt der Unterscheidung ist die Höhe der Pflanze. Margeriten erreichen mit etwa einem halben Meter einen wesentlich höheren Wuchs als das Gänseblümchen. Augenscheinlich sind auch die Unterschiede bei der Anordnung der Laubblätter. Die Blätter des Gänseblümchens wachsen als bodenständige Rosette; Margeritenblätter hingegen sind wechselständig an dem Stengel angeordnet, an dessen Ende sich die Margeritenblüte befindet. Die Blüte eines Gänseblümchens wächst an einem blattlosen Stengel. Die Form der Blätter ist ähnlich, lässt sich aber durch das Gezahnte am Blattrand der Margeriten eindeutig von den glattrandigen Gänseblümchenblättern abgrenzen.
Früchte und Samen
Gänseblümchen sind Selbstbestäuber und entwickeln aus dem Fruchtknoten Schließfrüchte, die bei den Korbblütlern als Achänen bezeichnet werden. Gänseblümchen bilden zahlreiche Samen und Früchte aus. Durch verschiedene Verbreitungsstrategien wie Windausbreitung oder Tierausbreitung erreichen die Samen oft weit entlegende Orte. Die Samen des Wiesen-Gänseblümchens können problemlos unter den Hufen von Tieren oder an Schuhsohlen haften, wodurch sie sich einfach verteilen.
Gänseblümchen aussäen und pflanzen
Die zahlreichen Vorkommen von Gänseblümchen auf unterschiedlichsten Böden und in diversen Regionen zeigen, dass diese Pflanze fast überall und selbst ohne Pflege durch den Menschen prächtig gedeiht. Naturgärten oder naturnahe Bepflanzungen spielen immer öfter eine Rolle, weshalb das Gänseblümchen auch teils bewusst angebaut und kultiviert wird.
Standort und Boden
Optimale Wachstumbedingungen findet das Gänseblümchen jedoch an vollsonnigen bis sonnigen Standorten mit mäßig feuchten, nährstoffreichen und humosen Böden. Schattige Standorte wie sehr trockene und sandige Böden mag das Gänseblümchen hingegen nicht.
Aussaat
Auch wenn Gänseblümchen selbstaussäend sind und eigentlich nicht auf „künstliche“ Aussaat angewiesen sind, bieten mittlerweile ausgewählte Saatguthersteller Gänseblümchensamen an. Die Samen werden im Frühjahr direkt im Garten bzw. Freiland ausgesät. Auch eine Kultivierung im Topf, z.B. für Balkone oder Fensterbänke ist problemlos möglich und sollte möglichst zwischen März und April geschehen.
Gänseblümchensamen sind Lichtkeimer und sollten daher nur etwa einen halben Zentimeter in die Erde eingearbeitet werden. Die Keimdauer beträgt etwa 14 bis 21 Tage. Dann treiben die ersten jungen Gänseblümchenblätter aus und bilden verhältnismäßig schnell Blüten.
Vermehrung
Neben der Aussaat ist die Vermehrung von Gänseblümchen durch Wurzelteilung möglich. Die Mutterpflanze wird an der Wurzelbasis getrennt und eingepflanzt. Bei intakten Standorten ist jedoch eine Selbstaussaat meist die bequemste Form der Vermehrung.
Pflege
Viel Pflege benötigen Gänseblümchen nicht. Regelmäßiges Gießen fördert das Blütenwachstum, düngen ist während der gesamten Blühzeit nicht erforderlich. Im Herbst kann die Erde dennoch mit etwas Humus angereichert werden. Da Gänseblümchen zu den kälteresistenten Pflanzen zählen, ist auch kein spezieller Frostschutz notwendig.
Düngen
Eine zusätzliche Düngung ist bei nährstoffreichen Böden oder handelsüblichen Blumenerden nicht erforderlich. Sind Gänseblümchen über mehrere Jahre am gleichen Standort, können einige wenige Gaben von Kompost oder ein verdünnter organisch-mineralischer Kräuterdünger verabreicht werden. Weitere Information zum Thema erhalten Sie in unserem Ratgeber Kräuter düngen.
Gießen
Bellis perennis hat einen mäßigen Wasserbedarf und übersteht kurze Trockenheitszyklen meist problemlos. Gießen ist erst dann notwendig, wenn mehrere heiße Tage (ca. mehr als 10) ohne Niederschlag festgestellt werden.
Pflanzenkrankheiten und Schädlinge
Grundsätzlich zählt das Gänseblümchen als sehr robuste Art. Bei Trockenstress oder zu dichten Pflanzabständen kann es unter Umständen vorkommen, dass die Blätter der Pflanze von Mehltau befallen werden. Außerdem ist ein Befall von Blattläusen oder Spinnmilben möglich, die in den meisten Fällen der Pflanze jedoch kaum schaden.
Verwendung von Gänseblümchen
An den meisten Wohnorten in Deutschland, Österreich und Schweiz ist es nicht schwierig, Gänseblümchen zu beschaffen. Die essbaren Blüten des Wiesen-Gänseblümchens sowie seine Möglichkeiten als Heilkraut erlauben eine Vielzahl an Anwendungen.
Gänseblümchen in der Küche
Genau wie Gundermann, Löwenzahn, Giersch und Brennnessel gehört das Gänseblümchen zu denjenigen Wildkräutern, die in vielen Standard-Kochbüchern keine große Beachtung finden. Vor allem durch die essbaren Blüten des Gänseblümchens ist die Pflanze jedoch unter Wildkräuterliebhabern keine Unbekannte.
Vom Gänseblümchen können sowohl die Blätter, die geschlossenen Blütenknospen als auch die geöffneten Blütenköpfchen gegessen werden. Der Geschmack von Gänseblümchenblüten lässt sich als zart nussig beschreiben, während die Blätter mit einer grünen, leicht säuerlichen Note aufwarten (ähnlich wie eine milde Variante vom Sauerampfer).
Geerntet werden kann das Gänseblümchen nahezu ganzjährig. Sobald sich die ersten Blüten und das zarte Blattgrün im Frühling zeigen, können bis zum Spätherbst die immer wieder nachkommenden Blüten und Blätter gesammelt werden. Die beste Qualität versprechen jedoch das späte Frühjahr sowie die Sommermonate.
Der Verwendung von Gänseblümchen in der Küche stehen alle Grenzen offen. Die Blätter und Blüten schmecken pur in Blattsalaten ebenso wie als Zutat in Kräuterquark, selbstgemachter Kräuterbutter, Kräuterfrischkäse oder simpel auf einem mit Butter bestrichenem Brot – dekorativ sind die Blüten in jedem Fall.
Wer es pikanter mag, kann die Knospen von Gänseblümchen einlegen und als Ersatz für Kapern nutzen. Auch eignen sich die Blütenköpfchen als dezenter Geschmacksgeber in Gelees.
Gänseblümchenpesto
Wie auch aus Bärlauch und Basilikum kann aus Gänseblümchen ein Kräuterpesto zubereitet werden. Für die Herstellung von Gänseblümchenpesto werden lediglich zwei Handvoll abgewaschener Blätter, geröstete Pinienkerne (alternativ Cashewnüsse oder Sonnenblumenkerne), reichlich Olivenöl, etwas Salz und Pfeffer benötigt.
Alle Zutaten werden miteinander in einer Küchenmaschine oder mit dem Pürierstab zu einer pestoartigen Konsistenz zerkleinert. Wer mag, kann zusätzlich geriebenen Hartkäse wie Parmesan oder Pecorino hinzugeben.
Gänseblümchen als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Das Gänseblümchen wird heute nur selten als Heilpflanze in Verbindung gebracht. Allerdings ist das kleinwüchsige Wildkraut im medizinischen Sinne hochinteressant und enthält viele Inhaltsstoffe. Im Jahr 2017 wurde Bellis perennis sogar zur Heilpflanze des Jahres ausgezeichnet [1].
Die entzündungshemmende Wirkung machten sich Ärzte bereits im Mittelalter zunutze. Tinkturen und Tees aus Gänseblümchen wurden bei empfindlicher, trocken-schuppiger Haut verabreicht; genau wie Salben auf Schweinefettbasis mit Gänseblümchen bei Pigmentflecken aller Art – z.B. Sommersprossen oder altersbedingt – zum Einsatz kamen.
Ferner wurde in der Vergangenheit Gänseblümchentee bei Husten und wegen der harntreibenden Wirkung auch bei Erkrankungen von Blase und Nieren verabreicht. Auch schwor man auf die äußerliche Anwendung von Umschlägen mit Gänseblümchen bei Brüchen und Prellungen.
In älteren Kräuterbüchern, so z.B. im Gart der Gesundheit (1485) oder im Buch von P.A. Mattioli (1554) war das Gänseblümchen eine anerkannte Heilpflanze. Sie wurde dort allerdings vorrangig für äußere Anwendungen empfohlen. Die zu jener Zeit als Maßlieben bezeichnete Pflanze kam u.a. zur Wundbehandlung, bei Gliederschmerzen und bei Geschwulsten verwendet. Eine bekanntere Anwendung waren u.a. Dampfbäder mit Gänseblümchen, Odermennig und Huflattich, die bei Gelenkermüdung verwendet wurde.
Heute ist die Wirkung von Gänseblümchen weitestgehend in Vergessenheit geraten. Nur selten findet man in Apotheken oder Drogerien Cremes mit Gänseblümchenprodukten, die zur Unterstützung der Hautfunktion sensibler und unreiner Haut gemacht wurden. Einige Babycremes vertrauen auf die hautberuhigende Wirkung des Gänseblümchens.
Medizinisch sind vor allem die im Gänseblümchen enthaltenden Saponine, die ätherischen Öle und Flavonoide interessant, die in ihrer Gesamtheit folgende Eigenschaften aufweisen:
- antibakteriell
- antifungizid (gegen Pilze)
- fettsenkend
- cholesterinsenkend
- antioxidativ
- blutstillend (antihämorrhagisch)
- förderlich gegen bestimmte Leukämiearten
Aufgrund der im Gänseblümchen enthaltenen Gerbstoffe gilt das Wildkraut als Appetitanreger. Die Gerbstoffe regen die Produktion von Verdauungssäften in Magen, Galle und Leber an. Gleichzeitig wirkt das Gänseblümchen blutreinigend und entzündungshemmend.
In der Homöopathie wird Gänseblümchen vor allem als Heilpflanze bei Gelenk- und Knochenerkrankungen angewendet. Hierzu gehören vor allem Verstauchungen, Quetschungen oder Prellungen. Benutzt werden homöopathische Auszüge von Bellis perennis auch bei Rückenschmerzen oder größeren Rückenbelastungen. Die dort am häufigsten zur Verfügung stehende Einnahmeform sind Globulis, die in unterschiedlichen Potenzen zur Verfügung stehen.
Teilweise werden getrocknete Gänseblümchen als Zutat für Tees bei Schlafstörungen und Kopfweh angeboten. Der frisch zubereitete Gänseblümchentee wird zehn Minuten abgedeckt ziehen gelassen. Zwei bis drei Tassen von diesem Tee werden empfohlen, allerdings nur als kurmäßige Anwendung.
Gänseblümchen kaufen - Was gibt es zu beachten?
Auch wenn Gänseblümchen Wildpflanzen sind, werden in Blumenläden und Gartenmärkten neben den ursprünglichen Varianten auch Züchtungen angeboten. Besondere Vorsicht ist allerdings beim immer beliebter werdenden blauen Gänseblümchen geboten. Die auch als Australisches Gänseblümchen bekannte Pflanze ist dem echten Gänseblümchen lediglich hinsichtlich der filigranen Blütenform ähnlich. Die Blütenfarbe ist hingegen ein strahlendes blau-violett und die Blätter sind gefiedert. Außerdem verweist die botanische Bezeichnung Brachyscome iberidifolia auf eine andere Gattung (Brachyscome = Blaue Gänseblümchen) hin.
Die meisten Saatgut-Hersteller bieten Gänseblümchensamen in teils unterschiedlichen Zuchtformen an. Hier sollte im Zweifel der botanische Namen Bellis perennis überprüft werden.
Frei erhältlich sind zudem homöopathische Arzneimittel. In einigen Apotheken sowie Onlinegeschäften sind Globuli in unterschiedlichen Potenzen verfügbar. Bei mangelnder Sachkenntnis sollte vor einem Kauf ein fachkundiger Heilpraktiker oder Apotheker befragt werden, da sonst die entsprechenden Wirkungen ausbleiben könnten.
Einige wenige Kräuterhändler und Onlineshops bieten getrocknete Gänseblümchen an, die für Heiltees, eigene Salben und Dampfbäder verwendet werden können. Die Mischungen sollten hier nicht nur die Blüten sondern auch das Kraut enthalten. Gänseblümchen in Arzneimittelqualität sind allerding meist nicht ganz günstig, so dass mehr als 10 EUR für 250 Gramm keine Seltenheit sind. Dafür ist jedoch gewährleistet, dass die jeweils gewünschten Inhaltsstoffe auch in entsprechender Menge vorhanden sind.
Verwendete Quellen und weiterführende Literatur
- Ganz, C. (2017): Heilpflanze des Jahres 2017: Gänseblümchen (Bellis perennis). In Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin, DOI: 10.1159/000455034
- Gudej, J. und Nazaruk, J. (2001): Flavonol glycosides from the flowers of Bellis perennis. In: Fitoterapia, Vol. 72, S. 839-840, doi: 10.1016/S0367-326X(01)00309-4
- Buch, C. (2018): Bellis perennis – Gänseblümchen (Asteraceae), Heilpflanze des Jahres 2017. In: Jahrb. Bochumer Bot. Ver., Bochum.
- Berthold, T. (1889): Blumen am Wege. IN: Das Kränzchen. Band 1
- Jugendlust, das flotte Jugendmagazin, das schon der Oma Spaß machte (1885): Das Gänseblümchen
- Zimmerer, E. (1896): Das Gänseblümchen. IN: Kräutersegen. Die Bedeutung unserer vorzüglichsten heimischen Heilkräuter in Sitte, Sage, Geschichte und Volksglauben ; ihr wirtschaftlicher und industrieller Nutzen und ihre praktische Verwendung als Hausmittel ; für die Jugend, das Volk und deren Freunde zur Belebung einer religiös-sinnigen Naturanschauung
- Reling, H. (1882): Das Marienblümchen (Bellis perennis). IN: Unsere Pflanzen nach ihre deutschen Volksnamen, ihrer Stellung in Mythologie und Volksglauben, in Sitte und Sage, in Geschichte und Literatur. Beiträge zur Belebung des botanischen Unterrichts und zur Pflege sinniger Freude in und an der Natur, für Schule und Haus
- Wuttke, A. (1869): Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart
- Goethe, J. W. (1808): Faust. Erster Teil. Eine Tragödie
Häufige Fragen
Kann man Gänseblümchen essen?
Vom Gänseblümchen sind alle Pflanzenteile essbar. Vor allem die Blätter und Blüten enthalten höhere Anteile an den Vitaminen A und C sowie MIneralstoffe. Die Blätter selbst haben einen leicht nussigen aber milden Geschmack.
Sind Gänseblümchen insektenfreundlich?
Gänseblümchen sind durchaus insektenfreundliche Wildpflanzen. Auch wenn sie verhältnismäßig wenig Pollen und Nektar ausbilden, so stehen sie vielen Insekten nahezu ganzjährig als Nahrungsquelle zur Verfügung. Einige Wildbienen, Käfer, bestäubende Fliegen oder Schwebfliegen ernähren sich von der Pflanze.