Darreichungsformen und Zubereitung von Heilkräutern

Die Wirkung eines Heilkrauts hängt vor allem von den enthaltenden Inhaltsstoffen ab. Die chemischen Eigenschaften dieser Inhaltsstoffe entscheiden maßgeblich darüber, welche Darreichungsform oder Zubereitungsart in Frage kommt. Nutzt man nämlich die falsche Zubereitungsart, kann es schnell passieren, dass die gewünschten Wirkstoffe zerstört oder abgebaut werden. In solchen Fällen bleibt der gewünschte Therapieerfolg aus. Im Folgenden zeigen wir Ihnen die wichtigsten Darreichungsformen und Zubereitungen für Heilpflanzen und gehen dabei auch auf die Inhaltsstoffe der Kräuter ein.

Darreichungsformen und Zubereitungsarten

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Zubereitungsarten für Heilfpflanzen. Welche Darreichungsform geeignet ist, hängt vor allem von den folgenden Eigenschaften ab:

  • die zu entziehenden Wirkstoffe
  • das zu verwendende Pflanzenmaterial (Blätter, Blüten, Wurzeln, Rinden, Kraut)
  • der zu erzielenden Wirkung

Zusammenfassend werden sowohl in der Naturheilkunde sowie in der wissenschaftlichen Medizin die folgenden Darreichungsformen unterschieden:

  • Tee / Aufgüsse
  • Dekokt
  • Mazerate
  • Tinkturen bzw. alkoholische Extrakte
  • Presssäfte / Frischpflanzensaft
  • Tabletten
  • Kapseln
  • Dragees

Tee bzw. Aufguss

Die Bezeichnung Tee wird ziemlich universell benutzt, obwohl sie streng genommen nur für den heißen Aufguss von schwarzem und grünem Tee gilt. In der Naturheilkunde werden jedoch alle Zubereitungen von Heilpflanzen mit einem heißen Aufguss kurzum als Heiltee oder Medizinaltee bezeichnet. Die korrekte Bezeichnung im wissenschaftlichen Sinne ist jedoch Heißwasserauszug oder Heißwasserextrakt.

Diese Begriffe deuten auch exakt an, was mit den Heilpflanzen passiert. Eine Portion Kräuter wird zunächst mit heißem bis kochend heißem Wasser übergossen. Durch das heiße Wasser wird die Zellstruktur der Kräuter zerstört, wodurch Wirkstoffe wie ätherische Öle oder Flavonoide aus dem Pflanzenmaterial herausextrahiert werden können. Viele ätherische Öle zeigen sich dann beispielsweise als so genannter Ölfilm an der Oberfläche. Je nachdem wie lange der Aufguss zieht, kann der Anteil der Wirkstoffe erhöht oder erniedrigt werden. Wieviel Wirkstoffe letztendlich jedoch aus dem Pflanzenmaterial herausgelöst werden können, hängt auch stark von der Qualität der verwendeten Kräuter ab.

Der Heißwasseraufzug oder kurz Aufguss ist die gebräuchlichste Darreichungsform. Viele Hausmittel wie z.B. der Kamillentee, Fencheltee oder zahlreiche Hustentees sind streng genommen Heißwasserextrakte.

Dekokt

Bei einem Dekokt werden die Pflanzenteile zunächst in einem Gefäß (z.B. Topf) mit heißem Wasser übergossen und schließlich aufgekocht. Je nach Pflanzenmaterial und Heilpflanze dauert die Zubereitung eines Dekokts zwischen 5 und 45 Minuten. In der Regel betrifft dies Heilpflanzen, bei denen Wurzel- oder Rindenmaterial extrahiert werden sollen. Typische Heilpflanzen, die mit einem Dekokt dargereicht werden sind beispielsweise Ingwer, Arnika (Wurzeln) oder der Ackerschachtelhalm.

Kaltwasserauszug / Mazerat

Einige Pflanzeninhaltsstoffe sind nicht sonderlich hitzestabil und würden durch heißes Wasser schnell zerstört oder abgebaut werden. Dies gilt vor allem für so genannte Schleimstoffe sowie einige Bitterstoffe. Um diese Stoffe aus dem Pflanzenmaterial zu extrahieren, wird ein Kaltwasserauszug zubereitet. Einen solchen Auszug bezeichnet man in der Chemie als Mazerat.

Bei der Zubereitung eines Mazerats wird das Pflanzenmaterial mit kaltem Wasser übergossen, wobei das Material dann zwischen zwei und acht Stunden ziehen muss. Beispiele für Heilpflanzen, die am besten als Kaltwasserauszug eingenommen werden, sind u.a. der Echte Eibisch, die Malve oder die Afrikanische Teufelskralle.

Tinkturen

Als Tinkturen bezeichnet man Extrakte aus Kräutern bzw. Heilpflanzen, die durch ein Lösungsmittel bzw. Extraktionsmittel aufbereitet werden. Das gebräuchlichste Extraktionsmittel ist Alkohol (Ethylalkohol), seltener werden auch Mittel wie Essig verwendet. Alkohole haben, im Gegensatz zu Wasser, den Vorteil sowohl wasserlösliche als auch fettlösliche Stoffe zu extrahieren. Viele Wirkstoffe, z.B. Bitterstoffe oder

Tinkturen sind eine alte Darreichungsform
Tinkturen werden bereits seit vielen Jahrhunderten in der Naturheilkunde verwendet (Foto: Gundolf Renze/fotolia.com)

In der Naturheilkunde bezeichnet man Tinkturen, in denen nur eine Heilpflanze aufbereitet wird als Tinctura simplex. Solche, die aus mehreren Heilpflanzen bestehen, Tinctura composita.

Je nach dem, welche Inhaltsstoffe extrahiert oder Pflanzenmaterialen gewählt werden, sind andere Konzentrationen eines Extraktionsmittels notwendig. Beispielsweise genügt ein etwa 40- Prozentiger Alkohol meist aus, um die Wirkstoffe von einfachem Pflanzenmaterial wie Blättern, Stängeln oder Blüten herauszulösen. Bei robusteren Materialien wie Wurzeln oder Rinden ist es hingegen erforderlich, einen höheren Alkoholgehalt (mindestens 50 Prozent) zu verwenden.

Eine bekannte Tinktur bzw. Essenz ist der so genannte Magenbitter, der v.a. aus so genannten Bitterstoffdrogen besteht. Hierzu werden u.a. verdauungsfördernde Heilpflanzen wie Löwenzahn, Wermut, Tausendgüldenkraut oder Schafgarbe enthalten.

Presssäfte

Eine weitere Form der Darreichung von Heilpflanzen ist die Herstellung bzw. Zubereitung eines Presspflanzensafts. Dabei wird frisches Pflanzenmaterial zunächst gereinigt und zerkleinert und durch eine Saftpresse (z.B. Walzenentsafter) behandelt, wodurch die flüssigen Bestandteile der Kräuter herausgelöst werden. Vorteil von Presssäften ist, dass neben den eigentlichen Wirkstoffen noch weitere Stoffe wie Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind. Im Gegensatz zu Heiltees ist der Geschmack von Frischpflanzensäften jedoch eher gewöhnungsbedürftig.

Tabletten und Kapseln

Die wohl am häufigsten genutzten Darreichungsformen sind zweifelsohne Tabletten und Kapseln. Hierzu werden Trockenextrakte oder auch gezielt extrahierte Wirkstoffe durch alkoholischen Aufschluss gewonnen. Der Alkohol selbst wird durch Verdampfen entfernt, so dass ein fertiges Extrakt vorliegt. In einigen Fällen wird auch pulverisiertes Pflanzenmaterial verwendet.

Bei der Herstellung von Tabletten wird in der Regel ein Trägermaterial bzw. eine Bindemittel benötigt, dass die Tablette stabil hält. Hierzu werden meistens Milchzucker (Lactose) oder Stärken verwendet (z.B. Reisstärke) und mit dem Extrakt vermischt. Kapseln hingegen bestehen meistens aus Gelatine oder Cellusose, die mit einem Überzug behandelt werden, so dass die Magensäure das Material sowie den Inhalt der Kapsel nicht angreift.

In der Naturheilkunde enthalten Kapseln häufig die pulverisierte und getrocknete Droge. Beispielsweise wird Baldrian, meist in Verbindung mit Hopfen oder Melisse in Kapselform dargereicht. Auch das für die Leberregeneration bekannte Syringin der Mariendistel wird am besten in Form von Kapseln konsumiert. In Form von Tees oder Tinkturen würde dieser Stoff bereits im Voraus abgebaut oder zerstört werden, so dass die eigentliche Heilwirkung ausbleiben würde. Der Hintergrund ist, dass die enthaltenden Inhaltsstoffe am besten direkt im Dünndarm verstoffwechselt werden, wo sie dann schnell ans Blut abgegeben werden können.

       

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