Kräuter und Heilpflanzen gegen Kopfschmerzen

Kopfschmerzen können viele Ursachen haben. Neben Migräne oder stumpfe Verletzungen des Kopfes können auch Erkältungen sowie Depressionen und Erschöpfung drückende oder stechende Schmerzen im Kopf auslösen. Einige Heilkräuter können auf schonende und nachhaltige Weise leichtere bis mittlere Kopfschmerzen lindern. Wir stellen die bekanntesten Heilpflanzen vor und zeigen, für welche Kopfschmerztypen diese zum Einsatz kommen.

Ursachen und Behandlung von Kopfschmerzen

Stechende oder drückende Kopfschmerzen haben die meisten Menschen wohl schon erlebt. Schätzungen zufolge haben mehr als 70 Prozent der Menschen in unserem Land phasenweise Kopfschmerzen [1], viele davon sind sogar chronisch.

Kopfschmerzen und Heilpflanzen
Viele Kopfschmerzen werden oft medikamentös behandelt (Foto: sebra/fotolia.com)

Ursachen für Kopfschmerzen und Schmerzarten

Kopfschmerzen können viele Ursachen haben. Neben organischen Beschwerden und akuten Krankheiten (z.B. grippale Infekte) sind oftmals auch psychische Störungen wie Überlastung, nervöse Unruhe oder Depressionen für Kopfschmerzen verantwortlich. Um die verschiedenen Arten der Schmerzen gut voneinander zu unterscheiden, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die so genannte Kopfschmerzklassifikation veröffentlicht. Diese wird in drei Hauptteile gegliedert:

  • Primäre Kopfschmerzerkrankungen
  • Sekundäre Kopfschmerzerkrankungen
  • Kraniale Neuralgien und andere Kopfschmerzen

Zu den primären Kopfschmerzerkrankungen zählen u.a. Migräne, Spannungskopfschmerzen sowie Clusterkopfschmerzen. Häufig sind die genauen Gründe für diese Beschwerden nicht genau bekannt. Bekannt ist zumindest, dass Verkrampfungen bestimmter Muskeln sowie die Aktivierung von Schmerzrezeptoren eine große Rolle spielen. Als mögliche Auslöser kommen Infektionskrankheiten, starke psychische Belastungen (Stress) und Umweltgifte (z.B. Rauchen) in Frage. Die meisten chronischen Kopfschmerzbeschwerden sind primär.

Bei den sekundären Kopfschmerzerkrankungen treten die Schmerzen im Kopf mehr oder weniger als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen auf. Hierzu zählen u.a. Kopfschmerzen durch Erkrankungen an der Hals- oder Brustwirbelsäule, Tumore, durch Drogen- oder Substanzentzug, durch akute Infektionserkrankungen (z.B. Grippe, Nasennebenhöhlenentzündung), durch Druckveränderungen des Gehirnwassers (Liquor) oder auch akute psychiatrische Störungen.

Die dritte Klassifikation von Kopfschmerzen sind bedingt durch Störungen oder Schädigungen der Nerven, die im Gesichtsbereich liegen und daher häufig als Gesichtsschmerzen bezeichnet werden. Meistens äußern sich diese als stechende Schmerzen, mitunter jedoch auch als Druckschmerzen. Ursächlich hierfür sind u.a. Beschwerden im Kiefer bzw. des Zahnhalteapparates, Nervenschädigungen am Auge.

Behandlung von Kopfschmerzen

Bei mehr als 250 verschiedenen und bekannten Ursachen für Kopfschmerzen, gibt es folglich unterschiedliche Behandlungsansätze. Diese hängen davon ab, welche Erkrankung vorliegt und welche Art von Schmerz gegenwärtig ist.

Bei psychisch bzw. psychosomatisch hervorgerufenen Kopfschmerzen (Angst, Erschöpfung, Depressionen etc.) werden meist die unmittelbaren Lebensumstände geprüft und versucht, bestimmte Stressoren zu vermeiden. Bei mittleren bis starken Kopfschmerzen werden jedoch auch Medikamente eingesetzt.

Werden Kopfschmerzen durch organische Erkrankungen hervorgerufen, muss zunächst die Ursache herausgefunden werden, bevor eine medikamentöse Einstellung erfolgt. Beispielsweise kann eine Schilddrüsenunterfunktion häufig mit Kopfschmerzen einhergehen, die sich durch die Verabreichung von Schilddrüsenhormonen meist schnell lindern lassen.

In seltenen Fällen werden Kopfschmerzen durch Tumore ausgelöst. Bei Tumoren im Kopfbereich gestaltet sich die Therapie meist etwas schwieriger. Häufig müssen diese, insofern der Tumor ausreichend klein ist, operativ entfernt werden.

Wichtige Heilkräuter und Hausmittel gegen Kopfschmerzen

Die Pflanzenheilkunde kennt einige wirksame Heilpflanzen gegen einige Arten von Kopfschmerzen. Grundsätzlich sollte die Art des Kopfschmerzes jedoch bekannt sein, bevor eine Therapie erfolgt. Treten akute Kopfschmerzen über einen längeren Tag auf, sollten diese von einem Arzt abgeklärt werden.

Je nach Ursache des Kopfschmerzes, finden die folgenden Heilkräuter in der Naturheilkunde häufig Anwendung:

  • Baldrian
  • Mädesüß
  • Melisse
  • Mutterkraut
  • Quendel
  • Taigawurzel
  • Waldmeister

Baldrian gegen Kopfschmerzen bei psychischen Störungen

Nicht wenige Kopfschmerzen kommen durch psychische Störungen oder Beeinträchtigungen zustande [2]. Hierzu zählen u.a. Angst (z.B. vor Prüfungen oder Bewerbungsgespräche), Nervosität und Stress, Übermüdung oder langfristige seelische Belastungen (z.B. Trauerfall, hohe Arbeitsbelastung, Mobbing). In den meisten Fällen handelt es sich um so genannte Spannungskopfschmerzen, die an der Stirn oder am Hinterkopf wahrgenommen werden. Bei länger andauernden psychischen oder seelischen Belastungen steigt der Puls und der Herzschlag ist erhöht. In Folge dessen können zum Teil starke Kopfschmerzen als psychosomatische Störung auftreten.

Baldrian gegen Kopfschmerzen
Baldrian kann gegen Kopfschmerzen, die z.B. durch Nervosität oder Anspannung entstehen, helfen

Neben der Linderung durch ein Medikament oder pflanzliches Hilfsmittel wie Baldrian, sollten zunächst die eigenen Lebensumstände auf den Prüfstand gestellt werden. Wichtig ist nämlich die Ursachen, die zu Stress führen, so gut wie möglich zu reduzieren. Meist helfen auch bereits einfache Dinge wie Sport, eine bessere Schlafhygiene, Entspannungsübungen oder auch ein Psychologe.

Um die durch Stress oder Angst ausgelösten Kopfschmerzen nun zu lindern, kann Baldrian (Valeriana officinalis) gute Dienste leisten. Meist wird das Kraut in Verbindung mit Passionsblume oder Melisse eingesetzt. Als Tee kann Baldrian u.a. die Schlafqualität verbessern, nervöse Unruhezustände direkt lindern und Angstbeschwerden mildern. Infolge dessen können Kopfschmerzen, die durch eine labile Psyche verursacht wurden, verhindert oder zumindest abgeschwächt werden. Baldrian gibt es auch als Kapseln oder als Tinktur.

Mädesüß als natürliches Schmerzmittel

Bei allgemeinen leichten Kopfschmerzen, wird in der Naturheilkunde oft Mädesüß (Filipendula ulmaria) als Heilpflanze empfohlen. Mädesüß ist vereinfacht ausgedrückt eine natürliche und etwas mildere Variante des Aspirins. Aspirin enthält als Wirkstoff hauptsächlich Acetylsalicylsäure, die direkt auf bestimmte Neurotransmitter bzw. Botenstoffe einwirken und somit Schmerzen im Allgemeinen lindern können. Vom Ablauf her, sorgt die Salicylsäure dafür, dass einige Enzyme wie die Cyclooxygenasen gehemmt werden und dadurch Entzündungsreaktionen und Schmerzreaktionen abgeschwächt werden.

Mädesüß enthält keine Acetylsalicylsäure (ASS) sondern Salicylsäure sowie einige andere Salicylate. Diese haben eine sehr ähnliche Wirkung. Der Unterschied besteht darin, dass die Acetylsalicylsäure synthetisch hergestellt wird und bei einigen Menschen etwas magenfreundlicher ist.

Die übliche Darreichungsform von Mädesüß ist die Zubereitung eines Tees, der die Inhaltsstoffe aus den Blüten herausextrahiert. Ein solcher Tee sollte etwa 8 bis 10 Minuten ziehen, bevor er in kleinen Schlücken getrunken wird. Neben Mädesüß kann auch Weidenrinde gegen Schmerzen helfen, die ebenfalls reich an Salicylsäure und sogar höhere Anteile aufweist als das Mädesüß.

Liegt jedoch eine Unverträglichkeit gegen Salicylsäure vor, dürfen salicyhaltige Pflanzen wie Mädesüß oder auch Weide (Weidenrinde) nicht eingenommen werden.

Mutterkraut gegen Migräne

Knapp 15 Prozent aller Menschen weltweit leiden unter Migräne [1]. Frauen sind wohl etwas häufiger betroffen. In den letzten Jahren stand mit dem Mutterkraut ein mögliches Mittel im Raum, dass die Häufigkeit und Heftigkeit der auftretenden Kopfschmerzen lindern könnte.

Nach Auswertung der Literatur kommt die Cochrane Stiftung zu dem Schluss, dass die Migränehäufigkeit bei Einnahme von Mutterkrautpräparaten tatäschlich reduziert werden kann. In die Betrachtung wurden mehrere klinische Studien mit einbezogen [5].

Mutterkraut enthält mit dem Sesquiterpenlacton Parthenoid, dass u.a. Nervenfasern reparieren kann. DIe üblichen Darreichungsformen sind Kapseln, Tabletten oder Tee. Kapseln werden gegenüber wässrigen Extrakten wie Tee bevorzugt.

Quendel bei Erkältungskopfschmerzen

Manche grippale Infekte bzw. Erkältungskrankheiten gehen mit Kopfschmerzen einher. Dies liegt in den meisten Fällen daran, dass die Atemwege nur eingeschränkt funktionieren. Häufig sind die Nasennebenhöhlen verstopft oder sogar entzündet. Der zähflüssige Schleim bleibt in den Nasennebenhöhlen stecken und erhöht den Druck in den Atemwegen, der sich häufig als Kopfschmerz im Stirnbereich bemerkbar macht.

Zur Linderung der Erkältungskopfschmerzen sollte alles unternommen werden, um die Atemwege und insbesondere die Nasennebenhöhlen wieder frei zu kriegen. Dies wird vor allem durch Trinken und Inhalationen erreicht. Tees aus Heilkräutern können den Behandlungsverlauf positiv beeinflussen und die allgemeinen Erkältungsbeschwerden deutlich lindern. Neben Thymian und Spitzwegerich ist hier vor allem der Quendel (Thymus pulegioides) wichtig, der in der Pflanzenheilkunde auch häufig als Arznei-Thymian bekannt ist.

Quendel enthält ätherische Öle, die u.a. imstande sind, Schleim zu lösen und Entzündungen zu mindern. Die Blätter der Heilpflanze unterstützen außerdem dabei, weitere Erkältungssymptome wie Husten zu lindern. Durch die schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung des Quendels lassen sich Stirnhöhlen- oder Nasennebenhöhlenentzündungen meist gut behandeln, wodurch die stechenden Kopfschmerzen schnell verschwinden können. Neben Tees empfiehlt es sich auch Dampfbäder aus Quendel und anderen Kräutern wie Spitzwegerich und Salbei zuzubereiten, die gleichzeitig die oberen Atemwege befeuchten.

Waldmeister bei Migräne

Migräne ist in Europa eine recht häufige Erscheinung, die mit heftigen Kopfschmerzen, Übelkeit und Konzentrationsstörungen einhergehen kann. Gegen Kopfschmerzen bei Migräne kann ein Tee aus getrockneten Waldmeisterblättern häufig gute Erfolge erzielen. Verantwortlich sind hier die in den Blättern enthaltenden Cumaringlykoside, die sich beim Trocknen in Cumarine umwandeln. In vielen Migränemedikamenten sind recht ähnliche Wirkstoffe, wie z.B. das Warfarin, enthalten.

Hierfür werden 1 bis 1,5 Teelöffel Waldmeisterkraut mit 250 ml Wasser übergossen. Der Tee sollte nicht länger als sechs Minuten ziehen. Der Tee sollte nur bei akuten Kopfschmerzen und niemals prophylaktisch getrunken werden.

Waldmeister sollte jedoch niemals überdosiert werden. Zu hohe Mengen des Wirkstoffs Cumarin können nämlich Kopfschmerzen verstärken.

Weiterführende Literatur und verwendete Quellen

  1. Techniker Krankenkasse (2020): Kopfschmerzreport 2020. Zuletzt aufgerufen am 10.08.2021
  2. Robert Koch Institut (2020): Migräne und Spannungskopfschmerz in Deutschland. In: Journal of Health Monitoring. DOI 10.25646/6988.2
  3. Europäische Arzneimittelagentur - EMA (2016): Assessment report on Valeriana officinalis L., radix and Valeriana officinalis L., aetheroleum. In: Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), EMA/HMPC/150846/2015
  4. Europäische Arzneimittelagentur - EMA (2011): Assessment report on Filipendula ulmaria (L.) Maxim., herba and Filipendula ulmaria (L.) Maxim., flos. In: Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), EMA/HMPC/434892/2010
  5. Cochraine Stiftung (2020): Vorbeugung gegen Migräne mit Mutterkraut, zuletzt aufgerufen am 10.08.2021

       

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