Hirtentäschel
Capsella bursa-pastorisErstmals schriftlich erwähnt wurde das Hirtentäschelkraut bei Carl von Linné (1707-1778).Der schwedische Naturforscher gab dem Kraut seinen aus dem Lateinischen stammenden Namen in der Urform: bursa-pastoris. Den Vokabeln für Tasche und Hirte, da die Gestalt der Samenkapseln denen von Hirtentaschen ähnelt. Jahre später ergänzte der deutsche Botaniker (1736-1808) die Bezeichnung zum Capsella.
Grafiken und Bilder zum Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris) (Zum Vergrößern bitte anklicken)
Botanischer Name | Capsella bursa-pastoris |
Pflanzenfamilie | Kreuzblütengewächse |
Weitere Namen | Herzelkraut, Hirtentäschelkraut, Blutkraut, Heinotterblume |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | Frühjahr |
Blütezeit | April-November |
Erntezeit | April-Oktober |
Standort | sonnige Standorte mit nährstoffreichen Böden |
Verwendung als Heilkraut | Blutstillung, Beschwerden bei Menstruation, niedriger Blutdruck, Schmerzlinderung |
Verwendung als Gewürzkraut | Wildkräutersalate, Rohkost, Suppen, Kräuterquark |
Merkmale und Systematik vom Hirtentäschel
Herkunft und Vorkommen vom Hirtentäschel
Die genaue Herkunft des Hirtentäschels ist unbekannt. Es wird angenommen, dass sie ursprünglich in den Ländern Westasiens und Südeuropa, hierzu gehören u.a. die heutige Türkei sowie die Länder des ehemaligen Jugoslawien. Da der Hirtentäschel sich sehr leicht ausbreitet und vermutlich durch die vielen Wanderungen und Geschäftsreisen in der Antike leicht einschleppt, besiedelt er heute viele Regionen von der Ebene bis hin zur subalpinen Vegetationsstufe (etwa 1.500 bis 2.500 Meter Höhe).
Er ist eine häufig anzutreffende Ruderalpflanze (z.B. Brachflächen), die ebenso häufig auch als Unkraut in Gärten oder auf Äckern anzutreffen ist. In der freien Natur findet man das Kraut häufig an Wegrändern, Waldrändern oder als Begleitpflanze in Weidenflächen.
Systematik von Capsella bursa-pastoris
Die eigentliche und ausführliche Bezeichnung für die in der Botanik als Capsella bursa-pastoris bezeichnete Pflanze, lautet Gewöhnliches Hirtentäschel. Einige Botaniker gehen davon aus, dass es lediglich drei Arten der Gattung Hirtentäschel (Capsella) gibt. Allerding werden in der amerikanischen Literatur deutlich mehr erwähnt und teils beschrieben. Das Gewöhnliche Hirtentäschel zählt zur Familie der Kreuzblütlergewächse und ist damit entfernt mit Kräutern wie der Knoblauchskrauke, der Kresse oder dem Barbarakraut verwandt.
Alternative Bezeichnungen bzw. Synonyme der Pflanze sind: Hirtentäschelkraut, Blutkraut, Herzkraut oder Gänsekresse.
Merkmale vom Hirtentäschelkraut
Das Hirtentäschelkraut erreicht, je nach Standortbedingungen und Konkurrenz, Wuchshöhen zwischen 15 und 60 cm. In den meisten Fällen ist der Hirtentäschel eine einjährige Pflanze, mitunter kann sie jedoch auch zweijährig sein. Im Boden bildet das bekannte Wildkraut, grobe und dünne Wurzeln aus, die meist cremeweißer bis hellbrauner Färbung sind.
Die Wuchsform des Hirtentäschels erinnert an die von Löwenzahn oder Spitzwegerisch. Die schmalen und leicht gezähnten Grundblätter sind in einer Art Rosette angeordnet und können eine Blattlänge von bis zu 25 cm aufweisen. Die Sprossachse entspringt der Mitte dieser Blattrosette.
An der Sprossachse (Stängel) sitzen in wechselständigen Abständen kleine weiße Blüten. Blickt man von oben auf das blühende Hirtentäschelkraut, erinnert die Anordnung der Blüten an eine Art Traube. Der Blütenkelch ist immer vierzählig. In der Regel können sechs Staubblätter gezählt werden. In seltenen Fällen können jedoch auch mehr Staubblätter vorhanden sein.
Nach Befruchtung der zwittrigen Blüten entstehen kleine grüne Schoten als Früchte, die in Form kleiner Herzen an der gesamten Sprossachse sichtbar sind. Jede Schote enthält etwa 10 bis 12 Samen.
Das Hirtentäschel zählt zu den so genannten tagneutralen Pflanzen. Darunter wird verstanden, dass Pflanzen ihre Blüten sowohl unter Kurztags- als auch Langtagbedingungen ausbilden können.
Hirtentäschel - Aussaat, Anbau und Pflege
Hirtentäschel in Samenform zu beziehen ist nicht überall möglich. Die Pflanze ist vielen als Unkraut bekannt, als Heilkraut weitestgehend in Vergessenheit geraten und optisch nicht so dekorativ wie andere blühende Kräuter, z.B. Ringelblume, Thymian oder Rosmarin. Dennoch gibt es mittlerweile vor allem im Online-Bereich einige Händler, die sich auf Wildkräuter spezialisiert haben, und Samen dieses Krauts anbieten.
Standort: Taschenkraut wie Hirtentäschelkraut auch genannt wird, hat recht geringe Ansprüche an den Standort. Die unscheinbare, zierliche Pflanze liebt sonnige Stellen und ist eine der ersten Pflanzen, die auf verlassenen Brachflächen, Wildwiesen und Äckern wächst. Sie gilt als Zeigerpflanze für nährstoffreiche Böden, die vor allem reich an Stickstoff sind.
Aussaat: Hirtentäschel als Kulturpflanze wird im Frühling ausgesät. Das Kraut ist Lichtkeimer, daher dürfen die kleinen Samen auch nur leicht auf Erde oder Boden angedrückt werden. Die Aussaat kann Wichtig ist, dass der Ort sonnig und der Boden nährstoffreich ist.
Düngen: Eine zusätzliche Düngung ist in der Regel nicht erforderlich, insofern die Pflanze auf nährstoffreichen Standorten wächst.
Gießen: Hirtentäschel zeigt eine hohe Toleranz und kann kurze Trockenphasen problemlos überdauern. Im Normalfall reicht die Wasserzuführung durch den natürlichen Zyklus. An sehr langandauernden heißen Tagen wird sollte jedoch gelegentlich kräftig bewässert werden.
Vermehrung: In der Natur sät sich der Gewöhnliche Hirtentäschel von allein aus. Die zu Boden fallenden Samen werden durch Kleinstlebewesen, die im Boden leben, untergegraben und keimen dort auf. Unter diesen Umständen spielt der Zeitraum der Saat keine Rolle, das Hirtentäschelsamen viele Jahre lang keimfähig sind.
Verwendung von Hirtentäschel
Hirtentäschel ist eine von anderen Wildkräutern leicht zu unterscheidende Pflanze. Die herzförmigen „Blättchen“ sind zu typisch für das Hirtentäschelkraut. Hirtentäschel sieht aber nicht nur hübsch aus, das Kraut wurde lange Zeit in der Naturheilkunde geschätzt.
Hirtentäschel in der Küche
Hirtentäschel ist ein Kraftpaket an Mineralstoffen und Vitaminen. Die Pflanze enthält höhere Anteile an folgenden Mineralien und Nährstoffe:
- Vitamin C
- Eisen
- Kalium
- Calcium
- Eiweiß
Der Hirtentäschel spielt in der Küche heute nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings sind die herzförmigen Früchte bei vielen Wildkräuterliebhabern durchaus beliebt. Im Mittelalter verwendete man die Pflanze allerdings häufiger und sie war geschätzt als Ersatz für Senfsaat. Hirtentäschel weist Senföle auf, die dem Kraut das Synonym Bauernsenf einbrachten.
Die Schoten eignen sich hervorragend für die Zubereitung von Wildkräutersalaten. Auch wenn es etwas mühsam ist, die einzelnen Schötchen von der Pflanze zu trennen, ist der nussige Geschmack eine ideale und auch gesunde Ergänzung.
Ebenso eignet sich die Schötchen für die Zubereitung von Suppen, Eintöpfen, Kräuterquark und Frischkäse. Dort wird sie ausschließlich immer frisch verwendet. Die Schoten eignen sich natürlich auch ganz hervorragend zur Dekoration verschiedener Speisen.
Verwendung finden auch die als Rosette angeordneten Grundblätter sowie die Blüten, die am besten schmecken, wenn sie im Frühjahr noch geerntet werden. Auch hier können Salate zubereitet werden. In einigen Rezepten werden die Blätter auch für Aufläufe verwendet. Die jungen Blätter schmecken in der Regel deutlich milder und nussiger als die älteren.
Hirtentäschel als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Hirtentäschel hat sich in der Naturheilkunde als Blutstiller bewährt. So kommt das Kraut beispielsweise bei Nasenbluten, kleineren Hautverletzungen oder bei gynäkologischen Beschwerden wie langer Menstruation oder nach der Geburt zum Einsatz, um die Nachblutungen zu stoppen bzw. reduzieren.
Hirtentäschel wurde bereits in der frühen Volksmedizin verwendet. Das Kraut enthält vor allem Flavonoide, Kalium, einige Gerbstoffe sowie Peptide. Hier werden dem Kraut die folgenden Heilwirkungen zugeschrieben:
- harntreibend
- blutreinigend
- schmerzlindernd
- blutstillend
- blutdruckregulierend
Neben der blutstillenden Funktion wurde Hirtentäschel in der Vergangenheit und zum Teil auch heute noch als Mittel gegen Rheuma und Bluthochdruck bzw. geringen Blutdruck eingesetzt. Auch Hildegard von Bingen hat das Kraut bereits in ihren Werken positiv erwähnt. Benutzt wurde dabei das ganze Kraut, sowohl frisch als auch getrocknet.
Für Hirtentäschel sind drei Darreichungsformen üblich: als Tee, Tinktur oder Saft. Wenn Hirtentäschel als Tee getrunken wird, empfiehlt sich die Kräuter mit kochendem Wasser zu übergießen und etwa 5 bis 10 Minuten ziehen zu lassen. Höhere Ziehzeiten können die Inhaltsstoffe zerstoren und eine heilende Wirkung zunichte machen.
Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen: Da Hirtentäschel in der Lage ist, Gebärmutterkontraktionen auszulösen, darf Hirtetäschelkraut in der Schwangerschaft nicht konsumiert werden, weil die Gefahr von frühzeitigen Wehen besteht. Ebenso sollte auf die Anwendung von Hirtentäschel in hohen Dosen verzichtet werden.
Hirtentäschel kaufen - Was gibt es zu beachten?
Hirtentäschel wird meistens in Form von Tees verkauft. Eine Reihe an Naturwarenhändlern bieten hierfür sowohl die Samen als auch das getrocknete Kraut an. Die Preise sind hierfür recht unterschiedlich und liegen zwischen 10 und 15 EUR pro Kilo.
Die Pflanzen selbst gibt es kaum zu kaufen, da sie recht häufig in der Natur angetroffen wird und ohne Probleme vermehrt werden kann. Einige Onlinehändler bieten allerdings Samen des Hirtentäschels an, so dass das Kraut auch problemlos zuhause kultiviert werden kann. Die Preise für 100 Samen liegen in etwa zwischen 1,20 und 1,70 EUR.
Einige Salben und Cremes enthalten Hirtentäschel. Meist wird es für Creme verkauft, um Altersflecken zu reduzieren. Es wird durchaus von positiven Erfolgen berichtet, insofern solche Cremes über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Ab und an finden sich auch Shampoos, die auf Basis von Hirtentäschel produziert werden.
Einige Apotheken sowie Online-Apotheken bieten auch Kapseln mit Hirtentäschel-Extrakten an. Die Kapsel werden meist als homöopathisches Medikament bei Menstruationsbeschwerden verwendet.Die Preise für 100 Kapseln liegen durchschnittlichen zwischen 15 und 20 EUR.