Bittere Schleifenblume
Iberis amaraDie Bittere Schleifenblume (auch Bitterer Bauernsenf genannt) ist in der Pflanzenheilkunde noch ein vergleichsweise junges Kraut. Die botamisch als Iberis amara bezeichnete Pflanze wurde erst vor etwa 50 Jahren tiefergehend wissenschaftlich untersucht. Dort fand man heraus, dass die leicht giftige Pflanze, ein gutes Heilkraut gegen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie ist. Im Garten ist die Pflanze ein hervorragender Bodendecker.
Botanischer Name | Iberis amara |
Pflanzenfamilie | Kreuzblütengewächse |
Weitere Namen | Bauernsenf, Schleifenblume |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | März - Mai |
Blütezeit | Mai - August |
Erntezeit | geschützte Pflanze |
Standort | sonnig; nährstoffarme und eher sandige Böden |
Verwendung als Heilkraut | Angina pectoris, Magenkrämpfe, Übelkeit, Gastritis, Verdauungsbeschwerden, Entzündungen |
Verwendung als Gewürzkraut | nicht mehr verwendet |
Pflanzenmerkmale und Systematik der Bitteren Schleifenblume
Herkunft und Vorkommen der bitteren Schleifenblume
Die Bittere Schleifenblume ist heimisch in West- und Südeuropa. In Deutschland kommt Iberis amara zwar auch wild vor, jedoch kaum flächendeckend. Vorzugsweise wird sie in Rheinhessen, Unterfranken oder in Südhessen angetroffen. Wildbestände finden sich vor allem als Begleitkulturen auf Getreideäckern sowie Flächen mit nährstoffreichen und lössreichen Böden. Gelegentlich kommt sie auch an Brachflächen.
Die Pflanze gilt als typischer Archäophyt, d.h. , dass die Pflanze zwar vom Menschen eingeschleppt wurde, sich aber ohne fremde Hilfe selbst verbreiten konnte. Der natürliche Bestand der Pflanze gilt heute als gefährdet. Der Grund für die Gefährdung liegt vorrangig an der Wirtschaftsweise der Menschen. Hier haben großflächige Nutzungsänderungen, Nutzungsaufgaben oder Überdüngung dazu geführt, dass die Pflanze über die Jahre rückläufig wurde[1].
Auch wenn die Pflanze erst vor etwa 50 Jahren intensiver erforscht wurde, war sie wohl bereits seit der Antike bekannt. Einige Quellen berichten, dass bereits Plinius der Ältere von den heilenden Kräften der Pflanze gewusst hat. Der botanische Gattungsname Iberis wurde von Carl von Linné geprägt. Die erste Erwähnung geht wohl jedoch auf den griechischen Arzt Galenos (131 - 215 n. Chr.) zurück, der einen iberischen Patienten mit der Schleifenblume behandelt haben soll.
Systematik von Iberis amara
Die Bittere Schleifenblume (Iberis amara) gehört zur Familie der Kreuzblütergewächse (Brassicaceae). Sie ist daher mit anderen Kräutern wie dem Hirtentäschel oder der Brunnenkresse verwandt. Der Gattung Iberis (Schleifenblumen) gehören etwa 40 Arten an, die größtenteils alle im Mittelmeerraum beheimatet sind. Im Ziergartenbereich ist die Immergrüne Schleifenblume (Iberis sempervirens) sehr bekannt.
Merkmale der Bitteren Schleifenblume
Die Schleifenblume ist eine einjährige, selten zweijährige Pflanze, die Wuchshöhen bis zu 50 cm erreichen kann. Das Kraut ist ein typischer Flachwurzler. Die Wurzeln sind dünn, bräunlich und meist ohne verzweigte Wurzelhaare.
Die länglichen Blätter der Bitteren Schleifenblume sind etwas fleischig, stumpf und in Richtung Blattspitze scharf gefiedert bzw. gezähnt. Manchmal bildet die Pflanze Grundblätter mit nahezu glattem Blattrand aus. Die Stängel sehen aus wie kleine Äste, sind aufrecht und leicht behaart.
Die Blütezeit der Pflanze ist in der Regel von Mitte Mai bis Ende August zu erwarten. Die weißen bis zartlila gefärbten Blüten sind in doldenartigen Ständen angeordnet. Die Blüten sind meist klein und haben sechs gelbe Staubblätter.
Nach Befruchtung der Blüten entstehen kleine eiförmig bis ründliche Schotenfrüchte mit leicht gekieltem Fruchtlappen. Die kleinen Schötchen befinden sich in den verlängerten Trauben. Die Früchte beinhalten die ovalen, bräunlichen Samen.
Aussaat, Anbau und Pflege im Garten
Mittlerweile bieten einige Saatguthersteller auch Samen der Bitteren Schleifenblume an. Wer die Pflanze anbauen möchte, kann daher Saatgut zu moderaten Preisen erhalten. Der Anbau und die Pflege der Pflanze sind auch für Anfänger leicht zu bewerkstelligen. Das Kraut eignet sich hervorragend als Bodendecker im Garten, kann aber auch problemlos im heimischen Kräutergarten auf dem Balkon angebaut werden.
Standort
Die Pflanze liebt sonnige und offene Standorte mit nährstoffarmen, durchlässigen und kalkhaltigen Böden. Staunässe ist auf jeden Fall zu vermeiden. Als Erde genügt eine handelsübliche Kräutererde, die bestenfalls nur moderat vorgedüngt ist.
Aussaat
Die Aussaat kann zwischen März und Mai vorgenommen werden. Bei Aussaat im März und Anfang April sollten die Samen der Bitteren Schleifenblume in Schalen vorgezogen und anschließend pikiert werden werden. Die Samen brauchen etwa 15 bis 20 °C bis sie zu keimen beginnen. Ab Mai können die Samen direkt im Freiland verstreut werden. Die Pflanze ist Lichtkeimer, d.h. die Samen dürfen nur leicht auf die Erde oder den Boden angedrückt werden. Die Keimdauer kann bis zu 3 Wochen betragen. Meist erscheinen jedoch bereits nach 10 bis 14 Tagen die ersten Keimblätter.
Im Freiland sollte ein Pflanzabstand von 20 bis 25 cm pro Pflanze eingehalten werden. Da die Pflanzen Flachwurzler sind und auf mageren Boden ausbreiten, führt zu dichtes Bepflanzen zu Nährstoffkonkurrenz.
Düngen
Die Pflanze ist ein typischer
Gießen
Es genügt die Pflanze normal zu bewässern. Kurze Trockenphasen toleriert die Schleifenblume meist problemlos. Auf zu üppiges Gießen solle hingegen verzichtet werden.
Krankheiten und Schädlinge
Die Schleifenblume bildet ein großes Arsenal unterschiedlicher sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe. Die meisten Schädlinge wie Blattläuse oder Spinnmilben meiden die Pflanze.
Verwendung der Bitteren Schleifenblume
Die Bittere Schleifenblume wird fast ausschließlich als Heilpflanze verwendet.
Bittere Scheifenblume als Küchenkraut
Einige der enthaltendenen Senföle bzw. Senfölderivate sowie die enthaltenen Cucurbitacine sind leicht giftig. Auch wenn geringe Aufnahmen des Krauts keine Auswirkungen haben, findet eine Anwendung in der Küche praktisch nicht statt.
Früher hat man die Samen der Schleifenblume zu Senf verarbeitet, was wohl auch ihren Zweitnamen Bauernsenf erklärt. Da die Pflanze heute selten anzutreffen ist und aufgrund ihres Gefährdungsstatus nicht verwendet werden sollte, wird die Pflanze auch nicht nennenswert genutzt.
Die Bittere Schleifenblume als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Die Bittere Schleifenblume ist ein anerkanntes Heilkraut, welches heute vor allem bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt wird. Sie wird heute häufig als Phytomedizin bei funktionellen Verdauungsbeschwerden oder beim Reizdarmsyndrom (Colon irritabile). In der Pflanzenheilkunde wird das Kraut auch bei Angina pectoris sowie seltener bei Gicht und Rheuma verwendet [2]. Für die Herstellung von Arzneien werden meist die Samen verwendet.
Auch in der Vergangenheit bzw. seit der Antike wurden die Bestandteile der Schleifenblume für die Herstellung von Arzneien verwendet. Der griechische Arzt Galenos soll es beispielsweise für die Behandlung von Lungenkrankenheiten erfolgreich eingesetzt haben. In der heutigen Medizin findet sich jedoch bei Anwendungen für Lungenbeschwerden keine Anwendung.
In der frühen Neuzeit war die Pflanze ein gern benutztes Hausmittel. Dort wurde sie auch noch häufiger in der Natur angetroffen und konnte entsprechend verwertet werden. Die Schleifenblume wurde dort meist in Form eines Tonikums verwendet, die vor den Mahlzeiten eingenommen wurden. Auch wurden alkoholische Auszüge verwendet, meist in Verbindung mit Weingeist, um Krämpfe oder Entzündungen zu behandeln.
Die Bitterstoffe in der Bitteren Schleifenblume regen nachweislich die Verdauung an. Außerdem sind die enthaltenden Senfölglykoside sowie die Flavonoide in der Lage Spannungen im Magen-Darm-Bereich zu lösen und die Darmperistaltik begünstigend zu beeinflussen. Auch wurde in einigen Studien festgestellt, dass die Schleifenblume in der Lage sein kann die Beschwerden von Geschwüre zu lindern. Die in der Pflanze enthaltenden Flavonoide (Quercitin, Kampferöl) sind zudem wertvolle Antioxidantien, die entzündungshemmend wirken. Die Bittere Schleifenblume ist im Übrigen auch eines der Hauptzutaten des Medikaments Iberogast®.
In der Homöopathie wird die Schleifenblume bei verschiedenen Herzbeschwerden eingesetzt. Hier finden vor allem die Samen Anwendung, aus denen eine Urtinktur hergestellt wird.
Es wird berichtet, dass die Pflanze häufig in Kombination mit anderen Heilpflanzen angewendet wird, um die Heilwirkung vor allem im Magen-Darm-Bereich zu optimieren. Hierzu gehören vor allem Kamille, Engelwurz oder Melisse.
Die in der Pflanze enthaltenden Cucurbitacine wirken förderlich auf die Bildung von Magensaft. Cucurbitacine sind eine Gruppe von Bitterstoffen, die in großen Mengen giftig wirken. Der Anteil an Cucurbitacinen hängt sehr vom Reifezustand der Pflanze ab (je älter desto mehr Bitterstoffe).
Bittere Schleifenblume kaufen und sammeln - Was gibt es zu beachten?
Uns ist nicht bekannt, dass die bittere Schleifenblume als frische Pflanze im Handel angeboten wird. Einige wenige Saatgut-Hersteller bieten jedoch Samen der Pflanze an. Bitte achten Sie auf den botanischen Namen Iberis amara. Oft bekannter ist die Immergrüne Schleifenblume (Iberis amara, die oft als Schleifenblume angeboten wird. Diese hat jedoch eine andere Zusammensetzung der Inhaltsstoffe.
Wer an pflanzlichen Tinkturen und Extrakten der Pflanze interessiert ist, kann auch auf das pflanzliche Medikament Iberogast® zurückgreifen. Dieses lässt sich in den meisten Apotheken bestellen und auch kaufen.
Wie bereits beschrieben, kann die Schleifenblume vereinzelnt auch in Mitteleuropa wild gefunden werden. Wir möchten jedoch ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Pflanze in der Natur stark gefährdet ist und auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten steht. Wir bitten Sie daher, die Pflanzen an Ort und Stelle zu belassen. Samen können wie bereits beschrieben heute bequem online geordert werden.
Literaturhinweise und weiterführende Quellen
- Röttländer, Reinhard, Rentschler (1997): Veränderung von Böden durch anthropogene Einflüsse. doi: 10.1oo7/978-3-642-59222-5
- Golkar, P. und Moattar, F. (2019): Essential Oil Composition, Bioactive Compounds, and Antioxidant Activities in Iberis amara L. In: Natural Product Communications, DOI: 10.1177/1934578X19846355
- Liu, X. et al. (2020): Ultrasound-assisted supercritical CO2 extraction of cucurbitacin E from Iberis amara seeds. In: Industrial Crops and Products, Vol. 145, doi: 10.1016/j.indcrop.2020.112093
Familie: | Kreuzblütler |
Gattung: | Schleifenblumen |
Name der Art: | Iberis amara |