Küchenschelle

Pulsatilla vulgaris

Foto von der KüchenschelleDie Küchenschelle, oft auch als Kuhschelle bezeichnet, ist ein hübsch anzusehender Frühblüher mit auffallend glockenförmigen Blüten. Die geschützte Pflanze sieht jedoch nicht nur gut aus. Sie spielt in der Naturheilkunde eine größere Rolle, wo sie vor allem gegen Entzündungen sowie Beschwerden im Magen-Darm Bereich genutzt wird.

Steckbrief von Küchenschelle
Botanischer NamePulsatilla vulgaris
PflanzenfamilieHahnenfußgewächse
Weitere NamenKuhschelle, Schlafblume, Wolfspfote, Bocksbart
Aussaatzeit / PflanzzeitOktober-November
BlütezeitMärz-Mai
ErntezeitGiftplanze
Standortsonnig und windgeschützt; trockene, kalkhaltige und nährstoffarme Böden
Verwendung als Heilkrautnervöse Unruhe, Angststörungen, Erkältung, Bronchitis, Gicht, Rheuma, Migräne, grauen Star, grüner Star
Verwendung als Gewürzkrautkeine, da giftig!

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Küchenschelle ist ein Frühblüher, die oft ab Anfang April ihre Blüten zeigt
  • die Pflanze zählt zu den Hahnenfußgewächsen
  • beliebte Zierpflanze von der es zahlreiche Züchtungen gibt
  • Küchenschelle bildet oft violette Blüten mit gelben Staubblättern aus
  • die Blätter sind filigran und fiederartig
  • wird in der Homöopathie bei Erkältungen, Magen- und Darmbeschwerden oder gegen Gicht angewendet
  • die Pflanze ist durch das enthaltende Protoanemonin giftig
  • in der Natur ist Pulsatilla vulgaris selten geworden und daher streng geschützt

Küchenschelle erkennen und bestimmen - Merkmale

Die Gewöhnlichen Küchenschelle (oder Kuhschelle) ist eine ausdauernde, typisch krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 20 und 40 cm erreichen kann. Eine Besonderheit ist der senkrecht im Boden sitzende, meist dunkelbraun bis schwarze Wurzelstock, der mit Älterwerden der Pflanze meist mehrgliedrig ist. Die Küchenschelle ist durch das enthaltende Protoanemonin giftig!

Blätter

Die Blätter der Küchenschelle wachsen aus einer Blattrosette. Meist sind es fünf Blätter, die zwischen 5 und 10 cm lang und meist genauso breit sind. Die Blätter sind leicht gefiedert und fallen durch spitz zulaufende Blattenden auf. Meist erinnern sie ein wenig an die Blattform der Wilden Möhre.

Blätter der Küchenschelle
Kuhschellen bilden filigrane, fiederartige und weiche Blätter aus

Die Blätter wachsen wechselständig am dicht behaarten Stängel. Der Stängel selbst ist rund und von hellgrüner Farbe.

Blüten

Blüten
Blütenfarbe violett
Blütenfarbe: violett (selten weiß oder gelb)
Blütenstand Einzelblüte
Blütenstand: Einzelblüte

An dem zwischen 20 und 25 cm hoch wachsenden Blütenstängel wachsen im Frühjahr zwischen Mitte März und Anfang Mai die markanten hell- bis dunkelvioletten Blüten. Einige Züchtungen bzw. Unterarten des Frühblühers bilden jedoch auch gelbe oder sogar weiße Blüten aus.

In der Mitte der Blüte stechen die leuchtend gelben Staubblätter hervor. Selten können die Staubblätter auch lila gefärbt sein. Vor der Entwicklung der Blüte werden behaarte Hochblätter mit meist weißer bis gelber Farbe ausgebildet.

Blüten der Küchenschelle
Die violetten Blüten mit dem gelben Blütenzentrum sind charakteristisch für die Küchenschelle

Früchte und Samen

Während der Fruchtreife bildet die Küchenschelle weiße längliche und einsamige Nussfrüchte aus. Die Früchte haben eine silbrige Farbe und sind an einem längeren Stiel befestigt.

Vorkommen und Systematik der Küchenschelle

Herkunft und Vorkommen der gewöhnlichen Küchenschelle

Die Gewöhnliche Küchenschelle ist eine in Mittel- und Westeuropa beheimatete Pflanze, die Standorte mit kalkhaltigen Böden und eher warmen Temperaturen bevorzugt. Sie ist vor allem in Deutschland und Frankreich sowie vereinzelt in Kiefernwäldern Dänemarks, Südschweden, in der Schweiz und im östlichen Österreich anzutreffen.

Durch die intensive Landwirtschaft und Siedlungswirtschaft hat die Kuhschelle einen Großteil ihres natürlichen Lebensraumes verloren. Sie steht heute auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pflanzen und ist daher eine streng geschützte Art. Gelegentlich anzutreffen ist sie heute u.a. in Mittelgebirgsregionen, wie z.B. im Harz.

Synonyme Namen der Küchenschelle sind Kuhschelle, Osterblume, Schlafblume oder Wolfspfote.

Systematik von Pulsatilla vulgaris

Die Gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) gehört zur artenreichen Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Zu dieser Familie zählen viele weitere bekannte Wildkräuter wie das Scharbockskraut, die Akelei oder der Gelbwurz, aber auch Nutzpflanzen wie der Schwarzkümmel. In der engeren Zuordnung gehört die Pflanze zum Tribus Anemonen (Anemonae), zu der u.a. Windröschen und Buschwindröschen gehören.

Die Gattung der Kuhschellen (Pulsatilla) ist mit mehr als 30 Arten verhältnismäßig artenreich. Bekannte Vertreter sind u.a. die Große Kuhschelle (Pulsatilla grandis), die Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis) und die Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina).

Da Pulsatilla vulgaris eine beliebte Zierpflanze ist, haben sich über die Zeit viele unterschiedliche Sorten gebildet oder sind gezielt gezüchtet worden. Bekannte Kuhschellensorten sind:

  • Röde Klokke: Sorte mit eher rötlichen Blüten
  • Alba: eine weißblühende Kuhschelle
  • Pinwheel Blau: Sorte mit größeren, violetten Blüten
  • Große Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris ssp. grandis): Natürliche Unterart, mit geringeren Wuchshöhen und größeren Blüten

Gewöhnliche Küchenschelle pflanzen und pflegen

Die Küchenschelle ist zwar eine geschützte und teilweise vom Aussterben bedrohte Art. Dennoch lassen sich bei einigen Fachhändler Samen oder Jungpflanzen finden, die sich direkt in Garten oder auf dem Balkon kultivieren lassen. Aufgrund ihrer schönen Blütenpracht ist die Kuhschelle eine sehr begehrte Zierpflanze.

Anbau- und Pflegehinweise für Pulsatilla vulgaris auf einem Blick:

  • Standort und Lage:sonnig
  • Pflanzorte: Garten, Balkon, Hochbeet, Töpfe und Kübel
  • Boden und Erde: nährstoffarm, trocken, durchlässig
  • Kalkbedarf:mäßig bis leicht erhöht
  • Pflanzabstand: 15 - 25 cm (Reihenabstand)
  • Nährstoffbedarf: niedrig
  • Geeignete Dünger: meist nicht benötigt
  • Topfkultur möglich: ja
  • Wasserbedarf: gering
  • Vermehrung: über Samen
  • Überwinterung: winterhart

Standort und Boden

Ein Blick auf den natürlichen Standort dieser krautigen Pflanze hilft ungemein, viele Anbaufehler zu vermeiden. Grundsätzlich bevorzugt sie warme, sonnige, windgeschützte und trockene Standorte mit kalkhaltigen, durchlässigen und nährstoffarmen Böden. Optimal sind daher sandige Gartenböden mit ausreichenden Kalkgehalten (pH-Wert des Bodens sollte bei wenigstens 6,5 bis 7 liegen).

Stehen nur lehmige und dichte Böden zur Verfügung, sollten diese mit Quarzsand oder anderen Bodenzuschlagstoffen wie Bimskies oder Zeolith vermischt werden. Auf handelsübliche Blumenerde auf Torfbasis sollte verzichtet werden, da diese für die Küchenschelle zu nährstoffreich ist, zuviel Feuchtigkeit speichert und nicht ausreichend Kalk enthält.

Aussaat und Anbau

Steht Saatgut zur Verfügung, sollte die Aussaat der Küchenschelle im Spätherbst stattfinden. Die Pflanze ist ein Kaltkeimer und benötigt Temperaturen zwischen 1 und 5 °C für die Keimung. Im Freiland sollte auf ein Pflanzabstand von mindestens 25 x 25 cm geachtet werden, da sonst das Risiko für Schädlingsbefall und Standortkonkurrenz besteht. Eine Bepflanzung in Steingärten ist durchaus möglich. Für die Aussaat auf Balkonen sollten Südlagen gegeben sein. Allerdings sollte tiefe Pflanzgefäße gewählt werden, da die Pflanze mit der Zeit recht tief wurzelt.

Düngen

Die Kuhschelle kommt in der Regel mit nährstoffarmen Standorten gut zurecht, so dass meist keine besonderen Düngegaben notwendig sind. Bei Balkonkulturen ist es jedoch ratsam, jeweils im Folgejahr sparsam zu düngen. Gut geeignet sind organomineralische Flüssigdünger mit höherem Stickstoffanteil.

Gießen

Besonderes Augenmerk sollte auf Wasserversorgung. Die Küchenschelle benötigt innerhalb einer Vegetationsperiode nur sehr wenig Wasser und Nährstoffe. Sie gilt als Spezialist für trockene und nährstoffarme Standorte!

Bei der Wasserversorgung ist daher ein gesundes Augenmaß erforderlich. Es reicht in der Regel völlig aus, an wärmeren Tagen mit kleineren Mengen Wasser zu gießen. An kälteren und relativ luftfeuchten Tagen muss die Pflanze nicht gegossen werden. Ist der Boden zu sehr ausgetrocknet (Fingerprobe!), sollte die Erde in jedem Fall leicht gewässert werden. Zuviel Wasser über einen längeren Zeitraum führt in der Regel zum Absterben der Küchenschelle.

Pflege

Alte Blätter, Blütenstengel und Blüten sollten immer recht zeitnah entfernt werden. Werden nach der Blüte die alten Blütenteile entfernt, besteht die Möglichkeit einer zweiten Blütephase.

Verwendung der Küchenschelle

Beim Namen Küchenschelle mag mancher vielleicht an einer Verwendung als Küchenkraut denken. Allerdings ist die Pflanze im frischen, ungetrockneten Zustand durch den enthaltenden Inhaltsstoff Protoanemonin sehr giftig. Beim Trocknen wird dieser Stoff jedoch in eine schwach giftige Form, dem Anemonin, umgebaut.

Kuhschelle in der Küche

Die Küchenschelle wird aufgrund ihrer Giftigkeit nicht in der Küche verwendet. Alle Blattbestandteile enthalten Protoanemonin, die vor allem Übelkeit und Magenbeschwerden auslösen können.

Küchenschelle als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Die Küchenschelle ist eine alte und bekannte Heilpflanze, die bereits in der Antike und im Mittelalter bekannt war. In alten Kräuterbüchern, z.B. Hort der Gesundheit oder dem Buch von P.A. Mattioli wurde das Heilkraut sowohl für äußere als auch innere Krankheiten verwendet. Allerdings gab es auch Kräutergelehrte wie Jakob Dietrich (besser bekannt als Tabernaemontanus), dem die Giftigkeit der Pflanze gut bekannt war und daher vor einer Anwendung Vorsicht empfahl. Hippokrates empfahl das Kraut bei Angstzuständen sowie bei Menstruationsstörungen.

Für innere Anwendungen wurden früher meist die Wurzeln der Küchenschelle verwendet. Die Wurzeln wurden klein geschnitten und in Wein für einige Tage eingelegt. Verwendet wurde diese Tinktur z.B. bei Vergiftungen und Bisse durch Tiere sowie bei der – meist vergeblichen -Behandlung der Pest. Die Blätter hat man als Aufguss meist bei Fieberschüben oder Verstopfung verwendet.

Küchenschelle in einem alten Kräuterbuch
Beschreibung der Küchenschelle in einem alten Kräuterbuch (hier P.A. Mattioli)

Äußerlich kam die Küchenschelle bei diversen Augenerkrankungen, zur Entfernung der Warzen und „faulen“ Wunden zum Einsatz. Heiße Aufgüsse der Blätter wurden dabei in die Wunden reingeträufelt. Mitunter wurden die Blätter auch pur verwendet. Von solchen Anwendungen wird heutzutage dringend abgeraten, da die giftigen Inhaltsstoffe bei unsachgemäßer Verwendung mehr Schaden anrichten können als sie Nutzen bringen.

Heutige Anwendungen beschränken sich zum Großteil auf homöopathische Behandlungen oder Therapien im Zuge der traditionellen chinesischen Medizin. Die in der Küchenschelle enthaltenden Inhaltsstoffe konnten in wissenschaftlichen Untersuchungen antibiotische und antipyretische (fiebersenkende) Eigenschaften aufzeigen.

In der Homöopathie wird die Küchenschelle für viele unterschiedliche Erkrankungen verwendet. Hierzu zählen u.a.

Meistens werden die Potenzen C30 bis D30 verwendet, abhängig davon, ob eine akute oder chronische Erkrankung vorliegt. Eingenommen werden dabei entweder Tinkturen oder Globuli. Für homöopathische Medikamente werden Frischpflanzen verwendet, da hier das Protoanemonin als Wirkstoff essentiell ist. Homöopathische Auszüge von Pulsatilla werden u.a. auch bei der sanften Behandlung verschiedener Kinderkrankheiten verwendet.

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) gilt die Küchenschelle als Kraut mit kalter Temperatur. Anwendungsgebiete sind vor allem die Verdauungsorgane Dickdarm und Magen. Verwendung findet hier ausschließlich die Wurzel die meist als Boi Tou Weng bezeichnet wird.

In naturmedizinischen Anwendungen wird gelegentlich auch das getrocknete Küchenschellenkraut (Pulsatillae herba) bei Nieren- und Blasenerkrankungen, Erkrankungen der Geschlechtsorgane, grippalen Infekten oder bei nervösen Unruhezuständen verwendet. Beim getrockneten Kraut wird das stark giftige Protoanemonin in das schwach giftige Anemonin abgebaut. Pulsatille herbae wird meistens in Tinkturen oder Tablettenform verabreicht.

Hinweis in der Schwangerschaft: Schwangere sollten Küchenschelle während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht anwenden.

Küchenschelle kaufen - Was gibt es zu beachten?

Die Küchenschelle ist verhältnismäßig selten in Pflanzenfachmärkten oder Gartencentern erhältlich. Frische Pflanzen können gelegentlich im Onlinehandel erworben werden, wobei die Preise trotz der Seltenheit der Pflanze recht günstig sind. Es gibt mitunter verschiedene Züchtungen, die Blütenfarben von weiß, rosa bis violett hervorbringen.

Küchenschellen können auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon bequem per Samen vorgezogen werden. Die meisten großen Hersteller von Saatgut bieten jedoch kein entsprechendes Produkt an. Auch hier wird die Suche über den Onlinehandel empfohlen, bei denen sich recht viele Händler mit teils verschiedenen Züchtungen finden lassen. Die Preiskategorie für das Saatgut ist zwar recht hoch, mit etwa 1,50 bis 2 EUR für 30 bis 40 Samen jedoch noch vertretbar.

Für homöopathische Anwendungen stehen Globulis und Tinkturen in unterschiedlichen Potenzen zur Verfügung. Laut Bewertungen auf einigen Onlineportalen scheint eine positive Wirkung vor allem bei Nasenschleimhautentzündungen, Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), Halsentzündungen, Menstruationsschwierigkeiten, Migräne und nervösen Unruhezuständen zu haben. Wer nicht weiß welche Potenz genommen werden muss, sollte zunächst Rücksprache mit einem Apotheker, einem auf Naturheilkunde spezialisierten Arzt oder ggf. Heilpraktiker nehmen.

Küchenschelle in der Natur

Sammeln und Sammelhinweise

Einst war die Küchenschelle ein häufig vorkommendes Wildkraut auf unseren Wiesen oder in lichten Laubwäldern. Durch intensive menschliche Bewirtschaftung sowie durch die übermäßigen Einsatz von Düngemitteln ist das Hahnenfußgewächs jedoch recht selten geworden. Daher ist die Pflanze mittlerweile auf der Roten Liste vermerkt und streng geschützt.

Küchenschelle auf einer Wiese
Küchenschellen (Pulsatilla vulgaris) auf einer Wiese

Das Sammeln der Pflanze ist daher streng untersagt.

Ökologie

Die Küchenschelle ist ein Frühblüher und wächst vor allem auf besonders nährstoffarmen Standorten. Sie gilt als Zeigerpflanze für Nährstoffarmut. Sie ist außerdem an trockene Standorten angepasst und ist ein Begleiter ausgeprägter Trockenwiesen.

Sie gilt außerdem als insektenfreundliche Art, die vor allem im kargen Frühjahr oft von Wildbienen und Schwebfliegen aufgesucht wird. Überdies laben sich auch frühe Tagfalter wie der Kleine Fuchs an der Pflanze. Die Blüten enthalten oftmals hohe Mengen an Pollen und Nektar, die die Versorgung mit Nahrung für Bienen ergänzen.

Botanische Zugehörigkeit von Küchenschelle
Familie:Hahnenfußgewächse
Gattung:Kuhschellen
Name der Art:Pulsatilla vulgaris

       

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