Guter Heinrich

Blitum bonus-henricus
Guter Heinrich - Pflanze

Der Gute Heinrich hat viel von seinem alten Ruhm eingebüßt. Er ist viele Jahre lang ein beliebtes Wildgemüse gewesen, wurde aber letztlich vom heutigen Spinat verdrängt. Es schmeckt etwas milder als Spinat, ist aber mindestens genauso gesund und nährstoffreich. Leider ist Guter Heinricht heute nur noch selten wild in der Landschaft zu finden. Intensive Düngung und Landwirtschaft haben ihn schwer zu schaffen gemacht.

Steckbrief von Guter Heinrich
Botanischer NameBlitum bonus-henricus
PflanzenfamilieFuchsschwanzgewächse
Weitere NamenWilder Spinat, Grüner Heinrich,
Aussaatzeit / PflanzzeitMärz - April
BlütezeitMai - Oktober
ErntezeitMärz - Oktober
Standortsonnige bis halbschattige Standorten an windgeschützte Lagen, nährstoffreiche Böden
Verwendung als HeilkrautRheuma, Verstopfung, Eisenmangel
Verwendung als GewürzkrautBlätter als Spinat, Samen als Mehl

Pflanzenmerkmale und Systematik des Guten Heinrichs

Wo kommt Guter Heinricht her und wo findet man ihn?

Die Heimat des Guten Heinrichs ist Mittel- und Südeuropa. Vereinzelt wurden einige wilde Pflanzen auch in Nordamerika und Indien beobachtet, die dürften allerdings die Ausnahme sein. In den meisten Fällen sind sie dort kultiviert worden. Größere Vorkommen gibt es heute noch im westlichen Teil Russlands sowie in einigen Regionen Ostskandinvaviens. In Gebirgslagen kann man sie bis auf 2000 Metern Höhe antreffen.

In unseren Breiten findet sich der Gute Heinrich vor allem an stickstoffreiche Standorte mit frischen Böden, d.h. Böden mit mäßigem Feuchtegehalt. An die Bodenart (Sand, Ton, Lehm) stellt er nur geringe Ansprüche. In Deutschland ist die Pflanze häufig zusammen mit der Großen oder Kleinen Klette vergesellschaftet und bildet eine pflanzensoziologische Einheit. In der Natur wächst der Gute Heinrich meist an Wegrändern, Brachflächen und an Mauern.

Es ist in Deutschland gar nicht mehr so einfach, dieses wunderbare Wildgemüse zu finden. Es gibt allerdings viele Hobbygärtner, die die Pflanze einen festen Platz im Garten gönnen. In den Artenschutzlisten vieler Bundesländer gilt der Gute Heinrich als gefährdet. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg ist er sogar vom Aussterben bedroht.

Guter Heinrich und Botanik - Systematik und Taxonomie

Es gibt nicht viele davon in Mitteleuropa, aber der Gute Heinrich ist einer davon: Ein waschechtes Fuchsschwanzgewächs. Botaniker bezeichnen ihn als (Blitum bonus-henricus). Die eher unscheinbar wachsende Pflanze ist verwandt mit dem Echten Spinat, der Gartenmelde, dem Weißen Gänsefuß oder dem Salzkraut.

Seine Gattung heißt Blitum und besteht aus 12 bekannten Arten. Sie alle werden auch als Erdspinatpflanzen bezeichnet. Der Ährige und der Echte Erdbeerspinat (Blitum virgatum) sind direkte Verwandte des Guten Heinrichs.

Früher dachte man, dass Guter Heinrich eng verwandt mit den Gänsefüßen wäre. Daher kommt es noch recht häufig vor, dass man die botanische Bezeichnung Chenopodium bonus-henricus vorfindet.

Wie sieht Guter Heinrich aus und welche Merkmale hat er?

Guter Heinrich wächst meist mehrjähig, manchmal aber auch nur zweijährig. Es wächst typisch krautig aus dem Boden kann 60 und 90 Zentimeter hoch wachsen. Unter der Erde bildet das Fuchsschwanzgewächs fleischige und beigefarbene Wurzeln aus. Bei größeren Pflanzen können sie einen Durchmesser von bis zu 2 Zentimeter erreichen. Die Wurzel selbst ist ansonsten wenig bis grob verzweigt, hat nur wenige Feinwurzeln und kann mit bis zu 50 Zentimeter recht tief in den Boden ragen.

Die Blätter des Guten Heinrichs

Die Blätter vom Guten Heinrich zeigen eine fast dreieckige Form mit einem nahezu leicht welligen Blattrand. Die Länge der Blätter variiert meist zwischen 4 bis 12 cm, wobei die unteren Blätter größer sind als die oberen. Auffällig ist der lange Blattstiel der bis zu 4 cm lang werden kann. Die Blätter sind wechselständig am leicht behaarten Stängel angeordnet.

Blätter des Guten Heinrichs
Die typisch dreieckigen Blätter des Guten Heinrichs sind oft leicht gewellt

Jüngere Blätter enthalten oft kleine Haare, die etwas kleben können. Das ist keine Pflanzenkrankheit sondern gehört zur Entwicklung der Pflanze dazu.

Guter Heinrich und seine unscheinbaren Blüten

Die ersten Blüten zeigt der Gute Heinrich oft schon Anfang Mai. Je nach Wetterlage kann sich die Blütezeit bis in den Oktober hinziehen. Die kleinen Blüten wachsen rispenähnlich an einem Blütenstängel entlang. Die Blütenknäuel sind oft grünlich gefärbt, können aber je nach Sorte auch rosa sein. Je nach Lage der Blüte bildet Guter Heinrich zwittrige oder nur weibliche Blüten.

Blüte des Guten Heinrichs
Die kolbenartigen Blütenstände des Guten Heinrichs mit den gelben bis rosa gefärbten Blüten

Jede einzelne Blüte hat je fünf Hüllblätter und fünf Staubblätter. Der Blütenstängel wächst oft aufrecht, kann manchmal aber auch etwas hängen.

Wie sehen die Früchte und Samen des Guten Heinrichs aus?

Die ersten Früchte entwickeln sich oft schon ab Mitte Juli. Fruchtbildung und weitere Blütenbildung können gleichzeitig ablaufen. Die Fruchtstände enthalten jeweils kleine, einsamige Nussfrüchte. Jeder einzelne Samen enthält ein ründliches Fruchtgehäuse. Die Samen selbst sind leicht rillig und in der Regel dunkelbraun bis fast schwarz gefärbt.

Guter Heinrich für Garten und Balkon - Tipps zum Anbau und zur Pflege

Das unscheinbare Fuchsschwanzgewächs ist nicht unbedingt ein Kraut für Anfänger. Das liegt daran, dass er nur ungern seine Wohlfühlzone verlässt und auf kleine Schwankungen zickig reagiert. Der Anbau lohnt sich aber trotzdem: Man bekommt ein außerordentlich leckeres Wildgemüse und tut etwas für den Artenschutz.

Standort und Boden

Guter Heinrich bevorzugt leicht sonnige bis halbschattige Standorte an windgeschützten Lagen. Der Boden bzw. die Erde sollten nährstoffreich bzw. stickstoffreich, humos und eine frisch sein. Unter frischen Böden wird hier verstanden, dass die Erde immer eine mäßige Feuchte aufweisen sollte und niemals vollständig austrocknen sollte. Eher sandige Böden sollten daher mit einem wasserspeichernden Zuschlagstoff wie Bentonit sowie Kompost vermischt werden.

Wie wird Guter Heinrich ausgesät?

Die Samen des Guten Heinrichs können ab Mitte März direkt im Garten oder auf den Balkon ausgesät werden. Eine Vorkultur im März ist nicht erforderlich und hat auch keine Vorteile. Damit die Samen anfangen zu keimen, braucht sie als Frostkeimer leichte Fröste und etwas Kälte. Bleiben die aus, können die Samen für vier bis sechs Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Guter Heinrich auf dem Balkon
Guter Heinrich kann auf dem Balkon angebaut werden, braucht aber große Töpfe

Da der Gute Heinrich oft in die Breite wächst, empfiehlt sich ein Pflanzabstand von etwa 30 bis 35 cm. Zu geringe Abstände begünstigen Krankheiten und Pilzbefall. Die Keimdauer kann etwa 14 bis 30 Tage dauern. Ein bisschen Geduld ist also notwendig. Wenn man regelmäßig ernten möchte, machte eine zweite Aussat zum Herbstbeginn Sinn.

Soll die Pflanze im Topf wachsen, empfehlen wir eher breite und tiefgründige Gefäße. Beachte, dass Guter Heinrich etwas tiefer wurzeln kann.

Wie oft muss gedüngt werden?

Der Nährstoffbedarf der leckeren Pflanze ist eher schwach bis mittel. Sie ist Mittelzehrer. Im Garten kann es gut sein, kleinere Mengen eines stickstoffbetonten Düngern zu geben. Optimal sind Depot- bzw. Langzeitdünger wie Hornspäne, Hornmehl oder pelletierter Mist.

Wie oft muss gegossen werden?

Guter Heinrich liebt frischen Boden. Ist es länger warm und trocken, muss auf jeden Fall gegossen werden. Von Trockenschäden regeneriert er sich nicht oft. Staunässe verträgt sie aber ebenfalls nicht, weswegen man eher mäßig wässern sollte.

Wichtiger Hinweis: Der Boden sollte niemals vollständig austrocknen. Das führt entweder zu Pflanzenkrankheiten oder sogar zum Absterben von Pflanzenteilen.

Ist Guter Heinrich anfällig für Krankheiten?

Bei guter Pflege - oder besser gesagt - gutem Wetter, sind Pflanzenkrankheiten und Schädlinge selten. Wer das Gießen bei Trockenzeiten vernachlässigt oder typische Pflegefehler wie dichte Abstände begeht, dürfte ziemlich schnell Bekanntschaft mit Echtem Mehltau machen.

Guter Heinrich und Mehltau
Auf der Unterseite der Blätter hat sich Mehltau festgesetzt

Fehlt der Pflanze Stickstoff, färben sich die Blätter gelblich und kräuseln sich. Stickstoffmangel kommt nicht selten auf sandigen Böden vor. Wenn man das feststellt, ist schnelles Handeln angesagt. Hier darf ausnahmesweise ein mineralischer Stickstoffdünger verwendet werden, um schnell Nährstoffe zuzuführen.

Verträgt Guter Heinrich Kälte?

Als heimisches Wildgemüse gilt der Gute Heinrich als frosttolerantes und winterhartes Kraut. Im nächsten Jahr treiben die Blätter wieder aus der Erde.

Verwendung von Guter Heinrich

Guter Heinrich ist ein vorzügliches Wildgemüse, das in den letzen Hundert Jahren oft in Vergessenheit geraten ist. Als Heilpflanze wird die Pflanze nur selten verwendet, auch wenn sie durchaus ein hohes Gesundheitspotenzial hat.

Guter Heinrich in der Küche

Guter Heinrich galt in der Vergangenheit als vorzügliche Speisepflanze. Er wurde vor allem als Wildgemüse von der ärmeren Bevölkerung zubereitet. Aufgrund seines hohen Vitamin-, Eisen- und Mineralstoffgehalts war er in vielen Regionen Mitteleuropas eine wichtige Nutzpflanze, die u.a. half Krankheiten wie Skorbut in Schach zu halten. Später wurde Guter Heinrich jedoch vom Echten Spinat verdrängt.

Als Wildgemüse kann man auch heute noch viel mit der Pflanze anstellen. Folgende Pflanzenteile können verwendet werden:

  • Blätter und Triebe
  • Samen
  • junge Blütenstände

Die Blätter und Triebe des Guten Heinrichs lassen sich wie Spinat zubereiten, der Geschmack ist sogar ziemlich ähnlich. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Pflanze volkstümlich auch als wilder Spinat bezeichnet wird. Beiden Pflanzen zählen übrigens auch zur selben Pflanzenfamilie. Hervorragend harmonieren die gedünsteten oder gekochten Blätter mit einem würzigen Käse wie Gorgonzola, die mit Pasta, Gnocchi oder gebackenen Kartoffeln zubereitet werden können.

Klein gehackte Blätter eignen sich sehr gut zum Füllen. So können Tortellini, Gnocchi, Kartoffeltaschen oder auch Pizza mit den gehackten Heinrichblättern gefüllt werden. Eine nussige Note durch gehackte Mandeln, Walnüsse oder Haselnüssen ist durchaus empfehlenswert.

Auch klassische Gerichte wie Guter Heinrich mit Ei und Kartoffeln sowie Fisch- und Lammgerichte mit den Blättern als Gemüse lassen sich zubereiten. Hier können entweder die großen Blätter direkt gedünstet werden oder ähnlich wie Echter Spinat mit Rahm zubereitet werden.

Die Samen des Guten Heinrichs sind ebenfalls lecker. Sie können für die Zubereitung eines nahrhaften Breis oder als Zutat für Mehle verwendet werden.

Die Blätter sollten immer abgekocht werden, um die enthaltenden Oxalsäuren und Seifenstoffe zu entfernen. Die Mengen an Oxalsäuren können mitunter so hoch sein, dass sie Magenschmerzen verursachen können.

Junge Blätter enthalten übrigens weniger Oxalsäuren als ältere Blätter [2].

Die Blüten bzw. die jungen Blütenknospen lassen sich ähnlich wie Spargel zubereiten. Alternativ können sie kleingehackt auch als Zutat für Gemüsesalate oder Wildkrautsalate verwendet werden.

Bitte beachte, dass Guter Heinrich in vielen Bundesländern eine gefährdete Pflanze ist und in manchen Bundesländern sogar vom Aussterben bedroht ist. Bitte pflücke daher keine Exemplare in freier Natur.

Guter Heinrich als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Als Heilpflanze spielt der Gute Heinrich heute wie damals nur untergeordnet eine Rolle. Er enthält zwar durchaus einige interessante Inhaltsstoffe, die sich naturheilkundlich nutzen lassen. Allerdings stehen in der Regel deutlich wirksamere Heilkräuter zur Verfügung.

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde der Gute Heinrich gelegentlich zur Behandlung von entzündlichen Hautbeschwerden, Geschwüren oder Abszessen verwendet. Auch als Wurmbehandlungsmittel wurde die Pflanze in der Volksmedizin hier und da verwendet. In den meisten größeren Kräuterbüchern wurde der Gute Heinrich zwar beschrieben, allerdings gab es kaum Hinweise auf den heilkundlichen Einsatz. Im Kräuterbuch von P.A. Mattioli bespielsweise wurde das Wildkraut als Wundkraut beschrieben, das darüber hinaus gern zur Wundbehandlung von Hunden genutzt wurde.

Guter Heinrich in altem Kräuterbuch
Darstellung und Beschreibung des Guten Heinrichs im Kräuterbuch von Mattioli

Heute wird der Gute Heinrich aufgrund seines schutzbedürftigen Status meist nur noch als Wildgemüse geführt. Das Fuchsschwanzgewächs enthält jedoch Wirkstoffe wie Saponine, einige Flavonoide wie Quercetin und Rutin sowie Phytosterole. Darüber hinaus sind die Blätter und Triebe der Pflanze reich an Vitaminen und Eisen. Diese Inhaltsstoffe haben v.a. die folgenden Wirkungen auf unseren Organismus.

  • teilweise antiviral
  • auswurffördernd
  • stärkend
  • entzündungshemmend
  • wundheilungsfördernd

Die Einsatzmöglichkeiten vom Guten Heinrich beschränken sich vor allem auf folgende Beschwerden und Erkrankungen:

  • chronischer Husten
  • grippale Infekte bzw. Erkältung
  • Rheuma
  • äußere Wunden
  • Verstopfung
  • Eisenmangel

Bei schlecht heilenden Wunden, entzündlichen Hauterkrankungen oder Abszessen empfiehlt die Volksmedizin das Auflegen frischer Blätter oder Umschläge aus dem Sud des Guten Heinrichs. Es wird aber nicht empfohlen, Selbstbehandlungen auf frischen Wunden durchzuführen, da Verschmutzungen auf den Blättern zu einer Verschlechterung bzw. zu weiteren Entzündungen führen können.

Nebenwirkungen: Die rohen Pflanzenbestandteile können hohe Anteile an Oxalsäure enthalten, die die Aufnahme von Mineralstoffen und Eisen erschweren.

Guter Heinrich kaufen - Was gibt es zu beachten?

Der Gute Heinrich wird zwar auf der Liste der bedrohten Arten geführt. Allerdings bieten einige Hersteller Saatgut aus Nachzüchtungen sowie frische Pflanzen in Töpfen an. Die Preise für die Samen sind zwar häufig etwas teurer, als für bekannte und häufig verwendete Pflanzen. Die Ausgaben lohnen sich jedoch meist für diejenigen, die in der Küche etwas Abwechslung haben wollen.

Gärtner, die einen Platz in ihrem Garten entbehren können, tun der ökologischen Vielfalt einen großen Gefallen. Ein bis zwei Quadratmeter genügen meist völlig, um der Pflanze genügend Raum zu geben, um sich selbst fortzupflanzen.

Literaturnachweise

  1. Dadakova, E. et al. (2013): Content of phenolic substances in the selected species of the Chenopiaceae family. In: Journal of Agrobiology, Vol. 30, S. 127-135.
  2. Li, W. und Savage, G.P. (2015): Oxalate Content of the Herb Good-King Henry, Blitum Bonus-.Henricus. In: Foods, Vol. 4, S. 140-147.
Botanische Zugehörigkeit von Guter Heinrich
Familie:Fuchsschwanzgewächse
Gattung:Blitum
Name der Art:Blitum bonus-henricus

Fotos und Bilder

       

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