Weißer Gänsefuß

Chenopodium album

Weißer Gänsefuß - FotoDer Weiße Gänsefuß (Chenopodium album), oft auch als Ackermelde bekannt, ist vielen heute als Unkraut ein Begriff. Dabei hat die unscheinbare Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse eine lange Tradition als Nahrungspflanze. In der Landwirtschaft wird der Weiße Gänsefuß oft als problematisch angesehen.

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Das Wichtigste auf einem Blick

  • Weißer Gänsefuß zählt zu den Fuchsschwanzgewächsen
  • die Pflanze erreicht bei guten Standortbedingungen Wuchshöhen von bis zu 1,40 Meter
  • es ist eine einjährige Pflanze, die sich oft schnell ausbreitet
  • Blätter und Samen wurden schon in der Jungsteinzeit als Nahrungsmittel verwendet
  • in Notzeiten wurde aus den Samen ein Hungerbrot gemacht
  • in einigen asiatischen Länder ist Weißer Gänsefuß eine traditionelle Heilpflanze
  • ältere Blätter enthalten oft Oxalsäure, so dass diese nur in geringen Mengen verzehrt werden sollten
  • wertvolle Nahrungsquelle für einige Dickkopffalter, Käfer und für Vögel

Weißen Gänsefuß erkennen und bestimmen - Merkmale

Weißer Gänsefuß wächst als typische krautige und einjährige Pflanze. Je nach Bodenbeschaffenheit und Nährstoffverfügbarkeit erreicht die Gänsefußart Wuchshöhen zwischen 10 und 140 Zentimetern.

Weißer Gänsefuß - Pflanzenteile
Zeichnung von Weißer Gänsefuß mit allen Pflanzenteilen zur Bestimmung

Blätter und Stängel

Die Blätter des Weißen Gänsefußes stehen sich immer wechselständig gegenüber und zeigen eine graugrüne Färbung. Je nach Unterart beträgt die Blattlänge bis zu 2 cm. Die Blattform kann eine breite Lanzette, aber auch rautenförmig oder gar dreieckig sein. Die Blattränder sind mehr oder weniger gezackt. Die Unterseite der Blätter enthält einen dichten Bestand an so genannten Blasenhaaren, die auf den ersten Blick oft wie Mehltau aussehen.

Blätter von Weißer Gänsefuß
Die rautenförmigen Blätter des Weißen Gänsefußes

Blüten

Die Blütezeit der auch als Ackermelde bezeichneten Pflanze ist zwischen Ende Mai bis Mitte September zu erwarten. Dort bildet das Gänsefußgewächs unscheinbare, weißliche bis grünliche kleine und zwittrige Blüten aus. Der Blütenstand ist eine rispige Scheinähre. Die Blüten selbst sind nahezu stiellos und sind endständig. Jede Blüte hat eine grünliche Blütenhülle und enthält immer fünf Staubblätter und zwei Griffel.

Blüte von Weißer Gänsefuß
Weißer Gänsefuß bildet unscheinbare Blüten aus

Die kleinen bis zu 0,5 cm breiten Blüten sind ebenso wie die Blätter mit Blasenhaaren besetzt und wirken daher mehlig.

Früchte und Samen

Nach der Blütezeit bilden sich aus den Gänsefußblüten eiförmige und dünnwandige Früchte aus. Die Fruchtform ist eine Nuss. Jede Frucht enthält lediglich einen Samen, der eine schwarze Färbung hat.

Wurzel

Weißer Gänsefuß bildet tiefreichende bis zu 1 Meter in den Boden wachsende Wurzeln aus. Die Wurzeln selbst haben eine gelblich bis bräunliche Färbung. Von der oft dunkleren Hauptwurzel geht ein dichtes Geflecht von mehr oder weniger feinen Seitenwurzeln aus.

Herkunft, Systematik und Merkmale von Weißer Gänsefuß

Herkunft und Vorkommen

Der Weiße Gänsefuß ist heute fast auf der ganzen Welt zu finden. Die ursprüngliche Heimat lässt sich nicht genau bestimmen. Gesichert ist jedoch, dass die Art ihren Ursprung in Ostasien hat.

In großer Anzahl ist er auf der nördlichen Halbkugel verbreitet, wo er teils als Leitart einiger Ruderalfluren gilt aber oft auch als Begleiter vorkommt. Den Gänsefuß kann man häufig auf städtischen Brachflächen, Schuttflächen aber auch auf Fettwiesen (nährstoffreiche Wiese) und in Gärten.

Die Pflanze ist vielen älteren Menschen noch als typisches Unkraut ein Begriff und stellt tatsächlich manche Landwirte vor Problemen. Aufgrund seiner vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten aber vor allem auch wegen seiner hohen ökologischen Wertigkeit ist der Weiße Gänsefuß jedoch nicht ausschließlich ein Unkraut.

Systematik von Chenopodium album

Der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album) ist eine Art aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Sie ist eng mit der ebenfalls häufig vorkommenden Gartenmelde verwandt. In der engeren Zuordnung zählt die Pflanze zur Gattung Chenopodium (Gänsefüße), die mit nahezu 100 Arten recht artenreich ist.

Diese Gattung ist für Botaniker jedoch oft schwer zu bestimmen, da sich die optischen Merkmale oft mit vielen anderen Arten ähneln. So wurde beispielsweise die auch bei uns bekannte Art Guter Heinrich früher zu dieser Gattung gezählt, bis genetische Untersuchungen andere Informationen lieferten.

Es gibt zahlreiche regionale Varietäten (Unterarten) der Pflanze, die sich in Blattform und Wuchs zum Teil deutlich unterscheiden. Oft wird der Weiße Gänsefuß auch als Ackermelde oder Falsche Melde bezeichnet.

Verwendung des Weißen Gänsefußes

Weißer Gänsefuß als Küchenkraut

Weißer Gänsefuß ist ein essbares Wildkraut und hat einen nussigen, milden und mitunter bitteren Geschmack. Es ist sehr gut als Küchenkraut geeignet und vielseitig einsetzbar. Genutzt werden können alle oberirdischen Pflanzenteile:

  • Blätter: eignen sich hervorragend als Gemüse, z.B. als Spinatersatz oder für Suppen und Aufläufe. Die Blätter können mitgekocht oder gebacken werden ohne dass ein merklicher Geschmacksverlust auftritt. Je größer die Blätter werden, umso bitterer werden sie meistens. Perfekte Sammelzeit sind daher die Monate Mai bis Juni.
  • Blüten:Auch die Blüten und Blütenstände haben einen feinen milden Geschmack und können in Gemüsesalaten, Kräuterquarks oder als Topping verwendet werden.
  • Samen:Die Samen können gemörsert als stärkereiche Zutat in Bratlingen, Teigen oder zum Andicken von Saucen verwendet werden. Auch eine Nutzung als Keimsaat für die Anzucht von Sprossen ist möglich.

Die Samen haben übrigens einen buchweizenähnlichen Geschmack und enthalten viel Stärke. Sie können auch zu einem Mehl verarbeitet werden, der mit anderem Getreide gemischt werden kann. Wichtig ist jedoch, dass die Samen reif sind und eine dunkle, fast schwarze Farbe zeigen.

Blätter und Samen von Weißer Gänsefuß sind sehr gesund und enthalten viele wertvolle Mineralstoffe und Vitamine

Vor allem die Blätter und Samen des Gänsefußes sind sehr gesund und enthalten viele Mineralstoffe, Vitamine, Ballaststoffe und essentielle Fettsäuren. Die Blätter enthalten u.a. hohe Anteile an den Nährstoffen Natrium, Kalium, Zink, Magnesium und Eisen. Allerdings haben Studien ergeben, dass der Gehalt vieler Nährstoffe mit dem Alter in einer Vegetationsperiode deutlich abnehmen. Vieles deutet also darauf hin, dass vor allem die jüngeren und kleineren Blätter besonders reichhaltig an diesen Stoffen sind.

Weißer Gänsefuß in der Küche
Die Blätter des Weißen Gänsefußes können wie Spinat zubereitet werden. Abgebildet ist eine Schüssel mit Bathua Bhuja, einem scharf schmeckenden indischen Gericht (Foto: Pravruti / stock.adobe.com)

Schon in der Steinzeit und im Mittelalter als Nahrungspflanze bekannt

Die Blätter und die Samen des Weißen Gänsefußes werden schon seit der Steinzeit als Nahrungsmittel gegessen. Aus den Samen hat man u.a. ein Mehl gewonnen, das für so genannte Hungerbrote verarbeitet wurde. Womöglich wurden sogar die unreifen Samen wie Hülsenfrüchte verwendet, die eine sättigende Nahrung darstellten. Vor allem die unreifen Samen haben eine erbsenähnlichen Geschmack und waren vermutlich oft auf dem Teller armer Menschen.

Vorsicht! Der Verzehr großer Mengen sowie der häufige Verzehr der Pflanze sollten jedoch unterbleiben. Die Blätter enthalten, wie auch Sauerampfer, höhere Anteile an Oxalsäuren. Je älter die Blätter, umso mehr Oxalsäure enthalten sie. Die Samen sollten nach Möglichkeit nicht roh gegessen werden, da sie leicht giftige Saponine enthalten, die bei Hitzeeinwirkung jedoch größtenteils unschädlich gemacht werden.

Verwendung als Heilpflanze

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Weißer Gänsefuß ist eine alte traditionelle Heilpflanze, die früher vor allem zur Blutreinigung, bei Beschwerden der Verdauung, als Abführmittel und als Mittel gegen Spul- und Hakenwürmer verwendet wurde. Heute wird Chenopodium album nur noch selten verwendet, wohl weil für die einzelnen Anwendungsgebiete wirkungsvollere Pflanzen zur Verfügung stehen.

In einigen Ländern, z.B. in Indien, werden Auszüge des Fuchsschwanzgewächses auch heute noch genutzt. Dort wächst die Pflanze vor allem in den Wintermonaten zahlreich in Siedlungen, wo sie neben der Ernährung vor allem auch gegen Schmerzen, Juckreiz und Rheuma genutzt wird [2].

Die oberirdischen Pflanzenteile von Chenopodium album sind reich an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, die die gesundheitsfördernden Eigenschaften unterstreichen. Höhere Anteile enthält die Pflanze vor allem an einfachen Phenolen, Saponinen, Gerbstoffen, Flavonoiden und Phytinsäuren.

Diese Inhaltsstoffe können u.a. die folgenden Wirkungen auf unseren Organismus zeigen [2]:

  • antioxidativ
  • anthelmintisch (gegen Würmer)
  • antibakteriell (u.a. Pseudomonas, Escherichia coli, Staphylococcus aureus)
  • entzündungshemmend
  • krampflösend
  • leberschützend

Trotz der traditionellen Nutzung in einigen asiatischen Ländern gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit der Pflanzenteile untersucht haben.

Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen: Die Blätter des Weißen Gänsefußes enthalten höhere Anteile an Phytinsäuren, die die Resorption einiger wichtiger Nährstoffe herabsetzen können. Eine medizinische Verwendung der Pflanze in der Schwangerschaft, in der Stillzeit sowie bei bekannten Stoffwechselerkrankungen sollte daher unterbleiben.

Weißer Gänsefuß in Natur und Umwelt

Standort und Boden

Der Weiße Gänsefuß liebt vor allem sonnige Standorte, verträgt aber auch problemlos halbschattige Lagen. Insgesamt ist die Pflanze recht anspruchslos an den Standort und kommt zudem mit vielen unterschiedlichen Bodenarten zurecht. Sie besiedelt jedoch vor allem Flächen, die reich an Stickstoff sind und somit nährstoffreich sind.

Ökologie

Die unauffällige Pflanze mit ihren grünlichen Blüten ist ein Neophyt, die bei uns mittlerweile sehr häufig in der Natur und auch in Städten gefunden werden können. Teilweise verdrängt sie sogar andere heimische Wildpflanzen, da sie nur geringe Ansprüche an ihren Lebensort stellt. Dort wo sie in hohen Beständen vorkommt, kann sie unter Umständen sogar ökologisch bedenklich sein.

Für Insekten und Vögel stellt das Fuchsschwanzgewächs eine gute Nahrungsgrundlage dar. Einige Käferlarven sowie auch einige Raupen von Nachtfaltern bzw. Dickkopffaltern ernähren sich von den Blättern der Pflanze. Im Herbst ernähren sich einige Singvögel wie Grünfinken oder Sperlinge gern und oft von den reifen Samen.

Der Weiße Gänsefuß ist kein Freund der Landwirte

Landwirte sind über den Weißen Gänsefuß meist nicht erfreut und bezeichnen ihn daher als Unkraut. Das liegt daran, dass die Pflanze oft in großer Anzahl auftritt und die Entwicklung von Anbaufrüchten wie Kartoffeln, Mais oder Zuckerrüben negativ beeinflussen kann. Außerdem ist das Fuchsschwanzgewächs oft Überträger von Pflanzenviren, die bei ungünstigen Wetterbedingungen zu Ernteausfall bei einigen Feldfrüchten führt [3].

Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zur Gartenmelde und ihres ähnlichen invasiven Ausbreitens wird sie oftmals als Ackermelde bezeichnet.

Sammeln und Sammelhinweise

Der Weiße Gänsefuß ist eine häufig vorkommende Pflanzenart, die ursprünglich nicht heimisch bei uns war. Ihr Bestand ist nicht gefährdet, so dass alle Pflanzenteile problemlos gesammelt werden können.

Die beste Sammelzeit für Blätter sind die Frühjahrsmonate. Ab Juli bildet die Ackermelde mehr und mehr Oxalsäure, wodurch sie bitterer schmeckt und deutlich an Qualität verliert. Die reifen Samen erntet ab August bis spät in den Oktober hinein.

Weiterführende Literatur und verwendete Quellen

  1. Poonia, A. und Upadhayay, A. (2015): Chenopodium album Linn: review of nutritive value and biological properties. In: Journal of Food Science and Technology, Vol. 52, S. 3977-3985, doi: 10.1007/s13197-014-1553-x
  2. Al-Snafi, A. E. (2015): The Chemical Constituents and Pharmacological Effects of Chenopodium album – an Overview. In: International Journal of Pharmacological Screening Methods, Vol. 5, S. 10-17, ISSN 2249 – 7757
  3. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (2018): Weißer Gänsefuß in der Landwirtschaft. Online zuletzt aufgerufen am 24.04.2022
  4. PalaFitFood (2021): Gänsefuss - Der Mitläufer aus der Jungsteinzeit. Online zuletzt aufgerufen am 23.04.2022
Botanische Zugehörigkeit von Weißer Gänsefuß
Familie:Fuchsschwanzgewächse
Gattung:Gänsefüße
Name der Art:Chenopodium album

       

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