Artemisien - Besondere Kräuter mit hohem Nutzen
Aktualisiert am:
20.08.2020
Sie ist artenreich, vielfältig und vor allem für den Menschen nützlich. Die Gattung der Artemisien enthält knapp 500 verschiedene Pflanzenarten, die weltweit verbreitet sind. Zu ihr gehören wichtige Kräuter wie Beifuß, Eberraute, Estragon oder Wermut, die sowohl in der Medizin als auch in der Küche kaum wegzudenken sind.
Inhaltsverzeichnis
Ein Überblick über wichtige Artemisien
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: Die Gattung Artemisia gehört zur großen Pflanzenfamilie der Korbblütler. Botaniker gehen heute davon aus, dass es um die 500 Arten geben dürfte, von denen jedoch nicht alle vollständig untersucht wurden.

Übersicht bekannter Pflanzen der Gattung Artemisia
Viele Artemisien stammen ursprünglich aus dem osteuropäischen und westasiatischen Raum und haben sich im Laufe der Zeit sowohl in Richtung China und Amerika als auch in Richtung Europa ausgebreitet. Kräuter dieser Gattung sind damit, mit Ausnahme von Australien und der Antarktis, heute auf jedem Kontinent zu finden. Jedoch liegt der Schwerpunkt deutlich auf der nördlichen Halbkugel.
Pflanze | Botanischer Name | Vorkommen | Verwendung |
---|---|---|---|
Beifuß, Einjähriger | Artemisia annua | Ost- und Südasien, selten als Neophyt in Mitteleuropa | als Gewürzkraut für Suppen und Wildgerichte, als Heilkraut gegen Fieber und womöglich Malaria |
Beifuß, Gewöhnlicher | Artemisia vulgaris | Europa, Asien, Wegränder, Brachflächen, heimisch | als Gewürzkraut für Wildgerichte, deftige Pfannengerichte, Saucen; als Heilkraut bei Beschwerden der Verdauung sowie gegen Kopfschmerzen |
Beifuß, Weißer | Artemisia lactiflora | Mittel- und Südwestchina, nicht heimisch | als Gewürzkraut für Süßspeisen, Fisch und Reis; als Heilkraut gegen Bronchitis, Ekzemen und Leberstörungen |
Edelraute, Echte | Artemisia umbelliformis | in Gebirgen (Alpen, Karpaten), karge Böden, teils heimisch | als Gewürzkraut für Spirituosen; als Heilkraut gegen Fieber, Lungenerkrankungen und Verdauungsstörungen |
Estragon | Artemisia dracunculus | Südost- und Osteuropa, bei uns selten als Neophyt | als Gewürzkraut für Saucen, Eierspeisen, Kartoffelgerichte, Fisch; als Heilkraut kaum Verwendung |
Feld-Beifuß | Artemisia campestris | Europa, Nordamerika, heimisch auf trockenen Böden | als Gewürzkraut für fettreiche Speisen, Wildgerichte und Saucen; als Heilpflanze gegen Gelenkschmerzen und Wurmbefall sowie zur Wundheilung |
Eberraute | Artemisia abrotanum | Südosteuropa, Osteuropa, nicht heimisch | als Gewürz- und Küchenkraut für Getränke, Saucen und fettreiche Speisen; als Heilkraut gegen Erkältungen |
Moxakraut, chinesisches | Artemisia capillaris | China, Südasien, nicht heimisch | als Heilkraut in der TCM gegen Appetitlosigkeit, Harnwegsinfekte und Verdauungsstörungen |
Silber-Wermut | Artemisia ludoviciana | Nordamerika, Mittelamerika, nicht heimisch | als Gewürz- und Küchenkraut deftige Fleischgerichte und Süßspeisen (Konfekt); als Heilkraut gegen Störungen der Galle, Menstruationsbeschwerden und Fieber |
Wermut, Gemeiner | Artemisia absinthium | Osteuropa, Mitteleuropa, Neophyt | als Gewürz- und Küchenkraut für Spirituosen (Absinth), Speiseöle, Fleischgerichte, fettreiches Essen; als Heilkraut gegen Störungen der Verdauung und Appetitlosigkeit |
Woher kommt der Gattungsname Artemisia?
Namensgeber dieser besonderen Pflanzengattung war die griechische Göttin Artemis, die als Göttin der Jagd, der Geburt, des Mondes und des Waldes verehrt wurde. Zu jener Zeit galt das Wermutkraut aufgrund seiner silbrigen und pfeilartigen Blätter als heilig. Da das Wermutkraut als Leitart dieser Gattung gilt, wurden alle Pflanzen dieser Gattung mit dem Namen Artemisia bezeichnet.
Den Namen vergeben hat der schwedische Biologe Carl von Linné, der im 18. Jahrhundert einer der wichtigsten botanischen Forscher seiner Zeit war.
Gewöhnlicher Beifuß
Oft wird der Gewöhnliche Beifuß (Artemisia vulgaris) schlicht als Gewürzbeifuß bezeichnet. Die Blütentriebe dieser recht unscheinbaren Pflanze werden zur Winterzeit gern als Gewürz für Wildgerichte verwendet. Es ist in unseren Breiten wohl die bekannteste wild vorkommenden Artemisie.

Blätter | lanzettliche bis stachelige Form mit dezenter Blattbehaarung, können bis 10 cm lang werden |
Blütezeit | Juni bis Ende September |
Blüten | graugrüne, gelbe bis zartrosane kleine Blüten, die stets in einer Traube angeordnet sind |
Standort | nährstoffreiche, kalkhaltige und gut durchlässige Böden. Bevorzugt sonnige, toleriert aber auch halbschattige Lagen. |
Verwendete Pflanzenteile | Blütentriebe, Blüten, Blätter |
Eberraute
Die Eberraute (Artemisia abrotanum) ist bei uns oft auch als Colastrauch, Stabwurz oder Colakraut bekannt. Letzteres wird einem klar, wenn man an Teilen der Pflanze reibt. Dann verströmt die Artemisie nämlich einen colaähnlichen, aromatischen und sehr angenehmen Duft. Die Eberraute ist als Gewürz zwar etwas in Vergessenheit geraten, wird aber gern als Gewürz für Getränke, Wildgerichte und deftige Pfannengerichte genutzt.
Blätter und Stängel | gefiederte bis leicht geschlitzte Form mit dezenter Blattbehaarung auf der Unterseite, Stängel verholzen in der Regel |
Blütezeit | Mitte Juli bis Ende September |
Blüten | weiße bis gelbe kleine Blüten (ca. 5 mm), die in einer ährenartigen Traube angeordnet sind |
Standort | nährstoffreiche, kalkhaltige und gut durchlässige Böden. Bevorzugt vollsonnige bis sonnige Lagen. |
Verwendete Pflanzenteile | vorwiegend Blätter |
Estragon
Der Estragon (Artemisia dracunculus) zählt zu unseren beliebtesten Küchenkräutern. Er wird vorwiegend als Gewürzkraut genutzt und gibt u.a. Fischgerichten, Kartoffelgerichten, Suppen, Eierspeisen und Meeresfrüchten einen unverwechselbaren Geschmack. Die Artemisie gibt es in drei Unterarten: Dem Russischen, dem Deutschen und dem Französischen Estragon. Während die ersten beiden eher mild sind, wird Letzterer bevorzugt in der Küche eingesetzt.

Blätter und Stängel | schmal und spitz zulaufende Blätter und bis zu 3,5 cm lang; Stängel verholzt nicht |
Blütezeit | Mai bis Juli |
Blüten | gelbe kleine Korbblüten in rispenähnlichen Blütenständen, blühen bei uns nur selten |
Standort | sonnige Lagen, feuchte, humose und nährstoffreiche Standorte |
Verwendete Pflanzenteile | ausschließlich Blätter |
Wermut
Wer das Wermutkraut einmal roh probiert hat, wird sich an den bitteren Geschmack immer erinnern. Die Blätter und Blüten enthalten hohe Anteile an Bitterstoffen, die u.a. die verdauungsfördernden Wirkungen der Pflanze erklären. Die Blätter sind eine wichtige Zutaten für bekannte Spirituosen wie Absinth, Vermouth oder Martini.

Blätter | gefiederte und meist kurzgestielte Blätter mit dichter Blattbehaarung, untere Blätter sind größere als die obersten |
Blütezeit | Juli bis Ende September |
Blüten | gelbe Bläten in astigen Rispen, Kelchblätter behaart |
Standort | vollsonnige bis sonnige Lagen, vorrangig auf nährstoffarmen, durchlässigen und kalkhaltigen Böden |
Verwendete Pflanzenteile | Blätter, selten Blüten |
Merkmale der Gattung Artemisia
Pflanzen der Gattung Artemisia zeigen bestimmte gemeinsame Merkmale, die eine Zuordnung zu dieser Gattung ermöglichen. Solche Merkmale können chemischer aber auch rein botanischer Natur sein.
Inhaltsstoffe
Artemisien enthalten oft, aber nicht immer, bestimmte sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die eine bestimmte Wirkung im tierischen oder menschlichen Organismus ausüben. Artemisien, wie auch alle anderen Pflanzen, bilden diese Stoffe u.a. zur Abwehr von Fressfeinden oder zum Schutz vor Bakterien oder anderen Pflanzenpathogenen.
Häufige Inhaltsstoffe, die in nahezu allen Artemisien vorkommen sind:
- Artemisinin: hat womöglich einen signifikanten Effekt auf Malariaviren und ist daher wertvolles Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen. In hohen Anteilen kommt er lediglich im Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) vor. Andere Artemisien enthalten jedoch oft auch Spuren dieses Stoffes.
- Esculetin: zählt zu den Cumarinen und zeigt in Laborversuchen entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften. Es findet sich in höheren Anteilen u.a. im Gewürzbeifuß (Artemisia vulgaris) aber auch im Estragon oder der Eberraute.
- Stigmasterol: zählt zu den Phytosterolen und ist für seine cholesterinsenkenden und antioxidativen Wirkungen bekannt. Es ist in nahezu allen bekannten Artemisia-Arten nachgewiesen worden.
- Thujon: hat eine antibakterielle, krampflösende und stimulierende Wirkung, ist aber auch ein starkes Nervengift. In höheren Anteilen ist es im Wermut enthalten, findet sich jedoch in geringen Anteilen auch im Gewürzbeifuß.
Pflanzenmerkmale
Die einzelnen Arten der Gattung Artemisa lassen sich zwar meistens gut unterscheiden. Dennoch haben alle Artemisien ganz spezielle Merkmale, die für alle Pflanzen dieser Gattung gelten. Das betrifft sowohl die gemeinsame Merkmale an Blätter sowie an den Reproduktionsorganen.
- Blätter: Alle Blätter stehen sich stets wechselständig gegenüber. Die meisten Artemisien haben außerdem mehr oder weniger gefiederte Blätter
- Blüten:Die Blüten von Artemisien sind immer in traubigen oder rispigen Blütenständen angeordnet. Die kleinen Korbblüten sind in der Regel nie größer als 6 mm.
- Früchte: Die Fruchtform bei Artemisien sind immer einsamige Schließfrüchte, so genannte Achänen. Im Gegensatz zu vielen anderen Korbblütlern fehlt jedoch ein Flugschirmchen (Pappus)
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