Kopfiger Thymian

Thymbra capitata
Kopfiger Thymian - Pflanze

Der Kopfige Thymian, der auch Unechter Thymian genannt wird, ist hierzulande noch unbekannt. Die duftenden und aromatischen Blättern des schönen Lippenblütlers werden in der Mittelmeerküche jedoch rege als Gewürz genutzt. Mit dem Echten Thymian ist die Pflanze jedoch nur entfernt verwandt.

Vorkommen und Botanik des Kopfigen Thymians

Vorkommen und Herkunft

Wie viele bekannte Gewürzkräuter stammt der Kopfige Thymian aus dem Mittelmeergebiet. Dort wächst er vor allem entlang der Südküste der Iberischen Halbinsel. Der hübsche Bodendecker besiedelt oft steinige Felsen oder Hänge, wächst aber auch in Lehmböden oder sogar Sandböden. Er bevorzugt kalkhaltige und sonnige Lagen.

Systematik von Thymbra capitata

Kopfiger Thymian wird in der Botanik als Thymbra capitata bezeichnet. Dort wird er in die Pflanzenfamilie der Lippenblütler eingeordnet. Die aromatische Pflanze ist entfernt verwandt mit bekannten Küchenkräuter wie dem Salbei, dem Oregano oder dem Echten Thymian. Die Gattung Thymbra enthält lediglich vier Arten, die meist entlang des Mittelmeergebietes zu finden sind.

In Portugal wird die Pflanzenart oft als Unechter Thymian bzw. tomilho-cabeçudo bezeichnet.

Exkurs: Kopfiger Thymian und Echter Thymian

Jetzt wird es verwirrend. Die Pflanze heißt zwar Kopfiger Thymian, sie hat mit dem Echten Thymian (Thymus vulgaris) aber nicht viel gemein. Ihre einzige Verwandtschaft besteht darin, dass sie derselben Pflanzenfamilie angehören. Oberflächlich betrachtet, sehen sich die Pflanzen sogar recht ähnlich. Bei genauem Hinschauen allerdings, stellt man viele Unterschiede wie Blattform oder Blütenfarbe fest. Kurioserweise schmeckt Thymbra capitata nach einer Mischung aus Echten Thymian und Majoran.

Kopfiger Thymian bestimmen und erkennen - Merkmale

Kopfiger Thymian ist eine buschig wachsender Zwergstrauch. Die mediterrane Pflanze erzielt Wuchshöhen zwischen 20 und 50 cm. Selten kann sie jedoch höher als 80 cm hoch wachsen. Ältere Pflanzen bilden oft verholzte Ausläufer. Diese Ausläufer trennen sich dann, wenn es besonders trocken ist und bilden dann neue Pflanzen.

Blätter und Stängel

Die Pflanze bildet lineal bis spitz wachsende Blätter aus, die quirlartig am Stängel entlangwachsen. Die Blattlänge wird bis zu einem Zentimeter. Die Blattlänge nimmt oft unten nach oben zu. Seitlich betrachtet erkennt man, dass die Blätter leicht fleischig aussehen und nicht behaart sind. Die meisten Blätter sind hellgrün gefärbt. Vereinzelt können aber auch rötliche Exemplare wachsen.

Blätter von Kopfiger Thymian
Kopfiger Thymian bildet quirlenartige Blattpartien aus

Die Blätter haben einen kurzen Stiel und sitzen nahezu direkt in den Stängelachseln.

Im Gegensatz zu den Blättern sind die Stängel mit kleinen, weißen Haaren überzogen. Diese sind ein Verdunstungsschutz gegenüber starker Hitze. Die Stängel sind bei älteren Pflanzen stark verzweigt und wachsen immer aufrecht.

Blüten

In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet blüht der Kopfige Thymian von April bis tief in den Oktober hinein. Durch ihre purpurne bis violette Blüten fällt der schöne Lippenblütler oft schon von Weitem auf. Die Lippenblüten selbst sitzen in großer Anzahl in so genannten Scheinquirlen am oberen Ende der Pflanze. Jede einzelne Blüte erreicht eine Länge von bis zu einem Zentimeter. Die einzelnen Zähnen der Blütenlippe sind mit feinen Härchen bewimpert.

Blüten von Kopfiger Thymian
Die leuchtenden Blüten des Kopfigen Thymians stehen in Scheinquirlen

Früchte und Samen

Ab Oktober bilden sich die Blüten zu Früchten um. Kopfiger Thymian bildet dunkle Klausenfrüchte aus, die jeweils in vier einzelne Klausen zerfallen. Jede dieser Klausen ist eiförmig und leicht strukturiert.

Kopfiger Thymian im Garten und Balkon – Anbautipps

Der Kopfige Thymian ist das warme Klima des nördlichen Mittelmeergebietes gewohnt. Um diesen schönen Zwergstrauch erfolgreich anzubauen, wird etwas Geduld und Erfahrung benötigt. Wer es schafft, gewinnt eine insektenfreundliche und gut duftende Pflanze im Garten, die obendrein noch eine Bereicherung für die Küche ist.

Aussaat, Anbau und Pflanzorte

Bevorzugte Pflanzorte in unserer Klimazone ist der Balkon oder Wintergärten. Ein fester Platz im Garten ist nicht die beste Wahl, da sie Fröste nicht überlebt.

Die Aussaat gelingt relativ einfach. Die eiförmigen Samen können ab Mai direkt in einer Aussaaterde gedrückt werden. Die Keimzeit dauert in der Regel zwischen 14 und 30 Tagen. Eine Vorkultur ab März in einem Zimmergewächshaus ist ebenfalls möglich. Kopfiger Thymian ist ein Lichtkeimer. Daher sollten die Samen nur oberflächennah angedrückt werden.

Standort und Boden

Kopfiger Thymian liebt sonnige bis vollsonnige Standorte. Beim Anbau auf dem Balkon kommen daher nur besonnte Südlagen in Frage. An die Erde stellt das duftende Kraut wenige Ansprüche. Wichtig ist, dass sie Kalk enthält. Am besten verwendet man eine Erde, die zu 50 Prozent aus nährstoffarmer Kräutererde und 50 Prozent gröberem Sand besteht. So wird sie schön durchlässig und speichert zugleich einige Nährstoffe.

Düngen und Gießen

Wasser benötigt Thymbra capitata nicht unbedingt regelmäßig. Zur Sommerzeit sollte die Pflanze jedoch immer mal wieder mäßig mit Wasser versorgt werden. Wenn sich einige Blätter gelblich verfärben oder abfallen, ist dies oft ein Zeichen für Wassermangel. Hiervor erholt sich der Kopfige Thymian jedoch meist schnell.

Wächst die Pflanze in einem Topf genügen ein bis zwei kleine Gaben im Jahr. Ein einfacher Kräuterdünger auf organischer Basis genügt meist völlig. Zu viel Nährstoffe verträgt sie nicht und zeigt dies mit abfallenden Blättern.

Vermehrung

Der Kopfige Thymian kann auf zwei Wegen vermehrt werden:

  • Vermehrung über Samen: schwierige Methode, da die Pflanze nur selten bei uns Samen bildet
  • Vermehrung über Teilung: leichtere Methoden, da die Pflanze Ausläufer bildet, die einfach getrennt werden können

Überwinterung

Die Pflanze ist an extreme Bedingungen angepasst ist und bevorzugt warme Klimazonen. Ab Oktober ist es ratsam, die Pflanze ins Haus zu holen. Sie verträgt weder Frost noch längerfristig Temperaturen unter 10 °C.

Verwendung von Kopfiger Thymian

Kopfiger Thymian ist in Mitteleuropa noch relativ unbekannt. Das mag vor allem daran liegen, dass Gewürzkräuter wie Oregano, Echter Thymian oder Majoran für recht ähnliche Zwecke verwendet werden.

Kopfiger Thymian im frühen Kräuterbuch
Beschreibung des Kopfigen Thymians in einem Kräuterbuch aus dem Jahre 1602 [5]

Verwendung als Küchenkraut

In der mediterranen Küche Portugals und Spaniens ist der Unechte Thymian kein Unbekannter. Es gibt recht viele Rezepte, wo die Blätter oder ganze Zweige als Gewürz verwendet werden. Der Geschmack des Kopfigen Thymians erinnert an eine Mischung an Thymian und Oregano.

Als Gewürz kann der Kopfige Thymian für diese Speisen verwendet werden:

  • Die Blätter und Zweige sind ein hervorragende Gewürzkraut für gebratene und geschmorte Fischgerichte. Besonders gut eignen sich Meeresfische wie Makrele.
  • sowohl gebratene als auch gekochte Kartoffel- oder Süßkartoffelgerichte bekommen mit Blättern vom Kopfigen Thymian ein wunderbares, mediterranes Aroma.
  • Kürbisgerichte wie Kürbiscreme oder -suppe erhalten mit den würzigen Blättern ein sehr pikantes Aroma. Hier harmoniert das Kraut sehr gut Koriander und Knoblauch.
  • Mediterrane kalte Gerichte wie Couscoussalat können zusammen mit Kopfigem Thymian als Gewürz und Gemüse wie Zucchini, Tomaten und Champignons zubereitet werden.

Die getrockneten Blätter des Kopfigen Thymians sind oft Bestandteil der nordafrikanischen Gewürzmischung Zatar. Diese Mischung wird vor allem zum Würzen von Fladenbroten oder in Marinaden zum Würzen von Fleisch verwendet.

Küchentipp: Die Blätter sind sehr aromatisch. Es genügen meist nur wenige Thymianblätter, um dem Essen ein unverwechselbares Aroma zu geben. Die Inhaltsstoffe sind gut hitzestabil, so dass das Gewürz mitgekocht oder mitgebraten werden kann.

Verwendung als Heilpflanze

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Kopfige Thymian als Heilpflanze genutzt wird. In Mitteleuropa ist sie zudem eher unbekannt. Einzig in der traditionellen Heilkunde Portugals nutzt man Extrakte der Pflanze als Mundwasser gegen Zahnfleischentzündungen oder als Desinfektionsmittel für die Haut [4].

In der Wissenschaft wurde die Pflanze in den letzten Jahren gut untersucht. Hier fand man heraus, dass das ätherische Öl aus den Blättern antibakterielle Eigenschaften hat und sogar gegen resistente Bakterien (MRSA) wirken [2]. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass das ätherische Öl der Pflanze antivirale, entzündungshemmende und tumorhemmende Eigenschaften auf Organismen zeigen kann. Hierzu liegen derzeit jedoch keine Studien vor, die eine Anwendung als Medikament darlegen.

Gut untersucht sind die Inhaltsstoffe der Pflanze. Das ätherische Öl besteht hauptsächlich aus den einzelnen Bestandteilen Carvacrol und Thymol [3].

Portugiesische Wissenschaftler untersuchten das Öl des Kopfigen Thymians auf die Wirkung von pathogenen Pilzen. In Laborversuchen mit Planktonzellen wurde festgestellt, dass Ölextrakte das Wachstum von Pilzen der Gattung Candida hemmen können [4]. Ölauszüge bzw. Destillate könnten daher in Zukunft interessant in der Behandlung von Candidose sein.

Literaturhinweise und verwendete Quellen

  1. Stefanaki A., van Andel T. (2021): Mediterranean aromatic herbs and their culinary use. In: Aromatic Herbs in Food, doi:10.1016/B978-0-12-822716-9.00003-2
  2. de Almeida L (2020): Potencial antimicrobiano do óleo essencial de Thymbra capitata contra isolados clínicos de Staphylococcus aureus resistente à meticilina (SARM), Dissertation Universität Minho
  3. Saoulajan C et al. (2022) : Phytochemistry, pharmacological investigations, industrial applications, and encapsulation of Thymbra capitata L., a review. In: Trends in Food Science and Technology, doi: 10.1016/j.tifs.2022.10.014
  4. Palmeira-de-Oliveira et al (2012): The anti-Candida activity of Thymbra capitata essential oil: Effect upon pre-formed biofilm. In: Journal of Ethnopharmacology, DOI: 10.1016/j.jep.2012.01.029.
  5. Clusio, C (1602): Rariorum Plantarum Historia. Historisches Kräuterbuch

       

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