Giftige Kräuter auf Wiesen und Weiden

Auf einer naturbelassenen Wiese oder Weide können, je nach Standort und Jahreszeit, mehr als 100 Kräuterarten vorkommen. Für viele Kräuterliebhaber ist dies eine willkommene Gelegenheit Wildkräuter für Küche oder Dekoration zu sammeln. Auch diejenigen die Haustiere oder Nutztiere haben, werden häufig auf die reichen Gaben der Natur zurückgreifen. Wer das tut, sollte zumindest einige Grundkenntnisse der bekanntesten Giftpflanzen haben, die für Mensch und Tier zum Teil fatale Folgen haben können.

Die wichtigsten Giftpflanzen auf Kräuterwiesen

Die Kenntnis der wichtigsten Giftpflanzen ist vor allem für Kräutersammler, Pferdebesitzer und Landwirte wichtig. Vor allem die Weiden von Nutztieren sollten auf bekannte Giftkräuter abgesucht werden, um Vergiftungen und schließlich größere Schäden zu vermeiden.

Giftkräuter und Nutztiere
Auf Weiden und Wiesen besteht immer die Gefahr vor dem Auftreten giftiger Kräuterpflanzen

Zu den wichtigsten Giftkräutern, die häufig auf Weiden und Wildwiesen anzutreffen sind, zählen vor allem das Jakobskreuzkraut, der scharfe Hahnenfuß sowie die Zypressen-Wolfsmilch.

Bekannte Giftkräuter
Bekannte Giftkräuter - Jakobskreuzkraut, Hahnenfuß und Wolfsmilche

Greiskräuter

Greiskräuter (Senecio) gehören zur Familie der Korbblütler. Das recht ansehliche Kraut mit seinen auffällig gelben Blütenköpfen und nierenförmigen Grundblättern erreicht Wuchshöhen bis zu 100 cm. Die Pflanze fühlt sich vor allem auf nährstoffreichen, schweren Böden wohl und ist häufig auf Wiesen, Brachflächen und Weiden anzutreffen. In Deutschland bzw. allgemein in Mitteleuropa ist das Jakobs-Greiskraut (auch als Jakobs-Kreuzkraut bezeichnet), die wohl am häufigsten anzutreffende Art dieser Gattung.

Die Giftigkeit der Pflanze ist auf die zahlreich enthaltenden Pyrrolizidinalkaloide zurückzuführen, die bei Mensch und Tier zu schweren Leberschädigungen führen können. Einige Nutztiere, allem voran Pferde und Kühe sind besonders anfällig. Vergiftungen sind meist dann zu erwarten, wenn Weiden gemäht werden und getrocknet werden. Vor allem bei Pferden sind häufig Vergiftungen mit dem Jakobskreuzkraut beobachtet worden. Bei kleineren Nagetieren hingegen gibt es scheinbar eine gewisse Toleranz, da der Verdauungsapparat anders aufgebaut ist, als bei Huftieren und Menschen.

Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit Rucola. Die Blätter vom Jakobskreuzkraut siehen diesem sehr ähnlich. Vor allem in Vegatationsperioden in dem keine Blüte ausgebildet wird, sollte daher besondere Vorsicht gelten.

Hahnenfußgewächse

Eine weitere Gefahrenquelle geht von Vertretern der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) aus. Die Gattung Hahnenfuß umfasst alleine 600 Arten verschiedene Kräuter, die in Deutschland auf nahezu allen Standorten vorkommen können. Eine sehr häufig verbreitete Art ist der auch als Butterblume bekannte scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris). Die Pflanze fällt durch ihre leuchtendgelben Blüten und ihren gezähnten wie gelappten Blätter auf. Dieser Hahnenfußvertreter kommt sowohl im Flachland als auch in den Bergen vor.

Die im Hahnenfuß vorkommenden Inhaltsstoffe Ranunculin und Protoanemonin gelten als sehr giftig und können bei hoher Dosierung sogar zum Tod führen. Klassische Symptome einer Vergiftung sind Durchfälle, Krämpfe und starke Schmerzen in der Magengegend. Für Tiere ist die Frischpflanze besonders giftig. Im getrockneten Zustand gehen viele der giftigen Bestandteile verloren, so dass sie das Kraut, wenn es Heu vorkommt, nur in großen Mengen gefährlich werden kann.

Wolfsmilch

Auf Wildwiesen, Weiden und Brachflächen sind Kräuter der Gattung Wolfsmilch verhältnismäßig häufig anzutreffen. Die zu den gleichnamigen Wolfsmilchgewächsen gehörenden Kräuter, führen einen meist giftigen Milchsaft innerhalb der jeweiligen Leitungsorgane (z.B. Sprossachse). Eine sehr häufig verbreitete Art ist der Zypressen-Wolfsmilch, der vom Habitus einer kleinen Tanne ähnelt, eine leicht gelbe Blüte besitzt und Wuchshöhen zwischen 15 und 50 cm erreichen kann.

Der Zypressen-Wolfsmilch ist in ganz Deutschland verbreitet und wird sowohl im Flachland als auch im Gebirge bis zu 2000 Meter Höhe angetroffen. Das giftige Kraut ist auf Nutztierweiden, Brachflächen aber auch kalkhaltigen Auenwiesen weit verbreitet und gefährdet u.a. Pferde, Schafe und mitunter auch Menschen.

Die Giftigkeit der Pflanze ist durch die vorhandenen Di- und Triterpengemische zu erklären. Allem voran ein Inhaltsstoff mit dem Namen Euphorbon ist hochgiftig. Euphorbon ist extrem hautreizend und kann bei Hautkontakt zu schmerzhafter Blasenbildung kommen. Innerlich führt der Stoff sogar zu Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Lähmungen und Kreislaufzusammenbruch. Für Nutztiere ist das Kraut vor allem dann gefährlich, wenn Wolfsmilchpflanzen im Heu mitgetrocknet und schließlich gegessen werden.

Verwechslungsgefahr tritt vor allem mit kleinen Nadelbäumen sowie vereinzelt mit dem Schachtelhalm auf. Auch hier gilt besondere Vorsicht dann, wenn die Blüten der Pflanze noch nicht ausgebildet sind.

Maiglöckchen

Auch das Maiglöckchen darf in der Liste der Giftkräuter auf Wiesen nicht fehlen. Zwar findet man das zu den Spargelgewächsen gehörende Kraut nicht unbedingt mitten auf Wiese, wohl kann es aber am schattigen Rand von Wiesen gelegentlich angetroffen werden. Vor allem im Frühjahr besteht die Gefahr, dass das Maiglöckchen mit dem Bärlauch verwechselt wird. Die Gefahr ist am Größten, wenn das Maiglöckchen noch keine Blüten ausgebildet hat, an der es ansonsten schnell und einfach zu unterscheiden wäre.

Das Maiglöckchen erkennt man meist an folgenden Merkmalen, von denen es sich von den beliebten Bärlauch unterscheidet:

  • zwei Blätter pro Stängel
  • glänzende Blattunterseite
  • feste Haptik
  • meist etwas breiter
  • kein auffallender Geruch beim Zerreiben
Maiglöckchen
Das Maiglöckchen ist für unerfahrene Augen kaum vom Bärlauch zu unterscheiden

Die Giftigkeit von Maiglöckchen kann als sehr hoch bewertet werden. Sie enthalten so genannte herzwirksame Glykoside wie das Convallarin und Convallatoxin, die bei Einnahme zu Übelkeit, Herzrhytmusstörungen, Durchfall und Hautreizungen führen können. Ein bis zwei Blätter sind zwar zunächst nicht gleich tödlich, da die Resorptionsfähigkeit der Glykoside nicht besonders hoch ist. Dennoch ist der Verzehr nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sollte bei Aufkommen von Symptomen von einem Arzt abgeklärt werden.

Was tun bei Vergiftung?

Die wiedergefundene Freude an der Gesundheit vieler Wildkräuter ist zunächst zu begrüßen. Insofern man jedoch kein Expertenwissen beim Bestimmen von Kräutern hat, sollte man die nachfolgenden Anlaufstellen gut kennen, um im Fall der Fälle schnell Hilfe zu erhalten.

Giftnotruf

Treten kurze Zeit nach dem Verzehr selbst gesammelter Wildkräuter typische Vergiftungssymptome auf, sollte der Anruf bei der nächsten zuständigen Giftnotrufstelle unverzüglich veranlasst werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz enthält hierfür eine Übersicht der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren bereit.

Bevor ein Anruf erfolgt, sollten folgende Infomationen bereit stehen:

  • Welche vermeindlichen Kräuter wurden verzehrt?
  • Wo wurden die Kräuter gesammelt?
  • Welche Menge wurde in etwa verzehrt?

Sind die Symptome so schwerwiegend, dass die Atmung eingeschränkt ist, großer Schwindel besteht oder große Angst um das eigene Leben eintritt, ist sofot ein Arzt bzw. der Notruf 112 zu konsultieren.

       

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