Stevia
Stevia rebaudianaStevia (Stevia rebaudiana), das auch Süßkraut oder Honigkraut bekannt sich, hat in sich in den letzten Jahren zu einer echten Berühmtheit entwickelt. Als Alternative zu Zucker findet die Pflanze mittlerweile in vielen Haushalten Verwendung, gerade auch bei Menschen, die Zucker nur schlecht verwerten können. Doch nicht nur in der Küche wird Stevia benutzt, sondern auch als Heilkraut.
Botanischer Name | Stevia rebaudiana |
Pflanzenfamilie | Korbblütler |
Weitere Namen | Honigkraut, Süßkraut |
Aussaatzeit / Pflanzzeit | Februar-April |
Blütezeit | Juni-September |
Erntezeit | Mai-September |
Standort | sonnig, leicht lehmige und durchlässige Böden |
Verwendung als Heilkraut | Bluthochdruck, Sodbrennen, verschiedene Zahnfleischerkrankungen |
Verwendung als Gewürzkraut | zum Süßen von Speisen |
Pflanzenmerkmale und Systematik des Stevia
Herkunft und Vorkommen von Stevia
Stevia hat seinen Ursprung in Südamerika, wo sie den Ureinwohnern in Paraguay wohl bekannt war. Dort wird die Pflanze im Übrigen „caa-hee“ (Honigblatt) genannt. Im Zuge der spanischen Eroberungen wurde das Kraut entdeckt und schließlich nach Europa gebracht.
Im natürlichen Verbreitungsgebiet wächst die Steviapflanze vor allem auf tonig bis schluffigen Böden in eher warm-feuchten Lagen. Wild kann sie heute vor allem in Argentinien, Brasilien und Paraguay gefunden werden.
Heute wird Stevia auf vielen Kontinenten erfolgreich kultiviert. Aufgrund der zunehmenden Nachfrage, finden sich typische Anbaugebiete in vielen Ländern Südamerikas, in Afrika (u.a. Äthiopien) sowie in Asien (z.B. Indien, China, Korea).
Systematik von Stevia rebaudiana
Stevia (Stevia rebaudiana) gehört zur Familie der Korbblütler und damit Vertreter einer sehr kräuterreichen Familie. Zu dieser Familie gehört u.a. der Löwenzahn, die echte Kamille oder dem Olivenkraut. Die Pflanze gehört in der engeren Zuordnung zur Gattung der Stevien, die zwischen dem südlichen Nordamerika über Zentralamerika bis nach Südamerika beheimatet sind. MIt mehr als 250 Arten ist diese Gattung sehr artenreich.
Merkmale von Stevia
Stevia ist eine im ursprünglichen Herkunftsgebiet mehrjähige und frostmeidende Pflanze. Das Kraut erreicht Wuchshöhen zwischen 60 und 100 cm, wobei sie bei uns meistens kleiner wird. Stevia hat flachgründige, kaum verzweigte Wurzeln mit einem nur spärlichen Feinwurzelsystem. Das Kraut ist ein typischer Flachwurzler.
Die auch als Honigkraut bezeichnete Pflanze trägt lange, gezackte, hell- bis dunkelgrüne und durchaus große Blätter (bis zu 5 cm Durchmesser), die sich gegenständig gegenüber stehen. Die Blätter enthalten zahlreiche Drüsen, die den begehrten Süßstoff beinhalten und mit der Zeit nach Außen abgeben. Der Stängel bzw. die Sproßachse der Pflanze ist meist leicht verholzt.
Die Blüten der Pflanze sind cremig weiß und unscheinbar. Die Blütenstände sind endständig, d.h. dass die Steviablüten sich am oberen Ende der Sproßachse befinden. Jeder Blütenkorb kann bis zu 150 Einzelblüten enthalten. Die Pflanze ist ein Windbestäuber.
Nach der Blütezeit, die meist zwischen Juni und September zu erwarten ist, entwickeln sich aus den Blüten typische Achänenfrüchte, die die dunkelbraunen bis fast schwarzen Samen enthalten.
Stevia - Anbau, Aussaat und Pflege
Stevia ist als Alternative zum Zucker mittlerweile vielen bekannt. Aufgrund der besonderen Eigenschaften der Pflanze wird sie mehr und mehr auch in Gärten angebaut. Der Anbau von Stevia ist jedoch gegenüber anderen Kräutern meist etwas schwieriger, da die Pflanze recht anspruchsvoll ist und etwas Pflege benötigt.
Standort: Stevia liebt sonnige und warme Standorte. Optimal sind zudem durchlässige, mittelschwere Böden (etwas lehmig und nicht zu sandig) mit normalen Nährstoffverhältnissen. Staunässe ist grunsätzlich zu vermeiden, da das empfindliche Wurzelsystem sonst Schaden nimmt. Auch sind zu nährstoffreiche Böden zu meiden. Überdüngte Böden sowie handelsübliche Blumenerden setzen der Steviapflanze ein höheres Krankheitsrisiko aus. Zu nährstoffreiche oder dichte Böden sollten daher mit Quarzsand oder Lavasand durchmischt werden.
Aussaat: Stevia lässt sich bei uns auch aus Samen ziehen, allerdings sollte beachtet werden, dass eine Keimtemperatur von mindestens 21 - 22°C benötigt wird. Das Kraut sollte in einer Anzuchtschale mit Anzuchterde vorgezogen werden, wobei das Anzuchtsubstrat eher nährstoffarm sollte. Gut geeignet sind mineralische Anzuchtsubstrate. Da Stevia ein Lichtkeimer ist, sollten die Samen nicht bedeckt werden, sondern lediglich leicht angedrückt und anschließend gut befeuchtet werden. Die Schale sollte dann mit Folie oder Glas an einem warmen Ort aufbewahrt werden. Die Keimlinge erscheinen bei guten Bedingungen bereits nach etwa 8 bis 12 Tagen. Bei der Anzucht sollte etwas auf Vorrat angebaut werden, da es normal ist, dass etwa nur 15 bis 25 Prozent der Samen überhaupt aufgehen.
Werden die Kräuter auf dem Balkon angepflanzt, sollte eine südliche Ausrichtung beachtet werden. Zu wenig Licht lässt die Pflanze ziemlich schnell eingehen. Ebenfalls sollte Wert auf Pflanzgefäße gesetzt werden, die dem Süßkraut Platz zur Entfaltung geben. Da die Pflanze bis zu einem Meter werden kann und kräftige flache Speicherwurzeln ausbildet, sollten großzügige Töpfe gewählt werden, die wenigstens einen Umfang um die 20 cm haben.
Gießen: Die auch als Honigblatt bekannte Pflanze zieht eine eher feuchte Umgebung vor. Daher sollte die Erde niemals vollständig austrocknen. Regelmäßiges Gießen, vor allem an heißen Tagen, ist daher überlebenswichtig. Staunässe sollte jedoch vermieden werden.
Pflege: Insofern die Pflanze gut an Wachstum zugelegt hat, macht ein Umtopfen in ein größeres bzw. breiteres Pflanzgefäß meist Sinn. Stevia benötigt eher breite Töpfe statt tiefe.
Düngen: Mit Düngern sollte eher sparsam umgegangen werden. In der Wachstumsphase reicht es meist völlig aus, etwas Kompost oder einen schwachen NPK-Dünger zuzuführen.
Die Ernte der Stevia-Blätter kann zwischen Mai und September erfolgen. Allerdings haben die Blätter die höchste Süßkraft zu Beginn der Blütezeit.
Überwinterung: Da das Süßkraut frostempfindlich ist, können die Pflanzen nicht im Freien überwintert werden. Die Stevia-Pflanzen sollten an einem hellen Ort, z.B. auf der Fensterbank untergebracht werden (siehe auch Kräuter richtig überwintern).
Stevia und dessen Verwendung
Das im Stevia enthaltende Steviosid ist für den süßlichen Geschmack verantwortlich. Neben zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten in der Küche, wird es in der Volksmedizin auch als Heilkraut genutzt.
Stevia als Küchen- und Würzkraut
Steviablätter schmecken sehr süß. Die Süßkraft gegenüber handelsüblichen Zucker bei gleicher Menge beträgt etwa das 30-fache. Folglich sollte es nicht überdosiert werden, da es sonst einen eher süßlich-bitteren Geschmack entfaltet. Gegenüber Zucker ist der Verzehr von Stevia nahezu kalorienarm, weswegen es auch auf vielen Diätplänen vorzufinden ist.
Stevia wird meistens für Süßspeisen aller Art sowie zur Süßung von Getränken verwendet. In der EU wurde Stevia als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Als Zutat erkennt man Stevia meist als E 960. Traditionell wird es für die Süßung von Matetee verwendet. Da der Süßstoff hitzestabil ist, kann er auch zum Backen und Kochen verwendet werden. Die Blätter sollten am besten mit einem Mörser oder mit einer Kräuterhacke zerkleinert werden, um sie besser portionierbar zu machen.
Besonders wertvoll ist Stevia, neben dem aztekischen Süßkraut, für Menschen, die Schwierigkeiten haben richtigen Zucker zu verwerten (z.B. Diabetiker). Es gibt mittlerweile eine Reihe unterschiedlicher Ersatzprodukte, die allein mit Stevia gesüßt sind.
Die häufigste Frage bei der Verwendung von Stevia ist, welche Menge beim Süßen von Speisen oder Getränken benötigt wird. Hier lässt sich eine kleine Faustformel anwenden, um die Menge abzuschätzen. Etwa 100 Gramm getrocknete Stevia-Blätter oder Steviapulver können etwa 180 Liter Tee süßen. Übrigens: Im Handel erhältliches Steviapulver ist meist deutlich süßer, als getrocknete Steviakräuter.
Stevia als Heilkraut
Hinweis zu medizinischen Inhalten
Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.
Stevia ist der Urbevölkerung Südamerikas schon lange Zeit als Heilkraut bekannt. Dort wurde es bei verschiedenen Beschwerden wie Bluthochdruck, Sodbrennen oder Übergewicht eingesetzt. Hierzu gibt es einige wissenschaftliche Studien, die sich mit diesen Beschwerden auseinandersetzten.
Stevia verfügt über zahlreiche medizinisch nützlichen Eigenschaften. In wissenschaftlichen bzw. klinischen Studien wurde das Kraut auf seine heilkundliche Eignung untersucht und bewertet. Heute lassen sich die Heilwirkungen des Stevias wie folgt zusammenfassen [1]:
- antioxidativ
- antibakteriell
- pilzhemmend
- krebshemmend
- blutdrucksenkend
- entzündungshemmend
Die in Südamerika und teilweise Asien häufig in der Volksmedizin eingesetzte Heilpflanze, soll vor vor allem bei der Behandlung chronischer Erkrankungen nützlich sein. Stevia steht dabei im besonderen Fokus bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und chronischen Nierenerkrankungen zu helfen [1]. Hierzu sind jedoch noch weitere medizinische Studien notwendig, um die genauen Stoffwechselprozesse der zahlreichen Inhaltsstoffe nachvollziehen zu können.
Im Bezug auf die antibakteriellen Eigenschaften von Stevia rebaudiana konnte in Laborversuchen festgestellt werden, dass das Kraut u.a. Staphylokokken sowie so genannte coliforme Keime im Wachstum hemmen kann [2].
Stevia findet unter anderem auch in der Zahnmedizin bzw. in der naturheilkundlichen Zahnpflege Anwendung. Das Kraut soll sich u.a. für Beschwerden wie Zahnfleischbluten, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) oder Karies helfen. Ebenfalls soll es helfen, lästigen Zahnbelag los zu werden. Verantwortlich ist hier der Stoff Steviosid, der auch einen großen Anteil an der Süße hat. Einige Hersteller bieten hierfür bereits Zahnpasten und andere Zahnpflegeprodukte auf Basis von Stevia an.
Nebenwirkungen: In der Vergangenheit gab es Bedenken, dass Stevia erbgutschädigende, mutagene und teilweise krebsstimulierende Eigenschaften aufweise. Hierzu gibt es jedoch mehrere Studien, die dies widerlegen konnten [3]. Relativ gesichert ist, dass Stevia bei häufiger Anwendung das Hungergefühl positiv beeinflussen kann, wodurch häufiger Heißhungerattacken auftreten können.
Stevia kaufen - Was gibt es zu beachten?
Stevia war lange Zeit als Nahrungsmittel nicht zugelassen, was jedoch 2011 durch die EU-Behörden geändert wurde. Hierzu noch ein interessanter Zeitartikel aus 2008, der sich mit dem damaligen Zulassungsverfahren beschäftigt hat. Die EU hat die tägliche Dosis von Stevia auf 4 mg pro kg Körpergewicht reguliert, d.h. eine Person mit 60 kg sollte täglich nicht mehr als 240 Milligramm (0,24 g) Steviaglycosid zu sich nehmen. In Anbetracht der Süßungskraft ist der Verzehr einer solchen Menge jedoch eher unwahrscheinlich.
Beim Kauf von Steviapflanzen sollte beachtet werden, dass die Blätter ein sattes grün und stabile Stängel haben. Instabile Stängel und Blätter mit schwachen Grüntönen sprechen häufig für eine Überdosierung von Düngern. Achten Sie auch auf helle oder weiße Fleckchen an der Unterseiten der Blätter, die auf häufige Stevia Krankheiten wie Mehltau oder weißen Rost hinweisen können.
Wer getrocknetes Steviakraut kaufen möchte, sollte sich absichern, dass die Kräuter in aromaschonenden Verpackungen verstaut sind. Die Preise für getrocknete Steviablätter liegen meist im Bereich zwischen 20 EUR und 35 EUR für 1.000 Gramm. Je nach Anbaumethoden kann die Qualität der Produkte leicht schwanken.
Das süß schmeckende Kraut gibt es auch in Form von Stevia-Pulver. Beim Kauf von Pulver sollte dringend ein Blick auf die Inhaltsstoffe geworfen werden, da einige Hersteller neben Stevia noch normalen Zucker beifügen und diesen als kalorienarmen Zucker verkaufen. Insofern Stevia als Heilkraut angewendet werden soll, sind getrocknete oder frische Blätter dem Pulver immer vorzuziehen. Das Pulver ist lediglich ein Extrakt, wodurch einige der wertvollen Inhaltsstoffe verloren gehen.
Literaturnachweise:
- [1]: Gupta, E. et al. (2013): Nutritional and therapeutic values of Stevia rebaudiana - A review. In: Journal of Medicinal Plants Research, Vol. 7, S. 3343-3354, DOI: 10.5897/JMPR2013.5276
- Gasmalla et al. (2014): Assessment of Microbial Contamination and Refractive Index of Stevia Rebaudiana Bertoni Leaf. In: Joural of Academia and Industrial Research, Vol. 2, S. 538-542
- [3]: Pol, J. (2007): Characterization of Stevia rebaudiana by comprehensive twodimensional liquid chromatography time-of-flight mass spectrometry. In: Journal of Chromatography, Vol. 1150, S. 85-92.