Labkräuter - Besondere Wildpflanzen
Aktualisiert am:
17.02.2022
Wenn wir in der Natur oder in der Stadt umherschweifen, kommen wir häufig an Labkräutern vorbei. Einige von ihnen sind beliebte Gewürzkräuter, andere haben besondere Eigenschaften und kleben. Diese besondere Pflanzengattung ist nicht nur für uns Menschen wichtig, sondern erfüllt auch ganz besondere Aufgaben in der Natur. Grund genug, sich mich diesen besonderen Wildpflanzen einmal ganz genau auseinanderzusetzen.
Labkräuter auf einen Blick
Was haben Labkräuter mit Lab zu tun?
Der wissenschaftliche Gattungsname der Labkräuter lautet Galium, was aus dem Griechischen stammt und Milch bedeutet. Der Name leitet sich von der Eigenschaft ab, dass einige wenige Labkräuter Inhaltsstoffe und Enzyme bilden, durch die Milch zum Gerinnen gebracht werden kann. Diese Eigenschaft nutzt man vor allem zur Herstellung von Käse.
Kann man mit Labkräutern wirklich Käse herstellen?
Das ist tatsächlich möglich, wenn auch deutlich komplizierter, als der übliche Weg. In den meisten Fällen wird Käse heute durch Labenzymen hergestellt, die aus Kälbermägen oder von Mikroben stammt.
Diese Art der Käseherstellung ist bereits seit vielen Jahren bekannt. Schon Pietro Andrea Mattioli, ein italienischer Arzt und Botaniker, erwähnte in seinem Kräuterbuch, dass bereits die alten Römer davon wussten. Er bezog sich konkret auf den römischen Arzt Dioskurides, der im 1. Jahrhundert lebte. Mattioli beschrieb, dass das Kraut in die Milch gelegt wird und die dadurch gerinnt.
Ob das wirklich funktioniert, wurde heute bereits mehrfach getestet. So ist es beispielsweise problemlos möglich, Käseprodukte wie Frischkäse, Quark und auch feste Käsesorten mittels Labkraut herzustellen.
Allerdings ist nicht jedes Labkraut geeignet. Vor allem die bei uns heimisch vorkommenen Wildkräuter Echtes Labkraut oder Kletten-Labkraut enthalten höhere Mengen des Enzyms Chymosin, das für die Gerinnung der Milch verantwortlich ist.
Eine artenreiche Pflanzengattung
Botaniker nehmen heute an, dass es höchstwahrscheinlich bis zu 650 verschiedene Arten aus der Pflanzengattung der Labkräuter gibt. Sämtliche Pflanzen gehören zur großen Pflanzenfamilie der Rötegewächse.
Ein Großteil dieser Pflanzen ist in Europa heimisch. Die meisten Arten finden sich zwischen Skandinavien und den Alpen. Einige Arten sind jedoch auch in Asien bis nach Sibirien und China anzutreffen und dort heimisch. Heute finden sich viele Labkräuter auch in Nordamerika wider. Sie gelten aufgrund ihrer Ausbreitungsfreudigkeit als invasive Arten und werden sogar bekämpft.
Ökologisch von großer Bedeutung
Viele Labkräuter sind sehr wichtig für Insekten. Beispielsweise ernähren sich einige Schrecken wie die Kurzflügelige Beißschrecke von den Blättern.
Ein weiteres Insekt, das z.B. von einigen Labkrautarten abhängig ist, ist das Taubenschwänzchen. Dieser Schmetterling ähnelt einem Kolibri und ist eine gern gesehene Attraktion in Gärten oder auf Wiesen. Das Taubenschwänzchen nutzt Arten wie Echtes Labkraut oder Waldmeister vor allem zur Fortpflanzung. Die Raupen dieser zu den Schwärmern gehörenden Schmetterlingen verputzen größere Mengen der Blätter, um sich schließlich zu verpuppen.
Die wichtigsten Labkräuter vorgestellt
Um einen kleinen Überblick zu bekommen, welche Labkräuter in Mitteleuropa und allem voran in Deutschland so wachsen, stellen wir die wichtigsten vor. Das wichtigste Merkmal aller Labkräuter ist übrigens die markante Blattform. In den meisten Fällen stehen sich fünf einzelne Blätter in einem Quirl gegenüber.
Echtes Labkraut
Echtes Labkraut (Galium verum) zeigt sich im späteren Frühjahr mit seinen goldgelben Blüten. Diese riechen betörend süß nach Honig und locken viele verschiedenen Bienen, Hummeln, Schmetterling und Käfer an, die sich am Nektar der Pflanze laben.
- Wuchshöhe: 15 - 90 cm
- Blütezeit: Mai bis September
- Blütenfarbe: gelb
- Wuchsform: niederliegend bis aufrecht
- Blütenstand: Rispe
- Blattform: nadeförmig, schmal; im Quirl angeordnet
- Standort: sonnig
- Vorkommen: Magerrasen, Halbtrockenrasen, Wegränder
- Lebensdauer: mehrjährig
Kletten-Labkraut
Das Kletten-Labkraut (Galium aparine) wächst als einjährige Pflanze vor allem an Standorten, die reich an Stickstoff sind. Diese Labkrautart entwickelt am Rande ihrer Blätter klettige Drüsenhaare, durch die sie leicht an Stoffen oder Tierhaaren hängen bleiben.
- Wuchshöhe: 15 - 140 cm
- Blütezeit: Mai bis September
- Blütenfarbe: weiß
- Wuchsform: aufrecht, kletternd
- Blütenstand: Traube
- Blattform: ganzrandig, lanzettlich; im Quirl angeordnet
- Standort: sonnig und windgeschützt
- Vorkommen: Ödland, Wegränder, Hecken, Auwälder, Waldränder
- Lebensdauer: einjährig
Moor-Labkraut
Das Moor-Labkraut (Galium uliginosum) findet man in Mitteleuropa vor allem in Flachlandmooren. Die Pflanze erkennt man vor allem an ihren rauen Blättern und zierlichen weißen Blüten. Für Insekten in Mooren ist die Pflanze wichtig.
- Wuchshöhe: 10 - 60 cm
- Blütezeit: Mai bis September
- Blütenfarbe: weiß
- Wuchsform: aufrecht
- Blütenstand: Rispe
- Blattform: spitz-lanzettlich, leicht rau
- Standort: halbschattig
- Vorkommen: Flachmoore und selten Feuchtwiesen
- Lebensdauer: mehrjährig
Rundblättriges Labkraut
Das Rundblättrige Labkraut (Galium rotundifolia) ist der Zwerg unter den Labkräutern. Diese Pflanze besiedelt vor allem frische Standorte und mag als Spezialist vor allem schattige Lagen. Rundblättriges Labkraut wächst meist in Wäldern, die aus Tannen oder Fichten bestehen.
- Wuchshöhe: 10 - 30 cm
- Blütezeit: Juni bis September
- Blütenfarbe: weiß bis grünlich
- Wuchsform: locker aufsteigend
- Blütenstand: Thyrse
- Blattform: eiförmig bis elliptisch
- Standort: schattig
- Vorkommen: meist Nadelwälder, selten Buchenwälder, Waldlichtungen, Waldränder
- Lebensdauer: mehrjährig
Waldmeister
Er ist der große Star unter den Labkräutern: Der Waldmeister oder Wohlriechendes Labkraut (Galium odoratum). Die aromatischen Blättern enthalten Cumarine, die für den angenehm frischen, aber auch leicht bitteren Geschmack verantwortlich sind. Waldmeister ist ein Frühblüher.
- Wuchshöhe: 10 - 50 cm
- Blütezeit: April bis Juni
- Blütenfarbe: weiß
- Wuchsform: aufrecht bis kriechend
- Blütenstand: Dolde
- Blattform: lanzettlich; in Quirlen angeordnet
- Standort: halbschattig bis schattig
- Vorkommen: Laubwälder, Waldlichtungen, Gebüsche, Waldränder
- Lebensdauer: mehrjährig
Wald-Labkraut
Das Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) ist etwas graziler als viele seiner Verwandten und bevorzugt halbschattige Standorte in Wäldern oder Waldrändern. Wald-Labkraut blüht meist relativ kurz zwischen Juni und August und bildet kleine zierliche Blüten.
- Wuchshöhe: 50 - 120 cm
- Blütezeit: Juni bis August
- Blütenfarbe: weiß
- Wuchsform: aufrecht
- Blütenstand: Rispe
- Blattform: ganzrandig, lanzettlich; in Quirlen und Wirteln angeordnet
- Standort: halbschattig
- Vorkommen: Wälder, Waldlichtungen, Gebüsche, Waldränder
- Lebensdauer: mehrjährig
Weißes Labkraut
Das Weiße Labkraut (Galium album) ist der hungrige Vertreter der Labkräuter und besiedelt vor allem Standorte mit nährstoffreichen Böden. Die Pflanze ist auf Bestäuber wie Fliegen oder Schwebfliegen angewiesen und wird oft von Raupen als Futterpflanze heimgesucht.
- Wuchshöhe: 30 - 110 cm
- Blütezeit: Juni bis September
- Blütenfarbe: weiß
- Wuchsform:aufsteigend, niederliegend
- Blütenstand: Thyrse
- Blattform: lineal mit schmaler Blattspitze
- Standort: sonnig
- Vorkommen: lichte Eichenwälder, Wegränder, nährstoffreiche Wiesen, selten in Brachflächen
- Lebensdauer: mehrjährig
Weiterführende Links und verwendete Quellen
- Bayrischer Rundfunk (2017): Labkraut - Alternative zur Käseherstellung. Online zuletzt aufgerufen am 14.02.2022