Gefingerter Lerchensporn

Corydalis solida
Gefingerter Lerchensporn - Pflanze

Der Gefingerte Lerchensporn ist eine krautige Pflanze, die ihre schönen Blüten zeitig im Frühjahr zeigt. Die einheimische Wildpflanze findet man meist in großer Zahl an feuchten und schattigen Lagen. Das markante Erdrauchgewächs enthält zahlreiche Alkaloide und ist giftig. Früher wurde der Lerchenspor als Beruhigungs- und Narkosemittel verwendet. Heute ist sie meist nur noch als Zierpflanze von Interesse.

Herkunft und Einordnung des Gefingerten Lerchenspors

Herkunft und Vorkommen

Gefingerter Lerchensporn ist eine einheimische Pflanze, die vor allem in Mittel- bis Nordeuropa wächst. Vereinzelte Pflanzen findet man bis nach Westasien. Dort wo sie vorkommen, wachsen sie meist in größerer Zahl. Ansonsten ist die Pflanze mit ihren zierlich gezeichneten Blüten eher selten anzutreffen.

Häufige Fundstellen feuchtere Waldränder, lichtere Laubwälder, halbschattige Wegränder oder Auwälder. Gefingerter Lerchensporn liebt vor allem lockere, eher feuchte und wenig sandige Böden.

Systematik von Corydalis solida

Der Gefingerte Lerchensporn wird botanisch als Corydalis solida bezeichnet. Er gehört zur Pflanzenfamilie der Mohngewächse und wird kleinteilig in die Unterfamilie der Erdrauchgewächse eingeteilt. Die Pflanze ist damit nah verwandt mit Gewöhnlichen Erdrauch sowie entfernter verwandt mit dem Klatschmohn.

Zusammen mit anderen Lerchenspornarten bildet die Pflanze die Gattung der Lerchensporne. Hier sind mehr als 350 unterschiedliche Arten bekannt, die meist in Zentral- und Ostasien oder Osteuropa heimisch sind. Bekannte einheimische Vertreter sind der Hohe Lerchensporn sowie der Mittlere Lerchensporn.

Gefingerter Lerchensporn erkennen und bestimmen - Merkmale

Der Gefingerte Lerchensponr ist eine mehrjährige und eher niedrigwachsende Pflanze. Sie erreicht Wuchshöhen zwischen 10 und 30 Zentimeter. Dort wo sie wächst, bilden sich innerhalb weniger Jahre oft größere Bestände aus. Die Pflanze wächst dort in der Regel in Horsten.

Blätter

Die Blätter des Gefingerten Lerchensporns sind sehr charakteristisch. Wie der Name es bereits vermuten lässt, erinnern die Laubblätter an Finger. Ein ganzes Blatt besteht aus zwei oder mehr getrennten Blättchen, die zwei oder drei gefingerte Einkerbungen haben. Die Blätter selbst sind ganzrandig und nicht gesägt.

Blätter vom Gefingerten Lerchensporn
Die Blätter des Gefingerten Lerchensporn erinnern an eine grüne Hand mit Fingern

Am unteren Ende des Stängels finden sich feine Schuppenblätter. Diese dienen oft zur Unterscheidung mit dem öfter vorkommenden Hohlen Lerchensporn. Die Blätter selbst können eine Länge von bis zu 8 Zentimetern erreichen.

Blüten

Der Gefingerte Lerchensporn ist ein typischer Frühblüher. Die meist purpurnen Blüten sind in der Regel von Ende März bis Mitte Mai zu bestaunen. Die Blüten selbst werden etwa 1,5 bis 2 cm lang und bestehen aus vier Blütenblättern, zwei Kelchblättern und sechs Staubblättern. Das oberste Blütenblatt trägt einen Sport, der bis zu 1 cm lang ist.

Blätter vom Gefingerten Lerchensporn
Im Frühjahr zeigen sich die oft purpurnen länglichen Blüten

Die Blüten selbst sitzen in traubigen Blütenständen. An einer Blütentraube können bis zu 20 Einzelblüten wachsen.

Früchte und Samen

Die Fruchtreife setzt ab Juni ein. Aus den Blüten entwickeln sich bis zu 2,5 cm lange Kapselfrüchte, die eine typische Schotenform haben. In jeder Schote sitzen mehrere dunkle Samen, die eine nierenähnliche Form haben. Die Samen enthalten kleine weißliche Eiweißreste (Elaiosomen), die für die Ausbreitung des Gefingerten Lerchensporns wichtig sind. Die Samen werden von Ameisen ausgebreitet.

Gefingerter Lerchensporn im Garten und auf dem Balkon

Allgemeine Hinweise zum Anpflanzen auf einen Blick:

  • Keimtyp: Kaltkeimer
  • Boden: eher feucht und lockere Böden
  • Standort: schattig bis halbschattig
  • Wasserbedarf: mäßig bis erhöht
  • Nährstoffbedarf: leicht erhöht
  • Vermehrung: Selbstaussaat, Teilung
  • Aussaatzeit: ab August im Freiland
  • Frosttoleranz: bis -30 °C

Standort

Der richtige Standort ist enorm wichtig, um den Gefingerten Lerchensporn erfolgreich anpflanzen zu können. Der Boden sollte nach Möglichkeit gut Feuchtigkeit speichern können, locker und luftig sein und etwas nährstoffreich sein. Humose Böden werden bevorzugt, während sandige Böden gemieden werden.

Als Platz sollte ein schattiger bis halbschattiger Platz gewählt werden. Gute Standorte sind in der Nähe oder unter Laubbäumen, insofern diese nur selten dem Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Pflege

Heimische Lerchensporne ziehen sich im Sommer als Knolle im Boden zurück. Wichtig ist, dass die Knolle weiterhin mit Wasser bzw. Feuchtigkeit versorgt wird. Achten Sie daher darauf, dass die ersten 20 Zentimeter des Bodens auch in den Sommer- und Herbstmonaten gut feucht sind. Längere Trockenphasen überstehen die Knollen in der Regel nicht, so dass die Pflanze stirbt.

Düngen und Gießen

Als Pflanze mit erhöhtem Wasser- und Nährstoffbedarf ist regelmäßiges Gießen und Düngen wichtig. Bleibt das Frühjahr relativ trocken, sollte der Boden ein bis zwei Mal in der Woche ausgiebig mit Wasser versorgt werden. Gedüngt wird das Erdrauchgewächs am besten kurz vor der Blüte sowie ab Juni, wenn der Lerchensporn verblüht ist.

Verwendung des Gefingerten Lerchensporn

Aufgrund seiner Giftigkeit hat der Gefingerte Lerchensporn keine traditionelle Anwendung als Heil- oder Gewürzkraut.

Verwendung als Medizinalpflanze

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

In der frühen Neuzeit wurden der Gefingerte Lerchensporn sowie andere Lerchenspornarten als Beruhigungsmittel verwendet. Die Pflanze enthält zahlreiche Alkaloide, die eine beruhigende und entzündungshemmende Wirkung zeigen können. Allerdings wird die Pflanze heute aufgrund ihrer Giftigkeit nicht mehr verwendet.

Teilweise wird die Lerchenspornart noch heute in der Traditionellen Chinesischen Medizin als Schmerzmittel verwendet. Genutzt wird jedoch ausschließlich die Wurzelknolle.

Von einer eigenständigen Nutzung der Pflanze wird jedoch strikt abgeraten.

Giftigkeit und Inhaltsstoffe

Gefingerter Lerchensporn enthält zahlreiche Alkaloide. Besondere Bedeutung hat der Stoff Bulbocapnin, der auch in vielen anderen Erdrauchgewächsen gebildet wird. Dieses Alkaloid wirkt direkt auf das Muskelsystem ein und hat eine lähmende Wirkung. Bulbocapnin hat zum Teil auch eine Bedeutung für die Herstellung von Medikamente, die Tremor und Muskelzittern lindern können.

Insgesamt sind 20 verschiedene Alkaloide bekannt, die zur Gruppe der Isochinolin-Alkaloide zählen. Einige davon sind imstande, Schmerzen zu lindern oder den Blutdruck zu senken.

Aufgrund der Giftigkeit der Alkaloide darf Gefingerter Lerchensporn keinesfalls eingenommen werden. Bereits geringe Mengen, die unkontrolliert eingenommen werden, können irreversible Schäden am Organismus anrichten.

Verwendung als Zierpflanze

Eine recht große Bedeutung hat der Lerchensporn als Zierpflanze. Vor allem als Bodendecker zur Frühlingszeit wird die Art gern in Parks oder im Garten kultiviert. Vorteil des schönen Erdrauchgewächs ist, das frühe Insekten durch den Anbau der Pflanze eine gute Nahrungsquelle erhalten.

Ökologie und Gefingerter Lerchensporn

Schutz und Gefährdung

Die Bestände des Gefingerten Lerchensporn sind in ihren üblichen Ausbreitungsgebieten relativ stabil. Ein leichter Rückgang über die letzten Jahre ist jedoch festzustellen. Laut Bundesartenschutzverordnung ist das Erdrauchgewächs nicht gefährdet. In einigen Bundesländern wie Sachsen und Niedersachsen wird die Pflanze jedoch bereits als gefährdet eingestuft. Um die vorhandenen Bestände stabil zu halten, sollte auf ein Sammeln verzichtet werden.

Gefingerten Lerchensporn am Wegrand
Gefingerter Lerchensporn bildet Horste mit mehreren Pflanzen aus

Ökologischer Wert für Insekten

Für einige Insekten wie dem Zitronenfalter, einigen Weißlingen sowie dem Schwarzen Apollofalter ist der Lerchensporn eine wichtige Nahrungsquelle. Während Zitronenfalter und Weißlinge vorrangig an den Pollen und am Nektar interessiert sind, nutzen die Raupen des Schwarzen Apollofalter die gesamte Pflanze als Nahrung. Diese Apollofalterart ist vielerorts vom Aussterben bedroht und auf einige Lerchensporarten angewiesen.

Außerdem fliegen einige Wildbienen wie die Gehörnte Mauerbiene oder die Gemeine Pelzbiene gern die Pflanze an.

Botanische Zugehörigkeit von Gefingerter Lerchensporn
Familie:Mohngewächse
Gattung:Lerchensporne
Name der Art:Corydalis solida

Fotos und Bilder

Häufige Fragen

Kann man den Gefingerten Lerchensporn essen?

Der Gefingerte Lerchensporn ist eine giftige Pflanze und enthält in allen Pflanzenteilen wirksame Alkaloide. Die Pflanze darf daher auf keinen Fall gegessen werden.

Wann blüht der Gefingerte Lerchensporn?

Die Blütezeit des Gefingerten Lerchensporns beginnt im zeitigen Frühjahr ab Ende März und dauert bis in den Mai hinein.

Ist der Gefingerte Lerchensporn eine Heilpflanze?

In der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion spielt Corydalis solida keine Rolle als Heilpflanze. Früher nutzte man die Pflanze als Beruhigungs- oder Schlafmittel. Einzig in der Chinesischen Medizin wird das Erdrauchgewächs noch gelegentlich als Schmerzmittel eingesetzt. Einige der enthaltenen Inhaltsstoffe sind jedoch giftig.

       

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Unsere aktuelle Kräuterbuch-Empfehlung
Buch: Essbare Wildpflanzen

Essbare Wildpflanzen: 200 Arten bestimmen und verwenden

Das Buch über essbare Wildpflanzen von Guido Fleischhauer ist das Standardwerk über alle bekannten Wildkräuter. Auf 256 Seiten enthält man viele Informationen zur Bestimmung, Verwendung und mögliche Verwechslungen.

Zum Angebot