Tipps zum Sammeln von Kräutern

Wildkräuter sind wieder stark in Mode kommen. Viele Menschen schätzen die vitaminreichen Pflanzen als gesunde Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung. Andere erfreuen sich an einem schönen Wildblumenstrauß. Orte zum Sammeln von Kräutern gibt es viele. Vor allem in den Frühjahrs- und Sommermonaten ist das Kräuterangebot auf unseren Wiesen und Wegrändern üppig. Beim Sammeln von Kräutern und anderen Wildpflanzen sollten jedoch einige Tipps und Hinweise beherzigt werden. Hierzu zählen u.a. die Standorte, wo Kräuter gefunden werden können, aber auch wichtige Hinweise, wie Verwechslungsgefahren oder allgemeine Regeln zum Sammeln.

Inhaltsverzeichnis

Hinweise zum Kräuter sammeln

Pflanzen- und Naturführer

Das Sammeln von Kräutern treibt viele Menschen in Wald und Wiese. Wer jedoch unerfahren ist, sollte sich eine Hilfsmittel in Form von Büchern oder Apps holen. Es gibt einige gute Naturführer oder Pflanzenführer, die alle wichtigen bekannten Wildkräuter anhand ihrer Merkmale beschreiben. Gerade junge Kräuter ohne Blüte sind beispielsweise recht tückisch und für Anfänger nicht immer eindeutig zu bestimmen. Einige hervorragende Küchen- und Heilkräuter sehen einigen Giftpflanzen zum Verwechseln ähnlich. Ein bekanntes Beispiel ist die Verwechslung von Bärlauch mit dem Maiglöckchen.

Verwechslungsgefahren Kräuter
Rechts: Bekannte Kräuter, die häufig in der Küche Verwendung finden; Links: Ihre stark giftigen Doppelgänger.

Es gibt einige gute Bestimmungsführer, die neben einer sicheren Pflanzenbeschreibung auch gutes Bildmaterial mitliefern. Ein guter Einstieg in die Welt der Pflanzenbestimmung gibt es in unserem Artikel Wildkräuter und Heilkräuter richtig bestimmen.

Gerade Einsteiger oder Gelegenheitssammler sollten einen Pflanzenführer mit Farbfotos und einer guten Pflanzenbeschreibung der Blätter und Blüten bei sich führen. Eine sinnvolle Ergänzung sind zudem Apps zur Pflanzenbestimmung. Hier können Fotos von Blüten und Blättern gemacht werden, die die App dann in einer Datenbank auswertet und im besten Fall eine genaue Beschreibung der Pflanzenart liefert. Solche Apps sind eine grundsätzlich eine echte Bereicherung für das Sammeln von Kräutern.

Orte zum Sammeln von Kräutern

Wildkräuter wachsen an vielen verschiedenen Orten. Oft aufgesuchte Sammelstellen sind z.B.

  • Wiesen: Eine naturnahe Trocken- oder Feuchtwiese ist ein optimaler Standort für Wildkräuter. Oft finden sich hier z.B. Löwenzahn, Spitzwegerich, Schafgarbe oder auch Rotklee.
  • Waldränder: Oft sind die Ränder von Wälder halbschattig oder sogar sonnendurchflutet. Je nachdem, wie feucht der Boden ist, findet man hier oft Brennnesseln, Beinwell oder Kletten-Labkraut.
  • Wegränder und Straßenränder: In Städten und Dörfern wachsen Wegränder oft das ganze Jahr über und werden nur selten gemäht. Bekannte Wildkräuter wie Wegwarte, Wilde Möhre oder Goldrute können dort gesammelt werden.
  • schattige Laubwälder: Vor allem im Frühjahr findet man in Laubwäldern schattenliebende Pflanzen wie Bärlauch, Knoblauchsrauke oder Minze.
  • Ufer von Flüssen oder Seen: An Feuchtgebieten oder am Rand von Wasserflächen findet man viele Wildkräuter, die auf eine ständige Wasserversorgung angewiesen sind. Bekannte Vertreter sind beispielsweise das Mädesüß oder der Baldrian.
  • Blühstreifen an landwirtschaftlichen Feldern: Landwirtschaftsflächen werden oft am Rand mit Wildkräutern begrünt. Oft finden sich hier Kornblumen, Kamille oder Klatschmohn.
Wildkräuter an einem Kornfeld
Nachhaltig bewirtschaftete Landwirtschaftsflächen beheimaten viele bekannte Wildkräuterarten an ihren Rändern

Auch wenn Wildkräuter praktisch überall wachsen, sollten einige Überlegungen über den Sammelort angestellt werden. An vielbefahrenen Straßen verbietet es sich eigentlich von selbst auf Kräuterexkursion zu gehen, da die durch Abgase entstehenden Schadstoffe (z.B. polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) auch lokal auf die Pflanzen und Böden einwirken. Wer in größeren Städten lebt, sollte auch auf das Sammeln in gut besuchten Parkanlagen verzichten. Weitere Tipps hierzu gibt es in unserem Artikel Wildkräuter in der Stadt.

Optimal sind immer natürlich oder naturnahe Orte, wie Waldränder, Auen, Wiesen, Ränder landwirtschaftlicher Felder oder Flächen, die nicht allzu sehr unter menschlichen Einfluss stehen und mit Schadstoffen belastet sind.

Auf Artenschutz und Naturschutz achten

Wer Wildkräuter sammelt, kommt hautnah mit der Natur in Berührung und kann atemberaubende Erlebnisse sammeln. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, diese natürlichen Räume nicht mit Unrat oder Müll zu beschmutzen. Auch sollten die vorhandenen Pflanzen immer nur in Maßen gepflückt werden. Es bringt niemanden etwas, wenn reihenweise Kräuter abgeerntet werden und diese sich nicht mehr vermehren können.

Das Sammeln von Wildkräutern in Naturschutzgebieten oder geschützten Wäldern ist zudem vollkommen tabu. Wer von einem Revierförster oder einem Mitarbeiter angetroffen wird, wie er Pflanzen oder Pflanzenteile entnimmt, muss mit hohen Bußgeldern rechnen.

Außerdem ist zwingend auf Artenschutz zu achten. Einige Wildkräuter stehen auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Informationen über den Schutzstatus erhält mit oft in Pflanzenführer, aber auch in Apps wie z.B. Flora Incognita. Farbenfrohe Wildkräuter wie der Echte Frauenspiegel, Arnika oder die Kleinblütige Malve sehen als Wildkräuterstrauß sicher schön aus, dürfen aber nicht gesammelt werden. Diese Arten sind streng geschützt.

Geschützte Wildkräuter dürfen nicht gesammelt werden

Es es gut, dass in Deutschland der Schutz gefährdeter Arten einen größeren Stellenwert gewonnen hat. Gemäß der Bundesartenschutzverordnung drohen hohe Bußgelder, wenn geschützte Arten geschädigt oder komplett ausgerissen werden.

Bitte achten Sie nicht nur aufgrund der Gesetzeslage darauf, was Sie entnehmen sondern auch aus Naturschutzgründen. Entfernt man bestimmte geschützte Pflanzen, finden oft auch einige spezialisierte Insekten keine Nahrung mehr und sterben.

Ein bekanntes Beispiel ist der Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Dieser ist für seinen Fortbestand auf den Großen Wiesenknopf angewiesen, auf den der Bläuling seine Eier legt. Verschwindet der Große Wiesenknopf, verschwindet auch der Bläuling. Dies hat u.a. erhebliche Einflüsse auf das lokale Ökosystem, da der Bläuling wiederum - durch seine gefrässigen Raupen - den Bestand an Ameisen in Schach hält.

Ernte und Erntemenge

Bei der Ernte empfiehlt es sich, nie die ganze Pflanze zu entfernen, sondern immer nur Teile. Insofern nur wenige Kräuter einer Art vor Ort aufzufinden sind, sollte niemals die komplette Pflanze entnommen werden. Es sollte wenigstens darauf geachtet werden, dass das Wurzelwerk des Heilkrauts noch im Boden bleibt. Ausnahmen bilden häufige Kräuter, deren Wurzelwerk interessant ist. Hierzu zählt z.B. die Wilde Möhre.

Beim Sammeln und Ernten dürfen zudem immer nur kleine Mengen entnommen werden. Auch hier ist im Bundesnaturschutzgesetz geregelt, dass man nur soviel sammeln darf, wie man auch verbrauchen kann. Als Faustregel wird hier die Menge definiert, die in eine Hand passt.

Zeitpunkt

Auch wenn sich viele Kräuter viele Monate im Jahr zeigen, gibt es für das ein oder andere Kraut spezifische Zeitpunkte, wann man sie sammeln sollte. Wer Kräuter für Wildkräutersalate oder Wildgemüse finden möchte, der erhält in den Frühjahrsmonaten meist die aromatischen Teile der Pflanze. Junge Löwenzahnblätter schmecken bedeutend besser als die älteren, die deutlich bitterer schmecken. Wer allerdings Löwenzahn eher als Heilkraut, z.B. gegen Verdauungsbeschwerden, nutzen möchte, sollte eher in den frühen Sommermonaten bzw. zur Zeit der Blüte ernten.

Diese Wildkräuter sammelt man am besten im Frühling
  • Bärlauch: Zwischen März und April schmecken die Blätter am aromatischsten; nach der Blüte wird der Geschmack deutlich milder
  • Knoblauchsrauke (Blätter): Den knoblauchartigen Geschmack der Blätter kann man am Besten genießen, wenn die Blätter zwischen April und Mai geerntet werden
  • Giersch: Die jungen Blätter des Gierschs schmecken milder und angenehmer
  • Brennnessel: Brennnesseln verändern die Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe über das Jahr. Im Frühjahr haben junge Brennnesselblätter einen spinatähnlichen und leicht lieblichen Geschmack.
  • Gundermann: Die feinen Blätter des Gundermanns schmecken am besten, wenn man sie im Frühjahr bis etwa Mitte Mai erntet.

Für den richtigen Zeitpunkt empfiehlt es sich immer etwas über die Lebensumstände des jeweiligen Krautes zu wissen. Viele Kräuterbücher enthalten zudem Hinweise, wann der beste Zeitpunkt der Ernte ist. Generell lassen sich die Sinne jedoch immer auch selbst schärfen, wenn die Kräuter einfach probiert werden.

       

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Kommentare zum Thema

Michaela Pawellek hat am 09.07.2021 um 18:31 Uhr geschrieben

Hallo Herr Purle,
ein großes Kompliment für Sie und Ihr "Kräuterbuch"! Es steckt enorm viel Wissen drin und lässt sich gut lesen.
Können Sie mir eine Frage zur Wilden Möhre beantworten?
Man kann von Herbst bis Frühling die weißen Wurzeln von wilden Möhren, die noch nicht geblüht haben, ernten und kochen. Im nächsten Jahr, nach der Blüte, sind die Wurzeln verholzt.
Wenn sie blühen, erkenne ich sie leicht. Wie kann ich sie aber ohne Blüte sicher vom Schierling unterscheiden? Die Blätter sehen ähnlich aus, habe ich hier eben gesehen. Haben Schierlingswurzeln vielleicht eine andere Farbe?

kraeuter-buch.de hat am 23.07.2021 um 11:46 Uhr geschrieben

Danke für das Kompliment Frau Pawellek.

Gern möchte ich kurz auf Ihre Frage eingehen. Zunächst gebe ich Ihnen recht. Ohne Blüte ist es nicht immer leicht, Wilde Möhre von anderen giftigen Doldenblütlern wie dem Gefleckten Schierling zu unterscheiden. Die Gefahr wird meist umso größer, wenn die Pflanzen etwas jünger sind.

Es gibt jedoch ein paar Merkmale, von denen man beide Pflanze recht gut unterscheiden kann:
- Geruch: Schierling hat oft einen unangenehmen Geruch, der an Urin erinnert. Wilde Möhre hingegen riecht meist eher angenehm und frisch
- Behaarung: Blätter und Stängel der Wilden Möhre sind behaart, die des Gefleckten Schierlings sind kahl
- Stängel: Beim Schierling findet man oft kleine Flecken am Stängel (namensgebend), bei der Wilden Möhre ist der gesamte Stängel grün, außerdem ist der Stängel des Schierlings hohl
- Blätter: Schierling ist in der Regel dunkelgrün, während Wilde Möhre eher hellgrüne und deutlich feinere Fiederblätter ausbildet

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar Unterscheidungsmerkmale mit auf den Weg geben. Um eine Sicherheit reinzubekommen, empfehle ich, die blühenden Pflanzen einmal umfassend zu fotografieren und sie dann nebeneinander zu legen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei Kräutersammeln. Bleiben Sie gesund.

Viele Grüße,
Torsten Purle


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