Schwedenkräuter - Hausmittel für die Gesundheit

Dass viele Kräuter gegen viele Krankheiten und Beschwerden helfen können, ist hinlänglich bekannt. Im späten 17. Jahrhundert wurde allerdings eine Rezeptur mit Kräutern veröffentlicht, die als Universalarznei gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden eingesetzt werden kann: die Schwedenkräuter. Auch heute ist die Anwendung und Verwendung der Schwedenkräuter wieder sehr in Mode gekommen. In vielen Darreichungsformen, Läden und auch bei Online-Händlern lassen sich Schwedenkräuter, der mitunter auch als Schwedenbitter bezeichnet wird, kaufen.

Schwedenkräuter - Eine besondere Kräutermischung

Geschichte der Schwedenkräuter

Die „Erfindung“ der Schwedenkräuter geht auf Dr. Claus Samst und Dr. Urban Hjärne zurück, zwei Ärzten aus Schweden, die im 17. und 18. Jahrhundert lebten. Beide arbeiteten jedoch unabhängig voneinander. Wer von den beiden letztendlich derjenige war, der als Erfinder gilt, ist heute schwer herauszufinden.

Unahbängig davon ist jedoch davon auszugehen, dass die Schweden die Rezeptur lediglich etwas angepasst haben. In älteren Kräuterbüchern lassen sich teilweise ähnliche Kräutermischungen erkennen. Beispielsweise finden sich im Kräuterbuch von Johann Popp (1629) Rezepte von Paracelsus (Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim), die viele der heute verwendeten Kräuter verwenden. Ein auf Bitterstoffen basierendes Elixier gab es demnach schon deutlich früher.

Paracelsus Schwedenbitter
Darstellung von Theophrastus Bombastus von Hohenheim (Paracelsus)
Johann Popp - Rezeptauszug
Rezeptauszug: Johann Popp (Thesaurus medicinae oder chymischer Artzney-Schatz: 1629)

Wer war Dr. Urban Hjärne

Urban Hjärne wurde 1641 als Sohn des Pfarrers Erlandus Jonæ Hiærne und Christina Tomasdotter Schmidt in der schwedischen Provinz Ingermansland geboren. Die Pest, die auch vor Schweden nicht halt machte, zwang Hjärne sein Leben neu zu ordnen. Er entschied sich für ein Studium der Medizin und Geologie, welches er 1658 in Uppsala abschloss.

Die Berufsbezeichnung des Arztes hatte er erst viele Jahre später inne. Überliefert ist das Jahr 1670. Bekannt ist, dass Hjärne u.a. Deutschland und Frankreich bereiste und als Arzt mehrere Jahre in Paris sesshaft wurde. 1674 kehrte er nach Schweden zurück, wo er u.a. als Gelehrter und Arzt weiter arbeitete, aber auch administrative Aufgaben übernahm. Er war längere Zeit Mitglied eines Untersuchungsausschusses im Rahmen der Inquisition. Hier hatte er jedoch eine liberale Einstellung und brachte sogar wichtige Verantwortliche dazu, die schrecklichen Prozesse einzustellen.

1678 hat im Rahmen einer Exkursion eine Mineralquelle gefunden, die er wissenschaftlich untersuchte und auch zur Herstellung von Arzneien gebrauchte. Der Quelle, die sich in der Nähe der Stadt Motala in Südschweden befindet, wurde zu einer regelrechten Attraktion. In der darauffolgenden Zeit experimentierte er an zahlreichen Arzneien und erfand ein Elixier, das zahlreiche bitterstoffhaltige Pflanzen enthielt. Dieses bezeichnete er als Elexir amarum Hjärneri und vermarketete es mit staatlicher Erlaubnis 1692 zunächst in Schweden.

Lange Zeit waren Schwedenkräuter kaum in Mitteleuropa bekannt. Die österreichisches Kräuterkundlerin Maria Treben (1907 - 1991) studierte jedoch die Aufzeichnungen von Hjärne und machte das Elixir unter dem Namen Schwedenbitter bekannt.

Die Zutaten des Schwedenbitters

Im Vergleich zu vielen anderen Kräutern werden Schwedenkräuter nicht als Tee eingenommen oder gegessen, sondern als alkoholischer Auszug verwendet. Das Elixier wird heute sowohl äußerlich als auch innerlich genutzt. Den Schwedenbitter erhält man als fertige Mischung in Apotheken, Reformhäusern und teilweise auch im Naturkostladen. Zum Angebot stehen zwei Versionen: die kleinen und großen Schwedenkräuter.

Der Unterschied beider Mischungen liegt in der Zusammensetzung bzw. bei der Auswahl der verwendeten Kräuter. Der kleine Schwedenbitter arbeitet im Original mit

  • Aloe vera
  • Myrrhe
  • Safran
  • Sennesblättern
  • Kampfer
  • Rhabarberwurzel
  • Zittwerwurzel
  • Manna
  • Theriak
  • Eberwurzwurzel und
  • Angelikawurzel

Der große Schwedenbitter wird zudem um folgende Kräuter bzw. Zutaten ergänzt:

  • Enzianwurzel
  • Tormentill (Blutwurz)
  • Muskat
  • Kalmus
  • Diptamwurzel
  • Tonerde und
  • Bibergeil


Bibergeil ist übrigens ein Sekret, das in den Drüsensäcken von Bibern gebildet wird. Es ist auch heute noch in Apotheken unter dem Namen Castoreum canadense zu finden.

Exkurs: So werden Schwedenkräuter hergestellt

Damit die getrocknete Kräutermischung verwendet werden kann, müssen die Schwedenkräuter mit Alkohol versetzt werden. Aus diesem entsteht dann ein alkoholischer Auszug, den man als Extrakt bezeichnet. Die getrockneten Kräuter sowie die anderen Zutaten werden in einem verschließbaren Gefäß mit hochprozentigem Alkohol übergossen und gut durchgeschüttelt. Anschließend zieht die Mischung an einem sonnigen Platz für 14 Tage durch, wird aber jeden Tag durch Schütteln bewegt. Das Schütteln ist notwendig, um die Ausbeute der Extraktion zu erhöhen.

Nach Ablauf der zwei Wochen wird der Auszug filtriert und die klare Flüssigkeit am besten in lichtundurchlässige Braunglasflaschen abgefüllt. Bequemer und mit weniger Aufwand verbunden sind bereits „fertige“ Schwedenbitter, die es als Auszug zu kaufen gibt.

>

Gegen was helfen Schwedenkräuter?

Die Anwendungsgebiete der Schwedenkräuter sind sehr vielfältig, weshalb die Schwedenkräuter in der Naturheilkunde geschätzt werden. Unter anderem kommt der Schwedenbitter - wie der alkoholische Auszug genannt wird - bei folgenden Krankheiten und Beschweden zum Einsatz:

  • Magen- und Darmbeschwerden (Verstopfung, Durchfall, Magenkrämpfe, Entzündungen, Blähungen, Völlegefühl nac deftigen Mahlzeiten, Appetitlosigkeit)
  • Erkältungen
  • Schnupfen
  • Nebenhöhlenentzündungen
  • Halsschmerzen
  • Husten und Asthma
  • Muskelzerrungen
  • Verstauchungen und Prellungen
  • Menstruationsschmerzen
  • äußerlichen kleineren Hautverletzungen (Sonnenbrand, Verbrennungen mit heißem Wasser)
  • Ekzemen
  • Herpes
  • Warzen
  • Pickeln
  • Kopfschmerzen
  • Hämorrhoiden

Wann sollte Schwedenbitter nicht eingenommen werden

Schwedenkräuter bestehen zwar aus natürlichen Zutaten, dennoch sollte man sie nur mit Bedacht einnehmen. Alkoholiker und Schwangere sollten vom Gebrauch des Gebräus wegen dem Alkohol absehen, Kinder ebenso. Außerdem sollte sichergestellt sein, dass keine Allergie gegen eine der aufgeführten Zutaten vorliegt. Bei der äußerlichen Anwendung auf der Haut wird empfohlen, die Haut wegen der austrocknenden Wirkung des Alkohols die betreffenden Hautareale zuvor mit einer Fettcreme einzureiben. Generell wird der Schwedenbitter nur selten pur verwendet, vielmehr wird der Kräuterauszug in Getränke eingerührt oder mit Wasser verdünnt.

Das Geheimnis hinter den Schwedenkräutern

Der Name Schwedenkräuter ist etwas irreführend. Bei Schwedenkräutern handelt es sich nicht um Kräuter, die nur in Schweden heimisch sind. Der Name ist den oben genannten Erfindern zu verdanken.

Pflanzliche Inhaltsstoffe des Schwedenbitters

Der Geschmack von Schwedenkräutern ist bitter, daher auch die andere Bezeichnung Schwedenbitter. Bitter sind Schwedenkräuter deshalb, weil viele der verwendeten Kräuter dieser Mischung über einen hohen Anteil an Bitterstoffen, verfügen, die vor allem dafür bekannt sind, die Produktion von Magen- und Gallensäften, Bauchspeicheldrüse und Leber anzuregen – was wiederum mit der Ankurbelung von Stoffwechsel- und Verdauungsvorgängen einhergeht.

Andere Inhaltsstoffe dieses besonderen Elixiers wirken zudem antibakteriell und antiseptisch, durchblutungsfördernd, kühlend und wärmend. Sie sind außerdem reich an Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen, ätherischen Ölen, Enzymen, Gerbstoffen und Harzen, oder wirken schleimlösend, entzündungshemmend, wundheilend, entkrampfend, abführend und schmerzlindernd – wie bspw. die Salicylsäure im Bibergeil, die in der Lage ist Schmerzen zu lindern.

Wie werden Schwedenbitter angewendet?

Innerlich wird Schwedenbitter insbesondere bei Verdauungsproblemen wie Blähungen, Verstopfungen, Durchfall oder Völlegefühlt verdünnt eingenommen. Erkältungen und einhergehende Symptome werden behandelt, indem Schwedenbitter per Gesichtsdampfbad inhaliert werden. Das Gurgeln mit verdünntem Schwedenbitter kann bei Zahnfleischproblemen und grippalen Infekten unterstützend helfen, um den Mund- und Rachenraum von Bakterien und Viren zu „bereinigen“. Außerdem kann die Wundheilung verbessert werden.

Schwedenkräuter - Zum selbst ansetzen
Kleiner Schwedenbitter gegen zahlreiche Alltagsbeschwerden (Foto: TwilightArtPictures / fotolia.com)

Äußere Anwendung: Bei Verstauchungen, Zerrungen, Prellungen, Hexenschuss, Hämorrhoiden und kleineren Verbrennungen wird ein mit Schwedenbitter getränktes Tuch auf die schmerzende Stelle gelegt oder betupft, die vorher mit einer fetthaltigen Salbe eingecremt wurde. Oft empfohlen wird eine Ringelblumensalbe. Gleiches gilt für die partielle Behandlungen von Pickeln, Herpes und Insektenstichen.

Welches Kraut wirkt wofür?

Ein größeres Anwendungsspektrum verspricht der große Schwedenbitter, da hier weitere wirkungsvolle Kräuter Verwendung finden und zusätzlich Tonerde enthalten ist, die sich vor allem ausgleichend aus das Säure-Basen-Verhältnis im Magen-Darm-Trakt auswirkt; dies ist vor allem von Bedeutung bei Sodbrennen.

Angelika, Eberwurzel, Enzian, Kalmus, Manna, Muskat, Myrrhe, Rhabarberwurzel, Safran, Sennes, Tormentill, Zittwerwurzel und Wermut sind diejenigen Kräuter des Schwedenbitters, die für den Magen und Darm arbeiten und von altersher bei entsprechenden Beschwerden genutzt werden. In puncto Hautprobleme, Ekzeme und kleineren Wunden arbeiten Aloe vera, Eberwurzel, Manna, Muskat und Theriak. Krämpfe und Schmerzen wie zum Beispiel während der monatliche Regelblutung werden erleichtert durch Angelika und Bibergeil, letzter ist auch probat gegen Kopfschmerzen. Um Husten, Schnupfen, Fieber und weitere Erkältungssymptome zu behandeln, wurden dem Schwedenbitter Eberwurzel, Enzian, Kampfer, Myrrhe, Sennes, Theriak und Tormentill zugesetzt.

Der Einsatz von Kampfer wird in einigen Quellen als kritisch bezeichnet, da es im Verdacht steht Krebs zu erregen. Leider schreibt hier meist die eine von der anderen Quelle ohne vorherige Überprüfung ab. Der als krebserregend eingestufte Stoff ist Safrol, der im gelben und braunen Kampfer zu finden ist. Im Schwedenbitter wird nur der weiße Kampfer verarbeitet, der frei von Safrol ist.

Tormentill (besser bekannt als Blutwurz) ist zudem das Kraut, das bei Hämorrhoiden Hilfe verspricht, genau wie Enzian als fiebersenkend gilt. Wirksam sind hier vor allem die enthaltenden Gerbstoffe sowie der enthaltende Farbstoff Tormentol.

Blutwurz und Schwedenbitter
Blutwurz ist einer der Hauptzutaten des Schwedenbitters

Kampfer und Wermut kommen bei muskulären Problemen zum Einsatz, dürfen aber wegen der durchblutungsfördernden Wirkung nicht in der Schwangerschaft verwendet werden, da die Gefahr von Frühwehen besteht.

Vorsicht bei der Eigenbehandlung

Auch wenn Schwedenkräuter bzw. Schwedenbitter vielversprechend in Hinsicht der Behandlung von Krankheiten sind, sollte dennoch der Weg zum Arzt oder Heilpraktiker nicht umgangen werden. Dies gilt vor allem bei schweren und unbehandelten Krankheiten oder wenn Beschwerden innerhalb eines kurzen Zeitraums nicht verschwinden bzw. sich bessern.

Verwendete Quellen und weiterführende Literatur

  1. Burkl, R. (2014): Schwedenkräuter - Essay. In: Swiss Journal of Integrative Medicine, Vol. 26, S. 108-117, doi: 10.1159/000360496
  2. Bühring, U. (2014): Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde, 4. überarbeitete Auflage

       

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?

Sie wollen uns etwas mitteilen? Dann freuen wir uns auf Ihren Kommentar.

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachten Sie, dass alle Kommentare vor der Veröffentlichung geprüft werden.

Produktempfehlung

Kleiner Schwedenbitter
von Ihrlich

Kräutermischung zum Ansetzen eines kleinen Schwedenbitters. Die Mischung besteht aus insgesamt 11 Kräutern, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig steigern.



Mehr Details

angeboten bei Amazon