Heilkräuter für Knochen und Gelenke

Ein gesunder Bewegungsapparat ist wichtig für eine gute Lebensqualität. Eine ungesunde Lebensweise, Leistungssport aber auch viele Berufe können unseren Knochen und Gelenken schwer zu schaffen machen. Krankheiten und Beschwerden wie Osteoporose, Gelenkschmerzen, aber auch Verstauchungen und Prellungen können die Folge sein. Neben ausreichender Schonung und Aufbausport können viele Heilkräuter bei der schonenden Behandlung helfen. Wir stellen die wichtigsten Heilpflanzen vor und gehen zunächst auf eine kleine Reise zu unserem Bewegungsapparat.

Salbe bei Beschwerden der Gelenke und Knochen
Salben aus Heilkräutern können viele Schmerzen und Entzündungen im Gelenk- und Knochenbereich lindern (svehlik / fotolia.com)

Knochen und Gelenke – Eine kleine Zusammenfassung

Zusammensetzung und Aufbau unserer Knochen

Unser Körper besteht aus bis zu 212 Knochen, 143 Gelenken sowie zahlreichen Bändern und Sehnen. Alle Knochen und Gelenke bilden in ihrer Einheit das menschliche Skelett in all seinen Facetten. Jeder einzelne Knochen besitzt an seiner Oberfläche eine kollagen- und faserhaltige Schicht, die als Knochenhaut bezeichnet wird. Diese Haut besitzt zahlreiche Nerven und Blutgefäße, die den Knochen mit wichtigen Stoffen versorgen und für die Reparatur sowie für das Wachstum der Knochen verantwortlich ist. Übrigens besitzt auch der Knochen selbst Nerven und Blutgefäße. In den Nervenbahnen bewegen sich u.a. zahlreiche Botenstoffe. Sie sind es auch, die bei Verletzungen oder speziellen Krankheiten Schmerzen signalisieren.

Im Inneren des Knochens befindet sich eine weiche Masse, die die enthaltenden Hohlräume ausfüllt. Die als Knochenmark bekannte Substanz ist vor allem für die Blutbildung verantwortlich. Unterschieden wird in rotes und gelbes Knochenmark. Das rote Knochenmark bildet zahlreiche Stammzellen (unreife Blutzellen), die später zu Blutplättchen oder weißen und roten Blutkörperchen heranreifen. Säuglinge und junge Menschen besitzen zunächst viel rotes Knochenmark, welches im Zuge der menschlichen Entwicklung zum fettreichen gelben Knochenmark umgewandelt wird.

Neben unseren Knochen spielen die Gelenke eine zentrale Rolle für unseren Bewegungsapparat.

Unsere Knochen und Gelenke werden vor allem aus Calcium aufgebaut. Neben Calcium gibt es noch viele Mikronährstoffe wie Magnesium, Kalium und Zink, die wichtig für einen gesunden Knochenaufbau sind. Außerdem sind die Vitamine B12, C und K, die u.a. beim Aufbau bzw. bei der Versorgung von Knochenkollagenen (Knochenhaut) beteiligt sind, wichtige Stoffe, die unabdingbar für eine gute Knochengesundheit sind.

Ursachen für Knochen- und Gelenkkrankheiten

Knochen- und Gelenkbeschwerden können viele Ursachen haben. Häufig Ursachen sind u.a.:

  • Verletzungen durch Bewegung (z.B. Sportverletzungen)
  • Unfälle
  • Vitaminmangel
  • ungenügende Zufuhr von Mikronährstoffen
  • erhöhte Abnutzung von Gelenken
  • Skelettanomalien
  • falsche Angewohnheiten oder Fehlbelastungen (z.B. ungünstige Schlafpositionen, schlechte Schuhe, Übergewicht)
  • Alterung
  • akute und chronische Entzündungen der Knochen oder Gelenke
  • Autoimmunerkrankungen

Viele Verletzungen wie Knochenbrüche oder Stauchungen werden durch Unfälle oder Sportverletzungen verursacht. Ein frischer Bruch wird bei ärztlicher Versorgung mit einer Schiene versorgt, so dass die Knochenteile nach einer längeren Zeit wieder vollständig zusammenwachsen können. Hier können Schonung, eine gesunde Ernährung sowie auch bestimmte Heilkräuter den Heilungsprozess deutlich beschleunigen.

Ein Mangel an Vitaminen oder eine ungenügende Aufnahme an knochenrelevanten Aufbaustoffen wie Calcium, Magnesium oder Kieselsäure, kann u.a. zu Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Osteoporose führen. Beispielsweise kann ein Mangel von Vitamin C zu massiven Störungen im Knochenstoffwechsel führen, da Vitamin C u.a. an der Umwandlung von Vitamin D in Calcitrol, eine knochenaktive Form von Vitamin D, beteiligt ist.

Verlauf bei Osteoporose
Bei Osteoporose verschwindet die Knochensubstanz nach und nach (crevis / fotolia.com)

Überlastung der Gelenke durch Übergewicht, die zunehmende Alterung oder die Abnutzung durch z.B. schwere körperliche Arbeit sind häufige Gründe für Krankheiten wie Arthrose oder Osteoporose. Bei der Arthrose führt der Verschleiß der Gelenke zu Schmerzen, Gelenkgeräuschen (Knacken, Schürfen) oder Gelenkergüssen. Die Osteoporose hingegen ist eine typische Alterserkrankung, die durch einen Abbau der Knochensubstanz charakterisiert ist. Bei vielen dieser Erkrankungen können Heilpflanzen (z. B. Beinwell), aber auch eine bewusste Ernährung, durchaus einen Beitrag leisten, die Schmerzen und die Verschleiß- bzw. Abbaureaktionen zu verringern.

Relativ selten werden Beschwerden des Bewegungsapparates auch durch akute oder chronische Entzündungen der Knochen oder Gelenke verursacht. Beispiele hierfür sind die Knochenmarksentzündung (Osteomyelitis) oder die Knochenentzündung (Osteitis). Bei diesen Krankheiten spielen vor allem Bakterien wie Staphylokokken, seltener auch Viren eine große Rolle. Diese gelangen in die Blutbahn des Knochens oder ins Knochenmark und lösen schließlich Schmerzen und Schwellungen aus.

In einigen Fällen können auch Autoimmunerkrankungen wie die Rheumatoide Arthritis oder Morbus Bechterew für viele Knochen- und Gelenkbeschwerden verantwortlich sein. Bei solchen Autoimmunkrankheiten werden körpereigene Antigene von den Immunzellen des Körpers als fremd erkannt, wodurch eine Abwehrreaktion ausgelöst wird. Solche Reaktionen resultieren in Entzündungen und im späteren Verlauf zur Schädigung der betroffenen Areale. Die Naturheilkunde kann solche Erkrankungen zwar nicht heilen, aber in vielen Fällen zumindest etwas lindern. Hier kommen vor allem Kräuter und Heilpflanzen zum Einsatz, die die Entzündungsprozesse im Körper verlangsamen.

Wichtige Heilkräuter zur Behandlung von Knochen- und Gelenkbeschwerden

Einige Heilkräuter werden seit vielen Jahren in der Pflanzenheilkunde gegen Schmerzen oder Entzündungen eingesetzt. Gleichwohl viele Heilpflanzen nicht dabei helfen können Krankheiten vollständig zu heilen, können sie doch einen entscheidenden Beitrag bei der Linderung vieler Knochen- und Gelenkbeschwerden leisten.

Die folgenden Pflanzen gelten als die wichtigsten Heilkräuter bei der Behandlung von Knochen- und Gelenkkrankheiten.

HeilkrautVerwendung
AckerschachtelhalmKnochenaufbau, Knochenbrüche, Gelenkentzündungen
ArnikaArthritis, Karpaltunnelsyndrom, Rheuma, Prellungen
BeinwellGelenkschmerzen, Arthrose, Rheuma, Kniegelenksarthrose
BrennnesselArthritis i.A., Arthrose, Rheuma
GierschGicht
KorianderSchwellungen der Gelenke, Gelenkschmerzen, Rheuma
RingelblumeGelenkschmerzen
RosmarinRheuma
SanikelKnochenbrüche (Volksheilkunde)
Teufelskralle, afr.chronische Rückenschmerzen, Fibromyalgie, Gicht, Arthrose, Beschwerden der Bandscheiben, Rheuma
WeinrauteArthritis, Schleimbeutelentzündungen, akute Rückenschmerzen, Schmerzen der Finger- und Handgelenke

Ackerschachtelkraut (Zinnkraut)

Der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) ist einer der wenigen Heilkräuter aus der Familie der Farne, der bereits seit vielen Millionen Jahren die Erde besiedelt. Die Pflanze enthält zahlreiche Flavonoide, Saponine und vor allem Kieselsäure, die eine Nutzung als Heilpflanze begründen. Die Inhaltsstoffe haben auf unseren Organismus vor allem antioxidative, schmerzlindernde, blutstillende und antiseptische Eigenschaften.

Ackerschachtelhalm bei Knochenbeschwerden
Ackerschachtelhalm enthält viel Kieselsäure und kann bei der Heilung von Knochenschäden helfen

Dass die auch als Zinnkraut bekannte Pflanze bei vielen Knochen- und Gelenkbeschwerden helfen kann, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Beispielsweise helfen Extrakte aus Ackerschachtelhalm bei der Bildung von Osteoblasten, die wiederum bei der Heilung von Knochenschäden helfen können [2]. Ebenfalls gut bekannt ist die Eigenschaft, dass die enthaltenden Kieselsäuren das Wachstum bzw. die Stabilität der Skelettstrukturen positiv beeinflussen können. Dieser Umstand lässt sich beispielsweise bei der Behandlung von Knochenbrüchen nutzen. Es ist nachgewiesen, dass Knochenbrüche schneller verheilen, wenn Extrakte aus Ackerschachtelhalm eingenommen wurden [3].

Afrikanische Teufelskralle

Die afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) ist der westlichen Naturheilkunde erst seit 1904 bekannt. In der afrikanischen Volkheilkunde wird die Wüstenpflanze mit ihren charakteristischen Wurzeln als Fieber- und Schmerzmittel verwendet. Die Wurzeln der Teufelskralle enthalten medizinisch hoch interessante Bitterstoffe, Flavonoide und Iridoidglykoside, die entzündungshemmende, abschwellende und schmerzlindernde Eigenschaften aufweisen. Vor allem der Stoff Harpagosid spielt hier eine zentrale Rolle.

Teufelskralle gilt heute als sehr gutes pflanzliches Medikament bei Beschwerden wie Arthrose, allgemeinen Gelenkschmerzen oder Rückenschmerzen. Extrakte der Pflanze können bestimmte Stoffwechselvorgänge bremsen, die u.a. für den Abbau von Gelenken und Knochen sind [4]. Um eine bestmögliche Linderung zu verschaffen, sollten Teufelskralle nicht als Tee sondern in Form von Kapseln, Salben, Mazerat (Kaltwasserauszug) oder Tabletten eingenommen werden. Dies liegt vor allem daran, dass die entsprechenden Inhaltsstoffe beim Erhitzen großflächig zerstört werden.

Arnika

Die Arnika (Arnica montana) mit ihren orange-gelben Blüten wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts so häufig wild gesammelt, bis die Bestände wenige Jahre später bedroht waren. Sie ist bis heute geschützt. Der Grund für das häufige Ernten der Pflanze liegt schlicht daran, dass die Arnika als hochwirksam gegen Wunden, Gebrechen und Entzündungen gilt, dass sie auch heute aus der Pflanzenheilkunde nicht mehr wegzudenken ist. Die Blütenköpfe des Korbblütlers enthalten viele ätherische Öle, Bitterstoffe und Cumarinverbindungen, die entzündungshemmende, abschwellende, durchblutungsfördernde und schmerzlindernde Eigenschaften aufweisen.

Arnikasalben und Umschläge werden heute bei vielen Sportverletzungen, rheumatischen Gelenkbeschwerden, Prellungen oder Schleimbeutelentzündungen am Gelenkapparat verwendet. Richtig verwendet, kann die Anwendung von Arnika schnell Schmerzen lindern und Schwellungen abklingen lassen. Arnika ist heute vor allem bei der rheumatoiden Arthritis eine möglicherweise gute Alternative zu Schmerzmitteln wie Ibuprofen. Ein Zusammenspiel der in den Blüten enthaltenden Phenolverbinungen und Flavonoide gilt heute als hauptursächlich für den therapeutischen Effekt bei Knochen- und Gelenkbeschwerden [5].

Beinwell

Der Name des Beinwells (Symphytum officinale) lässt die Verwendung dieses altbekannten Heilkrauts bereits erahnen. Im Mittelalter wurde die zu den Borretschgewächsen zählende Heilpflanze zur Heilung von Knochenbrüchen oder bei allgemeinen Knochenbeschwerden verwendet. Auch in der heutigen Naturheilkunde wird Beinwell zur Behandlung oder zumindest Linderung von zahlreichen Beschwerden des Bewegungsapparates genutzt. Einige der im Beinwell enthaltenden Inhaltsstoffe, allem voran Allantoin, Cholin sowie einige Flavonoide entwickeln schmerzlindernde, abschwellende und entzündungshemmende Eigenschaften.

Beinwell - Heilkraut für Knochen und Gelenke
Die Inhaltsstoffe des Beinwells helfen u.a. bei Kniegelenksbeschwerden und Verstauchungen(svehlik / fotolia.com)

Beinwell kann bei leichteren bis mittleren Beschwerden des Bewegungsapparates verwendet werden. Vor allem bei folgenden Beschwerden kann Beinwell gute Dienste leisten:

  • akuten Rückenschmerzen
  • Hexenschuss
  • Kniegelenksbeschwerden
  • Verstauchungen
  • Prellungen
  • Knochenbrüche (unterstützend)

Die üblichen Darreichungsformen sind Beinwellsalben, -kompressen bzw. Beinwellumschläge. Es gilt heute auch wissenschaftlich als erwiesen, dass die kontinuierliche Anwendung von Beinwellpräparaten bei länger andauernden Gelenkbeschwerden die Lebensqualität merklich steigern kann. Gesichert ist beispielsweise, dass die Kniemobilität bei einer Kniegelenksarthrose deutlich verbessert werden kann [5, 6].

Brennessel

Die Brennessel (Urtica diocia) ist wohl eines der bekanntesten und auch unbeliebtesten Wildkräuter. Dabei spielen die Blätter der Brennessel in der Naturheilkunde eine große Rolle in der Behandlung entzündlicher Knochen- und Gelenkserkrankungen.

Brennnesselblätter enthalten u.a. Phenolsäuren wie die Kaffeoyläpfelsäure, die vor allem entzündungshemmende Wirkungen zeigt. Diese sind imstande die Bildung so genannter Leukotriene zu unterdrücken, die für die Ausbildung von Entzündungsreaktionen im Körper verantwortlich sind. Einige Studien [7] kamen zum Schluss, dass durch Brennesselextrakte der Bedarf an Diclofenac deutlich reduziert werden kann. So konnte bei der Behandlung einer chronischen Gelenkerkrankungen die Menge von 200 mg Diclofenac auf 50 mg pro Tag reduziert werden, insofern Brennesselextrakte verwendet werden, die mindestens 20 mg Kaffeoyläpfelsäure pro 50 Gramm Extrakt enthalten.

In der Naturheilkunde werden Brennesselauszüge u.a. für die folgenden Knochen- und Gelenkserkrankungen verwendet:

  • Arthritis
  • Arthrose (u.a. Kniegelenksarthrose)
  • Erkrankungen der Oberschenkelknochen
  • Osteoarthritis
  • Rheuma

Zur Behandlung chronischer wie akuter Gelenkerkrankungen werden in der Naturheilkunde u.a. Umschläge und Brennesselextrakte in Form von Kapseln eingenommen. Inwiefern das Trinken eines Brennesseltees tatsächlich hilft, kann nicht abschließend beurteilt werden, da hierzu kaum relevante Studien vorliegen.

Weiterführende Literatur

  1. Uwe Gröber (2012): Knochenrelevante Mikronährstoffe. In: Ars Medici, Vol. 21, S. 1192 – 1195.
  2. Pereira, C. B. et al. (2012): Equisetum arvense hydromethanolic extracts in bone tissue regeneration: in vitro osteoblastic modulation and antibacterial activity. In: Cell Proliferation, Vol. 45, S. 386 – 396. doi: 10.1111/j.1365-2184.2012.00826.x
  3. Labun, P. Et al. (2013): Calculating the Silicon in Horsetail (Equisetum arvense L.) during the Vegetation Season. In: Food and Nutrition Sciences, Vol. 4, S. 510-514.
  4. Sanders, M. und Grundmann, O. (2011): The Use of Glucosamine, Devil’s Claw (Harpagophytum procumbens), and Acupuncture as Complementary and Alternative Treatments for Osteoarthritis. In: Alternative Medicine Review, Vol. 16, Nr. 3, S. 228-238.
  5. Dragos, D. et al. (2017): Phytomedicine in Joint Disorders. In: Nutrients, Vol. 9, doi: 10.3390/nu9010070
  6. Tsintzas, D. und Vithoulkas, G. (2016): Fracture treatment with the aid of homeopathic remedy Symphythum officinale. A report of four cases. In: Clinical Case Reports and Reviews, Vol. 2, S. 422-424, doi: 10.15761/CCRR.1000234
  7. Europäische Arzneimittelagentur (2010): Assessment report on Urtica dioica L., Urtica urens L. folium. EMA/HMPC/508013/2007.

       

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