Taigawurzel

Eleutherococcus senticosus

Foto der TaigawurzelDie Taigawurzel ist in unseren Breiten noch ein Exot. Für die Naturheilkunde ist die Pflanze, die auch als sibirischer Ginseng bezeichnet wird, jedoch durchaus interessant. Einige Inhaltsstoffe von Eleutherococcus senticosus können vor allem bei Stress, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen gute Dienste leisten. In der russischen und chinesischen Volksmedizin gilt die Taigawurzel seit vielen Jahrhunderten als traditionelle Arzneipflanze.

Steckbrief von Taigawurzel
Botanischer NameEleutherococcus senticosus
PflanzenfamilieAraliengewächse
Weitere NamenSibirischer Ginseng, Teufelsbusch, Eleuthero
Aussaatzeit / PflanzzeitVorkultur (Frühjahr)
BlütezeitJuli - August
Erntezeitab dem dritten Jahr
Standortsonnige bis halbschattige Standorte mit humosen und sandigen Böden
Verwendung als HeilkrautMüdigkeit, Stress, Erschöpfung, Nervenschäden, Leberbeschwerden, Bronchitis, Immunstärkung
Verwendung als Gewürzkrautnicht bekannt

Pflanzenmerkmale und Systematik der Taigawurzel

Herkunft und Vorkommen der Taigawurzel

Die borstige Taigawurzel, die hier in erster Linie vorgestellt wird, stammt ursprünglich aus Sibirien und ist heute in weiten Teilen des östlichen Russlands, Korea, Japan sowie in Ostchina beheimatet.

Die Pflanze wächst dort vor allem in nadelwaldreichen Bergregionen, seltener in Meeresnähe. Aufgrund ihrer relativ geringen Standortansprüche, kann sie dort nahezu überall wachsen.

Systematik von Eleutherococcus senticosus

Die borstige Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus) ist eine Art, die zur Familie der Araliengewächse gehört. Bekannte weiterer Vertreter dieser Pflanzenfamilie sind u.a. der Efeu oder die Fiederaralie. Zur Gattung Eleutherococcus zählen heute etwa 40 Arten, die nahezu ausschließlich im östlichen Asien beheimatet sind.

Synonyme Namen der borstigen Taigawurzel sind sibirischer Ginseng oder Teufelsbusch.

Merkmale der Taigawurzel

Im botanischen Sinne ist die borstige Taigawurzel ein Strauch, der in der Regel Wuchshöhen zwischen 1,50 und 7 Metern erreichen kann. Die Pflanze zählt zu den sommergrünen Gewächsen. Im Boden bildet Eleutherococcus senticosus ein weit verzweigtes Wurzelsystem mit vielen feinen, weißlichen bis grauen Wurzelhaaren.

Die Blätter der borstigen Taigawurzel haben eine runde bis ovale Form, eine glänzende Oberfläche und eine hell- bis minzgrüne Farbe. In der Regel sind grundsätzlich fünfzählig und weißen einen dichten Dornenflaum auf. Die Blattnerven bewegen sich halbkreisartig in Richtung Blattspitze. Insgesamt finden sich nur wenige Zweige pro Strauch. Die olivgrünen bis bräunlichen Zweige und Stämmchen besitzen zahlreiche kleinere Stacheln.

Die Blütezeit der Taigawurzel ist in der Regel zwischen Mitte Juli und Ende August zu erwarten. In doldigen Blütenständen bildet der Strauch meist gelbliche, selten weiße Blüten aus. Die Blüten sind zwittrig.

Blüte der Taigawurzel (sibirischer Ginseng)
die strahligen Blüten des sibirischen Ginseng (Eleutherococcus senticosus)

Aus den weiblichen Blüten entwickeln sich meist zu Beginn des Herbstes Beerenfrüchte aus. Die Beeren sind zunächst grün und verfärben sich später schwarz. Jede einzelne Beere besitzt jeweils an der Fruchtspitze kleine Zipfelchen. In jeder Beere sind mehrere halbmondförmige gelbliche bis bräunliche Samen enthalten, die meist zwischen 4 und 7 mm lang sind.

schwarze Beerenfrüchte der Taigawurzel
die schwarzen Beeren zur Fruchtreife (Eleutherococcus senticosus)

Taigawurzel - Anbau und Pflege

Unter Gärtnern wird die Taigawurzel eher selten angebaut. Der Grund ist einerseits, dass es verhältnismäßig schwierig ist an Saatgut zu kommen. Andererseits ist die Anzucht bzw. Kultivierung nicht einfach.

Standort: Die borstige Taigawurzel verträgt sowohl sonnige als auch halbschattige Standorte. Sie ist sehr anpassungstolerant gegenüber vielen Standorten. Die Pflanze wächst in ihrem ursprünglichen Ausbreitungsgebiet sowohl in sandigen als auch humosen Böden.

Aussaat: Wer die auch als Sibirischer Ginseng bezeichnete Pflanze aussäen möchte, sollte etwas Erfahrung mitbringen und Geduld haben. Ein einfaches Ausstreuen der Saatgut wird nur in den wenigsten Fällen zum Erfolg führen. Bevor die Samen in ein Substrat eingearbeitet werden, sollten diese für 24 Stunden im Wasser eingelegt werden. Anschließend müssen diese in einer Sandschicht eingearbeitet werden und dort für etwa 12 bis 16 Monate verweilen. Diesen Prozess bezeichnet man als Stratifikation. Die Saattiefe sollte maximal 1 cm betragen (Lichtkeimer). Das Substrat sollte stets feucht und kühl bis kalt gehalten werden. Die borstige Taigawurzel ist ein Kaltkeimer. Es empfiehlt sich mehrere Reservesaaten anzulegen, da meist lediglich etwa 30 Prozent der Samen beginnen zu keimen.

Düngen: Die Taigawurzel ist ein Schwach- bis Mittelzehrer und relativ genügsam in punkto Nährstoffbedarf. Es empfiehlt sich, der Pflanze ein bis zweimal jährlich einen stickstoffbetonten Dünger zu verabreichen.

Gießen: Junge Pflanzen benötigen in der Regel etwas mehr Wasser als ältere, da diese noch nicht genügend Speicherreserven anlegen können. Es empfiehlt sich vor allem in den Sommermonaten den Boden immer leicht feucht zu halten. An sehr heißen Tagen kann es erforderlich sein, öfter zu gießen. Ausgewachsene Taigawurzeln hingegen tolerieren auch mal kurze Durststrecken.

Krankheiten/Schädlinge: Es ist nur sehr wenig bekannt darüber, welche Schädlinge oder Krankheiten der Taigawurzel zusetzen kann. Grundsätzlich gilt die Pflanze als sehr robust.

Überwinterung: Die borstige Taigawurzel ist an kalte Regionen angepasst und benötigt daher keinen Überwinterungsschutz. Die Pflanze hat eine sehr hohe Frosttoleranz und kann auch bei harten Wintern problemlos an Ort und Stelle verbleiben.

Ernte: Sollen Wurzelbestandteile für naturheilkundliche Anwendungen gewonnen werden, so kann der Wurzelapparat erst ab dem dritten Jahr beerntet werden. Vorher sind die Inhaltsstoffe als auch die Wurzelmasse noch nicht ausreichend entwickelt.

Verwendung der Taigawurzel

Taigawurzel in der Küche

Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Taigawurzel in der Küche Verwendung findet.

Taigawurzel als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Auch wenn die als sibirischer Ginseng bekannte Heilpflanze vielen noch eher unbekannt ist, hat sie in der chinesischen und russischen Volksmedizin eine lange Geschichte. Im Nordosten Chinas wurden und werden die Wurzeln der Pflanze u.a. bei Bronchitis, Herzbeschwerden und Rheuma eingesetzt. In Russland wird die Taigawurzel traditionell zur Stärkung des Immunsystems sowie zur Förderung der Lebensqualität eingesetzt.

In Europa war die Taigawurzel im Mittelalter und der frühen Neuzeit scheinbar unbekannt. In älteren bekannten Kräuterbüchern zu jener Zeit, gibt es keine Hinweise auf eine Verwendung oder überhaupt Kenntnis der Pflanze.

Die Taigawurzel enthält zahlreiche Inhaltsstoffe, die vor allem die Widerstandsfähigkeit unseres Organismus stärken und Stresssymptome mindern können. Die Wurzeln enthalten vor allem Saponine, Cumarine, Phenylcarbonsäuren, Xanthone und Phenylpropanverbindungen. Einige dieser Verbindungen werden speziell bei der Taigawurzel als Eleutheroside bezeichnet. Diese Gruppe ist unspezifisch und setzt sich aus verschiedenen anderen Stoffgruppen (u.a. Sitosterole, Lignane, Isoflaxin) zusammen. Besondere Bedeutung haben die Eleutheroside A (beta-Sitosterol) und Eleutherosid B (auch als Syringin bekannt) [2]. Die medizinische Wirksamkeit des sibirischen Ginseng gilt als gut untersucht, auch wenn heute noch nicht mit Sicherheit bekannt ist, welches Wirkstoffspektrum der Auslöser ist. Eleuterosid E (ein Lignan) ist wohl in der Lage, dem Körper zu signalisieren, dass mehr Energiereserven zur Verfügung stehen. Eleutherosid B hat u.a. angstlösende und adaptogene (stressmindernde) Eigenschaften.

Diese Inhaltsstoffe der Taigawurzel wirken hauptsächlich adaptogen (Anpassung an Stress), tonisierend (kräftigend) und immunmodulierend. Die kräftigende und das immunmodulierende Wirkung wird vor allem durch den Stoff Eleutherosid B hervorgerufen, die vor allem die Bildung bzw. Aktivierung von weißen Blutkörperchen (sog. T-Lymphozyten) verstärken. Dieser Umstand wird gelegentlich auch in der Krebstherapie genutzt, um das Immunsystem, das während einer Chemotherapie stark in Mitleidenschaft gerät, wieder zu kräftigen.

In der Naturheilkunde wird die Taigawurzel heute vor allem bei folgenden Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt:

  • chronische und akute Müdigkeit
  • Erschöpfung (u.a. auch chronisches Erschöpfungssyndrom)
  • Konzentrationsstörungen
  • Nervenschwäche mit Kopfschmerzen (Neurasthenie)
  • Strahlenschäden (vermutlich)
  • Leberstörungen
  • Bronchitis
  • Erkrankungen der Lunge mit Atemwegsstörungen
  • grippale Infekte
  • Nasennebenhöhlenentzündung
  • Entzündungen der Ohren
  • Diabetes

In den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion wurden Taigawurzelextrakte u.a. zur allgemeinen Leistungssteigerung sowie zur Abschwächung toxischer Substanzen und Umweltstress verwendet. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Eleutherococcus beispielsweise Stressreaktionen, die durch sehr hohe oder tiefe Temperaturen ausgelöst werden, deutlich mindern kann. Auch der toxische Einfluss bestimmter Stoffe wie Alkohol kann durch die Taigawurzel reduziert werden. Nach der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl wurden Taigawurzelextrakte an die Bevölkerung ausgegeben, um den schädlichen Einfluss der radioaktiven Strahlung zu vermindern. [1]

Die üblichen Darreichungsformen sind die Zubereitung eines Tees, einer Taigawurzeltinktur oder die Einnahme von Kapseln. Für einen Taigawurzeltee (250 ml) werden etwa zwei bis drei Teelöffel der getrockneten und zerkleinerten Wurzel benötigt. Es ist empfehlenswert die Wurzeln zunächst mit heißem Wasser zu übergießen und den Tee dann so lange stehen zu lassen, bis er lau warm ist. So wird gewährleistet, dass die Inhaltsstoffe aus den Wurzelzellen bestmöglich herausextrahiert werden. Pro Tag sollten nicht mehr als zwei Tassen Tee getrunken werden. Die Anwendung sollte vier Wochen nicht überschreiten. Nach einer Anwendung sollte eine Pause von etwa zwei Wochen eingehalten werden, bevor erneut Taigawurzeltee getrunken werden kann.

zerkleinerte Taigawurzel für Tee
getrocknete und zerkleinerte Taigawurzel zur Teezubereitung (Eleutherococcus senticosus)

Nebenwirkungen: Menschen, die an hohen Blutdruck leiden, sollten die Einnahme von Taigawurzel zunächst mit einem Arzt oder Apotheker besprechen. Unter Umständen können bei dieser Risikogruppe Herzrhythmusstörungen oder andere Herzbeschwerden auftreten. Ebenfalls wurde bisher nicht ausgeschlossen, dass der Konsum der Taigawurzel Schäden bei Schwangeren oder Kleinkindern hervorrufen kann. Folglich sollte auf den Konsum während der Schwangerschaft verzichtet werden.

Taigawurzel kaufen - Was gibt es zu beachten?

Taigawurzelprodukte sind im Handel verhältnismäßig schwer zu erhalten. Vor allem, wer beabsichtigt, die Pflanze im Garten anzubauen, wird mitunter viel Zeit mit der Suche verbringen.

Frische Pflanzen sind in Deutschland nur sehr selten erhältlich. Da der Anbau der Pflanze sehr lange dauert und der sibirische Ginseng als Gartenpflanze kaum Beachtung findet, ist der Verkauf der Pflanzen für viele Pflanzenvermarkter nicht sonderlich wirtschaftlich. Daher kommen fast ausschließlich Samen in Betracht, die jedoch nur über den Onlinehandel bezogen werden können. Hier sollte strikt auf den botanischen Namen geachtet werden, da häufig auch andere Pflanzen der Gattung Eleutherococcus angeboten werden. Grundsätzlich sind die Samen meist recht teuer. Hier muss beachtet werden, dass ein Großteil der Samen (häufig über 60 Prozent) nicht aufgehen.

Für die naturheilkundliche Anwendung können sowohl Kapseln, Tinkturen als auch getrocknete Wurzeln gekauft werden. Diese sind in den meisten Fällen in Onlinemarktplätzen sowie gelegentlich in Apotheken erhältlich. Wurzelprodukte können zerkleinert oder gemahlen erworben werden. Das Preisniveau ist verhältnismäßig teuer und liegt zwischen 6 und 10 EUR pro 100 Gramm.

Literaturhinweise

  • [1] Zaluski, D. et al. (2014): Cytotoxic activity of ethanolic extracts of Eleutherococcus species cultivated in Poland on HL 60 leukemia cell line. In: Current Issues in Pharmacy and Medical Sciences, Vol. 27, Nr. 1, S. 41-45.
  • [2] Committee on Herbal Medicinal Products (2014): Assessment Report on Eleutherococcus senticosus (Rupr. et Maxim.) Maxim., radix. EMA/HMPC/680615/2013
  • [3] Kimura, Y. und Samiyoshi, K. (2004): Effects of various Eleutherococcus senticosus cortex on swimming time, natural killer activity and corticosterone level in forced swimming stressed mice. In Journal of Ethnopharmacology, Vol. 95, S. 447-453

       

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