Ätherische Öle

Eigenschaften, Wirkung und Vorkommen ätherischer Öle

Ätherische Öle sind Stoffe, die meistens für charakteristischen Gerüche bzw. Düfte der Pflanzen verantwortlich sind. Auch die Geschmacks- und Aromastoffe einiger Gewürze gehen auf ätherische Ölverbindungen zurück. Sie spielen wirtschaftlich eine große Rolle und werden vor allem in der Parfümindustrie sowie in der Medizin verwendet.

Einteilung und chemische Eigenschaften ätherischer Öle

Chemisch gesehen sind ätherische Öle Stoffgemische mehrerer chemischer Verbindungen. Das ätherische Öl des Oreganos setzt sich also aus mehreren Einzelstoffen zusammen und bilden in ihrer Gesamtheit den typischen Geruch wie auch Geschmack der Pflanze. Wichtig ist, dass ätherische Öle keine eigene chemische Gruppe darstellt. Typische Eigenschaften die alle ätherischen Ölen teilen sind:

  • fettlöslich
  • in der Regel geringere Dichte als Wasser
  • leicht flüchtig

Beobachten lassen sich diese Eigenschaften gut, wenn man einen Tee aus ölhaltigen Kräutern wie Thymian oder Pfefferminze herstellt. Werden diese Kräuter mit kochend heißem Wasser übergossen, lässt sich nach einigen Minuten ein feiner Ölfilm feststellen. Die Dämpfe die daraus entstehen, zeigen einen charakteristischen Geruch, was die Flüchtigkeit der Öle gut repräsentiert.

Heute werden ätherische Öle in drei Hauptgruppen eingeordnet. Die Einordnung in eine Gruppe hängt davon ab, welches chemische Grundgerüst die jeweilige Ölverbindung hat. Unterschieden wird in folgende Gruppen:

  • Monoterpene
  • Sesquiterpene
  • Aromatische Verbindungen

Diese Hauptgruppen werden in weitere Untergruppen eingeteilt. Beispielsweise werden die Monoterpene und Sesquiterpene anhand der Beschaffenheit ihrer Kohlenstoffringe untergliedert. Ist exakt ein Kohlenstoffring vollständig ausgebildet, spricht man beispielsweise von monocylischen Mono- oder Sesquiterpenen. Hierzu gehört beispielsweise das Menthol der Minze. Ist der Kohlenstoffring nicht vollständig ausgebildet, spricht man von acyclischen Terpenen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Geraniol, das u.a. im Koriander vorkommt und ein wertvoller Duftstoff in der Parfümindustrie ist. Neben diesen gibt es noch die bicyclischen Monoterpene sowie die polycyclischen Sesquiterpene.

Biologische Funktion ätherischer Öle

Pflanzen bilden ätherische Öle als so genannte sekundäre Pflanzeninhaltstoffe. Im Rahmen des Sekundärstoffwechsels der Pflanze werden die einzelnen Verbindungen zunächst in bestimmten Zellorganellen gebildet und anschließend zumeist in spezialisierten Ölzellen oder Öldrüsen gespeichert.

Dabei üben die ätherischen Öle ganz bestimmte Funktionen aus, die für das Überleben der Pflanze sowie für Aus- und Verbreitung enorm wichtig sein können. Einige Verbindungen dienen als Duft- bzw. Lockstoffe, die bestimmte Insekten anlocken, so dass diese die Blüten bestäuben können. Andererseits helfen einige ätherische Ölverbindungen dabei, Fressfeinde und auch Krankheitserreger wie Pilze oder Viren in Schach zu halten.

Vorkommen von ätherischen Ölen

Viele Kräuter und Heilpflanzen enthalten ätherische Öle, die das Aroma bzw. den Geschmack entscheidend beeinflussen. Die meisten Kräuter, die einen charakteristischen Geruch oder Geschmack haben, enthalten ätherische Öle in höheren Anteilen. In der folgenden Tabelle geben wir einen Überblick über ölhaltige Kräuter- und Heilpflanzen.

KrautZusammensetzung des ätherischen Öls
AnisAnethol, Estragol, Methylchavikol, Hymachelen
BasilikumOcimen, Linalool, Estragol, Cineol, Methylchavikol
DuftveilchenJonon, Parmon, Undecanon, Isoborneol, Zingiberen
GundermannPinocamphon, Pinen, Limonen, Pulegon, α-Terpinol, Menthol
Kamille, EchteBisabolol, Chamazulen, Spathulenol
Oregano (Dost)Cymol, Carvacrol, Thymol, Linalool
ThymianThymol, Carvacrol, Cymol, Pinen, Limonen

Ätherische Öle und ihr medizinischer Nutzen

In der Naturheilkunde wie auch in der modernen Medizin kommen ätherische Öle für die Behandlung oder zumindest Linderung verschiedener Beschwerden und Krankheiten zum Einsatz. Welche Wirkungen ein ätherisches Öl auf unseren Organismus hat, hängt dabei stark von den Einzelverbindungen ab. Auch die Pharmakokinetik, d.h. wie die jeweiligen Stoffe vom Körper aufgenommen, verteilt und verstoffwechselt werden, ist von Stoff zu Stoff sehr unterschiedlich.

Viele ätherische Öle zeigen antibakterielle sowie pilz- und virenhemmende Eigenschaften. Hierzu zählen z.B. Thymol und Menthol. Darüber hinaus wirken viele Einzelverbindungen wie z.B. Pinen und Campher auswurffördernd, was ihren Einsatz bei grippalen Infekten und Bronchitis erklärt. Stoffe, wie z.B. Menthol, können außerdem einen kühlenden Effekt beim Menschen verursachen. Daher helfen einige ätherische Öle auch bei der Linderung äußerer Verbrennungen oder auch bei Juckreiz.

Übersicht über ätherische Öle bzw. deren Einzelstoffe und deren heilkundliches Wirkungsspektrum
VerbindungWirkung auf den Organismus
Anetholauswurffördernd, antibakteriell, schleimlösend, antiviral (teilweise)
BorneolHemmung von Acetylcholin, schmerzlindernd
Campherdurchblutungsfördernd, schleimlösend, wirkt auf das Nervensystem ein
Carvacrolschmerzlilndernd, antibakteriell, entzündungshemmend
Chamazulenentzündungshemmend, stoffwechselverändernd
Cineolentzündungshemmend, schleimlösend
Estragolpotentiell krebsauslösend
Geraniolpotientiell tumorhemmend, wirkt als schwaches Kontaktallergen
Limonenpotientiell tumorhemmend 1), antibakteriell
Linaloolentzündungshemmend
Mentholkühlend, juckreizlindernd, desinfizierend, krampflösend, verdauungsfördernd
Myrcenantioxidativ, entzündungshemmend, spasmolytisch
Pinenstoffwechselfördernd, entzündungshemmend, entspannend auf Muskeln der Bronchien
Thymoldesinfizierend, antibakteriell, antimykotisch

1) In Laborversuchen konnte auf der einen Seite eine tumorhemmende Wirkung beobachtet werden; andererseits wurde beobachtet, dass Limonen in hohen Dosen Nierenkarzinome auslösen können


Wichtig zu wissen ist, dass ätherische Öle in höheren Dosen fast immer reizend und damit gesundheitsschädlich sind. Innerlich dürfen sie daher immer nur in geringen Mengen, wie z.B. in Tees vorhanden sind, verwendet werden. Reine ätherische Öle dürfen daher niemals innerlich verwendet werden.


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